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Mörderische Friesenhochzeit

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
333 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am13.03.20141. Aufl. 2014
Theodor J. Reisdorf, der Meister des Friesenkrimis, wie immer nordisch, spannend, originell. Bei seiner Hochzeitsfeier im 'Seglerhaus' kommt der Unternehmer Franz Uhlendorf auf merkwürdige Weise ums Leben. Der herbeigerufene Arzt schließt Fremdeinwirkung aus. Aber dann lässt ein spektakulärer Einbruch in ein Norder Musikhaus den Todesfall in einem anderen Licht erscheinen...mehr

Produkt

KlappentextTheodor J. Reisdorf, der Meister des Friesenkrimis, wie immer nordisch, spannend, originell. Bei seiner Hochzeitsfeier im 'Seglerhaus' kommt der Unternehmer Franz Uhlendorf auf merkwürdige Weise ums Leben. Der herbeigerufene Arzt schließt Fremdeinwirkung aus. Aber dann lässt ein spektakulärer Einbruch in ein Norder Musikhaus den Todesfall in einem anderen Licht erscheinen...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838754468
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum13.03.2014
Auflage1. Aufl. 2014
Seiten333 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2189014
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Ein starker Nordwestwind trieb Schneeregen über den Deich. Es schien an diesem trüben Novembermorgen nicht hell werden zu wollen.

Franz Uhlendorf stand reglos am offenen Balkonfenster im Gästezimmer seines weitläufigen Hauses in Rüstersiel und hing seinen Gedanken nach. Seit dem Tod seiner geliebten Frau Senta mied er das gemeinsame Schlafzimmer mit dem großen Doppelbett. Doch auch im Gästezimmer fand er nachts kaum Ruhe. Zu frisch war noch die Trauer, zu groß der Verlust, und er fragte sich, ob er jemals ganz verstehen würde, dass Senta nicht mehr bei ihm war. Senta, die so tapfer und entschlossen gegen die schwere Krankheit gekämpft und die doch alle ärztliche Kunst nicht hatte retten können.

Sie hatte an ein Leben nach dem Tod geglaubt. Franz hatte ihr skeptisch zugehört, wenn sie abends bei einem Glas Wein zu diesem Thema gefunden und Trost bei ihrem Gott gesucht hatte. Meist war er ohnehin mit seinen Gedanken nicht ganz bei der Sache gewesen, weil ihn auch zu Hause die Probleme der Firma nicht losgelassen hatten.

Franz fuhr zusammen, als irgendwo im Haus eine Tür zuschlug, und schloss das Fenster. Mit müden Schritten ging er in sein Studier- und Arbeitszimmer hinüber, das ebenfalls im ersten Stock des Hauses lag. Er hatte noch nicht an seinem Schreibtisch Platz genommen, als es leise an der Tür klopfte und Trudi Patten mit einem Tablett das Zimmer betrat.

»Guten Morgen, Herr Uhlendorf«, sagte sie. »Ich bringe Ihnen das Frühstück.« Vorsichtig schob sie einige Akten zur Seite, breitete eine kleine Decke auf dem Schreibtisch aus, stellte ein Gedeck, Teekännchen, Sahnetopf und Kluntjebecher darauf und reichte dem sechzigjährigen Unternehmer Brotkorb und Aufschnittplatte an. »Greifen Sie nur tüchtig zu, Herr Uhlendorf. Es wird höchste Zeit, dass Sie wieder einmal ordentlich frühstücken.«

Für einen Moment erschien ein dankbares kleines Lächeln auf dem faltigen Gesicht des Unternehmers mit dem eisgrauen Bart und den blauen Augen. »Danke schön, Frau Patten. Danke für alles. Sie arbeiten nun schon so viele Jahre in diesem Haus - lassen Sie mich nachdenken, zwanzig Jahre sind es bestimmt -, und meine verstorbene Frau, Henning und ich, wir konnten uns immer auf Sie verlassen.« Während Franz Uhlendorf ein Kluntje in die Tasse legte, zur Teekanne griff und sich Tee einschenkte, wollte er nachdenklich wissen: »Sagen Sie, Frau Patten, glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?«

»Ich weiß es nicht genau«, antwortete sie ehrlich. »Ihre Frau war ein herzlicher, lebensoffener Mensch. Ich habe sie sehr gemocht. Oft, wenn ich hier oben aufräume oder in der Küche arbeite, habe ich das Gefühl, sie ist im Haus.«

»Tot ist tot«, murmelte Franz bitter, schnitt ein Brötchen auf und bestrich es langsam mit Butter.

»Nein, Herr Uhlendorf Irgendetwas gibt es da. Die Seele«, widersprach die achtundvierzigjährige Haushälterin, die mit einem Busfahrer der Wilhelmshavener Verkehrsbetriebe verheiratet war und schon einen erwachsenen Sohn hatte. Als Franz Uhlendorf wieder in nachdenkliches Schweigen verfiel, beschloss sie, das Thema zu wechseln: »Soll ich Ihnen zu Mittag noch einmal Sauerkraut mit Kasseler zubereiten? Das haben Sie doch immer so gern gegessen«, fügte sie hinzu und zupfte verlegen an ihrer Schürze, denn sie fühlte sich unbehaglich, wenn ihr Chef, den sie in all den Jahren stets als erfolgreichen Unternehmer und entschlossenen Familienvater kennen gelernt hatte, so niedergeschlagen war.

Franz hob nur müde die Schultern. »Wie Sie meinen, Frau Patten, wie Sie meinen. Es fällt mir immer noch schwer, allein am Mittagstisch zu sitzen.«

Doch dieses Argument wollte Trudi Patten nicht gelten lassen, auch wenn sie Franz Uhlendorf nur zu gut verstand. »Verzeihen Sie, aber Ihre Frau hat mich kurz vor ihrem Tod gebeten, dafür zu sorgen, dass Sie Ihre Mahlzeiten regelmäßig einnehmen. Und das werde ich auch tun. Sie haben ohnehin schon so viel abgenommen.«

»Keine Sorge, Frau Patten. Und bereiten Sie in Gottes Namen Sauerkraut zu. Ich werde schon etwas essen.« Seufzend fuhr sich Franz Uhlendorf durch sein dichtes Haar. »Es muss ja weitergehen, schließlich sind da noch der Betrieb und Henning. Der Junge hat mich gestern angerufen. Stellen Sie sich vor, er hat sein Diplom mit Auszeichnung gemacht. Jetzt will er noch seinen Doktor machen! Na ja, mir soll's recht sein. Er ist ein fleißiger Junge.«

Trudi Patten nickte. Sie kannte Henning Uhlendorf, der sehr unter dem Tod der Mutter gelitten hatte, schon von Kindesbeinen an. Er hatte an der Technischen Hochschule in Aachen Maschinenbau studiert, war nun also frischgebackener Diplom-Ingenieur und bewohnte in der Pontstraße eine Eigentumswohnung. »Ja, auf Henning können Sie stolz sein«, erwiderte sie voller Überzeugung, auch wenn sie nicht sicher war, ob der »Junge« die Erwartungen des Vaters erfüllen würde. Franz Uhlendorf hoffte, dass sein Sohn in absehbarer Zeit in die Firma einsteigen und ihn selbst entlasten würde. Doch Trude Patten befürchtete, dass Henning ganz andere Pläne hatte.
***

In der historischen Grenzstadt Aachen, die für ihr Heilbad, den Dom und die Technische Hochschule bekannt und die einst Regierungssitz Karls des Großen gewesen war, weihnachtete es. Mit Lichtgirlanden und Kugeln geschmückte Tannenbäume und lange Lichterketten erhellten die Einkaufsstraßen, die Schaufenster waren weihnachtlich dekoriert, und der traditionsreiche Weihnachtsmarkt lockte Touristen von nah und fern, nicht zuletzt aus Belgien und Holland, in die Einkaufsstadt am Rande der Eifel.

Als Henning Uhlendorf an diesem Morgen sein Appartement in der Pontstraße verließ, hatte er nur wenig Sinn für das vorweihnachtliche Treiben. Kalte Luft schlug ihm entgegen. Raureif lag auf den Ziersträuchern und klebte in den Ästen der kahlen Bäume. Ärgerlich stellte er fest, dass die Scheiben seines Kleinwagens wieder einmal zugefroren waren. Kurz entschlossen stellte er den Kragen seines dicken Anoraks hoch und machte sich zu Fuß auf den Weg zum Institut.

Wie immer herrschte rund um das Ponttor dichter Verkehr. Der Bus der Linie zweiundvierzig näherte sich hupend der Haltestelle. Die Geschäfte öffneten ihre Türen, und nach und nach füllten sich die Bürgersteige. Studenten strömten der Hochschule entgegen.

Henning Uhlendorf, Doktorand und Assistent, betrat das Institut für Maschinenbau. Als langjähriges Institutsmitglied kannte er sich im Hause aus und nahm keine Notiz mehr von der Hektik, die zu dieser frühen Stunde hier herrschte. Entschlossen klopfte er an eine der vielen Türen und betrat das Vorzimmer Professor Garrels'. »Guten Morgen«, grüßte er die Sekretärin höflich, »ich habe einen Termin bei Professor Garrels.«

»Herr Uhlendorf, einen Moment. Ich melde Sie sofort an.«

Während die hübsche mollige Institutsmitarbeiterin nach kurzem Klopfen im Zimmer des Professors verschwand, wuchs Hennings Lampenfieber. Hoffentlich hatte Professor Garrels gute Nachrichten für ihn! Doch ihm blieb keine Zeit mehr, sich einige Worte zurechtzulegen, denn schon öffnete sich die Tür zum Büro des Professors erneut, und die Sekretärin winkte Henning lächelnd herein.

Professor Dr. Augustin Garrels, eine international anerkannte Kapazität auf dem Gebiet der Lasertechnik, erhob sich hinter seinem Schreibtisch, kam Henning einige Schritte entgegen und reichte ihm lächelnd die Hand. Er war Ende fünfzig, Anfang sechzig, schlank, hoch gewachsen und trug eine feine Goldrandbrille. Seine intelligenten grauen Augen ruhten wohlwollend auf Henning. »Junger Mann, nehmen Sie Platz«, sagte er und wies auf die Stühle vor dem Besuchertisch. »Stellen Sie Ihre Tasche ruhig ab, ich benötige keine weiteren Unterlagen von Ihnen.« Er setzte sich Henning gegenüber und lächelte ihn offen an. »Ich habe eine gute Nachricht für Sie. Ein früherer Doktorand und Assistent von mir bietet einem jungen, tüchtigen Diplom-Ingenieur an seinem Institut die Chance zu promovieren. Die Aufgabe besteht darin, ein Verfahren für computergesteuerte Lasertechnik bei hochempfindlichen Bi-Metallen zu entwickeln. Basis soll das Verfahren sein, das wir in Aachen zum ersten Mal angewendet haben.«

Henning schaute den Professor überrascht an. Die Aufgabe berührte das Thema seiner Diplomarbeit, die er bereits als Grundlage für weitere Forschungsansätze ausgearbeitet hatte.

Professor Garrels wollte seinen ehemaligen Studenten nicht länger auf die Folter spannen. Deshalb fuhr er fort: »Sie haben doch in Monterey, Kalifornien, ein Praktikum absolviert und besitzen, soweit ich weiß, hervorragende Englisch-Kenntnisse. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie für diese Aufgabe der richtige Mann wären.« Er zündete sich eine Zigarette an und ließ seine Worte eine Weile auf den jungen Ingenieur wirken.

Henning fuhr sich nervös durch das dichte blonde Haar, dann erschien ein erfreutes Lächeln auf seinem Gesicht. »Ich müsste natürlich noch Genaueres erfahren, aber ich denke, ich nehme die Herausforderung gern an. Wo ist der Sitz des besagten Instituts?«

Professor Garrels lächelte verschmitzt. »In Singapur. Ihre Aufgabe wäre es, die dortige Universität vom Know-how unseres Instituts profitieren zu lassen. Mein ehemaliger Doktorand und Assistent, Professor Kim Lee, ein Chinese, leitet den Transfer in die Wege. Der Staat Singapur trägt im Rahmen eines Kulturabkommens einen Teil der Kosten. Sie wissen, dass ich mit Ihrem Theorieansatz mehr als zufrieden bin; nicht umsonst habe ich Ihre Diplomarbeit mit >sehr gut< bewertet. Seien Sie also unbesorgt. Nach meinem Dafürhalten sind Sie für Professor Kim Lee und seine Studenten eine Bereicherung.«

»Mein Gott!«, entfuhr es Henning. Dann beeilte er sich, ruhig hinzuzufügen:...
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