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Wie Baptiste starb

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
202 Seiten
Deutsch
Lenos Verlagerschienen am30.06.2019
Sie waren auf einem Wüstentrip - Baptiste, seine Eltern und seine zwei kleinen Brüder -, als sie von einer Gruppe Dschihadisten entführt wurden. Nach Wochen der Gefangenschaft hat Baptiste als Einziger die Freiheit wiedererlangt. In einer hartnäckigen Befragung versucht ein Ermittler, ihm Einzelheiten aus der Zeit seiner Geiselhaft zu entlocken. Nur widerwillig lässt sich der Junge darauf ein, und es scheint zunächst, als habe er vieles verdrängt. Doch Stück für Stück enthüllt sein Gedächtnis, was ihm während seiner Gefangenschaft widerfuhr. Er ist überzeugt, nicht mehr Baptiste zu sein, sondern den Namen eines Wüstenfuchses zu tragen: Yumai. Meisterhaft versteht es Alain Blottière, den Leser immer tiefer in die Mäander von Baptistes Erinnerung zu ziehen, bis schließlich eine bittere Wahrheit sichtbar wird. In starkem, geradezu paradoxem Kontrast dazu steht die betörende Schönheit der Wüste, wie sie der Junge auch erlebt hat, ihre Magie, die ihm aller Angst und Gewalt zum Trotz Zuversicht gab.

Alain Blottière, geboren 1954 in Neuilly-sur-Seine, lebt in Frankreich und in Ägypten. Seit 'Saad' (1980) sind die Wüste und die Jugend, die mit der Gewalt in der Welt konfrontiert ist, wiederkehrende Themen in seinem literarischen Schaffen, für das er zahlreiche Preise erhielt. 'Comment Baptiste est mort' (2016) ist sein achter Roman. Alain Blottière wurde dafür 2016 mit dem Grand Prix Jean Giono, dem Prix Décembre und dem Prix Mottart der Académie française ausgezeichnet.
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Produkt

KlappentextSie waren auf einem Wüstentrip - Baptiste, seine Eltern und seine zwei kleinen Brüder -, als sie von einer Gruppe Dschihadisten entführt wurden. Nach Wochen der Gefangenschaft hat Baptiste als Einziger die Freiheit wiedererlangt. In einer hartnäckigen Befragung versucht ein Ermittler, ihm Einzelheiten aus der Zeit seiner Geiselhaft zu entlocken. Nur widerwillig lässt sich der Junge darauf ein, und es scheint zunächst, als habe er vieles verdrängt. Doch Stück für Stück enthüllt sein Gedächtnis, was ihm während seiner Gefangenschaft widerfuhr. Er ist überzeugt, nicht mehr Baptiste zu sein, sondern den Namen eines Wüstenfuchses zu tragen: Yumai. Meisterhaft versteht es Alain Blottière, den Leser immer tiefer in die Mäander von Baptistes Erinnerung zu ziehen, bis schließlich eine bittere Wahrheit sichtbar wird. In starkem, geradezu paradoxem Kontrast dazu steht die betörende Schönheit der Wüste, wie sie der Junge auch erlebt hat, ihre Magie, die ihm aller Angst und Gewalt zum Trotz Zuversicht gab.

Alain Blottière, geboren 1954 in Neuilly-sur-Seine, lebt in Frankreich und in Ägypten. Seit 'Saad' (1980) sind die Wüste und die Jugend, die mit der Gewalt in der Welt konfrontiert ist, wiederkehrende Themen in seinem literarischen Schaffen, für das er zahlreiche Preise erhielt. 'Comment Baptiste est mort' (2016) ist sein achter Roman. Alain Blottière wurde dafür 2016 mit dem Grand Prix Jean Giono, dem Prix Décembre und dem Prix Mottart der Académie française ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783857879739
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum30.06.2019
Seiten202 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1716 Kbytes
Artikel-Nr.4747975
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

-Baptiste, erzähl, wie diese Geschichte begonnen hat.

-Ich heisse jetzt Yumai.

-Yumai?

-Ja

sie haben mir diesen Namen gegeben.

-Baptiste, diese Geschichte ist jetzt vorbei

du willst doch wieder zu uns zurückkommen?

Kannst du dich an den Tag erinnern, an dem sie dir diesen Namen gegeben haben

Yumai?

-Ich glaube, es war am Tag meiner Geburt

ich kann mich nicht daran erinnern.

-Wie alt bist du, Baptiste?

Yumai, wie alt bist du?

-Vierzehn.

-Du bist also vierzehn Jahre alt

und sie haben dir diesen Namen am Tag deiner Geburt gegeben?

Wie konnten sie vor vierzehn Jahren wissen, dass du 4000 Kilometer von ihrer Wüste entfernt geboren wurdest?

-Sie haben es nicht gewusst

ich wurde vor vierzehn Jahren nicht als Yumai geboren.

-Das verstehe ich nicht

kannst du es mir erklären?

-Das ist schwierig

nach der Entführung

ich weiss nicht, wann

wurde ich für sie geboren, ich wurde zu Yumai

sie sagten zu mir, dass der Fuchs in einem Märchen Yumai heisst

mein Name hat mit dem Fuchs zu tun und mit meinen Haaren

sie haben die gleiche Farbe wie der Sand

aber sie haben nicht einfach eines Tages zu mir gesagt: Ab heute heisst du Yumai

ich war schon Yumai, als ich meinen Namen zum ersten Mal hörte.

-Und erinnerst du dich an dieses erste Mal?

-Ja.

-Willst du es mir nicht erzählen?

Haben sie auch deinen Brüdern einen Namen gegeben?

-Nein.

-Hast du eine Ahnung, warum?

Yumai, ich habe dir eine Frage gestellt

dreh dich herüber

schau mich an

ist etwas mit dem Büro hier?

-Es stinkt, alles ist scheusslich

man erstickt ja

-Tut mir leid, wir haben keine Wahl

wir können nirgendwo sonst hingehen

ich werde das Fenster aufmachen

geht es so?

Mach die Augen zu

ich bin sicher, du kannst fliegen, wohin du willst, wenn du die Augen schliesst.

-So ein Blödsinn.

-Ich möchte gerne, dass du mir ein bisschen etwas erzählst.

-Erzählen

es gibt Dinge, die ich erzählen kann

aber es gibt auch Lücken

da kann ich mich überhaupt nicht erinnern

ich erinnere mich zum Beispiel

an die magischen Sterne in der Nacht

an das Glücksgefühl im Schatten

bei Tag

die Freude über das Wasser

das Wasser, das in den trockenen Mund rinnt

hinunterläuft

und den Durst löscht, an dem ich stundenlang gelitten hatte.

-Du hast zu mir gesagt, du erinnerst dich an das erste Mal, als dich jemand Yumai und nicht mehr Baptiste genannt hat.

-Sie haben mich nie Baptiste genannt

für sie war ich gar kein Mensch

bevor ich Yumai war

nicht mal ein Tier

nicht mal eine Gazelle

nicht mal ein Kamel

ich hatte keinen Namen

warum möchten Sie wissen

wann ich zum ersten Mal verstanden habe, dass sie mir diesen Namen gegeben hatten?

-Es ist wichtig, weil an diesem Tag eine Verbindung zwischen euch entstanden ist

ich würde gern verstehen, was für eine Verbindung das war

nun?

-Ich verstehe die Sache mit der Verbindung nicht.

-Aber du hast doch Baptiste geheissen, Yumai

als dir deine Eltern diesen Namen gaben, haben sie dich in eine Gemeinschaft aufgenommen

das ist die Verbindung durch die Taufe

ich frage mich also, warum diejenigen, die dich Yumai nannten, eines schönen Tages wollten, dass du weisst, dass sie dich adoptiert hatten.

-Sie haben mich gesucht

sie haben mich gerufen

Yumai! Yumai!

ich hörte das Wort, ich wusste noch nicht, dass es mein Name war

es hallte in den Bergen wider

sie waren zu viert, als sie mich suchten

Yumai! Yumai!

von allen Seiten hallte es wider, und ich sah sie nicht.

-Warum haben sie dich gesucht?

-Ich war ausgerissen.

-Du warst ausgerissen?

Ganz allein?

-Ja

in der Nacht

Tajoud war eingeschlafen, da habe ich die Gelegenheit genutzt

alle schliefen unter dem Baum

es war, kurz nachdem sie das erste Video aufgenommen hatten

ich stellte mir vor, wenn ich immer geradeaus ginge

egal in welche Richtung

würde ich irgendwann etwas finden

eine Sandpiste

eine Strasse

ein Dorf

als es in der Früh hinter den Bergen etwas hell wurde, beschloss ich, in diese Richtung zu gehen

nie davon abzuweichen und die Berge zu überqueren

ich marschierte stundenlang, es gab keinen Schatten, ich kam fast um vor Durst

und dann bekam ich Angst

ich hatte nicht zum ersten Mal Angst

aber ich war dort ganz allein

wirklich allein wie noch nie in meinem Leben

keine Bäume

nur Sand und Steine

ich weiss nicht, wie, ich erinnere mich nicht, ich erreichte die Berge und erwachte neben einem Felsen liegend

im Schatten

ich dachte mir, ich würde dort sterben

und dann hörte ich ihre Stimmen

Yumai! Yumai!

Usman hat mich gefunden

er sprach Englisch

mehrere von ihnen sprachen Englisch, er, Amir, Idris,

Tajoud, Darling

damals hatte ich noch kein einziges Wort Arabisch oder Mandi gelernt

ich bat ihn um Wasser, er antwortete nicht

er zielte mit seinem AK-47 auf mich

es war nicht das erste Mal, aber da dachte ich, es ist aus

und dann drehte er das Gewehr nach oben und schoss in die Luft

die anderen kamen

zuerst Amir

er zog mich an den Haaren hoch und sagte zu mir: Das nächste Mal, Yumai, bring ich dich um

so habe ich meinen Namen erfahren

er gab mir zu trinken

er trug mich, als ich nicht mehr gehen konnte

er sagte immer wieder den gleichen Satz, next time, Yumai, I ll kill you, next time, Yumai, I ll kill you

ich glaube, ich bin in seinen Armen eingeschlafen

jetzt werden Sie zufrieden sein, ich habe viel erzählt.

-Hat er dich bestraft?

-Amir?

ja

er hat mich an ein Motorrad gebunden, in der Sonne, und ich durfte den ganzen nächsten Tag nichts trinken

meine Mutter flehte ihn an

Amir drohte ihr, sie umzubringen, wenn sie nicht still sei

und Tajoud peitschte er aus

sein Rücken blutete.

-Hast du versucht, noch einmal zu fliehen?

-Nein

nie mehr.

-Weil du Angst hattest, dass er dich umbringt?

Yumai, hattest du Angst, dass er dich umbringt?

-Ich hatte immer Angst, dass er mich umbringt, auch wenn ich nicht ausgerissen bin.

-Aber du hast nicht einmal mehr daran gedacht

sie mussten dich nicht mehr anbinden

du warst gebunden

an sie gebunden durch diesen Namen

du hast nicht mehr daran gedacht zu...
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Autor

Alain Blottière, geboren 1954 in Neuilly-sur-Seine, lebt in Frankreich und in Ägypten. Seit "Saad" (1980) sind die Wüste und die Jugend, die mit der Gewalt in der Welt konfrontiert ist, wiederkehrende Themen in seinem literarischen Schaffen, für das er zahlreiche Preise erhielt. "Comment Baptiste est mort" (2016) ist sein achter Roman. Alain Blottière wurde dafür 2016 mit dem Grand Prix Jean Giono, dem Prix Décembre und dem Prix Mottart der Académie française ausgezeichnet.
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Blottière, Alain
Weitere Artikel von
Millischer, Margret
Übersetzung