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Wiener Blaupausen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
280 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.02.2018
Winter des Jahres 1967, 22 Jahre nach Ende des Naziregimes. Eine Bande skrupelloser Politiker verändert das Land, in der Absicht, das Deutsche Reich wieder zu errichten. Sie schrecken dabei auch vor Morden nicht zurück. Die Ermittlungen des Privatdetektivs Hans Gottschlich stören ihre Kreise. Sie bedrohen Gottschlich und dessen Umfeld so massiv, dass er sein Leben verloren glaubt. Doch Hilfe für den Ermittler und für Österreichs Zukunft kommt von völlig unerwarteter Seite.

J. J. PREYER lebt und schreibt in Steyr, in Österreich. Er studierte in Wien Germanistik und Anglistik. 1982 initiierte er einen Marlen-Haushofer-Gedenkabend, der durch die Teilnahme des Wiener Kulturjournalisten Hans Weigel den Anstoß zur Wiederentdeckung der Autorin gab. 1996 gründete J. J. Preyer einen Verlag, in dem er vor allem Kriminalromane C. H. Guenters und literarische Texte Steyrer Autoren herausgab. J. J. Preyer schrieb in den letzten Jahren eine Vielzahl von Kriminalromanen für deutsche und österreichische Verlage, darunter auch Beiträge zur Serie Jerry Cotton. Wiener Blaupausen ist nach Mörderseele, Hassmord, Nahtod und Rankenspiel der fünfte Kriminalroman J. J. Preyers, der im Gmeiner-Verlag veröffentlicht wird.
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Verfügbare Formate
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
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Produkt

KlappentextWinter des Jahres 1967, 22 Jahre nach Ende des Naziregimes. Eine Bande skrupelloser Politiker verändert das Land, in der Absicht, das Deutsche Reich wieder zu errichten. Sie schrecken dabei auch vor Morden nicht zurück. Die Ermittlungen des Privatdetektivs Hans Gottschlich stören ihre Kreise. Sie bedrohen Gottschlich und dessen Umfeld so massiv, dass er sein Leben verloren glaubt. Doch Hilfe für den Ermittler und für Österreichs Zukunft kommt von völlig unerwarteter Seite.

J. J. PREYER lebt und schreibt in Steyr, in Österreich. Er studierte in Wien Germanistik und Anglistik. 1982 initiierte er einen Marlen-Haushofer-Gedenkabend, der durch die Teilnahme des Wiener Kulturjournalisten Hans Weigel den Anstoß zur Wiederentdeckung der Autorin gab. 1996 gründete J. J. Preyer einen Verlag, in dem er vor allem Kriminalromane C. H. Guenters und literarische Texte Steyrer Autoren herausgab. J. J. Preyer schrieb in den letzten Jahren eine Vielzahl von Kriminalromanen für deutsche und österreichische Verlage, darunter auch Beiträge zur Serie Jerry Cotton. Wiener Blaupausen ist nach Mörderseele, Hassmord, Nahtod und Rankenspiel der fünfte Kriminalroman J. J. Preyers, der im Gmeiner-Verlag veröffentlicht wird.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839256961
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.02.2018
Seiten280 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542405
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Er befand sich auf dem Heimweg, dem Rückzug und sah das Haus vor sich, die zu einem Wohnhaus ausgebaute Gartenhütte in Gumpoldskirchen. Er roch den Rauch des Holzfeuers, der aus dem Kamin kam, und stellte sich vor, dass sie vor dem Ofen saß, ein Buch las, weil sie nicht wusste, dass er heimkehrte. Sie hätte ihn sonst erwartet. Helga. Seine Helga, die noch nicht seinen Familiennamen trug, weil sie keine Zeit mehr gehabt hatten zu heiraten, als er einberufen worden war, um in den Krieg zu ziehen.

Und jetzt kehrte er heim. Und hörte die Motoren der Flugzeuge, die eigentlich nicht da sein dürften, im November 1948. Der Krieg war vorüber, Österreich war aufgeteilt, Gumpoldskirchen lag in der russischen Besatzungszone.

Die Flugzeuge knarrten im Tiefflug über ihn und die Grundstücke hinweg und â¦ und warfen Bomben ab. Die Siedlung, die den Krieg gut überstanden hatte, ging in Flammen auf. Auch Helgas Haus. Doch er sah das alles nicht mehr. Etwas war mit seinen Augen passiert, ein Bombensplitter musste ihn getroffen haben. Er sah nur mehr Licht, sehr helles Licht, hinter einer Milchglasscheibe.

Das gesunde rechte Auge schmerzte, als Hans Gottschlich die Nachttischlampe einschaltete und auf den Wecker schaute. Kurz nach halb vier. Immerhin hatte er fast fünf Stunden geschlafen. Und vielleicht konnte er wieder einschlafen, bis er um sechs aus dem Bett musste.

Das jedoch war nur möglich, wenn er sich aus der Opferrolle befreite, in die ihn die verdammten Albträume zwangen, unter denen er jetzt wieder litt. Jetzt, 22 Jahre nach den Ereignissen, die sein Leben auf den Kopf gestellt hatten.

Gottschlich schloss die Augen. Er wollte gegen ihn kämpfen, gegen Heinz Alber, der ihm â¦ der â¦ es war schwer, Worte zu finden â¦ auch in Gedanken. Heinz Alber, der Helga geheiratet hatte.

Er stellte sich den Rattenkopf des Jugendfreundes vor, der nicht in den Krieg gemusst hatte. Unabkömmlich. Bei seiner Zeitung. Im Gegensatz zu Gottschlich, der Ende 1944 eingezogen worden war.

Gottschlich wollte auf den Mann losschlagen, auf seine Stirn, auf die Nase, die Augen â¦ Aber er konnte es nicht. Seine Seele verweigerte die Befreiung.

Heinz Alber war nicht schuld daran, dass Gottschlichs Leben diesen Lauf genommen hatte, dass er einsam in seiner düsteren Wohnung lag, in diesem düsteren Wiener Bezirk.

Die Umstände waren schuld daran. Und er selbst. Hans Gottschlich selbst. Es tat nicht gut, in der Gegenwart an der Vergangenheit zu kleben, Nacht für Nacht in die Vergangenheit einzutauchen. Wenn er im Traum etwas kaufte, bezahlte er noch in Reichsmark.

Gottschlich überlegte, was er kaufen könne, um sein Leben erfreulicher zu gestalten. Österreich hatte sich wirtschaftlich erholt. Die Geschäfte in Wien waren voll mit Waren. Wirtschaftswunder. Und er?

Er wollte wieder hinaus, irgendwohin in die Vorstädte. Nicht nach Gumpoldskirchen. Dort war Helga. Vielleicht nach Hütteldorf â¦

Das Läuten des Weckers zwang ihn aus dem Bett. Er war wieder eingeschlafen und fühlte sich nun so matt, dass er sich zwingen musste, frische Kleidung anzuziehen. Er durfte sich nicht gehen lassen, musste das Beste aus seinem Leben machen, aus seinem neuen Beruf. Oder aufgeben. Aber dann konsequent. Das Leben beenden mit der Sauer 38H, mit der er aus dem Krieg heimgekehrt war.

Nein, sagte er halblaut. Ich lasse mich nicht kleinkriegen. Jeder Tag hatte seine Aufgabe, die zu erfüllen war. Und am heutigen Tag traf er sich mit Friedhelm Fernbacher am Semmering. Um halb zwölf.

Er hatte noch Zeit. Zeit, sich in die Badewanne zu stellen, um zu duschen. Die 130 Kilometer würde er in zwei bis zweieinhalb Stunden schaffen. Am Semmering könnte Schnee liegen. Hier in Wien, in der Lindengasse, regnete es bei 4 Grad, wie der Blick auf das Thermometer zeigte. Der Blick aus dem Fenster der Zinsburg auf das Gebäude der »Gazette« auf der gegenüberliegenden Straßenseite, für die er bis zum 31. Dezember gearbeitet hatte. Bis sie alle ihren Job verloren hatten.

Darum arbeitete er jetzt als Detektiv, hatte er das ebenerdige Geschäftslokal, in dem sein Vorgänger bis zu seinem Tod Waagen verkauft hatte, zum Detektivbüro und zur Wohnung umgestaltet.

Ja, er durfte mit sich selbst nicht zu streng sein. Eigentlich hatte er aus den widrigen Lebensumständen das Optimale herausgeholt. Und er konnte nicht aufs Land ziehen. Aufträge bekam er nur in Wien.

Aufträge als Detektiv, die ihm halfen, finanziell über die Runden zu kommen. Recherchen, die hauptsächlich darin bestanden, untreue Ehepartner oder geschäftliche Konkurrenten auszuspähen.

Daher wollte er heute, bei Fernbacher, einen guten Eindruck hinterlassen.

Fernbacher war - oh, die Gastherme musste wieder ausgefallen sein, das Wasser aus dem Duschkopf war eiskalt, aber er musste da durch, jetzt, da er schon nass war.

Fernbacher könnte ihm die Rückkehr in seinen eigentlichen Beruf ermöglichen. Er könnte wieder für eine Zeitung arbeiten, in München, hatte Fernbacher in Aussicht gestellt, wenn das mit seinem Auftrag klappte.

Daher musste er durch das kalte Wasser. Und dann nach der Therme sehen. Für die Rasur war warmes Wasser unbedingt notwendig.

Die Gasflamme war erloschen. Jetzt hieß es vorsichtig sein. Wahrscheinlich hatte sich in dem Gerät viel Gas angesammelt, das, sobald es gezündet wurde, explodierte. Schon einmal war eine kostspielige Reparatur notwendig geworden â¦

Aber wie zündete man Gas vorsichtig an? Gottschlich gab die Antwort selbst: Indem man den Gashahn abdrehte, wartete, bis sich das Gas über die Entlüftung verflüchtigt hatte, und es nach einer, sagen wir Viertelstunde, erneut versuchte.

Bis dahin konnte er Frühstück machen. Eine Semmel vom Vortag auf eine der Heizplatten des Elektroherds legen, die italienische Mokkamaschine mit Wasser und Kaffee füllen, die Butter aus dem Silo holen. So hieß der kleine brummende Kühlschrank in der fensterlosen Küche, die er über das sogenannte Büro entlüftete, indem er eines der beiden Fenster oder die Tür öffnete.

Das kalte Wasser hatte ihm gutgetan. Er fühlte sich einigermaßen frisch, bis er zu dem Papierbriefchen griff, das ihm Dr. Fellinger gegen seine Kopfschmerzen verordnet hatte. 80 Milligramm, die ihm durch den Tag halfen und am Abend mit 40 Milligramm ergänzt wurden.

Das verkürzte zwar sein Leben, doch anders schaffte er es nicht. Der Schmerz ging von der linken Augenhöhle aus, in der nun das Glasauge saß, und reichte bis ins Zentrum seines Denkens, seines Seins. Ein scharfes Messer, das ihn ständig quälte, bedrohte. Das Morphium hielt es auf Distanz.

Er blieb einen Moment sitzen, um die Wirkung abzuwarten, spürte jedoch kaum etwas. Also erhob er sich und begann, seine Aktentasche zu füllen. Mit der Rolleicord, um Fotos zu schießen, seinem Notizblock, mehreren Kugelschreibern. Daneben stellte er das tragbare Uher-Tonbandgerät, das er Willi Kratochwill vom Österreichischen Rundfunk abgekauft hatte.

Und sonst? Sonst nichts. Er fuhr ja nur auf den Semmering und nicht in ein fremdes Land.

Wobei er sich konzentrieren musste. Das Medikament beeinträchtigte seine Fahrtüchtigkeit. Und sein Denkvermögen.

Natürlich. Er musste den Autoatlas mitnehmen, auf dessen Niederösterreich-Seite er Fernbachers Jagdhütte eingezeichnet hatte, nach dessen telefonischer Lagebeschreibung, knapp an der Grenze zur Steiermark. Bis zu einem Schranken, an dem ihn Fernbacher erwarten würde, um Punkt halb zwölf.

Ab Schottwien, das er über Wiener Neustadt erreicht hatte, verflüchtigte sich der dichte Nebel und gab den Blick frei auf eine leicht verschneite Landschaft, die umso winterlicher wurde, je weiter sein Fiat 124 die Passstraße erklomm. Obwohl noch Herbst war.

Als er einen Zug über eines der malerischen Viadukte fahren sah, hielt er an, stieg aus, bemerkte, wie kalt es war, ging zum Kofferraum, um diesem seinen Mantel zu entnehmen, und bewunderte das Schauspiel. Die Dampflok, die sich den Berg hochkämpfte. Den Zauberberg.

Gottschlich schüttelte den Kopf. Er wollte nicht in vorgefertigten Klischees denken. Zauberberg. Thomas Mann. Egal. Die Szene wirkte verzaubernd, nein bezaubernd, auf ihn. Er sog tief die kühle Luft in seine Lungen und dachte wieder einmal daran, wie schön es wäre, auf dem Land zu leben.

Vielleicht in München, in dessen weiterem Umfeld sogar Seen lagen. Wenn Fernbacher ihm half, beruflich wieder voranzukommen â¦

Fernbacher, Fernbacher â¦ Er musste es auch so schaffen, durfte sich nicht von einem Menschen abhängig machen. Das war riskant.

Und jetzt musste er weiter. Er durfte Fernbacher nicht warten lassen.

Warum eigentlich war Fernbacher nicht nach Wien gekommen? Sie hätten sich in einem Kaffeehaus treffen können oder in Fernbachers Büro oder â¦

Fernbacher hatte angedeutet, dass es sich um eine heikle Angelegenheit handelte, etwas, von dem sonst niemand erfahren dürfe.

»Sie dürfen niemandem verraten, dass wir uns treffen«, hatte er betont.

Wem sollte er etwas verraten? Außer mit der Trafikantin in der Seidengasse, mit Dr. Fellinger in der Neubaugasse und seinen Klienten hatte er mit niemandem Kontakt.

Und das war gut so.

War es wirklich gut so? Fellinger meinte, die unerträglichen Kopfschmerzen könnten auch seelische Ursachen haben. Und er solle sich überlegen, ob er nicht dieses Thema in Angriff nehmen wolle, mit der Hilfe eines Fachmanns. Psychiater, meinte er....

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Autor

J. J. PREYER lebt und schreibt in Steyr, in Österreich. Er studierte in Wien Germanistik und Anglistik. 1982 initiierte er einen Marlen-Haushofer-Gedenkabend, der durch die Teilnahme des Wiener Kulturjournalisten Hans Weigel den Anstoß zur Wiederentdeckung der Autorin gab. 1996 gründete J. J. Preyer einen Verlag, in dem er vor allem Kriminalromane C. H. Guenters und literarische Texte Steyrer Autoren herausgab. J. J. Preyer schrieb in den letzten Jahren eine Vielzahl von Kriminalromanen für deutsche und österreichische Verlage, darunter auch Beiträge zur Serie Jerry Cotton. Wiener Blaupausen ist nach Mörderseele, Hassmord, Nahtod und Rankenspiel der fünfte Kriminalroman J. J. Preyers, der im Gmeiner-Verlag veröffentlicht wird.