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Die sieben Weisen von Bern

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
247 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am11.04.2018
Eine Frau namens »Venus« wird tot im Berner Rosengarten aufgefunden. Kurz darauf wird ein Mann, der sich »Saturn« nannte, von der Polizei erschossen. »Venus« und »Saturn« - ist in Bern astrologische Magie im Spiel? Die Staatsanwaltschaft erkennt die Außergewöhnlichkeit der Fälle und bittet die Detektei Müller & Himmel um ihre Mitarbeit. Diese findet Spuren, die bis ins 18. Jahrhundert führen, als Casanova in Bern weilte. Doch was hat der größte Verführer der Menschheit mit den Verbrechen von heute zu tun?

Paul Lascaux ist das Pseudonym des Schweizer Autors Paul Ott. Der 1955 geborene, studierte Germanist und Kunsthistoriker ist am Bodensee aufgewachsen und lebt in Bern. In den letzten 30 Jahren hat er neben zahllosen journalistischen Arbeiten mehrere literarische Veröffentlichungen realisiert, vor allem Kriminalromane und kriminelle Geschichten. Als Herausgeber von Krimi-Anthologien und Initiator des Schweizer Krimifestivals Mordstage hat er sich einen Namen gemacht. »Die sieben Weisen von Bern« ist bereits der zehnte Krimi um die Detektei Müller & Himmel.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
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EUR9,99

Produkt

KlappentextEine Frau namens »Venus« wird tot im Berner Rosengarten aufgefunden. Kurz darauf wird ein Mann, der sich »Saturn« nannte, von der Polizei erschossen. »Venus« und »Saturn« - ist in Bern astrologische Magie im Spiel? Die Staatsanwaltschaft erkennt die Außergewöhnlichkeit der Fälle und bittet die Detektei Müller & Himmel um ihre Mitarbeit. Diese findet Spuren, die bis ins 18. Jahrhundert führen, als Casanova in Bern weilte. Doch was hat der größte Verführer der Menschheit mit den Verbrechen von heute zu tun?

Paul Lascaux ist das Pseudonym des Schweizer Autors Paul Ott. Der 1955 geborene, studierte Germanist und Kunsthistoriker ist am Bodensee aufgewachsen und lebt in Bern. In den letzten 30 Jahren hat er neben zahllosen journalistischen Arbeiten mehrere literarische Veröffentlichungen realisiert, vor allem Kriminalromane und kriminelle Geschichten. Als Herausgeber von Krimi-Anthologien und Initiator des Schweizer Krimifestivals Mordstage hat er sich einen Namen gemacht. »Die sieben Weisen von Bern« ist bereits der zehnte Krimi um die Detektei Müller & Himmel.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839255988
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum11.04.2018
Reihen-Nr.10
Seiten247 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542356
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2. Kapitel

Heinrich Müller war endlich in einen tiefen Schlaf gesunken, als plötzlich diese Außerirdischen auftauchten und begannen, ihn in eine klebrige Substanz einzuwickeln, die ihn beinahe bewegungsunfähig machte. Mit einem letzten Kraftakt befreite er sich.

Es war aber nur Mathilda, die auf seinem Rücken saß und ihn mit Milchtritten traktierte. Wahrscheinlich schnurrte sie noch, als er sie mit seinem Arm wegbugsierte. Dann wachte er auf.

Die Katze sprang von der Bettdecke und verschwand in der Nacht. Schade. Von Außerirdischen verstand sie nicht die Bohne!

Der Wecker zeigte vier Uhr in der Früh. Heinrich sackte wieder auf das Kissen und schlummerte weg.

Blitze knisterten in der Dunkelheit, Donner hallte durch den Himmel, mal knallte es vernehmlich lauter, mal wie von Watte gedämpft. Dann kam der Regen. Aber es war kein Regen, der Heinrich Müller in seinen Aufwachträumen inspiriert und ihn der Lösung eines Rätsels einen Schritt weitergebracht hätte. Dafür war er zu sanft, plätscherte zu wenig laut, klopfte nicht an die Rollläden des Schlafzimmers.

Als der Detektiv endlich aufstand, strich der Wind noch die letzten Tropfen aus den Bäumen und Sträuchern, der Garten hatte die Feuchtigkeit bereits aufgesogen. Die Goldruten streckten ihre goldgelben Blüten den Bienen entgegen, die bereits verblühten Nachtkerzen waren wasserwund eingeknickt, die schwarzen Holunderbeeren reiften weiter, das Hortensienblassrosa konkurrierte mit dem Dunkellila der beinahe obszönen Blütenstände des Hibiskus.

Mathilda hatte sich unter dem Partyzelt versteckt und schlief im schwarzen Liegestuhl.

Als er endlich zum Frühstück in den Gastraum des »Schwarzen Katers« hinuntergestiegen war, hatten sich die drei Grazien bereits in ihre Stühle gefläzt. Melinda Käsbleich, Phoebe Helbling und Gwendolin Rauch fühlten sich der Detektei Müller & Himmel zugehörig, seit sie an ihrem letzten Fall derart Anteil genommen hatten.

Heinrichs Partnerin, Nicole Himmel, putzte hinter dem Tresen und machte dem leicht zerknitterten Mann einen kräftigen Kaffee.

Heinrich Müller hatte erfahren, dass man Leute wie ihn einen Sitzriesen nannte. Und er blickte wirklich, obwohl er im Alltag zur Durchschnittsgröße neigte, auf einem Stuhl sitzend über die meisten anderen hinweg. Dafür stieß er in beinahe jedem Auto mit dem Kopf gegen das Dach.

»I try not to stare at the sun«, sang eine brüchige, dunkle Stimme, begleitet von einer kargen Gitarre und einem Trash-Beat. Ein bisschen nervös, dachte er noch und betrachtete die Lautsprecher an der Decke.

Laut sagte er: »Zwei Takte zu schnell für mein Alter, aber schöne Stimme.«

»Eleanor Friedberger«, erklärte Gwendolin. »30 Jahre zu jung für dich.«

Er brummte nur, als er sich an seinen Tisch setzte, und gab keine Antwort. Die Sache mit der Katze hatte ihn schon genug mitgenommen, als dass er sich auch noch mit den drei jungen Damen anlegen wollte.

So plätscherte der Morgen vor sich hin. Jeder war mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Frau Friedberger hatte inzwischen damit aufgehört, nicht in die Sonne zu starren. Der »Schwarze Kater« ähnelte eher einer Großküche in einer Wohngemeinschaft, denn der Zustrom an Kundschaft erwies sich als sehr bescheiden, wenn nicht gerade ein spezieller Event angesagt war.

Dennoch öffnete sich gegen Mittag die Tür. Durch einen schmalen Schlitz beleuchtete ein Sonnenstrahl den Staub vor dem Tresen, der durch den Luftzug aufgewirbelt wurde.

»Guckt mal, wer da kommt«, sagte Melinda, die kurz Zeit gefunden hatte, von ihrem Smartphone hochzublicken.

Die Frau im bordeauxroten Überwurfmantel schaute sich um, schien etwas zu suchen.

»Ist das nicht die Tourismustante aus dem Wallis?«, fragte Phoebe mit missbilligendem Ton in der Stimme.

Magdalena Im Ager - sie war es tatsächlich - trat zwei Schritte näher an den Tisch der drei Grazien.

»Passt bloß auf. Ich bin eine Hexe!«

»Sagt wer?«, provozierte Gwendolin.

»Ich dachte, ich mache euch eine Freude«, antwortete die Frau.

»Klar doch«, giftete Phoebe. »Ich fürchte mich auch schon ein wenig.«

Die Im Ager wollte sich an die Bar setzen, aber Nicole war ihr entgegengetreten, umarmte sie zur Begrüßung und setzte sie an den Stammtisch, den die drei jungen Frauen in Beschlag genommen hatten.

»Räumt euer Zeug beiseite«, forderte Nicole. »Ihr lernt heute doch nicht mehr.«

Melinda beschwerte sich: »Das ist kein Zeug , das sind wertvolle Unterrichtsmaterialien.«

»Sagt wer?«, gab Magdalena zurück.

Und Gwendolin doppelte nach: »Brauchst du den psychiatrischen Notfalldienst?«

»Steckt eure Giftpfeile wieder in den Köcher«, befahl Heinrich, der zu den andern getreten war, nachdem er den letzten Bissen geschluckt hatte.

Phoebe wandte sich an Magdalena und sagte: »In einem Buch habe ich gelesen â¦«

»Du liest?«, fragte Gwendolin unbeeindruckt.

In die kurze Stille hinein, bevor der Streit erneut ausbrechen konnte, erklärte Müller: »Drei gescheite junge Frauen, die alles dafür tun, einen guten Eindruck zu vermeiden!«

»Weiter â¦«, befahl Phoebe und strich sich elegant eine blonde Strähne aus dem Gesicht.

»Glaub bloß nicht, dass du uns mit Intelligenz ködern kannst, alter Mann«, betonte Melinda.

»Soll ich denn um Eure Schönheit buhlen?«, fragte Heinrich.

»Das wäre doch ein Ansatz«, entgegnete Melinda, bevor sich Phoebe wieder zu Wort meldete: »Also. Da war einmal ein wildes Volk, in den Zeiten, als es noch keine Smartphones und kein Internet gab â¦«

Gwendolin schnaubte verächtlich.

»Jedenfalls lebte dort eine Frau, die schwanger wurde, und niemand wusste, von wem.«

Melinda redete drein: »Also auch vor der Zeit der Empfängnisverhütung.«

»Eigentlich vor der Zeit von allem, was du kennst«, erklärte Phoebe. »Während der Schwangerschaft bekam sie einen Affenhunger, und zwar auf Läuse. Aber sie aß nur die Köpfe.«

»Puh!« Gwendolin schüttelte sich. Auch die andern verzogen den Mund.

»Sie gebar einen kräftigen Jungen, der schon von klein auf zu jagen begann, aber immer nur die Köpfe der Tiere heimbrachte. Natürlich fanden das die Leute im Dorf nicht so toll. Schließlich begab er sich in den Wald und verbündete sich mit dem Volk der Baumgeister. Nun ging er auf Menschenjagd.«

»Lass mich raten«, sagte Gwendolin. »Er aß wieder nur die Köpfe?«

»Und das Gehirn«, ergänzte Phoebe.

»Woher hast du bloß diese gruselige Geschichte?«, fragte Nicole.

»Das Buch hieß Erotik im Amazonas oder so.«

Magdalena seufzte. »Unter Erotik stelle ich mir etwas anderes vor.«

»Sag bloß!«, moserte Melinda.

»Das stimmt«, sagte Phoebe. »Es geht kaum um Erotik, eher ab und zu um Sex und Geschlechtsorgane. In einer andern Geschichte streckt sich eine Geisterhand durch die Wand einer Hütte und streichelt eine von ihrem Mann unterversorgte Frau. Die findet das toll, bloß wächst Tag für Tag ihre Klitoris, bis sie auf den Boden herabhängt und sich die Frau nicht mehr aus dem Haus traut.«

»Auch nicht erotisch«, schloss Heinrich.

Phoebe ergänzte rasch: »Ich erzähle euch lieber nicht, was das Dorf alles tun muss, um die Dinge wieder ins Lot zu rücken.«

Natürlich hatte sie erwartet, von allen aufgefordert zu werden, weiterzuerzählen.

»Entweder verstehen die Amazonas-Indianer nichts von Erotik â¦«, begann Nicole.

Melinda entgegnete: »Dann wären sie längst ausgestorben.«

Heinrich intervenierte: »Sex und Erotik sind zweierlei Dinge. Oft haben sie miteinander zu tun, aber nicht immer.«

»Der weise alte Mann hat gesprochen«, meinte Gwendolin.

»Oder«, nahm Nicole den Faden wieder auf, »der Verlag hat einen reißerischen Titel gebraucht, um unverkäufliche Geschichten an den Mann zu bringen.«

»Eher an die Frau«, sagte Phoebe kleinlaut. »Es ist ein Dritte-Welt-Buch, von Frauen für Frauen.«

»Hast du die Geschichten erzählt, um dich wichtigzumachen?«, fragte Melinda ihre Freundin.

Die war nun doch etwas beleidigt. »Nein. Aber da Magdalena nun eine Hexe ist, habe ich gedacht â¦«

»Berichte uns, wie es dazu gekommen ist«, forderte der Detektiv.

Magdalena Im Ager hatte die Aufmerksamkeit auf ihrer Seite. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Natürlich bin ich keine Hexe im praktizierenden Sinn. Aber nach dem Fall mit der Wolfshexe im Lötschental habe ich recherchiert und vor allem einen Familienstammbaum anlegen lassen. Ihr werdet es nicht glauben: Ich trage denselben Namen wie ein Frau, die 1620 in Brig als Hexe verurteilt worden ist.«

»Weißt du Genaueres?«, fragte Gwendolin.

»Jene Magdalena Im Ager hielt sich im Gantertal auf, das von Brig hinauf zum Simplon führt. Sie war eine Tochter des Hans Im Ager von Lax. Sie war in den Verdacht der Hexerei gekommen. Am 10. Juli 1620 versammelte Anton Stockalper, der Meier von Ganter, seine Geschworenen im Haus eines Verwandten in Brig. Man beschloss, Magdalena zu verhaften, was noch am selben Abend geschah. Am andern Tag wurde sie peintlich und gewohnlich examinirt , was heißt, nach protokollarischen Verfahren und unter Folter befragt, und zwar wegen Hexerei, verschiedener Diebstähle und Ehebruch. Das musste man allerdings in Brig tun, da es in Ganter keine Folterbank gab. Man befand sie schuldig, und sie wurde zum Feuertod...

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Autor

Paul Lascaux ist das Pseudonym des Schweizer Autors Paul Ott. Der 1955 geborene, studierte Germanist und Kunsthistoriker ist am Bodensee aufgewachsen und lebt in Bern. In den letzten 30 Jahren hat er neben zahllosen journalistischen Arbeiten mehrere literarische Veröffentlichungen realisiert, vor allem Kriminalromane und kriminelle Geschichten. Als Herausgeber von Krimi-Anthologien und Initiator des Schweizer Krimifestivals Mordstage hat er sich einen Namen gemacht. »Die sieben Weisen von Bern« ist bereits der zehnte Krimi um die Detektei Müller & Himmel.