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Das Brunnenmädchen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Dryas Verlagerschienen am02.09.20141. Auflage
Wiesbaden, 1890. Sophie arbeitet als Brunnenmädchen an einer Heilquelle im Wiesbadener Kurbetrieb und schenkt den Kurgästen Wasser aus. Als sie erfährt, dass ein reicher Bürgerlicher ihre Schwester verführen wollte und ihr damit das Herz bricht, schwört Sophie Rache. Sie schafft es, sich in die noble Gesellschaft einzuschmuggeln. Mit ungeahnten Folgen.

Martina Frey, geboren 1971 in Wiesbaden, begann bereits in der Schule, Geschichten zu verfassen. Inzwischen schreibt sie seit vielen Jahren historische Romane, zuletzt ist im Dryas Verlag ihr Buch 'Die Schwestern von Sunneck' erschienen. Mehr unter www.martina-frey.de.
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Produkt

KlappentextWiesbaden, 1890. Sophie arbeitet als Brunnenmädchen an einer Heilquelle im Wiesbadener Kurbetrieb und schenkt den Kurgästen Wasser aus. Als sie erfährt, dass ein reicher Bürgerlicher ihre Schwester verführen wollte und ihr damit das Herz bricht, schwört Sophie Rache. Sie schafft es, sich in die noble Gesellschaft einzuschmuggeln. Mit ungeahnten Folgen.

Martina Frey, geboren 1971 in Wiesbaden, begann bereits in der Schule, Geschichten zu verfassen. Inzwischen schreibt sie seit vielen Jahren historische Romane, zuletzt ist im Dryas Verlag ihr Buch 'Die Schwestern von Sunneck' erschienen. Mehr unter www.martina-frey.de.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783941408579
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum02.09.2014
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2631 Kbytes
Artikel-Nr.3131147
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




 

1. Kapitel

Wiesbaden, September 1890

Irgendetwas stimmt nicht, dachte Sophie, als sie die Dachkammer betrat. Sie hörte, vom Bett her, ein lautes Schluchzen. Dort lag ihre Schwester zusammengekauert und hatte den Kopf in das Kissen gedrückt. Ihre Schultern bebten.

Was ist denn passiert?, rief Sophie erschrocken und eilte zum Bett. Sie setzte sich neben ihre Schwester und strich ihr über das wirre Haar.

Warum weinst du?

Es ist alles schrecklich, erklang es dumpf. Und dabei war er vorher immer so freundlich gewesen.

Sophie legte ihre Hand beruhigend auf Annelies Schultern, aber sie spürte nur, wie sich ein heftiges Zittern von den Schultern in den restlichen Oberkörper ihrer Schwester ausbreitete. Und auch ihre eigenen Finger begannen zu zittern, so sehr war sie über Annelies Zustand erschrocken.

Er? Wer? Statt einer Antwort hörte sie nur wieder das Schluchzen. Das letzte Tageslicht fiel trüb durch die Fenster der Dachkammer. Während der Abend dämmerte, breitete sich Düsterkeit im Raum aus. Nach einer Weile war Annelie nur noch als Silhouette neben ihr zu erkennen. In absehbarer Zeit würden sie in völliger Dunkelheit sitzen.

Wir haben uns stundenlang unterhalten. Annelies Stimme versagte, bis sie sich wieder gefasst hatte und ohne eine Spur von Fröhlichkeit sagte: Er kann so lustig sein. Nun hob sie endlich den Kopf. Ihr Gesicht war halb im Schatten verborgen, aber auf den Wangen schimmerten deutlich Tränen.

Von wem redest du?, fragte Sophie verwirrt.

Ich hab dir doch erzählt, dass ich vor einiger Zeit im Hause der Bickenbachs vorgesprochen hab.

Sophie versuchte, sich zu erinnern. Du wolltest dich dort für eine Stelle als Dienstmädchen vorstellen, stimmts?

Genau. Aber die Hausherrin, Frau Bickenbach, war nicht da. Und da hab ich Maximilian kennengelernt.

Jetzt erinnerte sich Sophie wieder. Ihre Schwester hatte begeistert von diesem jungen Mann berichtet. Die Dienstmädchenstelle hatte Annelie nicht erhalten, dafür aber ihr Herz an diesen Fremden verloren.

Gleich an der Tür hat er mich empfangen und hat mich in den Salon gebeten. Dort hat er mir gesagt, dass Frau Bickenbach noch nicht da ist. Annelie seufzte. Er sah so gut aus in seinen Reithosen und der Jacke. Sehr freundlich war er zu mir, hat mich durchs Haus geführt und mir die Ställe gezeigt.

Wozu hat er dir das Haus gezeigt?

Damit ich einen Eindruck von dem Arbeitsplatz bekomme, hat er gemeint, er war halt sehr zuvorkommend. Das hab ich dir aber erzählt.

Du hast mir nur erzählt, du hättest den Sohn der Herrschaften kennengelernt und er würde gut aussehen. Langsam erinnerte sich Sophie. Während ihre Schwester sich wegen dieses Herrn in einem völlig euphorischen Zustand befunden hatte, war Sophie argwöhnisch geblieben, was diese Bekanntschaft anging.

Annelie ereiferte sich nun zu sagen: Max hat mich dann zum Spaziergang durch den Park eingeladen. Sie richtete sich langsam auf und wischte sich mit einer Hand über das Gesicht, um es zu trocknen. Wirre Strähnen klebten an ihren blassen Wangen. Ihre Augen sahen traurig aus. Ich musste ihn wiedersehen.

Sophie bemühte sich, die Bruchstücke ihrer Erinnerungen zusammenzufügen. Du hast dich mit ihm getroffen, obwohl ich dir geraten hab, dich von ihm fernzuhalten?

Annelie nickte, widersprach nicht ihrem Vorwurf, was Sophie wunderte. Wir haben uns gut unterhalten. Schau mich nicht wieder so skeptisch an. Sie begann erneut zu weinen. Auch wenn er viel schlauer ist als ich und viel mehr Geld besitzt, haben wir eine schöne Zeit miteinander verbracht. Ich konnte ihm einfach nicht widerstehen, als er mich fragte, ob wir uns wieder treffen. Er hat sogar einmal die Kutsche selbst gelenkt, um mit mir eine Fahrt zu machen. Ach, es war so schön.

Du hast dich öfters mit diesem Mann getroffen? Davon hast du mir aber nichts erzählt.

Als ich dir gesagt hab, dass ich mit ihm sonntags durch den Park spazieren will, hast du mir einen langen Vortrag gehalten. Ich wollte nicht, dass du dich wieder aufregst, deshalb hab ich dir nichts mehr gesagt.

Seit einigen Wochen arbeitete Annelie als Aushilfe bei Herrschaften, die für ein halbes Jahr zur Kur in Wiesbaden waren, und daher sahen sich die Schwestern seltener. Sophie fiel jetzt erst auf, dass sie kaum miteinander gesprochen hatten. Annelie konnte in ihrer wenigen freien Zeit ihren eigenen Aktivitäten nachgehen, ohne dass Sophie etwas davon mitbekam. Sie fragte sich plötzlich, was ihr Annelie sonst noch verschwieg und hakte nach: Jetzt erzähl mir alles.

Annelie räusperte sich verlegen. Max hat mich wie gesagt zu einer Kutschenfahrt eingeladen, dann waren wir auf dem Neroberg und an einem Sonntag sind wir am Rhein spazieren gewesen. Er hat mir auch die Stelle als Aushilfe bei den Kurgästen verschafft. Wir haben uns sogar geküsst! Annelie klang, als wollte sie damit angeben.

Annelie Haas! So etwas tut ein anständiges Mädchen nicht.

Das sagst du nur, weil dich noch nie ein Mann geküsst hat. Dann wurde sie wieder traurig. Aber jetzt ist mein Leben ein Trümmerhaufen

Sophie ignorierte den Vorwurf ihrer Schwester. Es ist ja nicht so, dass ich dich nicht gewarnt hätt. Ich hab dir gesagt, solche Leute bringen nur Verdruss mit sich. Damit hatte ich anscheinend recht. Sie fühlte sich plötzlich alt und erfahren, obwohl sie nur ein Jahr älter war. Aber Annelie kam ihr in mancher Hinsicht zu gutgläubig vor. Sophie wäre so etwas nie passiert.

Auf ihre Worte hin verdüsterte sich die Miene ihrer Schwester. Tränen liefen ihr die Wangen herunter, als sie sagte: Wir hatten uns für heut Nachmittag verabredet. Es war doch mein freier Tag. Max und ich haben uns im Nerotal getroffen.

Er wollte wohl mit einem armen Mädchen nicht in aller Öffentlichkeit gesehen werden, vermutete Sophie spöttisch und biss sich auf die Zunge, als ihr die Gefühlslosigkeit ihrer Bemerkung bewusst wurde.

Er wollte mit mir allein sein!, widersprach Annelie, dann stockte ihre Stimme wieder. Ich hab gehofft, er sagt mir endlich, was er für mich empfindet, aber stattdessen sprach er davon, dass es da etwas gäbe, was er mir zu sagen hätt. Er sagte, dass er mich nicht heiraten will. Sie weinte wieder. Er hat mit meinen Gefühlen gespielt, mehr nicht. Nie hatte er ernsthafte Absichten mich zu heiraten. Ich glaub, er wollte mich nur verführen.

Nur? Empörung und Verdruss stiegen in Sophie auf. Dieser Schuft hat er dich gegen deinen Willen ? Sie wollte gar nicht mehr davon hören und musste sich zwingen, ihre nächste Frage laut auszusprechen. Hat er dir etwas angetan?

Voller Ungeduld wartete sie, bis ihre Schwester sich beruhigte und verständliche Worte hervorbrachte statt nur Gestammel und Schluchzen. Nein. Ich bin weggelaufen, ehe er noch etwas gesagt hat oder etwas tun konnte. Ich wollte nichts mehr hören. So ein gemeiner Kerl.

Sophie fragte sich verächtlich: Was wollte ein wohlsituierter Mann von einem einfachen Mädchen, außer das, was diese Herren sich immer nahmen, wenn sie es begehrten?

Er ist ein angesehener Mann, und wenn er sich mit dir amüsieren will, dann kann er das tun, ohne Folgen zu befürchten, entgegnete Sophie bitter und merkte, wie sie zugleich einen sicherlich unsinnigen Wunsch nach Vergeltung verspürte. Sie strich über das weiche Haar ihrer Schwester. Es war gar nicht auszudenken, was alles hätte passieren können. Du bist zu gutgläubig.

Und ich dachte, er liebt mich, sagte Annelie leise und ignorierte den Einwurf.

Du bist nichts wert in seinen Augen. Es klang hart, das wusste Sophie. Das ist genau das, wovor ich dich warnen wollte. Die feinen Herrschaften nehmen auf uns keine Rücksicht!

Annelie hob das verweinte Gesicht und fuhr sich mit dem Handrücken über ihre rote Nase.

Sophie nahm ihre Schwester in die Arme und wollte sie trösten, wusste aber nicht wie.

Ich hätt auf dich hören sollen, jammerte die Jüngere, aber ich dachte, du bist neidisch.

Auf die Bekanntschaft mit einem wie dem? Sophie schnaubte abfällig. Nein, bestimmt nicht. So gut kann er gar nicht aussehen, dass ich vergessen könnte, was er ist.

Du hättest mich aufhalten müssen!, sagte Annelie plötzlich. Du hast doch Mama und Papa versprochen, auf mich aufzupassen.

Jetzt gib nicht mir die Schuld. Du bist kein kleines Kind mehr. Außerdem hast du mir ja nichts gesagt.

Du hast mit mir geschimpft.

Zu Recht!

Aber im Stillen fragte sich Sophie: Hatte sie versagt? Hätte sie Annelie vielleicht doch zurückhalten sollen, was ihre Schwärmerei für diesen Flegel anging? Es gab genug Menschen, die weder ehrlich noch tugendhaft handelten. Und diese Herrschaften besaßen kein aufrichtiges Gemüt, kein Mitgefühl. Meist nahmen sie sich, was sie wollten.

Annelie stieß mit brüchiger Stimme hervor: Er ist so gemein! Ich würde ihm am liebsten gegens Schienbein treten, oder besser Sie wischte hastig ihre Tränen fort und ereiferte sich: Tu du das! Du kannst die reichen Schnösel, wie du sie nennst, sowieso nicht leiden. Du bist immer so mutig. Geh zu ihm hin und sag ihm, was wir von ihm halten!

Sophie lächelte grimmig. Das würde ich mit dem größten Vergnügen tun. Aber es wird ihn nicht kümmern, was ich zu sagen...
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