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Die Pharaonin

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
284 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am26.07.20141. Aufl. 2014
Um ihre Macht zu sichern, krönt Hatschepsut sich nach dem Tod ihres verhassten Ehemanns Thutmes selbst zur Pharaonin. Sie feiert die prächtigsten Feste, baut Tempel und Obelisken und regiert härter als alle Männer vor ihr. Auch Liebe findet sie: in den Armen des Baumeisters Senenmut.



Doch ihr strenges Regiment bewahrt sie nicht vor Feinden: In den verschlagenen Amun-Priestern hat sie mächtige Gegner, und Teti, der geheimnisvolle Arzt und Magier, schreckt vor nichts zurück, um selbst auf den Pharaonenthron gelangen.
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Produkt

KlappentextUm ihre Macht zu sichern, krönt Hatschepsut sich nach dem Tod ihres verhassten Ehemanns Thutmes selbst zur Pharaonin. Sie feiert die prächtigsten Feste, baut Tempel und Obelisken und regiert härter als alle Männer vor ihr. Auch Liebe findet sie: in den Armen des Baumeisters Senenmut.



Doch ihr strenges Regiment bewahrt sie nicht vor Feinden: In den verschlagenen Amun-Priestern hat sie mächtige Gegner, und Teti, der geheimnisvolle Arzt und Magier, schreckt vor nichts zurück, um selbst auf den Pharaonenthron gelangen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838757766
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum26.07.2014
Auflage1. Aufl. 2014
Seiten284 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2189673
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
II

Die Kahlköpfigen schwangen Räuchergefäße und murmelten beschwörende Gebete: »Mögest du ausfließen, Geist der Krankheit, die sich in den Gliedern des Pharaos verbirgt. O Gott, männlich oder weiblich, der du dich versteckst, verschwinde!«

Pharao Thutmes lag fahl und schweißgetränkt auf seinem Bett, und Fieberstürme schüttelten seinen Körper.

»Kot vom Löwen, Kot vom Panther, Kot von der Gazelle«, begann Hapuseneb und legte getrocknete Exkremente auf Herz, Magen und Leber des Königs, »dringe ein in den Leib des Pharaos, und töte das Böse mit deinem Geruch!« Dann goss der Oberpriester ein stinkendes Gebräu aus dem Terpentin der Fichte und dem Saft von Knoblauch, Lattich und Sellerie über den zuckenden Körper und vermengte es mit den Exkrementen der Wildtiere.

Der Anblick und Gestank der Prozedur brachten den Pharao zum Erbrechen, und Hapuseneb jubelte: »Der Geist der Krankheit tritt heraus! Dem Amun sei Dank!«

Da traf Teti ein. Ahmose hatte den Arzt rufen lassen, weil sie der Medizin mehr vertraute als den Mysterien. Ahmose ergriff die Hände Tetis und flehte unter Tränen, er möge Thutmes wieder gesund machen, alles Gold aus der Schatulle ihrer Väter sei ihm sicher.

Teti bat die Räucherpriester hinaus und hieß die Sklaven, den Pharao zu reinigen. Danach griff er zu einem kleinen scharfen Messer.

»Arzt, Hüter des Lebens, was hast du vor?«, rief Ahmose voll Entsetzen.

»Osiris steht schon neben ihm«, antwortete Teti ruhig. »Wenn es noch ein Mittel gibt, dann ist es dieses!« Er hielt das blitzende Messer in die Höhe. »Die Bewegungen seines Herzens sind schwach. Sie sind nicht mehr in der Lage, das Gift aus seinem Körper zu pumpen.«

Als er das fragende Gesicht der Königin sah, erklärte Teti: »Wisse, große Gemahlin des Pharaos, vom Herzen führen Kanäle in alle Teile des Körpers. Sie versorgen den Leib wie der Nil, dessen Wasser über die Äcker geleitet werden.«

Er trat auf den Pharao zu, der nun ruhig dalag, und mit einem kurzen, aber heftigen Stoß rammte er dem König das Messer in eine bestimmte Stelle des Halses. Ein Schwall dunklen Blutes ergoss sich in eine Schale, die Teti unterhielt. Ohne aufzublicken, redete er weiter: »Je vier dieser Kanäle führen zu Augen, Nase und Ohren, je sechs zu Armen und Beinen, vier weitere zu Leber, Lunge, Milz und dem Ausgang des Darmes und zwei zu den Hoden und zur Blase …«

Teti brachte noch drei weitere Schnitte in der Bauchgegend an, dass das Blut quoll, dann fuhr er fort: »Und so wie das Leben erlischt, wenn die Bewässerungskanäle auf den Feldern verstopft sind, so stirbt der Mensch, wenn die Bewegungen seines Herzens zu schwach sind, um das Blut zu vertreiben. Ich habe jetzt künstliche Abflüsse geschaffen. Wenn Amun es will, wird dein Gemahl gesunden.«

Ahmose war gerade im Begriff, die Hände des Arztes zu küssen, da bäumte sich der Leib des Pharaos lautlos auf und sackte zuckend zusammen wie ein Opferstier, den der Priester mit gezieltem Stoß niedergestreckt hat. Das Blut aus den Schnittwunden versiegte. Tetis Miene verfinsterte sich, er nickte. Pharao Thutmes war tot.

Ein Schrei des Schmerzes entfuhr Ahmoses Mund. Die Priester hörten ihn und kamen zurück und begannen einen gespenstischen Reigen um die Leiche des Pharaos. In monotonem Singsang betete Hapuseneb: »Ich grüße dich, Herrscher im Jenseits, Osiris, Herr von Abydos, siehe, ich gelange zu dir. Treu war mein Herz den Wegen des Guten. In meinem Herzen ist keine Sünde.«

Ahmose, die trauernde Gattin, zerriss ihr Kleid, dass ihre Brüste frei lagen, und eine Dienerin reichte einen Korb mit Wüstensand, dessen Inhalt die Königin über den Kopf stülpte. Dann sprach sie mit fester Stimme: »So fahre denn hin, Sohn des Amun, zu den Göttern, die dich gezeugt haben. Gebt ihm ein Leben von Millionen Jahren.«

Hatschepsut hielt die Hand ihrer Mutter; daneben standen Mutnofret und der junge Thutmes. Sie vergossen Tränen. Hatschepsut und Thutmes hatten vor knapp einem Jahr, nach dem Willen des Vaters, geheiratet - eine formlose, nicht einmal festliche Prozedur, die an ihrem Leben auch nichts geändert hatte. Wenn sie ihn vielleicht auch nicht gerade verachtete, so respektierte Hatschepsut den jungen Thutmes zumindest nicht. Wie sollte sie auch, eine junge Frau im blühenden Alter, beinahe sechzehn, und ein tollpatschiger, nicht besonders intelligenter Junge von zwölf Jahren!

Die Prinzessin fand, im Gegensatz zu ihrer Mutter, keine Tränen. Sie hatte ihrem Vater den Zwang zur Heirat nicht verziehen, und geliebt hatte sie ihn nie.

»Das Land war satt und glücklich unter seiner Regierung«, sagte Ahmose, von Weinkrämpfen geschüttelt, »es herrschten Ordnung und Friede. Nubier und Asiaten kamen mit gebeugtem Rücken zu seinem Palast. Die Menschen lagen unter seinen Sandalen und küssten die Erde vor ihm. Jetzt hat ihn Ka, sein Schutzgeist, verlassen; aber er wird eingehen in die Götterneunheit des Himmels.«

Die Umstehenden nickten zustimmend, und mit heulendem Geschrei rannten die Frauen, gefolgt von den Dienerinnen, aus dem Palast, um den Klagegesang anzustimmen, wie es Brauch war.

In dieser Nacht konnte Hatschepsut keinen Schlaf finden. Aus der Wüste drang das Heulen der Schakale. Sie erhob sich und ging in ihrem Zimmer unruhig auf und ab. Die Zukunft erschien ihr ungewiss. Wer sollte das Reich regieren? Thutmes? Niemals.

Da zog sie sich ein dünnes Gewand über und weckte Satre, die im Nebenzimmer schlief. »Komm!«, sagte Hatschepsut, und Satre verstand.

Satre beobachtete jeden Schritt, den Hatschepsut tat, und sie kannte ihre intimsten Gedanken. Und natürlich wusste sie von dem Verhältnis mit Senenmut. Sie billigte es sogar, denn auch ihr schien der junge Thutmes als Mann nicht akzeptabel. So schlichen die beiden denn durch das nächtliche Theben. Streunende Katzen stoben quäkend auseinander, und hinter geschlossenen Toren kläfften die Hunde.

Am Haus des Bauern Ramose trat Satre zur Tür und klopfte leise. Hatnefer öffnete und erklärte verstört, Senenmut sei nicht zu Hause, sie wisse nicht, wo er sich aufhalte.

Satre und Hatschepsut sahen sich wortlos an. Doch dann auf einmal packte die Prinzessin ihre Amme am Ärmel und zog sie aufgeregt hinter sich her.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Satre.

Hatschepsut gab keine Antwort, sondern drängte und zerrte die Amme zum Haus des Generals Ptahhotep. Jetzt verstand Satre.

»Öffnen!«, rief Hatschepsut und pochte mit spitzen Knöcheln gegen die Türe. »Öffnen!«

Es dauerte nicht lange, und Ruja erschien, prall wie die Zuckermelonen im Fruchtland und nur mit einem dünnen Schleier um die Hüften. Hatschepsut schob Ruja beiseite und betrat das Haus, noch ehe die Frau es verwehren konnte.

»Ich habe es gewusst!«, zischte Hatschepsut. »Beim Min, ich habe es gewusst.« Vor ihr im Bett des Generals lag Senenmut und zog verschämt ein Leinentuch über seine Nacktheit.

»Genügt dir meine ehrliche Liebe nicht, dass du mich mit dieser hergelaufenen Soldatennutte betrügst?« Hatschepsut hatte Tränen in den Augen.

»Was hat sie zu bieten, was mir fehlt? Sind es ihre schwabbeligen Brüste oder ihre fetten Schenkel, die dich so erregen, dass du dich nachts in ihr Haus schleichst? Oder hat sie dich verhext mit dem stechenden Blick ihrer Augen?«

Satre versuchte die Prinzessin zu beruhigen, aber Hatschepsut schlug wild um sich. »Habe ich dir nicht Neferabet geschickt, den Schreiber des Königs, damit er dich Schrift und Sprache lehre, und Ineni, um dich mit der Kunst vertraut zu machen? Ist das der Lohn?« Hatschepsut fiel vor dem Bett auf die Knie und vergrub das Gesicht in ihren Händen. Senenmut saß da und blickte ratlos.

Was sollte er antworten? Er liebte Hatschepsut, gewiss; aber er war gebannt von der Sinnlichkeit dieses Weibes. Dies war eine ganz andere Art von Zuneigung, pure Begierde, die sich in Gleichgültigkeit, in nichts auflöste wie der milchig weiße Morgendunst über den Wassern des Nils. Aber wie die Nacht zur Zeit der Saat immer neuen Dunst hervorbringt, so erneuerte sich auch seine Gier nach dieser Frau.

»Geliebte der Götter, die Amun umfängt«, begann Senenmut; in geschliffenen Worten, »wie soll ich es dir erklären?«

»Da gibt es nichts zu erklären«, schluchzte Hatschepsut, »nichts.«

In dieser Nacht schlich auf der anderen Seite des Nils ein Mädchen den steil abfallenden Saumpfad im Tal der Schakale entlang, um nach Hui zu suchen. Sie hatte ihn seit Tagen nicht gesehen und machte sich Sorgen um den Geliebten. Hui wohnte am Fuß der Klippen des Wüstengebirges, und sie war ihm allabendlich begegnet, wenn sie ihre Ziegen nach Hause trieb, die tagsüber am Rande des Fruchtlandes weideten. Dann trug Hui stets einen Korb und eine hölzerne Schaufel bei sich. Auf ihre Frage, wo er denn zu so später Stunde hingehe, hatte Hui stets mit einem Lachen geantwortet: »Zur Arbeit natürlich!«

Kija, so war ihr Name, wollte schon lange fragen, welcher Arbeit er nachginge, aber sie fühlte, dass Hui nicht gerne darüber sprach. Im Laufe des Sommers war Hui dann jeden Tag etwas früher gekommen, und Kija hatte ihre Ziegen ein bisschen eher nach Hause getrieben, und dann hatten sie sich geliebt in den Gurkenfeldern und unter Hibiskusbüschen. Seit drei Tagen blieb Hui aus.

Das Herz des Mädchens klopfte heftig - nicht nur, weil der Weg steil bergan ging. Kija hatte Angst und war sorgsam bedacht, keinen Stein abzutreten, der polternd zu Tal gestürzt wäre und sie verraten hätte. Denn irgendetwas in ihrem Innern sagte ihr, dass sie auf einem verbotenen Pfad wandelte.

Kein Bewohner des Westens, niemand, suchte freiwillig das Tal der Schakale auf, schon gar nicht nachts. Man erzählte...
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