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Christkindlmord

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
172 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am14.09.2022
Während des Steyrer Adventmarkts findet die Glühweinstandbesitzerin Mitzi Eisenhuber die Leiche einer Laienschauspielerin, die als Christkindl auftrat - erstochen mit einer Christbaumspitze. Vor allem der Umstand, dass die junge Frau ihre Rolle auf der Besetzungscouch bekommen hat, sorgt für eine lange Liste an Verdächtigen. Als eine zweite Leiche gefunden wird, ist schnell klar, dass die beiden Morde zusammenhängen müssen. Chefinspektor Wilhelm Kleinlich und Mitzi Eisenhuber begeben sich auf Mörderjagd ...

Karina Baumann ist Steyrerin aus ganzem Herzen. Aufgewachsen in der Nachbargemeinde Garsten, zog es sie schon bald in die Stadt, aus der sie nicht mehr weg möchte. Hier arbeitet sie als Bürokauffrau und widmet den größten Teil ihrer Freizeit dem Schreiben - unter anderem ist sie ein Gründungsmitglied der Steyrer Schreibgruppe 'textQuartett'. 'Christkindlmord' ist ihr Debütroman.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWährend des Steyrer Adventmarkts findet die Glühweinstandbesitzerin Mitzi Eisenhuber die Leiche einer Laienschauspielerin, die als Christkindl auftrat - erstochen mit einer Christbaumspitze. Vor allem der Umstand, dass die junge Frau ihre Rolle auf der Besetzungscouch bekommen hat, sorgt für eine lange Liste an Verdächtigen. Als eine zweite Leiche gefunden wird, ist schnell klar, dass die beiden Morde zusammenhängen müssen. Chefinspektor Wilhelm Kleinlich und Mitzi Eisenhuber begeben sich auf Mörderjagd ...

Karina Baumann ist Steyrerin aus ganzem Herzen. Aufgewachsen in der Nachbargemeinde Garsten, zog es sie schon bald in die Stadt, aus der sie nicht mehr weg möchte. Hier arbeitet sie als Bürokauffrau und widmet den größten Teil ihrer Freizeit dem Schreiben - unter anderem ist sie ein Gründungsmitglied der Steyrer Schreibgruppe 'textQuartett'. 'Christkindlmord' ist ihr Debütroman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839273609
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum14.09.2022
Seiten172 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9224330
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1.

Zum x-ten Mal röhrte Georg Michael sein Last Christmas durch den Lautsprecher. Die weihnachtliche Stimmung am Christkindlmarkt auf der Promenade hielt sich trotzdem in Grenzen. Und auch die bauschig weißen Schneeflocken, die langsam vom Himmel segelten, konnten daran nichts ändern.

»Welcher Depp hat sie des nur ausdenkt, dass wir den Adventmarkt jetzt da herobn machn?«, schimpfte die Eisenhuber Mitzi. »Daschlogn müsst man des Krüppl!«

Seit über 20 Jahren stand sie in der Vorweihnachtszeit mit ihrem Glühweinstandl auf dem Steyrer Ad­vent­markt, aber seit dem letzten Jahr war der Markt vom Stadtplatz auf die Promenade übersiedelt. Und diese Übersiedlung hatte ihm nicht gutgetan. Vom altertümlichen Stadtplatzflair war hier, in der schnurgeraden Parkpromenade, nichts zu spüren. Der kalte Wind pfiff schonungslos durch die Bäume und verhinderte so, dass die Besucher gemütlich mit einem Häferl Glühwein an Mitzis Stand stehen blieben und sich vielleicht sogar noch ein zweites gönnten. Auch die anderen Standler jammerten über das schleppende Geschäft. Einige hatten heute gar nicht aufgemacht, andere schon frühzeitig wieder zugesperrt. Nur vereinzelt waren noch ein paar Hütten geöffnet, und nur wenige Besucher schlichen dick eingemummt und mit gesenkten Köpfen über den Markt.

»Mei, Mitzi«, schrie der Poschinger Lois vom Kekserlstand gegenüber, »schimpfen hilft dir auch nix! Musst halt dein panschtn Glühwein selber trinkn!« Er lachte meckernd über seinen blöden Witz und stopfte sich eine Handvoll Vanillekipferl in den Mund. Da er auf Grund der fehlenden Besucher selbst sein bester Kunde und auch sonst den leiblichen Genüssen nicht abgeneigt war, wackelte sein aufgebockter Holzhüttenanhänger unter seinem Gewicht wie das Tagada am Urfahraner Markt.

»Ah, geh! Sei doch du stad!«, schrie die Mitzi zurück. »Weiß doch eh jeder, dass dei Alte die Kekserl mit billiger Magarin macht statt mit echtem Butter! Aber mir wird des jetzt z blöd!« Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Noch nicht einmal 17 Uhr und trotzdem schon stockfinster. »I pack zamm für heut.« Mit einem lauten Knall ließ sie das Vordach ihres Standlwagens herabfallen. Immer noch vor sich hin schimpfend schaltete sie alle Thermobehälter aus und drückte schließlich noch den Hauptschalter runter. Dann stieg sie aus dem Wagen und versperrte ihn. Sie schüttelte ihre Beine, die vom langen Stehen ganz steif waren, und ging zu ihrem Auto.

Da Mitzi an diesem Freitagmorgen ziemlich spät dran gewesen war, stand sie am äußersten Ende des eigens für die Standler reservierten Parkplatzes. Mit dem Ärmel ihrer dicken Winterjacke wischte sie den Schnee notdürftig von der Windschutzscheibe. Das muss reichen für die paar Meter, dachte Mitzi und machte sich nicht die Mühe, auch die Heckscheibe vom Schnee zu befreien. Dann stieg sie schnell in das eiskalte Auto und startete den Motor. Das heißt, sie wollte ihn starten. Doch der alte Jeep hatte seine besten Jahre schon lange hinter sich, und die Batterie war schon im letzten Winter immer wieder ausgefallen. Außer einem kurzen Klack-Klack gab der Wagen keine Geräusche von sich.

»Drecksklumpert g schissenes!«, schimpfte Mitzi und stieg wieder in den kalten Winterabend hinaus. Sie griff in die Jackentasche, um ihr Handy rauszuholen und ihren Mann anzurufen, damit er sie abholen kam. Doch die Tasche war leer.

»Des a noch!«, sagte sie laut zu sich selbst. Wahrscheinlich hatte sie das Handy im Standlwagen vergessen. Wütend stapfte sie zurück zum Adventmarkt. Wütend auf sich selbst, dass sie so blöd gewesen war, ihr Handy zu vergessen. Nein, eigentlich war der Poschinger Lois schuld daran. Wenn der sie nicht so deppert ausgelacht hätte, hätte die Mitzi nicht so eilig das Standl verlassen und ihr Handy nicht vergessen. Wahrscheinlich lag es noch auf dem Regal bei dem Brief. Der Brief! Jetzt erinnerte sich die Mitzi wieder. Als sie heute Morgen am Adventmarkt ankam, fand sie ihn vor der Eingangstür vom Standlwagen. Die Mitzi hatte angenommen, dass es irgendeine Mitteilung von der Marktverwaltung war, und ihn einfach ins Regal gelegt. Danach war sie beschäftigt mit dem Aufheizen der Thermobehälter und dem Herrichten des Standls. Dabei hatte sie den Brief total vergessen.

Inzwischen war die Mitzi wieder am Markt angekommen. Auch die letzten Standler hatten ihre Buden schon geschlossen. Die Weihnachtsbeleuchtung war aus, und George Michael im wohlverdienten Feierabend. Für heute jedenfalls. Morgen war ein neues Last Christmas. Die Hütte vom Poschinger war genauso zu wie die Nachbarbuden der Mitzi. Nur am anderen Ende des Parks hörte sie noch Gelächter. Sicher der Kirchmayr, dachte sie. Der würde sogar mit einem einzigen Gast bis Mitternacht stehen bleiben, nur damit er nicht zu seiner spinnerten Alten heim musste. Erst letztes Wochenende war er wieder mit einem blauen Auge am Markt erschienen und hatte behauptet, er wäre gegen die offene Tür vom Küchenkastl gelaufen. Dabei wusste jeder in der überschaubaren Kleinstadt, dass seine Frau gerne ihre Wut beim Boxen abließ und am liebsten den Kirchmayr als Sandsack dafür benutzte. Die Mitzi musste grinsen. Ja, ja, in diesem ach so beschaulichen Provinzstädtchen blieb wenig bis nichts verborgen.

Sie steckte den Schlüssel in das Schloss vom Standlwagen, da ging die Tür schon auf.

Aber ich hab doch sicher abgesperrt, dachte Mitzi und blickte vorsichtig durch die halb offene Tür in den Wagen hinein. Es war zu dunkel, um etwas zu sehen. Hören konnte sie auch nichts. Langsam öffnete Mitzi die Eingangstür zur Gänze und tastete vorsichtig nach dem Hauptschalter gleich neben dem Eingang. Sie drückte ihn nach oben, und die Notbeleuchtung im Wagen ging an.

Auf den ersten Blick konnte sie nichts Ungewöhnliches erkennen. Sie stieg in den Wagen und wollte nach ihrem Handy und dem Brief greifen. Plötzlich stieß sie mit dem Fuß gegen etwas Weiches, das am Boden lag. Erschrocken schaltete sie nun auch das große Deckenlicht an und erschrak gleich noch mehr. Vor ihr lag das Christkindl! Natürlich nicht das echte Christkindl. Daran glaubte die Mitzi schon seit ihrem sechsten Lebensjahr nicht mehr, als sie die als Christkind verkleidete Nachbarstochter schmusend hinter dem Christbaum entdeckt hatte. Mit ihrem Papa. Auf ihre kindlich unschuldige Frage, warum der Papa das Gesicht vom Christkind abschleckt, hatte sie nur eine kräftige Watschn von ihm zur Antwort bekommen, und die Mama hatte zum Heulen angefangen. Die Mitzi wusste gar nicht, warum, weil schließlich hatten ihr die Ohren gewackelt von der Watschn. Leider war das Ganze vor der Bescherung passiert, sodass sie außer der schlagkräftigen Ohrfeige nichts bekommen hatte. Keine Geschenke, keinen weihnachtsüblichen Ganslbraten und keinen Besuch bei der Wanzi-Oma, um auch dort Geschenke abzuholen. Alles in Allem war das damals das beschissenste Weihnachtsfest, das die Mitzi je erlebt hatte. Seitdem war sie auf das Christkind nicht gut zu sprechen.

Obwohl Mitzi wusste, dass das vor ihr auf dem Boden nur eine junge Möchtegern-Schauspielerin, die von der Marktverwaltung als Christkindl engagiert worden war, war, fühlte die Mitzi für einen Moment Genugtuung und Gerechtigkeit.

Dieses Gefühl währte jedoch nur kurz. Warum lag das Christkindl in ihrem Wagen und rührte sich nicht?

»Hey! Du!«, rief die Mitzi und tippte mit ihrem Fuß leicht gegen den leblosen Körper. Keine Reaktion. Ächzend beugte sie sich hinunter, was aufgrund ihrer nicht geringen Leibesfülle und der Enge des Wagens nicht einfach war. Sie rüttelte unsanft an der Schulter des Christkindls. Keine Reaktion.

Die wird doch nicht tot sein? Panik breitete sich in Mitzi aus. So schnell es ihr Körperspeck und die eingefrorenen Glieder zuließen, sprang sie aus dem Standlwagen und schrie um Hilfe.

Schon nach wenigen Sekunden kam der Kirchmayr angelaufen. Im Schlepptau hatte er den Poschinger.

»Herst, Mitzi, was plärrst denn so? Hast an Krampus g sehn?«, sagte der Poschinger und boxte den Kirchmayr dabei grinsend auf den Oberarm. Der zuckte zusammen. Schließlich war er auch mit dem Oberarm gegen das Küchenkastl gelaufen.

»Nix Krampus!», schrie die Mitzi. »Da drin liegt des tote Christkindl!«

»Geh, verarsch n kannst wen andern!«, schimpfte der Poschinger, stieß sie zur Seite und zwängte sich in das Standl. Aus dem er aber schon wenige Sekunden später wieder rauskam.

»Jessas Maria, die schnauft ja wirklich nimma! Schnell, Kirchmayr, ruf die Rettung und die Polizei an!«

Es dauerte wieder einige Sekunden, bis der Kirchmayr aus seiner Schockstarre erwachte und mit zitternden Fingern nach seinem Handy griff. Was war jetzt gleich nochmal die Nummer von der Rettung? Eins, zwei, zwei - Feuerwehr herbei. Eins, drei, drei - kommt die Polizei. Eins, vier, vier - Rettung kommt zu mir. Hastig tippte er die 144 ins Display und war kurz darauf mit dem Notruf verbunden. Während er versuchte, dem Rettungsmenschen die Situation zu schildern, wollte die Mitzi in den Wagen klettern.

»Ja, bleibst du g fälligst heraußen!«, schimpfte der Poschinger und stellte sich breitbeinig vor die Tür. »Des is vielleicht a Tatort, und du mit deine patscherten Händ verwischst noch irgendwelche Spuren!«

»Aber du bist doch auch einig latscht! I brauch mein Handy!«

»Nix da! Mir wart n jetzt auf die Polizei!«

»G schaftlhuaber, deppada«, grummelte die Mitzi. »Dann dreh wenigstens dei Heizschwammerl auf! Mir hol n uns ja noch alle den Tod in dera Kältn!« Erschrocken hielt sie sich den Mund zu. Bloß nicht vom Tod reden! Sonst...

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