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Mord im Küstenwind

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am27.07.2017
Der neunte Fall für Oda Wagner und Christine Cordes. In Wilhelmshaven verbrennt ein Psychiater in seiner Praxis, auf Wangerooge wird der Inselarzt tot auf dem Friedhof gefunden, und auf Norderney liegt ein Pneumologe erstochen im Strandkorb. Zunächst scheint die Spur ins Drogenmilieu zu führen. Doch dann müssen Oda Wagner und Christine Cordes erkennen, dass ihnen der Täter näher ist, als ihnen lieb sein kann ...

Christiane Franke lebt an der Nordsee, wo ihre bislang 14 Romane spielen. Sie ist Herausgeberin von Anthologien, war 2003 für den Deutschen Kurzkrimipreis nominiert und erhielt 2011 das Stipendium der Insel Juist 'Tatort Töwerland'. www.christianefranke.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDer neunte Fall für Oda Wagner und Christine Cordes. In Wilhelmshaven verbrennt ein Psychiater in seiner Praxis, auf Wangerooge wird der Inselarzt tot auf dem Friedhof gefunden, und auf Norderney liegt ein Pneumologe erstochen im Strandkorb. Zunächst scheint die Spur ins Drogenmilieu zu führen. Doch dann müssen Oda Wagner und Christine Cordes erkennen, dass ihnen der Täter näher ist, als ihnen lieb sein kann ...

Christiane Franke lebt an der Nordsee, wo ihre bislang 14 Romane spielen. Sie ist Herausgeberin von Anthologien, war 2003 für den Deutschen Kurzkrimipreis nominiert und erhielt 2011 das Stipendium der Insel Juist 'Tatort Töwerland'. www.christianefranke.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960412458
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum27.07.2017
Reihen-Nr.9
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3633 Kbytes
Artikel-Nr.3313626
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Mittwoch

»Der Mann war schon vor dem Brand tot.« Mit dieser Neuigkeit wartete Kriminalkommissar Heiko Lemke auf, als er am Nachmittag das Büro von Oda Wagner und Christine Cordes betrat. »Krüger hat festgestellt, dass der Arzt in eine handgreifliche Auseinandersetzung verwickelt gewesen sein muss. Dabei wurde ihm der Kehlkopf zertrümmert, was zur Schädigung der Luftröhre führte. Das Feuer wurde erst nach seinem Tod gelegt. Die Kriminaltechniker sagen, es sieht nach Brandstiftung aus. Aktenschränke wurden aufgezogen, der Papierkorb daruntergestellt und angezündet. So konnte sich das Feuer im Nu ausbreiten.«

»Schiet. Das bedeutet Arbeit.« Oda Wagner konnte derzeit vieles gebrauchen: helfende Hände, die ihr die Umzugskartons ausräumten und die alte Wohnung zur Übergabe blitzblank putzten, jemanden, der ihr eine Pizza prosciutto funghi brachte oder ein Spaghetti-Eis vom Italiener, aber keinen Mordfall. »Was wissen wir über den Toten?«

Lemke sah auf seine Unterlagen. »Hartmut Brauckhage, Psychiater, achtundvierzig Jahre alt. Verheiratet. Wohnt in der Weserstraße. Seine Frau ist gestern Abend von den Kollegen informiert worden.«

»Sonst noch was?«, wollte Christine wissen. Sie schien an einer neuen Mordermittlung nichts auszusetzen zu haben, im Gegenteil. Oda hatte manchmal das Gefühl, dass ihre überaus korrekte und strebsame Kollegin in letzter Zeit sogar noch begieriger darauf war, ihre Fähigkeiten und ihren Wert für das Team unter Beweis zu stellen. Sie hatte es erstaunlich gelassen aufgenommen, dass nicht sie, sondern Oda zur Hauptkommissarin befördert worden war.

»In einer kleinen Stahlkassette im Schreibtisch haben die Kollegen Kokain sichergestellt.«

Oda lehnte sich zurück. »Ach nee. Viel?«

»Ein paar Gramm. Für einen Dealer zu wenig.«

»Es könnte zu einem Streit zwischen ihm und demjenigen gekommen sein, der ihm das Zeug beschafft. Vielleicht wollte er nicht das zahlen, was der andere forderte«, überlegte Christine laut.

»Stille Wasser sind tief.« Oda seufzte. »Fangen wir also an zu buddeln. Irgendwo muss das Motiv schließlich liegen, dem Mann erst die Kehle einzuschlagen und ihn dann zu verbrennen.«

»Was du nicht sagst.« Lemke verzog spöttisch das Gesicht und verließ das Büro.

»So n Schiet«, wiederholte Oda, als sich die Tür hinter ihm schloss. »Ich hätte bloß noch drei Tage Schonzeit gebraucht. Dann wäre der Umzug erledigt gewesen.«

»Selbst schuld«, entgegnete Christine gelassen. »Du hättest ja zusätzlich zu deinen Umzugstagen noch ein paar Urlaubstage nehmen können.«

»Ach was, im Hochsommer passiert doch normalerweise nichts.«

»Sagst du. So viel zum Thema Statistiken für Wilhelmshaven.« Christine reckte ihre Arme nach hinten. »Was meinst du, sollen wir der Witwe einen Besuch abstatten?«

»Versuchen können wir es.« Oda sah auf die Uhr. »Dann mal los. Je eher wir das hinter uns bringen, desto eher kann ich wieder an meine Umzugskisten. Obwohl ich nicht weiß, was mir gerade weniger Spaß macht: Hinterbliebene zu befragen oder Kisten auszupacken.«

In der Südstadt parkten sie direkt vor dem schmutzig grau verputzten Altbau, einem der vielen mehrgeschossigen Gebäude, die Anfang des 20. Jahrhunderts als Wohnraum für Offiziere der Kaiserlichen Marine entstanden waren. Noch heute beherbergte Wilhelmshaven den größten Marinestützpunkt Deutschlands, und auch die Handelsschifffahrt nutzte mit dem Jade-Weser-Port den größten deutschen Tiefwasserhafen.

Das Klingelschild »Brauckhage« befand sich in der Mitte der Klingelleiste. Oda drückte auf den Knopf, und zu ihrer Überraschung wurde der Summer, der die Haustür entriegelte, ohne jeden Kommentar über die Gegensprechanlage gedrückt.

Das Treppenhaus war mit Terrazzoboden belegt.

»Derartige Verlegearbeiten würden heutzutage ein Schweinegeld kosten«, sagte Christine und sprach damit aus, was Oda dachte.

Wie sie es schon vermutet hatte, gab es keinen Aufzug, und die Wohnung des Psychiaters befand sich im dritten Obergeschoss. In der Tür stand eine Frau mittleren Alters. Sie trug eine Jeans und eine weit geschnittene Bluse, die ihre große Oberweite nicht kaschieren konnte. »Ja, bitte?«, fragte sie abwehrend.

»Guten Tag«, grüßte Oda freundlich und zog ihren Dienstausweis aus der Hosentasche. »Kripo Wilhelmshaven. Oda Wagner und«, sie wies auf Christine, »Christine Cordes.«

Die Frau nickte. »Kommen Sie bitte herein.«

Sie folgten ihr durch einen dunklen langen Flur, der Oda an die frühen Studenten-WGs ihrer Freunde erinnerte. Die Garderobe aus Kiefernholz quoll über von Jacken, auf einem Schuhregal stapelten sich Sandalen, Halbschuhe, sogar Gummistiefel standen daneben. Auch in der Küche standen Kiefernholzregale, die mit Tellern, Gläsern, Töpfen und Pfannen gefüllt waren. An einer freien Wand prangte eine große Magnettafel mit jeder Menge Fotos und Artikeln. Oda entdeckte ein Ticket für das diesjährige Heavy-Metal-Festival in Wacken. So eines hatte sie ihrem Sohn Alex zu Weihnachten geschenkt. War nicht mehr lang hin. Insgesamt wirkte das, was sie bisher von der Wohnung zu sehen bekommen hatte, dunkel, aber total gemütlich. Bestimmt hätte sie sich mit dem Brauckhage gut verstanden, das hatte Oda im Gefühl. Es roch appetitlich. Auf dem Tisch standen zwei Gläser Wasser und ein Teller mit dampfenden Spaghetti Bolognese. Die Töpfe dazu standen auf dem Herd, der allerdings ausgeschaltet war.

»Nehmen Sie bitte Platz«, bat die Frau. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Ein Glas Wasser vielleicht?«

»Nein, danke.« Christine setzte sich auf einen der mit knallroten Stuhlkissen gepolsterten Stühle und zog ihren in braunes Leder gebundenen Schreibblock aus der Tasche. »Wir haben nur ein paar Fragen an Sie.«

»Ich glaube, da liegt eine Verwechslung vor«, sagte die Frau ruhig. »Beziehungsweise ein Missverständnis. Sie wollen sicher mit meiner Tochter sprechen.«

Wie auf Kommando trat eine zarte junge Frau mit langen rötlichen Haaren in die Küche.

»Guten Tag«, sagte sie. »Ich bin Jaqueline Brauckhage. Das ist meine Mutter. Anke Rietdorf.« Sie setzte sich, griff zu einem der Wassergläser auf dem Tisch und schob den Teller Spaghetti beiseite. Ihre Mutter blieb an die Arbeitsfläche gelehnt stehen, die Arme vor der Brust verschränkt.

»Ah ja.« Oda versuchte, sich ihre Verblüffung nicht anmerken zu lassen. »Entschuldigung, da waren wir â¦«

Sie ließ den Satz unvollendet, weil ihr tatsächlich einmal nicht einfiel, was sie sagen sollte.

»Frau Brauckhage, unser Beileid zum Tod Ihres Mannes«, begann Christine. »Wie Sie gestern sicherlich von unseren Kollegen erfahren haben, müssen die Umstände kriminalpolizeilich untersucht werden, und es tut uns leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber Ihr Mann kam nicht durch den Brand ums Leben. Er wurde vorher getötet.«

»Getötet?« Jaqueline Brauckhage sah sie aus großen Augen an. »Getötet?«, wiederholte sie und blickte zu ihrer Mutter. Die verzog keine Miene.

»Ja. Erst anschließend wurde der Brand gelegt. Wahrscheinlich, um die Tat zu vertuschen.«

Die junge Witwe wurde blass. »Man hat Hartmut erst getötet und dann die Praxis in Brand gesteckt«, plapperte sie das Gesagte nach.

»Genau«, sagte Oda. »Das lässt die Angelegenheit natürlich in einem anderen Licht erscheinen, und darum brauchen wir von Ihnen einige Informationen.«

Die junge Frau nickte stumm, ihre Augen waren noch immer weit vor Entsetzen.

»Gibt es jemanden, mit dem Ihr Mann in letzter Zeit Streit hatte?«

»Nein.« Wieder sah Jaqueline Brauckhage zu ihrer Mutter. »Gab s doch nicht, Mama, oder?«

Anke Rietdorf schüttelte den Kopf. »Nein. Du hast nichts dergleichen erzählt, und auch Hartmut hat mir gegenüber nicht erwähnt, dass er mit jemandem Probleme gehabt hätte.«

»Hat Ihr Mann vielleicht mal von einem Patienten gesprochen, der besonders schwierig war?«, fragte Christine, ohne auf die Mutter einzugehen.

»Nein. Hartmut hat nie über seine Patienten gesprochen. Das ging nicht, wegen der ärztlichen Schweigepflicht.« Jaqueline Brauckhage griff erneut zu ihrem Glas und trank einen winzigen Schluck. Dann umfasste sie es mit beiden Händen, als böte es ihr Halt. Ihre Mutter stand neben ihr wie ein Schwan, bereit, das Küken zu schützen, so jedenfalls kam es Oda vor.

Das war interessant. Die Rietdorf wirkte patronisierend, aber kühl, es fehlte das Mütterliche, Warme. Jaqueline Brauckhage hingegen machte einen vollkommen hilflosen Eindruck. Sie war vom Alter her ja auch eher Kind als erwachsene Frau. Sie könnte eine Freundin von Alex sein, so jung sah sie aus.

»Denken Sie nach«, bat Christine. »Alles deutet darauf hin, dass es eine starke emotionale Handlung gewesen ist. Ein Streit, der eskalierte und dann durch den Brand vertuscht werden sollte, keine geplante Tat. Wer auch immer bei Ihrem Mann war, muss ausgerastet sein und jedes Denken abseits der Tat ausgeschaltet haben, denn in dem Haus gibt es neben der Praxis ja auch Wohnungen. Nur der guten Nase eines der Nachbarn ist es zu verdanken, dass der Brand rechtzeitig entdeckt wurde und niemand außer Ihrem Mann zu Schaden kam.«

Jaqueline Brauckhage sah sie entgeistert an und fuhr sich mit der Hand an den Mund. »Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht.« Sie sah erneut zu ihrer Mutter. »Nicht auszudenken, wenn es weitere Verletzte gegeben hätte.«

Anke Rietdorf reagierte kühl. »Damit hättest du nichts zu tun. Genauso wenig wie mit Hartmuts Tod. Das ist es doch, was Sie interessiert?« Sie richtete den Blick auf Oda und Christine. Ihr Ton war eisig.

»Uns interessieren die Fakten«, stellte Oda klar....
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