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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
346 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.03.2018
Margrit Kunkel wächst in einer brandenburgischen Gärtnerei auf, ihr Studium führt sie durch die Botanischen Gärten der Welt. Bald gilt sie als Koryphäe und übernimmt die Leitung der Holländischen Gartenakademie in Berlin. Ihr Modell des »Slow Gardenings« scheint auch ihren Mitarbeitern Harmonie zu verleihen. Diese wird jedoch jäh gestört, als Margrit im Kakteenhaus auf eine menschliche Hand stößt. Wären da nicht bereits die ungeklärten Todesumstände ihrer Mutter, das seltsame Verschwinden von Margrits erstem Freund und ein Ermittler, der beunruhigende Zusammenhänge herstellt, hätte sie den Fund der Polizei gemeldet. Doch so nimmt sie die Sache lieber selbst in die Hand.

Patricia Holland Moritz wurde im heutigen Chemnitz geboren, arbeitete in Leipzig als Buchhändlerin, verließ die DDR und heuerte in Paris als Speditionskauffrau an, studierte in Berlin Nordamerikanistik, wurde Bookerin für Bands und arbeitet heute in einem Verlagshaus. Sie ist Bloggerin und Ghostwriterin. Für ihre Romane erhielt sie Arbeitsstipendien des Berliner Senats und des Mörderische Schwestern e.V. Auf ihren Tourneen las sie bereits mit renommierten Autoren wie Håkan Nesser, Arne Dahl und Ulrich Wickert. Ihr Krimi »Kältetod« aus dem Crystal Meth-Milieu Berlins wurde vom »Tip« 2015 für die »ausgefallenste Mordmethode« geehrt. »Mordzeitlose« ist ihr dritter Roman im Gmeiner-Verlag. www.patriciahollandmoritz.com
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
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Produkt

KlappentextMargrit Kunkel wächst in einer brandenburgischen Gärtnerei auf, ihr Studium führt sie durch die Botanischen Gärten der Welt. Bald gilt sie als Koryphäe und übernimmt die Leitung der Holländischen Gartenakademie in Berlin. Ihr Modell des »Slow Gardenings« scheint auch ihren Mitarbeitern Harmonie zu verleihen. Diese wird jedoch jäh gestört, als Margrit im Kakteenhaus auf eine menschliche Hand stößt. Wären da nicht bereits die ungeklärten Todesumstände ihrer Mutter, das seltsame Verschwinden von Margrits erstem Freund und ein Ermittler, der beunruhigende Zusammenhänge herstellt, hätte sie den Fund der Polizei gemeldet. Doch so nimmt sie die Sache lieber selbst in die Hand.

Patricia Holland Moritz wurde im heutigen Chemnitz geboren, arbeitete in Leipzig als Buchhändlerin, verließ die DDR und heuerte in Paris als Speditionskauffrau an, studierte in Berlin Nordamerikanistik, wurde Bookerin für Bands und arbeitet heute in einem Verlagshaus. Sie ist Bloggerin und Ghostwriterin. Für ihre Romane erhielt sie Arbeitsstipendien des Berliner Senats und des Mörderische Schwestern e.V. Auf ihren Tourneen las sie bereits mit renommierten Autoren wie Håkan Nesser, Arne Dahl und Ulrich Wickert. Ihr Krimi »Kältetod« aus dem Crystal Meth-Milieu Berlins wurde vom »Tip« 2015 für die »ausgefallenste Mordmethode« geehrt. »Mordzeitlose« ist ihr dritter Roman im Gmeiner-Verlag. www.patriciahollandmoritz.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839256527
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.03.2018
Reihen-Nr.1
Seiten346 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542383
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 3

»Margrit, kommst du?«

Holm Schieber war ein junger, gepflegt aussehender Mann. Er war ein angehender Journalist, arbeitete als Volontär in der Redaktion der Gartenzeitschrift »Zu Hause im Grünen«. Die Büros der Redaktion lagen am Alexanderplatz im Zentrum von Berlin.

Holm Schieber duzte jeden gleich vom ersten Gespräch an, und auch Margrit hatte sich seinem Charme nicht widersetzt und sich ebenfalls das Du aufdrängen lassen. Eigentlich siezte sie Menschen gern so lange wie möglich. Sie hielt ein freundliches »Sie« für ein Zeichen von Respekt. Bei Holm machte Margrit mit der Duzerei eine Ausnahme. Sie setzte alles daran, gemocht zu werden. Ein Streben, das sie aus der Kindheit mit hinüber in ihr Leben genommen hatte. Kam auf den letzten Drücker noch ein Auftrag für eine Recherche rein, wie seit 1985 regelmäßig zum Thema der anhaltenden Hungersnot in Äthiopien, dann saß Margrit so lange am Schreibtisch, bis ihr Artikel fertig geschrieben war, und wenn sie die Nacht durchmachen musste. Den Artikel über Äthiopien, wo nach einem Ernteausfall vor zwei Jahren acht Millionen Menschen vom Hunger betroffen waren und noch immer keine Verbesserung der Lage in Aussicht war, hatte sie so verfasst, dass Chefredakteur Müller schon glaubte, Mar­grit habe selbst Verwandte dort. In Wahrheit beschäftigte sie sich schon seit geraumer Zeit mit dem Thema der Nutzung von Giftpflanzen als Nahrungsmittel. Diese Zukunftsvision weckte nicht nur Begeisterung, sondern rief auch Skepsis hervor, sowohl unter Wissenschaftlern als auch bei ihren Kollegen in der Redaktion. Aber gerade wegen dieses Zweifels, den sie selbst durchaus teilte, machte sie sich auch an den Wochenenden immer wieder auf den Weg zur Staatsbibliothek im Univiertel. Dass man in einer hungernden Welt wertvollen Boden ungenutzt aufgeben musste, ließ Margrit nicht gelten. Die einfallsreiche Flora lieferte nun wirklich genügend Beispiele für extrem resistente Gewächse.

»Komme!«, sagte Margrit.

Holm Schieber war längst wieder draußen auf dem Flur. Lungerte dort wahrscheinlich herum, bis der Chefredakteur zur Sitzung kam.

Margrit goss sich ein Glas Limonade ein und ordnete dann die Blätter in ihrer Schreibmappe. In den Büchern der Bibliothek hatte sie nichts Zukunftsweisendes gefunden. Alte Ideen, auf Papier gebannt und vergessen, führten zu einem großen Handlungsvakuum. Alles, was sie zur Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gefunden hatte, betraf gefährliche Insekten, Krankheiten und Unkraut und wie das alles bekämpft werden konnte. Aber es war das Klima, das die Ernten in Afrika tötete. Damit befasste sich niemand. Pflanzen wie die Alraune und Herbstzeitlose galten gemeinhin als giftig und damit als unbrauchbar, weil sie auf die todbringende Dosis ihrer Bestandteile reduziert wurden. Dabei war ihre Unverwüstlichkeit gerade unter permanentem Wassermangel und in ausgelaugten Böden das Mittel gegen den Hunger in der Welt.

Müller erschien immer erst zur Sitzung. Margrit vernahm seine blecherne Stimme durch die angelehnte Tür des Büros. Papierknappheit und eine Magenverstimmung hatten ihm den Morgen verhagelt, so viel konnte sie heraushören.

Sie nippte am Limonadenglas und schaute aus dem Fenster. Ein trüber Tag. Zwischen zwei überdimensionalen Nussknackern leuchtete der Schriftzug »Berliner Weihnachtsmarkt«.

»Wir wären jetzt so weit!«, rief Holm noch mal ins Büro.

»Schön«, sagte Margrit und blickte weiter aus dem Fenster.

Die Dürre in Äthiopien hatte auf das Hochland übergegriffen und damit auf die letzte nutzbare Fläche jenseits der ausgedorrten Ebenen. Der Reflex, zu helfen, kam weltweit in Gang, jedoch blieben Geld, Nahrungsmittel und Milchpulver wieder in Kanälen hängen, die nicht in die Dörfer, sondern weit davon wegführten. Und mit den Lebensmittellieferungen kamen Schädlinge auf den Kontinent, die selbst Afrika noch nicht kannte. Was die Dürre nicht geschafft hatte, brachten diese dann zu Ende.

Margrit goss sich das Limonadenglas voll und leerte es in großen Zügen. Ausgerechnet sie, eine kleine pummelige Gartenbaustudentin in Ost-Berlin, wollte die Dinge nun selbst in die Hand nehmen, wenn es schon kein anderer tat.

Mit ihrem Artikel über Äthiopien hatte sie Müller beeindruckt, auch wenn er diese Gefühlsregung am Anfang selbst nicht wahrhaben wollte. Vielleicht lag es an Müllers Anerkennung, dass sich Margrit nun auch einmal Gedanken um ihr Aussehen machte. Meist war sie etwas nachlässig gekleidet. Der fliederfarbene Pullover, den sie auch an diesem Tag wieder trug, war vor Jahren sehr schön gewesen. Nun leierte er an den Ärmeln aus. Die verwaschene Jeans war ihr zwei Nummern zu klein. Ihre Nägel trugen den üblichen Trauerrand aus Blumenerde - dank eines Frühbeetes im halbdunklen Flur ihrer Wohnung konnte Mar­grit auch im Winter in der Erde wühlen -, und das trockene Haar ihrer roten Naturkrause trug sie ständig zu einem schmucklosen Dutt geknotet.

Holm lungerte noch immer in ihrer Tür herum. Er zum Beispiel war einer, der sich trotz seiner Jugend sehr geschmackvoll kleidete, das fiel Margrit auf, weil er gleich alt war wie sie. Mit 22 sah Margrit aus wie 30, Holm hingegen wirkte noch wie ein Teenager, noch dazu wie ein Teenager aus gutem Hause.

Margrit lächelte ihn an. »Ich komme gleich.«

Gleich ist gleich und jetzt ist jetzt, dachte sie. Aber einen Moment gönnte sie sich noch und blieb sitzen. In Ruhe legte sie in eine Mappe, was sie in der Nacht zuvor zu Ende getippt hatte. Als Volontärin in der Redaktion lieferte sie Texte, die so ausgefeilt und fundiert wie die erfahrener Journalisten waren. Das jedenfalls hatte Müller eines Tages vor versammelter Runde gesagt. Und dass sie immer pünktlich lieferte und auch so verfasst, dass die Redakteure kaum noch Arbeit damit hatten.

Auch heute blätterte sie zufrieden die Seiten ihres Artikels durch und war in Gedanken schon wieder in ihrer kleinen Wohnung im Prenzlauer Berg am Kollwitzplatz. Dort auf dem Flur, in dem selbstgebauten Frühbeet, widmete sie sich ihrem eigentlichen Faible: der Kreuzung zweier Pflanzen, die den Hunger in der Welt eines Tages in ein großes Sättigungsgefühl verwandeln würde. Und sie vermied es tunlichst, irgendjemandem davon zu erzählen.

Holm stand immer noch in der Tür und tippte mit den Fingern auf den Ordner, der unter seinem Arm klemmte.

»Wir fangen ungern ohne dich an.«

Margrit lächelte. »Natürlich.«

Zu Beginn wurde doch sowieso immer die letzte Ausgabe diskutiert. Eigentlich müsste sie hier nicht dabei sein, dafür waren ihre Artikel viel zu unwichtig. Sie verkniff sich die Bemerkung und lächelte, als sie das Büro des Chefredakteurs betrat.

Vier Männer und eine Gartenzeitung. Ihre anfänglichen Zweifel hatte Margrit längst abgelegt. Sie machten eine ausgezeichnete Arbeit, und die Zeitschrift war ein sehr gut recherchiertes und trotzdem unterhaltsames Blatt. Aber es war eben nur ein Blatt.

Margrit hatte auf diese Weise ein kleines Einkommen neben ihrem Stipendium. Aber so gern sie auch in dieser verrauchten Runde aus philosophierenden Botanikern saß, freute sie sich jedes Mal ganz besonders auf den Moment, in dem sie das Büro verlassen und im Paternoster wieder nach unten fahren konnte. Die anderen mussten bleiben und sich jeden Tag mit Zensur und Papierknappheit abfinden. Erst jüngst war es Müller, dem Chefredakteur, verboten worden, über die Bundesgartenschau im Westen zu schreiben, als könnte er von dort subversives Saatgut in die DDR einschmuggeln. Dabei hatte er nicht mal um eine Reiseerlaubnis gebeten, sondern war bereit gewesen, sämtliche Informationen aus zweiter Hand von den Kollegen drüben zu übernehmen. Selbst das war unerwünscht.

Margrit wollte mit alldem nichts zu tun haben. Osten, Westen, Norden, Süden. Das waren Himmelsrichtungen, mehr nicht. Ein Kompass, nach dem sich die Natur ausrichtete.

Chefredakteur Müller saß am Kopfende des Tisches. Er bat Margrit, sich zu setzen und reichte ihr eine leere Kaffeetasse, dazu die volle Kanne und einen Teller Gebäck. Er war zuvorkommender als sonst, stellte Margrit fest. Es lag etwas in der Luft. Interessiert musterte sie die Flasche Cognac auf dem Tisch.

Müller schien erfreut. »Ein Gläschen, Frau Kunkel?«

»Nein danke, ich muss noch fahren.« S-Bahn nämlich, dachte Margrit, und zwar so bald wie möglich, damit ich den Brief heute noch zu Ende bringen kann.

Müller lächelte in die Runde und nickte dann anerkennend. »Überraschend, liebes Fräulein Kunkel, wie lebhaft Sie über Rittersporn schreiben, besonders da, wo es an den Totalrückschnitt geht!«

Er betonte das Wort, als redete er von einer militärischen Aktion und nicht von einer Schnittform im Gartenbau.

»So entstehen beim Lesen Bilder im Kopf und ein bitterer Geschmack auf der Zunge. Ganz anders als andere Fachartikel. Sie schreiben leidenschaftlich, einfach toll.«

Holm blickte betreten nach unten. Vor ihm auf dem Tisch lag ein Zeichenblock. Immerzu war er am Kritzeln und Malen, zeichnete sogar seine Notizen. Nie waren es Menschen, immer nur Pflanzen, Gegenstände, Landschaften, die er malte. Seine Bilder hatten es bis in die Zeitschrift geschafft.

Margrit nahm Müllers Worte als das Kompliment, das sie waren. Er war nicht gerade dafür bekannt, eine andere als seine eigene Arbeit hervorzuheben.

»Ich bin mit Pflanzen aufgewachsen«, sagte sie fast entschuldigend und konnte sich mit Blick auf Holms Zeichenblock gerade noch verkneifen, dass Pflanzen die einzigen Wesen waren, denen sie vertraute. »Meine Eltern...

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Patricia Holland Moritz wurde im heutigen Chemnitz geboren, arbeitete in Leipzig als Buchhändlerin, verließ die DDR und heuerte in Paris als Speditionskauffrau an, studierte in Berlin Nordamerikanistik, wurde Bookerin für Bands und arbeitet heute in einem Verlagshaus. Sie ist Bloggerin und Ghostwriterin. Für ihre Romane erhielt sie Arbeitsstipendien des Berliner Senats und des Mörderische Schwestern e.V. Auf ihren Tourneen las sie bereits mit renommierten Autoren wie Håkan Nesser, Arne Dahl und Ulrich Wickert. Ihr Krimi »Kältetod« aus dem Crystal Meth-Milieu Berlins wurde vom »Tip« 2015 für die »ausgefallenste Mordmethode« geehrt. »Mordzeitlose« ist ihr dritter Roman im Gmeiner-Verlag.
www.patriciahollandmoritz.com