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Mord in Germania

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
345 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am11.04.2018
Berlin 1938. Die Reichshauptstadt wandelt sich zur Welthauptstadt Germania. Bei dem gewaltigen Bauvorhaben steht viel Geld auf dem Spiel. Als mehrere Mitarbeiter einer Baufirma ermordet werden, wird der Fall Kriminalkommissar Erich Malek übertragen. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf Betrügereien und Intrigen, die ihn ins Jahr 1934 zum Röhm-Putsch zurückführen. Dabei behindern immer wieder Parteimitglieder und einflussreiche NS-Funktionäre seine Ermittlungen. Kann Malek das Morden dennoch stoppen?

Renegald Gruwe, 1956 in Berlin geboren und von Beruf Musiker, arbeitet als Schlagzeuger in diversen Musikgruppen sowie als Techniker und Produzent für mehrere Tonstudios, wo er sich u. a. mit dem Aufnehmen und Produzieren von Werbespots und Hörspielen befasst. Seit einigen Jahren konzentriert sich seine künstlerische Tätigkeit auf das Schreiben von Liedtexten und Kurzgeschichten, die er auf Tonträgern und in Literaturzeitschriften veröffentlicht. Mit »Deckfarbe« gab er sein literarisches Romandebüt, inspiriert nicht zuletzt durch seine Liebe zur gestaltenden Kunst, die er selbst in surrealistischen Federzeichnungen auslebt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
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Produkt

KlappentextBerlin 1938. Die Reichshauptstadt wandelt sich zur Welthauptstadt Germania. Bei dem gewaltigen Bauvorhaben steht viel Geld auf dem Spiel. Als mehrere Mitarbeiter einer Baufirma ermordet werden, wird der Fall Kriminalkommissar Erich Malek übertragen. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf Betrügereien und Intrigen, die ihn ins Jahr 1934 zum Röhm-Putsch zurückführen. Dabei behindern immer wieder Parteimitglieder und einflussreiche NS-Funktionäre seine Ermittlungen. Kann Malek das Morden dennoch stoppen?

Renegald Gruwe, 1956 in Berlin geboren und von Beruf Musiker, arbeitet als Schlagzeuger in diversen Musikgruppen sowie als Techniker und Produzent für mehrere Tonstudios, wo er sich u. a. mit dem Aufnehmen und Produzieren von Werbespots und Hörspielen befasst. Seit einigen Jahren konzentriert sich seine künstlerische Tätigkeit auf das Schreiben von Liedtexten und Kurzgeschichten, die er auf Tonträgern und in Literaturzeitschriften veröffentlicht. Mit »Deckfarbe« gab er sein literarisches Romandebüt, inspiriert nicht zuletzt durch seine Liebe zur gestaltenden Kunst, die er selbst in surrealistischen Federzeichnungen auslebt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839256466
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum11.04.2018
Reihen-Nr.2
Seiten345 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542380
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

1938

Ein Zimmermann kommt zu Tode. Familienkrach in den Bergen. Nationalsozialisten unter sich.

»Ganz schön tief geht es da runter!« Kriminalkommissar Erich Malek beugte sich vorsichtig über das hölzerne Geländer und spuckte in die zwanzig Meter tiefe Baugrube. »Also, wenn du nicht schon tot bist, wenn du unten ankommst, bei so einem Sturz kannst du dir glatt den Tod holen.«

Am Boden der Grube waren bereits die Böden aus Beton gegossen. Moniereisen stachen in die Höhe, wo demnächst die Pfeiler für das sechsstöckige Gebäude errichtet werden sollten.

Kriminalkommissaranwärter Heinrich Wegener, der neben Malek stand, sah ebenfalls in die Tiefe und nickte ehrfurchtsvoll. »Und Gott sei Dank ist der Mann nicht auf die Eisen gefallen.«

Rein rechnerisch machte dieser Umstand für den Toten keinen Unterschied. Aber die Vorstellung eines aufgespießten Bauarbeiters gefiel Malek genauso wenig.

Erich Malek wusste zu diesem Zeitpunkt, dass der Mann, der gute zwanzig Meter tiefer mit dem Rücken auf dem Fundament lag, tot sein musste. Seine Augen waren im Angesicht des Todes weit aufgerissen.

An der Stelle, wo der Zimmermann hinuntergestürzt war, war die hölzerne Absperrung durchbrochen.

Aus der Entfernung schätzte Malek das Gewicht des Toten und kam zu dem Schluss, dass ein einfacher Druck nicht ausgereicht hätte, die Absperrung zu zerbrechen. Er musste gestoßen worden sein.

»Ludger Bernstengel, siebenunddreißig Jahre, Zimmermann, hat hier auf der Baustelle gearbeitet«, las Wegener von seinen Notizen ab. »Der Polier sagt, der Mann war ein guter Arbeiter, zuverlässig und pünktlich. Soweit der Arzt es sagen kann, trat der Tod so gegen sieben Uhr ein. Gefunden wurde Bernstengel aber erst gegen halb neun.«

Malek suchte, nach seiner ersten Inspektion des Tatorts, den Polier Alfred Bauer auf. Auf dem Weg besah er sich das Schild neben dem Baustelleneingang am Fehrbelliner Platz im Berliner Bezirk Wilmersdorf. Bauherr war die Nordstern-Versicherung, ausführendes Unternehmen die Reichenberger Bauunternehmen AG. Gegründet 1880 von Friedrich Reichenberger.

»Angefangen hat er mit Ausgrabungen für den Kaiser. Dann hingen die roten Fahnen der SPD am Baugerüst und heute wird das Rot von einem Hakenkreuz unterbrochen«, sinnierte Malek über die wechselhafte Geschichte des Unternehmens, symbolisiert durch die Hakenkreuzfahnen, die aus Anlass des bevorstehenden Staatsbesuchs von General Francisco Franco aus Spanien am Gerüst aufgehängt wurden. »Jetzt schaffen sie für die Braunen.«

Aber unterlagen sie nicht alle dem Wechsel der Zeiten? 1938 konnte sich kaum ein Bürger dem nationalsozialistischen Denken und Handeln entziehen.

Und selbst Erich Malek arbeitete für das Regime, da machte er sich nichts vor. Auch wenn er und einige seiner Kollegen keine Mitglieder der NSDAP waren. So auch Heinrich Wegener. Sonst hätte Malek nicht so offen vor dem Kollegen gesprochen.

Malek saß nun dem Polier Alfred Bauer in dessen Büro gegenüber. Bauer hatte ungefragt zwei Flaschen Bier auf den derben Holztisch gestellt. Obwohl es noch sehr früh war, nahm Malek die Einladung an. Beide gönnten sich einen tiefen Schluck.

»Hat Bernstengel getrunken?«

»Nicht mehr und nicht weniger als alle anderen. Nein, nein«, kam Bauer den Überlegungen Maleks zuvor, »dass er da runtergefallen ist, weil er zu viel getrunken hat, kann ich mir nicht vorstellen.«

»Das wird die Untersuchung im Institut klären«, sprach Malek eher zu sich als zu dem Polier. »Und eine Auseinandersetzung unter Kollegen?«

»So etwas kommt vor. Das sind hier keine Betschwestern, Herr Kommissar. Aber einen Streit, der damit endet, dass einer einen anderen da runterstößt, kann ich mir nicht vorstellen. Wenn sie auch keine Betschwestern sind, Mimosen sind das schon.« Bauer machte unterschiedliche Stimmen nach: »Der Fritz hat mir meinen Hammer weggenommen! - Paul kippt immer meine Tasche mit den Nägeln um, das macht der mit Absicht! - Warum darf der, weshalb kann der und wieso muss ich? - Aber deswegen bringen wir uns hier nicht gegenseitig um.«

Der Kriminalist bestätigte lächelnd, wenn auch nur in Gedanken, die Ausführungen des Poliers. Kannte er doch selbst ähnliche Zänkereien von der Dienststelle.

Die Vernehmung von weiteren Arbeitern der Baustelle ergab ein Bild des Toten, das eher von Ablehnung der Kollegen geprägt war. »Bernstengel war immer überkorrekt. Eben ein Parteimitglied.« Diese doch recht klare Aussage machte ein Zimmermann, allerdings nur unter vier Augen. Zu Protokoll hätte er diese Meinung nicht gegeben.

Was Malek indes aus der Aussage eines ehemaligen Mitarbeiters mit Namen Bernward Schmidt herausgehört hatte, war, dass es auf der Baustelle Unregelmäßigkeiten gegeben haben sollte. Was dies genau für Unregelmäßigkeiten waren, war von Schmidt nicht zu erfahren. Um sich möglichen Ärger mit seiner ehemaligen Firma zu ersparen, stellte sich der Maurer nach seiner Bemerkung plötzlich stumm. Dem Mann wurde wegen fortwährender Unpünktlichkeit gekündigt. Genau an diesem Tag holte Bernward Schmidt seine letzte Lohntüte und seine Papiere bei der Bauleitung ab.

Erich Malek hatte den Mann gegenüber der Baustelle im Lokal Zur Tulpe aufgespürt.

Eher zufällig führte es den Kriminalisten in die Kneipe, und bei einem Weinbrand am Tresen lernte er Bernward Schmidt kennen. Dieser Umstand blieb im Polizeibericht jedoch unerwähnt.

Schmidt hatte dem Unbekannten von seiner heutigen Kündigung erzählt und seinem Ärger Luft gemacht. Als sich der Gast als Polizeibeamter zu erkennen gab und von dem Todesfall in der Baugrube erzählte, war der Mann mehr als überrascht.

»Bernstengel ist tot? Das habe ich nicht gewusst. Gleich als ich auf die Baustelle gekommen bin, hat der Polier mir verkündet, dass ich entlassen bin, und mich zur Bauleitung geschickt. Dort lagen bereits meine Papiere. Die Bauleitung liegt auf der anderen Seite des Fehrbelliners. Dann bin ich gleich in die Tulpe. Auf den Schreck musste ich erst einmal ordentlich frühstücken.«

Warum Schmidt ausgerechnet in diese Kneipe gekommen war, wollte Malek wissen.

»Ich dachte, später kann ich ein paar Kollegen treffen. Von denen wollte ich wissen, wer mich bei Bauer verpfiffen hat.«

Als Malek wieder zurück an den Tatort kam, hatte Wegener gerade den Abtransport der Leiche freigegeben. Malek unterrichtete den Kollegen über sein Gespräch mit Bernward Schmidt.

»Das wäre doch ein Motiv. Der Bernstengel hat den Schmidt wegen seiner Unpünktlichkeit angeschwärzt. Dann die Kündigung und heute Morgen gab es Streit.« Für Heinrich Wegener lag die Tötung wegen der Entlassung auf der Hand.

»Nur war Schmidt zur fraglichen Tatzeit nicht auf der Baustelle«, konstatierte Malek. »Er ist mal wieder zu spät gekommen. Diesmal hat es für den Herrn sein Gutes.«

Wie später festgestellt, wurde das Alibi Bernward Schmidts von mehreren Zeugen bestätigt. Darunter der Blockwart aus seinem Haus, der auf die Sekunde genau die Zeit bestätigte, wann Schmidt seine Wohnung verlassen hatte.

Und dann war er schnurstracks nach seinem Rauswurf in die Tulpe marschiert. Dies bestätigte die Wirtin. Ein anderes Motiv, ebenfalls von Bernward Schmidt angedeutet, waren die Unregelmäßigkeiten auf der Baustelle.

»Gut möglich, dass der eine oder andere Steine für seinen Schrebergarten hat mitgehen lassen. So ein Fenster wie dieses da könnte auch Ding der Begierde gewesen sein.« Malek sah sich die am Rand der Baustelle gelagerten Fenster an. »In einer Laube gäbe diese Größe von Fenster eine prima Terrassentür.« Der Kriminalist kannte die Begehrlichkeiten von Laubenpiepern. Sein Onkel Paul war einer von ihnen. Wenn der Onkel nicht an seiner Laube bastelte, Gemüse erntete oder Skat spielte, organisierte er.

Aber würde man einen Menschen in eine Baugrube stürzen wegen eines gestohlenen Fensters?

Der Polier Alfred Bauer verwahrte sich entschieden gegen den Vorwurf von Diebstählen auf seiner Baustelle. »So etwas kommt bei uns nicht vor. So etwas gibt es nicht. Nicht mal ein Nagel kommt hier weg!«

Malek beließ es bei der Versicherung des Poliers. Wären Diebstahl und dessen Aufdeckung Motiv für den Tod von Ludger Bernstengel, würden dies die weiteren Ermittlungen zeigen.

Jetzt aber musste Erich Malek einer der unangenehmsten Pflichten seines Berufs nachkommen.

Bernstengels Frau brach, nachdem sie begriffen hatte, was der Polizist ihr mitgeteilt hatte, buchstäblich zusammen.

Malek musste sie gemeinsam mit seinem Kriminalkommissaranwärter ins Wohnzimmer führen. Dort legte sie sich auf die Couch.

Nach einer Stunde hatte der herbeigerufene Hausarzt der Familie Hermine Bernstengel mit einem Medikament so weit beruhigt, dass Malek wenigstens einfache Fragen an sie richten konnte.

Wann war Ludger Bernstengel aus dem Haus gegangen? Hatte er von einem Streit unter Kollegen berichtet? Womöglich ging es um Diebstahl. War Hermine Bernstengel sonst noch irgendetwas aufgefallen?

Die Frau beantwortete die Fragen, konnte Malek aber keinen Hinweis geben, der auf einen Täter oder ein Motiv im privaten oder näheren Umfeld auf seiner Arbeitsstelle hinwies.

»Jetzt sind wir in das neue, schöne Haus gezogen und nun ist er tot!«, weinte Hermine Bernstengel. Malek sah sich im Wohnzimmer um. Es stimmte, man roch förmlich noch den frischen Mörtel und die Farbe.

Das Haus der Bernstengels lag in der Fuchsbau-Siedlung im Bezirk Blankenburg. Diese Siedlung war speziell...

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Renegald Gruwe, 1956 in Berlin geboren und von Beruf Musiker, arbeitet als Schlagzeuger in diversen Musikgruppen sowie als Techniker und Produzent für mehrere Tonstudios, wo er sich u. a. mit dem Aufnehmen und Produzieren von Werbespots und Hörspielen befasst. Seit einigen Jahren konzentriert sich seine künstlerische Tätigkeit auf das Schreiben von Liedtexten und Kurzgeschichten, die er auf Tonträgern und in Literaturzeitschriften veröffentlicht. Mit »Deckfarbe« gab er sein literarisches Romandebüt, inspiriert nicht zuletzt durch seine Liebe zur gestaltenden Kunst, die er selbst in surrealistischen Federzeichnungen auslebt.