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Elenhans

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
418 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am01.07.20161. Auflage
Ein Albdorf im Dreißigjährigen Krieg: Die schöne Genophea ereilt die graue Wirklichkeit des Seins. Handelt es sich wirklich um ein göttliches Strafgericht wie die Vorsehung des Pfarrers behauptet? Oder waren es doch weltliche Kräfte, die ihre Finger im Spiel hatten? In ihrer Not trifft sie auf Andreas. Sie beginnt ein betörendes Spiel mit dem Feuer, aus dem bald blutiger Ernst wird. Feinde bedrücken das Land und Andreas gerät in Lebensgefahr. Indes schart sein Bruder Freiwillige um sich. Es beginnt ein Kampf ums nackte Überleben, aber auch um die junge Liebe.

Stefan Walz wurde 1970 in Reutlingen geboren. Er war lange Jahre in der Industrie tätig. Heute arbeitet er als Ausbilder in der Jugendberufshilfe und kann mehr Zeit seiner schriftstellerischen Leidenschaft widmen, die 2006 an einem verregneten Sonntagnachmittag begann. Damals nämlich entdeckte er im Familienstammbuch die Geschichte eines Vorfahren, der im Dreißigjährigen Krieg einen Bauernaufstand anführte: Der Elenhans! Fasziniert von dessen dramatischen Leben begann er zu recherchieren und zu schreiben. Sein Debüt im Gmeiner Verlag gab Stefan Walz im März 2015 mit »Das Esslinger Mädchen«.
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Produkt

KlappentextEin Albdorf im Dreißigjährigen Krieg: Die schöne Genophea ereilt die graue Wirklichkeit des Seins. Handelt es sich wirklich um ein göttliches Strafgericht wie die Vorsehung des Pfarrers behauptet? Oder waren es doch weltliche Kräfte, die ihre Finger im Spiel hatten? In ihrer Not trifft sie auf Andreas. Sie beginnt ein betörendes Spiel mit dem Feuer, aus dem bald blutiger Ernst wird. Feinde bedrücken das Land und Andreas gerät in Lebensgefahr. Indes schart sein Bruder Freiwillige um sich. Es beginnt ein Kampf ums nackte Überleben, aber auch um die junge Liebe.

Stefan Walz wurde 1970 in Reutlingen geboren. Er war lange Jahre in der Industrie tätig. Heute arbeitet er als Ausbilder in der Jugendberufshilfe und kann mehr Zeit seiner schriftstellerischen Leidenschaft widmen, die 2006 an einem verregneten Sonntagnachmittag begann. Damals nämlich entdeckte er im Familienstammbuch die Geschichte eines Vorfahren, der im Dreißigjährigen Krieg einen Bauernaufstand anführte: Der Elenhans! Fasziniert von dessen dramatischen Leben begann er zu recherchieren und zu schreiben. Sein Debüt im Gmeiner Verlag gab Stefan Walz im März 2015 mit »Das Esslinger Mädchen«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783734992278
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum01.07.2016
Auflage1. Auflage
Seiten418 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2431376
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Genophea, die Schicksalsweberin

Den 30. Juli 1634: Die Luft war feucht vom nächtlichen Tau und die Sonne versteckte sich noch hinter den Buchen des Hartbergs. Ihre Strahlen drangen langsam durch das Laubwerk der Bäume und durchleuchteten es. Der Morgen versprach einen ebenso schönen Sommertag wie es die Tage der letzten Wochen gewesen waren.

Die drei Brendlin-Brüder waren schon sehr früh auf den Beinen. Andreas, der Zweitälteste, rieb sich an diesem Morgen noch verschlafen die Augen. Während der bübische Jakob schnell wie der Wind den Dorfplatz überquerte und zum Haus des Schultheißen hinüberrannte, wo Hansjerg schon ungeduldig auf den Boden stampfte, hatte es Andreas nicht eilig. Er wusste eh, dass aufgrund ihrer Verspätung eine unangenehme Belehrung auf sie wartete. Und darauf verzichtete er an diesem Morgen nur zu gern. Wie Andreas hatten auch die beiden edlen Rösser aus der väterlichen Pferdezucht keine Hast. Gemächlich wie ihr Herr trotteten sie aus den Ställen heraus und Andreas an den Zügeln hinterdrein.

Seinem älteren Bruder gleich, war auch Andreas groß und breitschultrig. Doch im Gegensatz zu Hansjerg trug er das Haar schulterlang und versteckte das Grübchen über seinem Kinn unter einem leichten Bartflaum. In Hansjergs Gesicht konnte man die Verärgerung schon aus der Ferne ablesen. Sofort nach dem Morgenläuten wollte er in die Amtsstadt aufbrechen. In der Apotheke des Johann Erhard von Durlach galt es die Kräuter gegen Anna Catharinas Wehenschmerzen zu besorgen, die die Hebamme für sie aufgeschrieben hatte. Sie befürchtete, es könnte zu einer Frühgeburt kommen, und jeder wusste, dass ein vor der Zeit geborenes Kind für gewöhnlich dem Tod geweiht war.

»Da seid ihr ja endlich«, maulte Hansjerg, des Wartens überdrüssig, als ihm Andreas die Zügel seines dunkelbraunen Hengsts in die Hand drückte.

Gereizt fiel ihm Andreas ins Wort. »Zuerst einmal einen gesegneten guten Morgen, lieber Bruder. Nun sind wir ja da!«

Zu Andreas Verwunderung beließ es Hansjerg dabei und zog alsbald die Mundwinkel wieder nach oben. Einen so wundervollen Tag wollte er nicht durch schlechte Laune ruinieren. Also schalt er sich einen Esel dafür. Noch hatten sie genügend Zeit. So bestiegen sie guter Dinge ihre Pferde, Hansjerg den Hengst und die beiden Jüngeren die hellbraune Stute. Beide Rösser waren schon am Vortag stadtfein hergerichtet und gestriegelt worden. Der Hirngasse nach Osten folgend, versetzten sie die Tiere in leichten Trab. Nach einem kurzen Ritt die Dorfstraße entlang und an der Zehntscheuer vorbei, ging es auf Bleichstetten zu, den mit tiefen Fahrspuren versehenen Hartbergweg aufwärts und von da an Urach entgegen.

Die Flecken des Kirchspiels betrieben seit jeher stattliche Pferdezuchten. Schon alleine die Würtinger Rossbauern besaßen zusammen über dreihundert Pferde, was annähernd die Hälfte des gesamten Pferdebestands im Oberamt ausmachte. Doch wie so vieles in dieser Zeit mussten auch die teuren Pferde immer öfter gegen einen geringen Obolus dem schwedischen und württembergischen Militär ausgeliefert werden. Überdies sah es der Herzog sowieso nie gerne, wenn die Bauern in großer Anzahl Pferde hielten. In einem herzoglichen Dekret hieß es daher: »Wie weit ohne Nachteil der Fuhr und Frondienste, sollen der Bauer die vielen Rosse abschaffen und mit Ochsen anbauen17.«

Im Dorf wurde oft über den unvorstellbaren Reichtum der Uracher Bürgerfamilien Küfergsell, Wolf und des Leinwandhändlers Stefan Schwan gemunkelt. Man erzählte, dass allein ihre Schatzung sage und schreibe achttausend Gulden - oder gar mehr - betrug. Aber auch so manche Albbauern wiesen stattliche Vermögen auf. Besonders in Böhringen gab es Bauern, die, wie man wusste, mehr als zweitausend Gulden besaßen. So war es für die stolzen Rossbauern eine Selbstverständlichkeit, eine große Anzahl von Pferden zu halten.

Die Gruppe ließ das in einer Senke gelegene Filial Bleichstetten mit seinen 110 Seelen sehr rasch hinter sich. Mittlerweile stand die Sonne hoch über den Bäumen und zwang die Reiter, ihre breitgekrempten Spitzhüte tief ins Gesicht zu ziehen. Die Straße führte quer durch die dichten Laubwälder des Uracher Forsts, der mit Jagdwild reich bestückt war. Vor allem wimmelte es von niederem Wild wie Hasen, Dachse, Rebhühner, Wachteln, Tauben und auch Füchse und Wölfe, die sich besonders draußen bei Sankt Johannis herumtrieben. Aber auch das ausnahmslos für die Jagden des Fürsten bestimmte Hochwild wie Hirsche und Wildschweine gab es im Überfluss. Doch selbst die Hatz auf niederes Wild behielt sich ausschließlich der Adel vor. Seit gut 150 Jahren war den Bauern jegliche Art des Jagens streng untersagt. Daran hatte auch der Bauernaufstand des Singerhans im vorherigen Jahrhundert nichts ändern können. Seither zogen die marodierenden Wildschweinhorden fast ungehindert über die Felder, und so blieb den Menschen nichts anderes übrig, als das Korn vor allem zur Erntezeit Tag und Nacht zu bewachen. Man zündete Feuer an. Man beschaffte Klappern und Trommeln, um Lärm zu machen - was allerdings nicht viel nützte. Aus Angst vor den drastischen Leibeszüchtigungen und Ehrenstrafen, die einem bei Wilderei drohten, verhungerte so manch armer Landmann, obwohl es vor seiner Nase Fleisch in Mengen gab.

Während des Ritts wechselten immer wieder die Farben. Zwischen den grünen Eichen-, Buchen- und Ahornwäldern leuchteten die goldgelben dörflichen Ausfelder. Auch die Weitraiten Upfingens und Bleichstettens waren zum Schutz vor Wildtieren mit Hecken- und Flechtzäunen umfriedet. Sie waren von der umherziehenden Wildschweinrotte verschont geblieben.

Das milde Klima in diesem Jahr ließ das Korn überaus prächtig gedeihen und versprach den Menschen eine reiche Ernte. Als sie am Rande des Albtraufs die Hanner Steige erreicht hatten, stiegen die Brüder vom Sattel. Aus Rücksicht auf die Gesundheit ihrer Pferde wollten sie ein Stück des steilen Abstiegs ins Ermstal zu Fuß gehen. Der Weg hinunter war dicht bewaldet. Hier trat die Sonne bloß noch vereinzelt durch. Es wurde still. Außer dem Zwitschern der Vögel war nur noch das Schlagen der Hufe zu hören.

Hansjerg brach das Schweigen und wandte sich Jakob zu. »Man sagt, du treibst dich am Samstagabend hinterm Badhäuslin herum. Dabei, hmm, ist mir nicht aufgefallen, dass du sonderlich gründlich gewaschen wärst.«

Der jüngste Brendlin errötete und senkte den Kopf.

»Nun, du wirst bald zum Manne«, fuhr der älteste der Brüder fort, »ich kenne das Gefühl, wenn man beginnt, sich an den Wonnen der Weiblichkeit zu erfreuen.« Er legte den Arm um Jakob, der daraufhin wieder aufblickte. »Also stell dich beim nächsten Mal etwas geschickter an - du weißt doch, die Augen der Leute sind überall.«

Die Röte verschwand aus Jakobs Gesicht. Trotzdem versuchte er sich zu rechtfertigen. »Aber â¦ ich stand nur zur Wache für den Stoffe Siersch und den jungen Gauger. Ich selber habe gar nichts gesehen«, bezeugte er kleinlaut.

Hansjerg klopfte dem Jungen lächelnd auf die Schulter und zwinkerte Andreas zu. »Dann ist es aber an der Zeit.«

Sie brachen in schallendes Gelächter aus.

Eine Stunde nach dem Aufbruch von Würtingen tauchte die ehemalige Residenzstadt der Grafen von Württemberg hinter den Bäumen auf. Ihren einstigen Glanz hatte die Stadt mit ihren 2.300 Einwohnern längst eingebüßt. Nun zeugten nur noch die gewaltigen Mauern, das ehemalige Schloss, das heute ausschließlich als Jagdschloss für Herzog Eberhard III. diente, und die imposante Sankt-Amadeus-Kirche von der einstigen Pracht. Hoch über der Amtsstadt, auf einem Fortsatz der Schwäbischen Alb, thronte die Landesfeste Hohenurach. Zusammen mit dem nahen Hohenneuffen, dem Hohentübingen und den Festungsstädten Kirchheim und Schorndorf, dem Hohenasperg sowie Hohentwiel war die Burg Teil eines Verteidigungsrings, der Württemberg vor Einfällen seiner katholischen Nachbarn schützen sollte. Die Siege Eberhards, der sich seit 1633 dem Heilbronn-Bündnis verpflichtete, verlagerten die Grenzen des Herzogtums mittlerweile weit ins Ausland hinein. Das hohenbergische Rottenburg am Neckar, die Zollernstadt Hechingen samt Zollernburg, die Stadt Schramberg und sogar die mächtige Reichsstadt Rottweil waren dem Sturm der schwedischen Allianz nicht gewachsen gewesen. Nur die österreichische Stadt Villingen hielt noch immer stand. Bislang versuchten die zwei Landregimenter unter Georg Friedrich von Holtz vergebens, ihrer habhaft zu werden. Die Feldzüge verschlissen die gesunde Landjugend und ihre Arbeitskraft fehlte anderswo. Nicht umsonst forderte der Landesherr immer mehr seiner Leibeigenen zum Wehrdienst auf. Auch die Besatzung der Landesfestung war auf inzwischen 100 Mann erhöht worden: ein weiteres Indiz dafür, dass die Angst im Lande wuchs.

Am Rande des Tiergartens setzten die Reiter unter Hufgeklapper über die steinerne Brücke der Erms. Rings um die Mauern war der Fluss zu Seen aufgestaut. Dadurch bot er der Stadt eine hervorragende Schutzlage. Die einzige nicht von Seen begrenzte Seite wurde zudem durch den steil in die Höhe hinaufragenden Albtrauf gesichert. Zusammen mit der Landesfestung Hohenurach wirkte die Stadt wie eine unbezwingbare Festung.

Die Gruppe umging den Schwanensee und durchritt die Webervorstadt, die unter Herzog Friedrich I. neu erbaut worden war. Das Viertel mit seinen achtundzwanzig Behausungen lag noch vor der Stadtmauer; es wurde durch vier Rundtürme und einen vorgelagerten Wall gesichert. Die von überallher im Land angeworbenen Weber waren vor allem Laichinger Meister gewesen - die Besten ihrer Zunft....

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Autor

Stefan Walz wurde 1970 in Reutlingen geboren. Er war lange Jahre in der Industrie tätig. Heute arbeitet er als Ausbilder in der Jugendberufshilfe und kann mehr Zeit seiner schriftstellerischen Leidenschaft widmen, die 2006 an einem verregneten Sonntagnachmittag begann. Damals nämlich entdeckte er im Familienstammbuch die Geschichte eines Vorfahren, der im Dreißigjährigen Krieg einen Bauernaufstand anführte: Der Elenhans! Fasziniert von dessen dramatischen Leben begann er zu recherchieren und zu schreiben. Sein Debüt im Gmeiner Verlag gab Stefan Walz im März 2015 mit »Das Esslinger Mädchen«.