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Operation Bird Dog

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
437 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.03.2018
1948. Zwischen den Mächten der Alliierten treten immer deutlicher unterschiedliche Interessen zutage. Deutschland steht vor einer Zerreißprobe. Die Sowjetunion isoliert West-Berlin. Einige Monate nach der Währungsreform wird der Bankier Dr. Victor Wrede tot aufgefunden. Neben ihm liegen seine tote Frau und der bewusstlose Sohn Carl. Jahre später sucht Carl Wrede nach den Gründen für den Tod seiner Eltern. Dabei stößt er auf einen Betrug während der Währungsreform, der bisher unentdeckt blieb. Und auch unentdeckt bleiben sollte.

Jan-Christoph Nüse wurde 1958 in Dortmund geboren, ging in Würzburg zur Grundschule und studierte Sozialwissenschaften, Germanistik und Politikwissenschaften in Bochum und Hagen. Er arbeitet als Redakteur und Reporter beim Fernsehsender Phoenix in Bonn und Brüssel. Für seine Berichterstattung über Wirtschaft und Politik wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er hat einen Sohn und lebt seit zehn Jahren wieder in seiner Heimatstadt Dortmund. »Operation Bird Dog« ist sein erster Kriminalroman. Mehr Informationen zum Autor und zum Buch unter: www.janchristophnuese.de Oder auf: www.facebook.com/operation.BirdDog Sie erreichen den Autor per Mail unter: jan@janchristophnuese.de
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Produkt

Klappentext1948. Zwischen den Mächten der Alliierten treten immer deutlicher unterschiedliche Interessen zutage. Deutschland steht vor einer Zerreißprobe. Die Sowjetunion isoliert West-Berlin. Einige Monate nach der Währungsreform wird der Bankier Dr. Victor Wrede tot aufgefunden. Neben ihm liegen seine tote Frau und der bewusstlose Sohn Carl. Jahre später sucht Carl Wrede nach den Gründen für den Tod seiner Eltern. Dabei stößt er auf einen Betrug während der Währungsreform, der bisher unentdeckt blieb. Und auch unentdeckt bleiben sollte.

Jan-Christoph Nüse wurde 1958 in Dortmund geboren, ging in Würzburg zur Grundschule und studierte Sozialwissenschaften, Germanistik und Politikwissenschaften in Bochum und Hagen. Er arbeitet als Redakteur und Reporter beim Fernsehsender Phoenix in Bonn und Brüssel. Für seine Berichterstattung über Wirtschaft und Politik wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er hat einen Sohn und lebt seit zehn Jahren wieder in seiner Heimatstadt Dortmund. »Operation Bird Dog« ist sein erster Kriminalroman. Mehr Informationen zum Autor und zum Buch unter: www.janchristophnuese.de Oder auf: www.facebook.com/operation.BirdDog Sie erreichen den Autor per Mail unter: jan@janchristophnuese.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839257128
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.03.2018
Seiten437 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542412
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1.

27. Februar 1948. Frankfurt am Main. Amerikanische Besatzungszone.

Der Fahrer des Cadillacs fluchte, stemmte seinen Fuß auf die Bremse und presste ein vernehmbares »sorry« Richtung Trennscheibe. General Lucius D. Clay griff wortlos nach den beiden braunen Mappen auf dem Boden seines Dienstwagens und sah dann nach draußen. Auf den ersten Blick das übliche Bild: mit dem Rücken zu ihm seine Militärpolizei. Breitschultrige Männer in schweren Wintermänteln, eng nebeneinanderstehend, den gezogenen weißen Schlagstock in der erhobenen Hand. Ihnen gegenüber standen frierende, hagere Gestalten in dünnen, kurzen Jacken und geflickten Wollmänteln der Wehrmacht, in den Händen Holzschilder an dünnen Stöcken mit Aufschriften wie: »Wir wollen Kohle«, »Arbeitsschuhe statt Kommissstiefel« oder »Wir wollen Brot«. Nur hatte es diesmal eine kleine Gruppe von Demonstranten geschafft, die Absperrung direkt vor der Zufahrt zum Hauptquartier zu durchbrechen. General Clay stieß die Tür auf und stieg aus. Die drei Männer in seinem Begleitfahrzeug überstanden die Schrecksekunde, griffen zu ihren Maschinenpistolen und rannten nach vorn. Clay stoppte sie mit einer kurzen Handbewegung. Er hatte gesehen, wie ein älterer Mann abgeführt wurde. Der Mann war offenbar auf dem vereisten Pflaster gestürzt und blutete aus einer Wunde am Mund. Zwei Polizisten schleppten ihn zur Seite. Clay ging nach vorn, hob die blaue Schirmmütze des Alten auf und warf sie der verblüfften Torwache zu. Dann drehte er sich um und stieg wieder ein, nicht ohne einen letzten zufriedenen Blick auf seine vier Sterne auf dem unübersehbaren Schild am Kühlergrill des Cadillacs zu werfen.

In seinem Büro im ersten Stock ging Clay sofort zu der großen Fensterfront. Als er den inneren der beiden Fensterflügel öffnete, schlug ihm eisige Kälte ins Gesicht. Auch tagsüber war das Thermometer in diesem Februar bisher nie über den Gefrierpunkt geklettert. Clay sah nach unten auf den großen Platz direkt vor seinem Hauptquartier. Hier bot sich ihm ein ganz anderes Bild als draußen vor dem Haupttor. Gut gekleidete amerikanische Soldaten stiegen aus Jeeps und schwarzen Limousinen, begleitet von deutschen Zivilangestellten. Diese Deutschen wirkten zufrieden, zumindest von hier oben. Clay vergaß nie, dass ihre Zufriedenheit vor allem eine Folge des kostenlosen Mittagessens war, das sie erhielten und das nicht auf die knappen Rationen ihrer Lebensmittelkarte angerechnet wurde.

Die Details kannte Clay genau. Noch zwei Tage bis zum Ende der 111. Zuteilungsperiode, 2. bis 29. Februar 1948. Pro erwachsenem Normalverbraucher 7,5 Kilogramm Brot, 400 Gramm Fleisch, 125 Gramm Kaffeeersatz, ein Liter entrahmte Milch, 62,5 Gramm Käse. Und eine Vor-Einschreibung für Eier. Die Eier würden später ausgegeben werden. Nach Eintreffen der Ware. Wann auch immer das war.

General Lucius D. Clay war nicht dafür bekannt, sich Illusionen hinzugeben. Aber auch er hatte nicht damit gerechnet, dass der Alltag vieler Deutscher fast drei Jahre nach Kriegsende noch immer geprägt sein würde von Mangel und Not. Im letzten Winter hatte der ansonsten so mächtige Militärgouverneur Clay ohnmächtig zusehen müssen, wie in seiner Besatzungszone Tausende Menschen an Hunger und Kälte gestorben waren: in feuchten Kellern und zugigen Notunterkünften.

Nicht wenige Deutsche machten dafür die Besatzungsmächte verantwortlich. Immer wieder versammelten sich hungernde Menschen vor dem vier Meter hohen Sicherheitszaun rund um das amerikanische Hauptquartier. Die Demonstrierenden forderten höhere Rationen an Brot, Speck oder Kohle. Die Military Police zog dann ihre Schlagstöcke und konnte die Demonstranten jedes Mal nur unter großem Einsatz zurückdrängen. Die Vorfälle bewiesen Clay, dass er den Sicherheitszaun vorläufig nicht abbauen lassen konnte. Als Amerikaner in Deutschland würden sie auch weiterhin wie auf einer Insel leben: in gut geheizten Büros und in Wohnungen mit gut gefüllten Speisekammern - umgeben von einem Meer von Ruinen.

Es klopfte an seiner Bürotür. Clay drehte sich herum. Sein Finanzberater Jack Bennett eilte ihm bereits entgegen und streckte die Hand zur Begrüßung aus.

»General, Lucius - wir müssen jetzt schnell entscheiden â¦«

Clay fasste Bennetts Hand und zog seinen Finanzberater mühelos zu sich heran. Bennett war der Prototyp eines Washingtoner Leichtgewichts: schmal, blass, unsportlich und fast immer einschläfernd langsam in seinen Bewegungen. Seine Augen verrieten allerdings, wie verdammt hellwach der Kerl war.

Doch diesmal hatte er die Türschwelle im Eiltempo hinter sich gelassen. Clay, der als 4-Sterne-General gern selbst das Tempo vorgab, trat auf die Bremse.

»Keep cool, Jack. Der Tag hat grade erst angefangen. Nimm dir erst einmal einen Kaffee aus der Thermoskanne.«

Bennett nickte, befreite seine Hand aus dem Zangengriff, fühlte kurz, fand die wichtigsten Knochen an ihrem Platz und startete die übliche Frotzelei.

»Du solltest dir ein paar Sandwiches kommen lassen, Lucius. Wenn du so weitermachst, siehst du bald nicht mehr aus wie ein Leichtathlet in Uniform, sondern wie ein Halbverhungerter, der im Stadion nicht mal die erste Runde schaffen würde.«

Clay schmunzelte. »Ach, Jack, lass dir ne neue Brille zusammenschrauben. Dann siehst du die Dinge so, wie sie sind.«

Während sich Bennett dem Kaffee zuwandte, ging Clay zurück zu seinem Schreibtisch. Im Vorübergehen sah er kurz in den Spiegel neben seinem Schrank. War sein Gesicht wirklich schmaler geworden? Er ging um seinen Schreibtisch herum und zog die Schublade auf. Ein leicht muffiger Geruch schlug ihm entgegen. Clay öffnete eine schwarze Ledermappe und griff zu dem kleinen Foto, das obenauf lag. Er hielt es erst in seiner rechten Hand, danach hinter seinem Rücken verborgen und postierte sich dann direkt neben seinem Besucher. Bennett hatte sich inzwischen in den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch fallen lassen. Der Becher mit dem frischen Kaffee stand vor ihm.

Clay sah seinen Finanzberater mit unbewegter Miene an. Von oben, abschätzend wie beim Poker. Es war nicht zu fassen. Diese unbekümmerte Miene konnte unmöglich einfach nur Fassade sein. Und doch war es so. Niemand wusste, was der Ex-Banker Jack Bennett wirklich dachte. Und ob er überhaupt gerade dachte. Für seine Kameraden war es immer wieder ein Vergnügen, ihn bei wichtigen Verhandlungen zu erleben. Bennett schlüpfte dann in seine Lieblingsrolle: das Krokodil in der Sonne. Den Kopf auf eine Hand gestützt, träge, mit halb geschlossenen Augen, blieb die zuweilen langsam kreisende Brille das einzige Lebenszeichen. Wer ihn allerdings unterschätzte, fühlte Bennetts Biss, bevor er die Zähne überhaupt entdeckt hatte.

Clay ließ die Hand mit dem Foto nach vorn schnellen. Das Bild zeigte einen sehr jungen, amerikanischen Offizier, der in einem Konzentrationslager der Nazis von ausgemergelten Gefangenen begrüßt wird. Im Hintergrund waren unzählige Leichen zu sehen.

»Jack, hast du dir dieses Bild jemals genau angesehen? Welcher Vollidiot hat damals dafür gesorgt, dass unsere Vorhut in Buchenwald aus halben Kindern bestand?« Clay beugte sich nach vorn. »Mich interessiert nicht, ob Tenenbaum das alles überhaupt schon verarbeitet hat. Das weißt du genau â¦«

Jack Bennett griff langsam nach seinem Kaffeebecher, schlürfte genüsslich, sah Richtung Fenster und schwieg. Er versuchte erst gar nicht, nach dem Bild zu greifen, das ihm sein Chef noch immer entgegenhielt. Er wusste: Clay war noch nicht fertig.

»Verdammt, Jack. Wir haben die Sache schon so lange vor uns hergeschoben. Mal wollten wir noch nicht starten, weil hier zu viel in Trümmern lag. Dann wollte Washington kein grünes Licht geben, weil die verdammten Russen durchdrehten. Den idealen Zeitpunkt gibt es sowieso nicht. Und wenn, dann war er vorgestern! Aber davon abgesehen ist dieser Junge einfach auch zu jung. Ich habe gestandene Offiziere erlebt, die sich vor der Landung in der Normandie in die Hose gemacht haben. Und wir haben seitdem kaum etwas gemacht, was ich für wichtiger halte als Bird Dog.«

Jack Bennett wartete mit seiner Antwort. Von unten, vom Eingang des Hauptquartiers, war ein unverständlicher Befehl zu hören. Dann schlugen Autotüren zu und der Motor eines Lastwagens heulte auf. Bennett wandte sich wieder seinem Chef zu. Er kannte das Foto. Keineswegs schockiert oder eingeschüchtert, sondern ruhig wie immer betrachtete er das Gesicht seines Vorgesetzten, die ausgeprägte Nase, das schmale, fast aristokratisch wirkende Profil. Nicht nur deswegen lautete Clays Nickname »The Kaiser«.

Schon oft hatte Bennett erkennen können, ob es möglich war, seinen General noch umzustimmen. Clay war zwar groß und sportlich. Aber er verkörperte nicht den typischen, allzeit vorwärtsstürmenden Army-Officer. Im Gegenteil. Er war nur selten an der Front eingesetzt. Trotzdem hatte er es bereits während des Zweiten Weltkriegs zum stellvertretenden Stabschef des Oberkommandierenden aller US-Streitkräfte in Europa gebracht - ohne Frage eine Folge seiner Fähigkeiten als genialer Organisator. Denn wie jeder Kommandeur wusste auch Dwight D. Eisenhower, dass er ohne seine Logistiker keine Chance hatte. Denn eine Armee konnte nur dann siegen, wenn das richtige Material zum richtigen Zeitpunkt in ausreichender Menge am richtigen Ort zur Verfügung stand. Nach dem Sieg über Nazideutschland hatte Präsident Truman seinen erfolgreichen General Eisenhower ins Weiße Haus geholt. Und niemand in Washington wunderte sich, dass es Lucius D. Clay war, der an Eisenhowers früherem Schreibtisch in Frankfurt Platz...

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Autor

Jan-Christoph Nüse wurde 1958 in Dortmund geboren, ging in Würzburg zur Grundschule und studierte Sozialwissenschaften, Germanistik und Politikwissenschaften in Bochum und Hagen. Er arbeitet als Redakteur und Reporter beim Fernsehsender Phoenix in Bonn und Brüssel. Für seine Berichterstattung über Wirtschaft und Politik wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er hat einen Sohn und lebt seit zehn Jahren wieder in seiner Heimatstadt Dortmund. »Operation Bird Dog« ist sein erster Kriminalroman.
Mehr Informationen zum Autor und zum Buch unter: www.janchristophnuese.de
Oder auf: www.facebook.com/operation.BirdDog
Sie erreichen den Autor per Mail unter: jan@janchristophnuese.de
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