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Waldviertelmorde

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
310 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.03.20182023
Walli Winzer hat die Nase voll: von den Männern, den immer länger werdenden Aufenthalten im Kosmetikstudio und von den Shoppingtouren in den Designershops der Wiener City. Als ein drohendes Burnout seine Schatten vorauswirft, weiß die erfolgreiche Inhaberin einer PR-Agentur eines ganz genau: Sie braucht Ruhe! Ein altes Haus im Waldviertel nahe Wien soll ihre künftige Oase sein. Doch schon bald erweist sich diese als intrigendurchsetzte, mörderische Fallgrube.

Maria Publig wurde in Wien geboren und verbrachte mit ihrer Familie viele Sommer im südlichen Waldviertel. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Journalistin für Tages- und Wochenzeitungen. Später wechselte sie als Moderatorin und Redakteurin in den ORF. Bevor sie sich dem Krimischreiben zuwandte schrieb sie Kultursachbücher, die international ausgezeichnet wurden. Wovon sie überzeugt ist: für gute Gedanken und Kreativität muss man sich Zeit nehmen. Die gönnt sie sich zwischendurch - ziemlich oft im Waldviertel.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,50
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR11,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextWalli Winzer hat die Nase voll: von den Männern, den immer länger werdenden Aufenthalten im Kosmetikstudio und von den Shoppingtouren in den Designershops der Wiener City. Als ein drohendes Burnout seine Schatten vorauswirft, weiß die erfolgreiche Inhaberin einer PR-Agentur eines ganz genau: Sie braucht Ruhe! Ein altes Haus im Waldviertel nahe Wien soll ihre künftige Oase sein. Doch schon bald erweist sich diese als intrigendurchsetzte, mörderische Fallgrube.

Maria Publig wurde in Wien geboren und verbrachte mit ihrer Familie viele Sommer im südlichen Waldviertel. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Journalistin für Tages- und Wochenzeitungen. Später wechselte sie als Moderatorin und Redakteurin in den ORF. Bevor sie sich dem Krimischreiben zuwandte schrieb sie Kultursachbücher, die international ausgezeichnet wurden. Wovon sie überzeugt ist: für gute Gedanken und Kreativität muss man sich Zeit nehmen. Die gönnt sie sich zwischendurch - ziemlich oft im Waldviertel.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839257005
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.03.2018
Auflage2023
Reihen-Nr.1
Seiten310 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542406
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. KAPITEL

Auf diesen Augenblick hatte sie lange gewartet. Keinen Morgen würde es künftig mehr mit Hektik und penibler Vorbereitung auf den ersten Besprechungstermin geben. Den Gedanken genoss sie sichtlich, sie rekelte sich auf dem Sofa und zog gemütlich die Beine zur Seite. Der erste Schluck Kaffee so früh am Tag war für sie immer der beste gewesen - und das würde er auch weiterhin bleiben, war sich Walli Winzer sicher. Sie atmete tief durch und fühlte sich rundum zufrieden. Erst jetzt merkte sie, wie still draußen noch alles war. Ein Luxus, auf den sie hier aufmerksam wurde, für den sonst keine Zeit gewesen war. Komisch, früher hatte sie Stille fast bedroht. Jetzt empfand sie solche Situationen nahezu als Geschenk. Sie wusste allerdings auch, dass die nicht lange so bleiben würde. Denn bald brächte der Tag jene Lebendigkeit, die Menschen in unterschiedlicher Weise zusammenführte. Ein Gedanke, der Walli verhalten schmunzeln ließ.

War das nicht auch alles relativ zu betrachten? Konnte nicht schon eine einzige menschliche Begegnung den Tag in eine ziemliche Schieflage bringen? Walli Winzer kannte da so einige Nervensägen, die das locker auch heute noch hinbekämen. Allen voran ihr Ex-Ehemann Thomas, der den Klassiker hinlegte, indem er sich von Walli zu wenig beachtet fühlte. Seine Vorwürfe, sie befände sich stets auf zwei Kirtagen gleichzeitig, konnte Walli ja noch bis zu einem gewissen Grad verstehen, doch dass er anfing, seine exzentrische Leidenschaft für Schlangen in allen Größen und Varianten in der gemeinsamen Wohnung auszuleben, das nahm sie dann doch persönlich.

Den Unterton seiner Spielerei hatte sie verstanden, dazu brauchte sie keine psychologischen Ratgeber. Das war aber nur das sogenannte Tüpfelchen am i. Sie erkannte, dass die Zeit gekommen war, sich neuen Annehmlichkeiten des Lebens zuzuwenden.

Ihr Job in der Werbebranche brachte sie mit vielen attraktiven Männern zusammen, die sie ohne weitere Verantwortung anlocken, die gemeinsame Zeit genießen und wieder verabschieden konnte. Als PR-Agentin verbrachte Walli besonders viel Zeit mit vorwiegend männlichen Klienten, wo schließlich das eine auch zum anderen führen konnte. C´est la vie! Was tat man nicht alles, um für gute Stimmung speziell in Geschäftsbeziehungen zu sorgen. Wenn die gegenseitige Chemie sich auch ins Private hinüber führen ließ, so what? Walli war die Letzte gewesen, die eine attraktive Begleitung von der Bettkante zu stoßen pflegte. Thomas hatte so etwas immer geahnt, doch nichts Genaueres wissen wollen. Wozu auch? Es hätte nichts geändert. Was er nicht wusste, irritierte ihn nicht. Er hielt es heute noch so, obwohl ihre Trennung nun schon viele Jahre zurücklag.

Charismatiker fand man in Geschäftsführungen großer Firmen häufig. Immerhin sollten sie einen Riesenapparat zusammenhalten und mussten im Medienzeitalter für die Kamera auch gut aussehen. Machtmenschen in schwachen Momenten zu erobern, war immer schon Wallis Spezialität gewesen. Ein Spiel, das sie gut beherrschte und das ihr neben ihren professionellen Fachkenntnissen selbst zu Macht und Einfluss verholfen hatte.

Ihre PR-Agentur lief seit langer Zeit gut, und sie hätte im Laufe der Jahre sogar noch an Aufträgen zulegen können. Doch war es ihr immer wichtig, selbst noch den Überblick zu behalten und dicht an allem dran zu bleiben.

Dass sie dadurch anderen Mitbewerbern mitunter Aufträge mit fragwürdigen Mitteln vor der Nase weggeschnappt hatte, war ihr bewusst, doch kümmerte es sie nicht wirklich. Sie legitimierte es damit, dass sie stets unkonventionelle Konzepte vorantrieb und umsetzte. So verstand Walli Winzer auch ihre Agentur immer schon als Labor für Gesellschaftspolitisches. Klang hochtrabend. Für sie war es aber immer selbstverständlich gewesen. Tobias und Silvia, ihre Mitarbeiter, waren Teil davon.

Doch jetzt war alles anders. Mit 50 verspürte Walli mit einem Mal die Sehnsucht nach einer Wende in ihrem Leben. Nicht, dass sie an ihrer Person etwas hätte ändern wollen oder vor etwas davonlief, bereits völlig ausgepowert oder unglücklich wäre. Nein. Sie wollte ihren Blickwinkel erweitern, einfach die Segel neu setzen. Sie beschloss, dazu ins Waldviertel zu übersiedeln und zu warten, was käme. Einfach einmal abwarten. Warten auf irgendetwas oder irgendwen. Auftanken.

Der viele Trubel in Wien um sie herum hatte sich abgenützt und begann sie schlichtweg sogar zu langweilen. Ihre Kreativität litt darunter, so empfand zumindest sie selbst es. Den Menschen in ihrem beruflichen Umfeld war das noch nicht aufgefallen - und das war gut so. Doch vielleicht standen sie knapp davor, dem musste sie vorbeugen.

Bisher hatte Walli stets die richtige Einschätzung, wann eine Phase in ihrem Leben vorbei war und sie besser in sich hineinhören sollte. Es gab nicht viele solcher Momente, doch wenn, war sie stets gestärkt aus ihnen hervorgegangen.

Wie sie so im Pyjama mit ihrem Kaffee in der Hand dasaß und nachdachte, freute Walli sich darüber, dass ihre Selbsteinschätzung, Kampfgeist und ihr Sinn für Gerechtigkeit über die Jahre ungebrochen geblieben waren. Sie war einst blauäugig vielen Situationen gegenüber gewesen. Doch so waren junge Frauen heute nicht mehr. Davon war sie überzeugt.

Während Walli so vor sich hinbrütete, merkte sie zu spät, wie ein wenig Kaffee auf ihren Ärmel tropfte. Sie wischte ihn weg, hob den Arm und versuchte gedankenverloren, den Rest aufzusaugen.

Sie selbst und ihre Generation berufstätiger Frauen hatten durch weibliche Karriereschmieden dafür gesorgt, solche Schieflagen ein wenig zu korrigieren. Geeignete Strategien und Weiterbildung seien notwendig, sonst würde sich nie etwas verändern. Männer kochten auch nur mit Wasser. Manchmal ließen sie es sogar übergehen, wie die Wirtschaftskrise mit fatalen Folgen gezeigt hatte. Vor allem für die Ärmsten, bis heute.

Doch das tägliche Ringen um Marktanteile war tatsächlich ein hartes Geschäft und forderte viel. Das musste auch Walli Winzer erkennen und als PR-Lady eigenwillige Techniken entwickeln, die mitunter ziemlich rüde sein konnten. Sie war darin äußerst kreativ und erfolgreich. Das mussten auch ihre GegnerInnen anerkennen.

Es gab kaum etwas in Wallis Leben, was sie nicht selbst erlebt und getan hatte oder sich zumindest vorstellen konnte. Sie legte sich stets zügellos ins Zeug. Das war Teil ihres Erfolgs, und sie musste zugeben, dass es ihr richtig Spaß machte, sonst könnte sie es so viele Jahre nicht durchhalten.

Eine wichtige Erkenntnis gab´s auch: Die meisten Wirtschaftsstrategien und das Führen von Konzernen bestehen zum Großteil weniger aus Wirtschafts-Know-how als aus dem geschickten Einsatz von Psychologie. Wie in der Werbung. Und davon verstand Walli nun viel. Das Wort skrupellos wird dabei nicht kleingeschrieben. Im Gegenteil. Die feine Klinge in diesem Metier zu beherrschen, verstand sie erst jetzt so einigermaßen.

Was sie bisher alles erlebt hatte und wie sie vieles durch ihren Scharfsinn, ihre hervorragenden Recherchemethoden, ihren Sinn für Kommunikation, ihren Fleiß und, nicht zu vergessen, ihren Instinkt für Untrügliches vor anderen in Erfahrung bringen zu können, verhalf ihrer PR-Agentur zu Ansehen und lukrativen Aufträgen - und das schon seit langer Zeit.

Walli verband auch immer gerne Berufliches mit Privatem. Ihre aktive Rolle im Beuteverhalten begleitete sie schon seit Studienzeiten. Während ihres Publizistikstudiums hatte sie Thomas kennengelernt. Sein empfindsames, verinnerlichtes Wesen mit einem Schuss Exzentrik hatte sie damals gereizt. Er glaubte an eine bessere und gerechtere Welt, indes Walli doch immer realistischer und strukturierter war als er.

Als späterer Musik- und Biologieprofessor an einer Schule schätzte Walli auch seine Einfühlsamkeit in die pubertären Befindlichkeiten seiner Schülerinnen und Schüler. Doch eines war für Walli immer klar gewesen: Sie wollte keine Kinder. Ihr Ziel war die bedingungslose Freiheit.

Dass sie nach vielen Jahren dann doch noch geheiratet hatten, war ein Kompromiss, den sie Thomas gegenüber eingegangen war. Das rächte sich. Ihrer Beziehung tat das nicht gut. Irgendwann war die Luft draußen, und Walli floh aus der Enge. Ab da, in ihrem neuen Leben, ging die Karriere steil bergauf.

Deshalb hatte sie auch nie darüber nachgedacht, ob sie nicht doch an ihrer Beziehung hätte arbeiten sollen. Was bringt´s? Auch jetzt war es nur ein kleiner flüchtiger Gedanke gewesen, als sie so entspannt auf ihrem Sofa saß nach den strapaziösen Wochen des Umzugs von Wien nach Großlichten, in denen sie vorübergehend bei Freundin Lena übernachtet hatte.

Vor einem halben Jahr hatte sie den Entschluss gefasst, die Agentur zur Hälfte ihrer langjährigen Vertrauten Silvia Manner zu übergeben. Walli wollte noch anderes erleben, als von einem Sitzungstermin zum anderen zu hetzen. Sie war in den besten Jahren, sah immer noch gut aus. Mit einigem strategischen Geschick und weiblichem Instinkt würden bestimmt noch Dates zustande kommen. Sie wollte weiterhin auf alles vorbereitet sein, was ihr die Welt bieten konnte. Doch Walli spürte, dass sie langsam ihre Kräfte zu verlassen drohten und sie etwas dagegen tun musste. War es Erschöpfung, oder bewegte sie sich schnurstracks auf ein Burn-out zu? Irgendwie war da ja noch mehr im Leben als bloß Societyevents und Agenturroutine, die seit langer Zeit ihr Leben bestimmten. Sie wollte, nein, sie musste sich jetzt von den Strapazen der letzten Jahrzehnte erholen und neue Kräfte sammeln.

Das kleine Bauernhaus, eigentlich ein altes Schulgebäude, im gottverlassenen...

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Maria Publig wurde in Wien geboren und verbrachte mit ihrer Familie viele Sommer im südlichen Waldviertel. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Journalistin für Tages- und Wochenzeitungen. Später wechselte sie als Moderatorin und Redakteurin in den ORF. Bevor sie sich dem Krimischreiben zuwandte schrieb sie Kultursachbücher, die international ausgezeichnet wurden. Wovon sie überzeugt ist: für gute Gedanken und Kreativität muss man sich Zeit nehmen. Die gönnt sie sich zwischendurch - ziemlich oft im Waldviertel.