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KlappentextEs gibt in der umfangreichen Industriegeschichtsschreibung einige weiße Flecken, die bisher kaum Beachtung fanden. Die Textilbleichen gehören dazu, obwohl seit Jahrhunderten die große Bedeutung weißer, veredelter Textilien für den Handel und damit für die Wirtschaftskraft ganzer Regionen hervorgehoben wurde. Der vorliegende Band schließt diese Lücke, indem er die Entwicklung der deutschen Textilbleichen zwischen dem späten 18. und dem frühen 20. Jahrhundert darstellt. Eine technische Revolution, die Einführung der Chlorbleiche, steht dabei im Mittelpunkt. Den Hauptteil dieser modernen Branchengeschichte bildet ein regionaler Vergleich der vier textilindustriellen deutschen Zentren Augsburg, Chemnitz, Wuppertal und Bielefeld.
ZusatztextBielefeld war einer der wenigen Orte in Deutschland, in denen die Bleichen sogar bis ins 21. Jahrhundert betrieben wurden. Daran erinnern Namen wie Windelsbleiche, Pideritt's Bleiche, Bleichstraße. Dr. Udo Schlicht spricht sogar von einer 'unterschätzten Branche'.Über diese 'unterschätzte Branche' hat Schlicht, seit 15 Jahren im Historischen Museum tätig, promoviert und jetzt im Verlag für Regionalgeschichte von Olaf Eimer ein Buch 'Textilbleichen in Deutschland' veröffentlicht.Bleichen, das seien in der landläufigen Meinung weiße Stoffstücke, die auf Wiesen der Sonne ausgesetzt würden und vor der Entdeckung anderer Methoden sei das auch tatsächlich so gewesen. Rasenbleichen habe es bis in die 1920er Jahre gegeben. Um 1780 herum habe man entdeckt, dass Chlorgas Leinen und Baumwolle hell macht; man habe auch die tödlichen Gefahren des Chlorgases früh erkannt, vom frühen 18. Jahrhundert an mit Chlorkalk gearbeitet. Schlicht: 'Der war besser zu transportieren und sicher zu verarbeiten.' Rasenbleichen waren für Leinen auch nach der Chlorbehandlung unverzichtbar; mitunter hätten die Stoffbahnen bis zu sechs Monate draußen gelegen, nachts von Männern mit Hunden gewacht. Bei Baumwolle sei eine 'natürliche' Nachbehandlung überflüssig gewesen. Seit den 1960er Jahren sei es mit der Textilveredelung in Deutschland nach und nach zu Ende gegangen. Windel habe als eine der letzten deutschen Bleichen geschlossen.In Bielefeld sei die Chlorlauge zunächst in die Lutter und dann in den Stadtgraben geleitet worden. Obwohl der Magistrat dem Chlor 'desinfizierende Wirkung' beschied, wurde schließlich ein Graben um Bielefeld herum gebaut - eigens für die Lauge, die letztendlich allerdings wieder der Lutter und anderen Bächen zugeführt wurde. Schließlich, so Schlicht, sei das 'Instrument der Rieselfelder' entwickelt worden: 'Das Erdreich diente als eine Art natürlicher Filter.'In seinem Buch hat Udo Schlicht die Einführung der Chlorbleiche, eine technische Revolution, in den Mittelpunkt gestellt. Zudem tritt er den Vergleich der vier textilindustriellen Zentren Bielefeld, Chemnitz, Wuppertal und Augsburg an. In Bielefeld hätten in den Lohnbleichen etwa 600 Menschen, überwiegend Männer, gearbeitet.Burgit Hörttrich, in Westfalen-Blatt, 17.6.2010, Bielefeld
Details
ISBN/GTIN978-3-89534-672-9
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
FormatGenäht
ErscheinungsortBielefeld
ErscheinungslandDeutschland
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum11.06.2010
Reihen-Nr.22
SpracheDeutsch
Gewicht900 g
Illustrationen48 s/w Rastergrafiken, 2 farbige Rastergrafiken
Artikel-Nr.16374451
Rubriken
GenreGeschichte/Politik