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Stadt des Zorns

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am13.09.2021Auflage
Spiel um dein Leben - im größten Escape-Room der Welt Er nennt sich Janus und hat alles perfekt geplant: Blockierte Straßen und Schienen, eine Stadt im Chaos, Menschen in Todesangst. Aber was aussieht wie ein Anschlag, ist in Wirklichkeit ein Spiel. Und du hast nur eine Chance zu überleben: Du musst besser sein als er, seinen Fallstricken ausweichen und alle Rätsel lösen, um von einem Raum in den nächsten gelangen. Denn Janus hat ein Meisterwerk geschaffen: eine ganze Stadt als Todesfalle. Hannah weiß, was das bedeutet, sie hat als Einzige Janus' letztes Exit-Game überlebt. Hauptkommissar Kappler versucht, Hannah zu retten und den Killer zu stoppen. Doch das Spiel, das in den Katakomben der Stadt beginnt, übersteigt ihre schlimmsten Alpträume ...

Marc Meller ist das Pseudonym eines erfolgreichen Roman- und Drehbuchautors. Am liebsten schreibt er Thriller, in denen das Thema 'Angst' in all seinen Ausformungen eine zentrale Rolle spielt. Marc Meller lebt in Köln und Hannover.
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Produkt

KlappentextSpiel um dein Leben - im größten Escape-Room der Welt Er nennt sich Janus und hat alles perfekt geplant: Blockierte Straßen und Schienen, eine Stadt im Chaos, Menschen in Todesangst. Aber was aussieht wie ein Anschlag, ist in Wirklichkeit ein Spiel. Und du hast nur eine Chance zu überleben: Du musst besser sein als er, seinen Fallstricken ausweichen und alle Rätsel lösen, um von einem Raum in den nächsten gelangen. Denn Janus hat ein Meisterwerk geschaffen: eine ganze Stadt als Todesfalle. Hannah weiß, was das bedeutet, sie hat als Einzige Janus' letztes Exit-Game überlebt. Hauptkommissar Kappler versucht, Hannah zu retten und den Killer zu stoppen. Doch das Spiel, das in den Katakomben der Stadt beginnt, übersteigt ihre schlimmsten Alpträume ...

Marc Meller ist das Pseudonym eines erfolgreichen Roman- und Drehbuchautors. Am liebsten schreibt er Thriller, in denen das Thema 'Angst' in all seinen Ausformungen eine zentrale Rolle spielt. Marc Meller lebt in Köln und Hannover.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843726115
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum13.09.2021
AuflageAuflage
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3509 Kbytes
Artikel-Nr.5725529
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 1

Ein weiterer Tropfen löste sich von den rostroten, teils brüchigen Backsteinen. Kondenswasser, wie es sich an solchen Orten nun mal bildete. Der Tropfen fiel herab und zersprang beim Aufprall auf den weißen Helm in unzählige kleine Partikel.

Dirk Meier nahm keine Notiz davon. Den Blick auf die in Plastik eingeschweißte Karte gerichtet, schritt er voran, sah kurz auf. Der Strahl seiner Helmlampe zerteilte die matte Dunkelheit. Es war nebelig in dem Tunnel, der Boden nass und glitschig. Hinter ihm ging sein Kollege Jens Radke, er war etwas jünger, kam frisch von der Fachhochschule, wo er Versorgungstechnik studiert hatte. Meier dagegen gehörte zur »Alten Schule«, wie man so schön sagte. Den Beruf von der Pike auf gelernt, zweiter Bildungsweg, Abendschule. Es gab in dieser Stadt kaum jemanden, der die Unterwelt so gut kannte wie er. Die Karte in seiner Hand versicherte ihm, wo sie waren, und vor allem: was sich genau über ihnen befand.

»Es gibt doch auch noch Tunnel aus der Römerzeit, oder? Ich war noch nie in so einem«, sagte Radke.

»Da sind ja auch noch höchstens hundert Meter von übrig. Und der Tunnel dient nur noch den Touristen.«

»Unglaublich, oder? Wenn man sich das mal vorstellt. Die Römer hatten bereits eine Kanalisation, und im Mittelalter haben sie die Scheiße auf die Straße gekippt.«

»Tja, wat willste machen«, sagte Meier in breitem Kölsch. »So ist der Jeck. Vergisst gerne mal die eine oder andere Errungenschaft.« Meier wechselte wieder ins Hochdeutsche. »Um 1880 herum, als die Stadt sich immer weiter ausbreitete, haben die dann mal angefangen, eine Kanalisation zu bauen.«

Meier schaute nach oben zur Decke. Der Strahl der Helmlampe tastete das halbrunde Gewölbe über ihm ab. Sie befanden sich in einem sogenannten Entlastungstunnel, der über drei Meter Deckenhöhe hatte. Er diente dazu, bei starken Niederschlägen die Wassermassen abzuführen und in den Rhein zu leiten. Wenn dies geschah, war der Tunnel bis zur Decke mit Wasser geflutet. Jeder, der sich dann hier aufhielte, wäre verloren. Die Steine, rötlich braun gefärbt und zum Teil mit Moos und Schimmel überwuchert, bildeten eine unebene Fläche. Sooft Meier auch schon hier gewesen war, die Welt im Untergrund faszinierte ihn jedes Mal. Das Kanalsystem hatte sich im Laufe von hundertfünfzig Jahren wie ein Spinnennetz unter der Stadt ausgebreitet.

Meier sah wieder auf die Karte, um sich zu vergewissern, dass sie die richtige Stelle erreicht hatten. Direkt über ihnen schaufelten mehrere Bagger ein tiefes Loch für das Fundament eines neuen Bürogebäudes. Statiker hatten berechnet, dass der Bau dem Tunnel nichts anhaben konnte. Trotzdem, die Kanalisation war zu wichtig, als dass man sie allein den Bauingenieuren überlassen durfte. Hier war eine Expertenmeinung gefragt, und Meier war der Experte.

Er nahm seine schwarze Maglite-Taschenlampe vom Gürtel, schaltete sie ein. Der grelle Strahl, hundertmal stärker als das Licht der Helmlampe, leuchtete in die Tiefen des Tunnels hinein und wurde von der vernebelten Luft reflektiert. Es sah alles gut aus - mit dem bloßen Auge betrachtet. Jens Radke prüfte mit einem Laserentfernungsmesser von einigen Stellen aus die Deckenhöhe. Es schien wirklich alles in Ordnung zu sein.

Da rümpfte der junge Kollege die Nase. »Riechst du das auch?«

Meier schaute ihn fragend an. Im Laufe der Jahre hatte er sich zu sehr an den modrigen Geruch, manchmal nach Fäulnis, gewöhnt. Aber der Kollege hatte recht, es roch noch nach etwas anderem, leicht süßlich. Meier kannte auch diesen Geruch. Er leuchtete wieder mit der Taschenlampe in den Tunnel. Radke nahm ebenfalls seine Maglite vom Gürtel und richtete den Strahl in die entgegengesetzte Richtung, aus der sie gekommen waren. »Womöglich Ratten«, dachte er laut. »Hier verwest doch so einiges, oder?«

Verwesung. Genau danach roch es. Meier ging ein paar Schritte weiter, langsam, den Strahl in den Tunnel gerichtet. Es kam ihm vor, als versuche er, mit Fernlicht durch eine Nebelwand zu schauen. Man konnte nie so genau sehen, was sich dahinter befand. Schritt für Schritt bewegte er sich vorwärts. Aber es war nichts zu erkennen, was seine besondere Aufmerksamkeit erfordert hätte. Keine Ratten. Kein Unrat. Nur wenig Schlamm.

Meier wollte die Suche beenden, als der Strahl der Taschenlampe etwas erfasste. Auf dem Boden, etwa zwanzig Meter entfernt, was war da? Meier konnte es nicht erkennen, also ging er darauf zu.

Und erstarrte.

»Was ist da?«, rief sein junger Kollege, der ihm bis jetzt nicht gefolgt war, aber nun näher kam.

»Bleib, wo du bist«, stieß Meier aus.

»Wieso?« Radke hielt sich nicht an die Anweisung. Meier hörte hinter sich, wie Füße durch eine Pfütze wateten.

»Bleib da«, schrie Meier laut, ohne sich umzudrehen.

Die Schritte hinter ihm verstummten.

Meier starrte vor sich auf den Boden. Dort lagen die sterblichen Überreste eines Menschen. Eindeutig. Schneeweiße Haut hatte das Licht der Taschenlampe reflektiert. Aus den seltsam verschränkten Beinen traten Knochen hervor. Offene Brüche. Der Oberkörper des Toten war mit Stich- und Schnittwunden übersät, die Kleidung regelrecht zerfetzt. Kein Blut, das war längst versickert. Die Leiche lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Bauch. Trotzdem war zu erkennen, dass es ein Mann war, mit längeren ergrauten Haaren. Die Finger weit gespreizt, als ob sie sich an den Steinen festkrallten, die Nägel waren abgebrochen. Im Todeskampf schien er mit letzter Kraft versucht zu haben, über den Boden zu robben. Vielleicht, um seinem Mörder zu entkommen. Zwecklos. Der hatte ihm eine Metallstange, ein Moniereisen vom Betonbau, in den Rücken gerammt und ihn damit am Boden fixiert.

Meier schaltete die Taschenlampe aus, um sich von dem furchtbaren Anblick loszureißen. Er schnappte nach Luft, taumelte ein paar Schritte rückwärts, bevor er sich umdrehte und in die entsetzten Augen seines Kollegen sah. Radke war noch ein paar Meter näher gekommen, um zu sehen, was da lag.

»Oh Gott«, entwich es ihm. Er drehte sich ruckartig um und erbrach sich auf den Boden. Radke hustete, stützte sich an der Wand ab.

»Lass uns von hier verschwinden«, sagte Meier und versuchte, seine Stimme nicht panisch klingen zu lassen. Er nahm sein Handy aus der Tasche, sah auf das Display. Fünfundzwanzig Meter Erdschicht über ihnen ließen kein Funksignal durchdringen. Oder doch? Meier griff an seinen Gürtel, nahm das Walkie-Talkie an den Mund: »Stewo eins von Stewo zwölf, kommen.«

Das Funkgerät blieb stumm.

Radke hatte sich etwas erholt von dem Schock. Meier gab ihm per Handzeichen zu verstehen, dass er sich in Bewegung setzen sollte. Sie gingen los, marschierten durch den Tunnel, viel schneller, als sie gekommen waren. Radke stolperte, fiel aber nicht hin.

»Pass auf, verdammt!«, fauchte Meier ihn an. »Schau auf den Boden.«

Es schien, als ob Radke taumelte - wie ein Betrunkener. Das Adrenalin war schuld, die Angst.

»Stewo eins von Stewo zwölf, kommen«, blaffte Meier ins Funkgerät. Seine Stimme überschlug sich beinahe. Aber es blieb still, keine Antwort. Nur das Knacken beim wiederholten Betätigen des Schalters. Durch dieses Gewölbe drang nichts, kein Schall, keine Funkwellen. Sie waren abgeschnitten vom Rest der Welt.

Meier konnte nicht sagen, wie oft in seinem Leben er schon durch diesen Tunnel gegangen war. Aber noch nie hatte er Angst gehabt. Jetzt zitterte seine Hand, in der er das Funkgerät hielt, und er musste aufpassen, es nicht fallen zu lassen. Meier war darum bemüht, sich nichts anmerken lassen, er wollte den jungen Kollegen nicht noch mehr verunsichern. Der alte Hase im Team fühlte sich wie der Kapitän in einem Flugzeug, das in heftige Turbulenzen geraten war, und jetzt ging er durch die Sitzreihen und musste so tun, als wäre nichts. Immer lächeln.

Meier nahm wieder das Funkgerät an den Mund. »Stewo eins, kommen. Verdammt noch mal!«

Immer noch kein Kontakt.

Er watete durch eine Pfütze, den Blick stur geradeaus gerichtet, immer und immer wieder setzte er einen Notruf ab.

Plötzlich ertönte etwas. Es klang wie ein Gongschlag.

Meier blieb abrupt stehen, drehte sich zu Radke um.

Der junge Kollege sah ihn fragend an. »Was war das denn?«

Die Schallwellen hallten immer noch nach. Bis zum nächsten Gongschlag. Wie in einem buddhistischen Kloster, dachte Meier.

Er überlegte. Es musste vom Kronleuchtersaal kommen, der lag nicht mehr weit entfernt. Es fanden im Moment keine Führungen oder Veranstaltungen statt. Oder doch? Meier war sich nicht sicher, das beruhigte ihn ein wenig. Womöglich wurde gerade ein Konzert vorbereitet.

»Weiter«, sagte er mit zittriger Stimme und ging voraus.

Im Kronleuchtersaal, der zu Ehren des letzten deutschen Kaisers Wilhelm des Zweiten hergerichtet worden war, gab es ein Telefon. Seit hundertdreißig Jahren. Ein alter Apparat mit riesiger Wählscheibe und einem uralten Kabel, das nach oben führte, an die Oberfläche.

Wieder ertönte ein Gongschlag.

Das Licht, das vom Kronleuchtersaal in den Entlastungstunnel fiel, wurde heller. Nur noch eine...
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