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Sichelhenket

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
313 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am10.08.2022
Im spätsommerlichen Hohenlohe feiert die Roßfelder Dorfgemeinschaft die traditionelle Sichelhenket. Die ausgelassene Stimmung findet ein abruptes Ende, als beim Saurennen die Leiche des Jungbauern Martin 'Märtl' Ohr auftaucht. Das hohenlohisch-westfälische Ermittlerteam Lisa Luft und Heiko Wüst stößt hinter dem Dorfidyll auf Intrigen, Eifersucht und Neid. Viele der Landfrauen, Landwirte und sogar (über-)engagierte Eltern aus dem Dorf hatten ein Motiv, den flegelhaften Casanova um die Ecke zu bringen.

Wildis Streng ist in Crailsheim geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte sie in Karlsruhe Germanistik und Malerei. Seit 2006 arbeitet sie als Gymnasiallehrerin. Nach längerem Aufenthalt im Badischen lebt sie heute wieder in ihrer Heimat und unterrichtet in Crailsheim Deutsch und Bildende Kunst. In ihrer Freizeit widmet sich die überzeugte Hohenloherin der Malerei, der Fotografie und dem Schreiben. Aus ihrer Feder stammen bereits neun Kriminalromane rund um das sympathische hohenlohisch-westfälische Ermittlerduo Lisa Luft und Heiko Wüst. Mehr Informationen zur Autorin unter: www.wildisstreng.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextIm spätsommerlichen Hohenlohe feiert die Roßfelder Dorfgemeinschaft die traditionelle Sichelhenket. Die ausgelassene Stimmung findet ein abruptes Ende, als beim Saurennen die Leiche des Jungbauern Martin 'Märtl' Ohr auftaucht. Das hohenlohisch-westfälische Ermittlerteam Lisa Luft und Heiko Wüst stößt hinter dem Dorfidyll auf Intrigen, Eifersucht und Neid. Viele der Landfrauen, Landwirte und sogar (über-)engagierte Eltern aus dem Dorf hatten ein Motiv, den flegelhaften Casanova um die Ecke zu bringen.

Wildis Streng ist in Crailsheim geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte sie in Karlsruhe Germanistik und Malerei. Seit 2006 arbeitet sie als Gymnasiallehrerin. Nach längerem Aufenthalt im Badischen lebt sie heute wieder in ihrer Heimat und unterrichtet in Crailsheim Deutsch und Bildende Kunst. In ihrer Freizeit widmet sich die überzeugte Hohenloherin der Malerei, der Fotografie und dem Schreiben. Aus ihrer Feder stammen bereits neun Kriminalromane rund um das sympathische hohenlohisch-westfälische Ermittlerduo Lisa Luft und Heiko Wüst. Mehr Informationen zur Autorin unter: www.wildisstreng.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839273340
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum10.08.2022
Reihen-Nr.10
Seiten313 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9224318
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Freitag
Vortag der Sichelhenket

Lisa sah Blau, nur Blau. Türkisblau, um genau zu sein. Türkisblau mit dunklen Streifen und hellen Flecken dazwischen. Sie bewegte sich weg vom Beckengrund, stieß sich ab, glitt nach oben, durchbrach schließlich die glitzernde Wasseroberfläche, durch die sich die Sonnenstrahlen ihren Weg suchten. Sie mochte das Crailsheimer Freibad, es war wie so vieles hier weder besonders aufregend noch spektakulär. Aber trotzdem irgendwie schön, und in seiner kühlen Funktionalität gemütlich. Sie und Heiko lagen immer auf den Betonstufen. Die waren zwar weit entfernt von der federnden Weichheit des weitläufigen Rasengeländes, das die vier zentralen Becken umgab und sich bis an den Waldrand erstreckte. Trotzdem hatten sie einen entscheidenden Vorteil: Da sie den ganzen Tag der prallen Sonne ausgesetzt waren, heizten sie sich wohlig auf und fühlten sich wunderbar warm an.

»Hey, ich dachte schon, du wärst ertrunken«, beschwerte sich Heiko, der kein passionierter Taucher war und jetzt mit ein paar Zügen neben sie schwamm.

»Ach, und dann hättest du mich nicht retten wollen?«, beschwerte sich Lisa ihrerseits mit gespielter Entrüstung.

Heiko schnappte sie und drängte sie an den Beckenrand, wo er sie stürmisch und lachend küsste.

»Bärchen! Doch nicht hier!«, protestierte Lisa, aber lächelte dabei.

Heiko ließ von ihr ab, und gemeinsam sahen sie einer üppigen Blondine zu, die soeben an ihnen vorbei ihre Bahn zog und erstaunlich schnell dabei war.

»Gut, dass Sommer ist«, sagte Lisa.

»Nicht mehr lang«, wandte Heiko ein.

»Scht, sag das nicht. September zählt noch.«

»Wenigstens ist bald Volksfest«, meinte Heiko achselzuckend. »Volksfest, Muswiese, Hammeltanz, und dann beginnt die dunkle Zeit.«

»Ist nicht dieses Wochenende noch ein Fest? Dieses Henken ⦠Wie heißt das noch?«

»Ach ja, Sichelhenket, stimmt ja.«

»Wieso waren wir da noch nie?«, erkundigte sich Lisa.

»Da waren wir öfters mal im Urlaub.«

»Ah ja. Und was machen die bei dem Fest so? Eine Sichel â¦ henken?«

Heiko lachte und zog sich am Beckenrand hoch, um sich darauf zu setzen, die Füße ließ er ab den Knien ins Wasser baumeln. Lisa tat es ihm gleich, die Wassertropfen auf ihrem Körper, der von einem hellblau-orangefarbenem geblümten Bikini nur notdürftig verhüllt wurde, glitzerten.

»Das ist so eine Erntedanksache irgendwie«, erklärte Heiko. »Die Sichel wird in den Balken gerammt, gehängt, wenn man so will. Die Ernte ist vorbei, und dann wird gefeiert. Weil man jetzt fertig geschafft hat.«

»Ach, dann ist das auch so ein altes Fest?«, vermutete Lisa. »So eine jahrhundertealte Tradition?«

Heiko schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, nicht. Ich glaube, die Roßfelder haben das in den Achtzigern etabliert.«

»Erst? Hätte ich jetzt nicht gedacht«, wunderte sich Lisa, »aber schön!«

»Ja, doch. Gründe zum Feiern sind immer gut.«

»Gehen wir da hin? Was gibt es denn da so?«

»Saurennen.«

»Wie bitte, was?« Lisa glaubte, sich verhört zu haben.

»Das Wichtigste ist das Saurennen am Sonntag. Aber heute Abend ist auch schon eine schöne Party.«

»Und am Sonntag â¦ rennen Schweine? So richtige, echte, lebendige?«

Heiko grinste. »Ja, was hast du denn gedacht, warum es Saurennen heißt?«

Lisa seufzte. »Ihr Hohenloher seid schon durchgeknallt.«

Heiko drückte ihr noch einen Kuss auf die Lippen. »Das, liebe Lisa, wusstest du, bevor du dich entschlossen hast hierzubleiben.« Er zog sich vollends aus dem Wasser und machte sich auf den Weg zu den Betonstufen, gefolgt von Lisa, und gemeinsam ließen sie sich von der spätnachmittäglichen Sonne trocknen.

Betty Ebert stand vor dem Spiegel. Sie war üppig, sehr üppig. Das war ihr klar. Dazu kamen die Narben von der Akne, die sie als Teenagerin geplagt hatte. Sie hatte zwar ein gutes Make-up gefunden, aber die großen Vertiefungen in ihren Wangen ließen sich damit nicht kaschieren. Trotzdem war sie mit sich zufrieden, im Großen und Ganzen.

Sie zog die Kappe vom blutroten Lippenstift ab und malte ihre vollen Lippen nach, schraubte den Stift wieder zu, richtete ihre halblangen brünetten Wellen. Zu schade, dass er auf Schlanke stand, und zwar ausschließlich auf Schlanke. Sie hatte schon mal überlegt, für ihn abzunehmen, für die kleine Chance, ihn kennenzulernen, ihm zu gefallen. Aber dann hatte sie doch nie die Disziplin aufgebracht, die Arbeit im Kindergarten war anstrengend und kostete sie alle Energie, da war für Fitnessstudios und derlei Zeug keine übrig. Und es war auch nicht so, dass sie die doch einigen Pfunde mehr störten. Im Gegenteil. Sie mochte ihren Busen, und ihr entging auch nicht die Wirkung, die der auf einige Männer hatte. Nur auf ihn eben weniger, leider. Und leider hatten diejenigen, die auf sie abfuhren, die Fünfzig meist weit überschritten.

Sie zupfte an den Rüschen ihrer roten Carmen-Bluse mit dem vorteilhaften Ausschnitt. Das sah gut aus, auch wenn der enge Jeansrock ein klein bisschen gewagt war - egal. Obwohl Betty wusste, dass die Schuhe sie nach wenigen Stunden umbringen würden, schlüpfte sie in ihre roten Lackpumps und machte sich auf den Weg zur Party.

Die Band Red Fat Cat hatte schon aufgebaut und machte einen Soundcheck. In den beiden Garagen, die in das Zelt integriert waren, befand sich die Bar. Sie war bereits voll besetzt, ebenso wie der Getränkestand. In der Garage gegenüber dem Zelt wurden Bratwürste und Rote im Weckle sowie Schmalzbrote verkauft. Es war noch hell und einigermaßen warm, obwohl sich allmählich eine beinah schon herbstliche Kühle über das Dorf senkte. Trotzdem war da noch das Gefühl von Sommer, weil Grillen in der einsetzenden Dämmerung zirpten und hier und da Schwalben zwischen den Häusern umherschwirrten. Die Kirche gegenüber hatte etwas von einer Burg, erhob sich als imposanter schwarzer Schatten oberhalb des Dorfbrunnens und wirkte, als wache sie über den Trubel zu ihren Füßen.

Wenige nahmen diese Präsenz allerdings wahr, denn die meisten orientierten sich zum Zelt hin, auch Martin war mit seinen Kumpels Dennis und Frank schon da. Die drei hatten sich am Bierstand je eine Halbe vom guten Franken Bräu besorgt und sahen jetzt, jeweils eine Hand in der Hosentasche, der Band bei ihren ersten Gitarrenriffs zu.

»Die sind echt gut«, befand Martin und trank einen Schluck.

»Ich fand die vom letzten Jahr auch nicht schlecht«, warf Dennis ein.

Martin stieß einen abschätzigen Laut aus. »Wirst sehen, die rocken das Ding. Und dann finden wir für euch zwei auch endlich mal eine Tussi.«

»Wenn du sie nicht wieder ausspannst, Martin«, gab Frank zu bedenken. Er lachte dabei, aber die Augen machten nicht mit.

Claudia zog vor dem Spiegel ihren braunen Lidstrich nach. Der Trick war, ungeschminkt auszusehen. Sie wollte ja nicht angemalt wirken, sondern wie das Mädchen von nebenan, süß, hübsch, aber durchaus sexy. Sportlich, deshalb der hohe Pferdeschwanz, den mochten die Männer, der wirkte so neckisch. Sie zupfte das Jeansjäckchen über dem blauen Shirt zurecht. Sie fand ihre Figur schön, ihre Körbchengröße passte zu ihrer schmalen Taille und den schlanken Hüften, die aber nicht knabenhaft wirkten. In der Jeans steckte ein Knackpo, recht perfekt geformt vom vielen Training im Studio und ihrem Zumba, für das sie sich neben ihrem Job als Kauffrau so viel Zeit wie möglich freischaufelte.

Claudia klimperte mit den Wimpern und lächelte, testete den Augenaufschlag, wandte den Kopf ruckartig, um zu sehen, ob der Pferdeschwanz auch schön wippte beim Gehen. Sie gefiel sich, und womöglich würde auch er wieder auf sie aufmerksam werden. Sie ärgerte sich, dass sie ihn nicht wirklich vergessen konnte, dieses kurze Techtelmechtel. Für ihn war es das wohl gewesen, sie hatte sich damals, an diesem Wochenende, verliebt und hatte lange daran zu knabbern gehabt, dass er sich nicht mehr gemeldet hatte. Denn das war ihr immerhin gelungen: ihm nicht zu schreiben, nicht anzurufen, ihren Stolz zu wahren. Vielleicht ergab sich heute die Gelegenheit, mal unverbindlich zu reden. Vielleicht sogar mehr, denn auf der Sichelhenket-Party war vieles möglich. Claudia lächelte ihrem Spiegelbild erneut zu und verließ ihre Wohnung.

Heiko parkte den BMW M3, den er auch als Dienstwagen nutzte, auf Höhe der Krone, denn weiter hinten war die Straße bereits gesperrt. Ein mit Tannenzweigen geschmückter Bogen mit einem Schild, auf dem »Roßfelder Sichelhenket« stand, wies den Weg zum Fest. Lisa stöckelte auf hohen Sandalen neben ihm her. Heiko war schleierhaft, wie Frauen in diesen Dingern laufen konnten. Das sah schon gut aus, das musste er zugeben, aber sicherlich tat das auch weh.

Seine Verlobte und Arbeitskollegin zupfte an einer ihrer blonden Haarsträhnen und sah zu ihm her. »Alles klar, Bärchen?«

Heiko brummte unbestimmt als Antwort. Lisa streichelte ihm daraufhin über die Wange.

Im letzten Juli hatte er ihr einen Antrag gemacht, hochromantisch, zwar ohne Ring, aber nachts am Ufer der Jagst an der Heinzenmühle. Zwar hegte Lisa den leisen Verdacht, dass Alex Interesse an ihr die Verlobung beschleunigt hatte, aber unterm Strich spielte das keine Rolle.

»Schaut gut aus«, lobte Heiko und deutete auf ihr rotes Neckholder-Kleid mit den weißen Streifen, dessen A-Linie ihre Taille wunderbar betonte.

Lisa schob ihre Hand in seine, und die Glocke am...

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Wildis Streng ist in Crailsheim geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte sie in Karlsruhe Germanistik und Malerei. Seit 2006 arbeitet sie als Gymnasiallehrerin. Nach längerem Aufenthalt im Badischen lebt sie heute wieder in ihrer Heimat und unterrichtet in Crailsheim Deutsch und Bildende Kunst. In ihrer Freizeit widmet sich die überzeugte Hohenloherin der Malerei, der Fotografie und dem Schreiben. Aus ihrer Feder stammen bereits neun Kriminalromane rund um das sympathische hohenlohisch-westfälische Ermittlerduo Lisa Luft und Heiko Wüst.
Mehr Informationen zur Autorin unter: www.wildisstreng.de