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Schnee an der Riviera

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
341 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am01.08.20121. Auflage
Gestatten: Rosso, Nelly Rosso.

Anfang vierzig, stattliche eins achtzig, rote Locken, Sommersprossen und kein bisschen zimperlich. In ihrem ersten Fall nimmt es die eigensinnige Kommissarin mit einer skrupellosen Drogenbande, einer etwas zu einflussreichen Genueser Familie und einer Handvoll Jugendlicher auf, die nicht wissen, was sie tun. Wenn nur nicht einer davon ihr Sohn Maurizio wäre ...

'Ein Krimi mit Klasse, der den Leser von der ersten bis zur letzen Seite gefangen hält. Rosa Cerrato ist in jeder Hinsicht eine Grande Dame des Kriminalromans.' Il Giornale.


Rosa Cerrato, geboren in Vercelli, ist Literaturwissenschaftlerin, Deutschlehrerin, Werbegraphikerin, Mutter dreier erwachsener Kinder, eingefleischter Vargas-Fan und Krimi-Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann, drei Katzen und einem Hund in Genua und dem Val Fontanabuona.'Der Fluch vom Valle della Luna' ist nach 'Das böse Blut der Donna Luna' und 'Schnee an der Riviera' der dritte Fall der sympathischen und eigenwilligen Genueser Kommissarin Nelly Rosso.
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Produkt

KlappentextGestatten: Rosso, Nelly Rosso.

Anfang vierzig, stattliche eins achtzig, rote Locken, Sommersprossen und kein bisschen zimperlich. In ihrem ersten Fall nimmt es die eigensinnige Kommissarin mit einer skrupellosen Drogenbande, einer etwas zu einflussreichen Genueser Familie und einer Handvoll Jugendlicher auf, die nicht wissen, was sie tun. Wenn nur nicht einer davon ihr Sohn Maurizio wäre ...

'Ein Krimi mit Klasse, der den Leser von der ersten bis zur letzen Seite gefangen hält. Rosa Cerrato ist in jeder Hinsicht eine Grande Dame des Kriminalromans.' Il Giornale.


Rosa Cerrato, geboren in Vercelli, ist Literaturwissenschaftlerin, Deutschlehrerin, Werbegraphikerin, Mutter dreier erwachsener Kinder, eingefleischter Vargas-Fan und Krimi-Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann, drei Katzen und einem Hund in Genua und dem Val Fontanabuona.'Der Fluch vom Valle della Luna' ist nach 'Das böse Blut der Donna Luna' und 'Schnee an der Riviera' der dritte Fall der sympathischen und eigenwilligen Genueser Kommissarin Nelly Rosso.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841205100
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum01.08.2012
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten341 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1196543
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Erster Tag
Morgen

Kommissarin Nelly Rosso öffnete die Augen nur, um sie sofort wieder zu schließen. O nein, nicht schon wieder ein Tag! Der Frühling ließ sich so mühsam an, so zäh, und sie war so müde. Der Wecker hatte noch nicht geklingelt, und ehe sein quälendes Piepen die letzten Überbleibsel ihres Traumes verdrängen konnte, tastete sie danach und schaltete ihn aus. Obwohl sie versuchte, an den Traumbildern festzuhalten, schlüpfte ihr alles Wesentliche durch die Finger und verlor sich bis auf einige Fetzen langsam im Nebel. Es war ein schöner Traum gewesen, ihre Mutter war darin vorgekommen, auch ihr Kater Negus, und sie war klein gewesen ⦠Es half nichts, der Traum verkroch sich wieder in die hintersten Winkel des Unterbewusstseins, aus denen er hervorgekommen war, und seufzend stand Nelly auf.

An der Wand gegenüber dem großen, schlichten, lediglich aus einem dunklen Holzrahmen bestehenden Ikea-Bett hing ein riesiger, rahmenloser Spiegel, aus dem ihr Bild sie allmorgendlich begrüßte, sofern sie Lust hatte, es sich anzusehen. An diesem Morgen hielt Nelly den Blick gesenkt, um ihre kräftige, für eine Frau recht muskulöse Gestalt mit den verwuschelten roten Haaren und dem müden Gesicht nicht sehen zu müssen, und tapste lustlos und mit halbgeschlossenen Lidern Richtung Bad. Vielleicht würde eine kalte Dusche ihr ein bisschen Schwung verpassen, aber erst mal musste sie Mau wecken.

Maurizio, genannt Mau, lag zusammengekauert wie ein Fötus, ohne Decke und nur mit einer Unterhose bekleidet da und schlief.

»Es bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als zusammengekauert zu schlafen«, dachte die Mutter, »das Bett ist schließlich viel zu kurz.« Dabei war es ein ganz normales Erwachsenenbett, nur dass Mau mit seinen siebzehn - Verzeihung - achtzehn Jahren und einem Monat einen Meter neunzig groß war. Nelly hoffte heimlich, er würde nicht noch mehr wachsen, denn er überragte jetzt schon seine Freunde, seine Lehrer und auch sie selbst, obwohl sie mit ihren eins achtundsiebzig alles andere als klein war.

»Mau, na los, aufstehen, mein Schatz.«

Sie rüttelte ihn sanft, bis er grunzte, dann schob sie eine CD in die Stereoanlage, drückte auf »on«, und softe Santana-Klänge erfüllten das kleine Zimmer. Der Junge drehte sich seufzend auf die andere Seite. Entschlossen betrat Nelly das Badezimmer.

Die Dusche brachte die entscheidende Wendung, und die Frau, die aus der Kabine trat, war um einiges lebendiger als die, die darin verschwunden war. Erstaunlicherweise war Mau bereits in der Küche, und ein verlockender Geruch nach Toast lag in der Luft. Der Tisch war sorgfältig gedeckt, Butter, Marmelade, Crostini, sogar gekochte Eier. Gurgelnd stieg der duftende Kaffee in der Espressomaschine hoch.

»Womit hab ich denn das verdient?«, fragte Nelly fröhlich und versuchte, ihren Jungen zu küssen. Doch der wich ihr sofort aus, was bei seiner Länge keine große Kunst war. Er ließ sich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr küssen, und wenn, dann nur äußerst widerwillig.

»Du hast vor achtzehn Jahren den richtigen Typen rangelassen«, gab er heiser zurück.

Nelly sah ihn an und fragte sich, was wohl hinter dieser Schnoddrigkeit steckte. Maus Vater war gestorben, als er gerade zwei war, er erinnerte sich nicht an ihn, und womöglich litt er darunter.

»Vielleicht sollte ich ihm mehr von seinem Vater erzählen ⦠Wenn es nur nicht noch immer so weh täte ⦫, dachte sie. Sie beschloss, die Sache nicht weiter zu vertiefen. Ihre bewährte Überlebensstrategie.

»Da hast du wohl recht, ich hab verdammtes Glück gehabt«, antwortete sie versöhnlich.

»Die Katzen haben schon was bekommen.« Mau zog es vor, das Thema zu wechseln. »Hätte ich den Biestern nichts gegeben, hätten die glatt mich gefressen«, fügte er hinzu und übertrieb wie immer maßlos.

Mau mochte Hunde, war aber von klein auf gezwungen gewesen, mit Generationen von Katzen zusammenzuleben. Die jetzigen drei, Pippo, Minni und Silvestro, Musterexemplare der in unterschiedlichen Nuancen grauschwarz getigerten europäischen Hauskatze, hockten mit der ihrer Spezies eigenen Eleganz vor drei farbigen Näpfen auf der Terrasse. Hastig schmierte sich Nelly einen Toast mit Butter und Bitterorangenmarmelade und trat hinaus. Wie immer überkam sie ein Glücksgefühl. Der großspurig »Terrasse« genannte Austritt bestand lediglich aus zwei insgesamt fünf Quadratmeter großen Ebenen mit einer winzigen Laube auf der ersten, doch der Ausblick war einfach atemberaubend. Das tiefblaue, ruhige Meer erstreckte sich bis zum Horizont; rechts zogen sich die Berge Richtung Frankreich, links konnte man die ganze Küste bis nach Portofino überblicken, dessen Kap an einen riesigen, im Wasser liegenden Dinosaurier erinnerte. Geradeaus der Hafen, der Leuchtturm, und direkt unter ihr das schiefergraue Dächermeer der Altstadt. Die von Mau liebevoll gepflegten Geranien, die Nellys schwarzen Daumen überlebt hatten, dufteten, und das vom Basilikum dominierte Aroma der Kräuter (um die sich ebenfalls Mau kümmerte, weil sie weder Zeit noch Lust dazu hatte) wehte ihr entgegen.

»Wir beide können uns echt glücklich schätzen, weißt du das, Mau?«

Mau hatte für Gefühlsduseleien nichts übrig und sie eigentlich ebenso wenig.

»Kommt drauf an«, gab er lakonisch zurück und schlüpfte in seine vorschriftsmäßig geflickte Jeansjacke.

Er hatte eine unglaubliche Menge Toasts und drei gekochte Eier verdrückt, doch sah man ihm das nicht an. Er war dünn wie ein Strich, und das rötlichbraune, schulterlange und zu Dreadlocks verfilzte Haar ließ sein Gesicht noch länger und hagerer erscheinen, kaschierte aber immerhin die pickelige Teenagerhaut ein wenig.

»Ciao, Ma.«

Noch ehe Nelly etwas antworten konnte, war er verschwunden. Kurz darauf verließ auch sie das Haus. Die kleine Piazza lag noch im Schatten, und nach und nach öffneten die Läden. Wie immer bog sie links in die erste Gasse ein und betrat Beppes Bar. Eigentlich war es weniger eine Bar, denn eine enoteca, ein Weinlokal alten Stils, von denen es selbst in der Altstadt nur noch wenige gab. Sonderlich sauber war es darin nicht, aber in dem sowieso ziemlich schummrigen Schankraum fiel das kaum auf. Abgesehen von dem relativ neuen Tresen (zwanzig Jahre alt?) hatte sich das Inventar seit der Eröffnung vor vierzig Jahren, als Beppe aus dem Piemont hierhergekommen war, nicht verändert. An den Wänden ringsum reihten sich die klassischen, einfachen Metallregale, deren rostige Stellen mit zahllosen Schichten grauer Farbe übertüncht worden waren. Allerdings sah man von den Regalen ohnehin nicht viel, waren sie doch vollgestopft mit den unglaublichsten Flaschen, von denen die obersten über und über mit Staub bedeckt waren. Es gab nichts, was es nicht gab: uralten Fernet Branca, Liquore Strega, Tausende Cordials - sogar den Cordial Campari, den Nellys Mutter so gern getrunken hatte - und Cynar, Stock 84, Vecchia Romagna sowie unzählige Grappas, sämtliche Grappas Italiens, dazu eine Weinauswahl, die selbst die Genueser Wein- und Spirituosenmesse blass aussehen ließ. Schon beim Betreten des Lokals ging Nelly das Herz auf. Beppes Geheimwaffe allerdings war sein Cappuccino (was jedoch nur die wenigen Stammkunden wussten): fraglos der beste der ganzen Stadt. Es war gewissermaßen ein doppelter Cappuccino. Mau wäre sicher beleidigt gewesen, hätte er gewusst, dass seine Mutter jeden Morgen einen (manchmal auch zwei) Cappuccino bei Beppe trank, nachdem er sich so viel Mühe mit dem Frühstück gemacht hatte. Es war wie ein geheimes Laster, ihre Art, gut in den Tag zu kommen, ein Ritual eben.

An diesem Morgen jedoch hatte Nelly es eilig und konnte sich nicht für ein Schwätzchen zu den üblichen, ihr wohlbekannten Stammgästen setzen, größtenteils Pensionäre, die bereits in aller Frühe über Sport und Politik diskutierten und einander das einzige, druckfrische Exemplar des Secolo aus den Händen rissen. Sie stürzte ihren Cappuccino hinunter, grüßte und hastete unter den verdutzten, fragenden Blicken der Rentner wieder hinaus. Beppe, graues Haar, bordeauxfarbenes Polohemd, stämmig, mit lebhaften Augen im braungebrannten, zerfurchten Gesicht, zuckte enttäuscht die Achseln, denn der kleine Plausch mit der Kommissarin gehörte nun einmal zum Tagesanfang. Mit ihr konnte man gut diskutieren. Und manchmal ließ es sich auch herrlich mit ihr streiten.

Eilig legte Nelly das Stück bis zum Tunnel neben dem Wolkenkratzer zurück (der erste Genuas, noch aus der Zeit des Faschismus, und deshalb bis heute »der Wolkenkratzer« genannt), während die bunte Menschenvielfalt in den Gassen nach und nach den Gesichtern der im Zentrum arbeitenden Angestellten wich. So schnell sie konnte und mit angehaltenem Atem durchquerte sie den Tunnel Richtung Meer. Der morgendliche Verkehr tobte, die Luft war zum Ersticken. Sie ging gern zu Fuß, doch wie jeden Morgen kam ihr in den Sinn, dass man eigentlich eine Gasmaske bräuchte, um den Tunnel, der das Stadtzentrum mit dem Foce-Viertel verband, unbeschadet zu durchqueren.

Kaum hatte man die Unterführung hinter sich, tauchte rechts das helle Gebäude des Liceo D Oria auf, daneben die Kolumbus-Treppenanlage mit den drei aus Frühlingsrabatten gepflanzten Karavellen, und schließlich der mächtige Bau des Polizeipräsidiums. Links davon lagen die herrliche Piazza della Vittoria und dahinter die Gärten des Bahnhofs Genova Brignole.

Das Polizeipräsidium war zu Zeiten Mussolinis in schönstem faschistischen Stil erbaut worden, genau wie die angrenzende Piazza della Vittoria mit dem...
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Rosa Cerrato, geboren in Vercelli, ist Literaturwissenschaftlerin, Deutschlehrerin, Werbegraphikerin, Mutter dreier erwachsener Kinder, eingefleischter Vargas-Fan und Krimi-Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann, drei Katzen und einem Hund in Genua und dem Val Fontanabuona."Der Fluch vom Valle della Luna" ist nach "Das böse Blut der Donna Luna" und "Schnee an der Riviera" der dritte Fall der sympathischen und eigenwilligen Genueser Kommissarin Nelly Rosso.