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Die Herrin vom Nil

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
640 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am30.01.20151. Auflage
Rowohlt E-Book Only Vor dreieinhalb Jahrtausenden bekam in Ägypten die Sonne eine Tochter: Hatschepsut. Sie wurde die erste Frau auf dem Thron der Pharaonen. In den über 20 Jahren ihrer Herrschaft erwirbt sie sich die Liebe ihres Volkes und fördert den Fortschritt. Hatschepsut, Tochter der Morgenröte, lernt die Süße, aber auch die Bitterkeit der Macht kennen: Intrigen, Morde an ihren engsten Vertrauten, dramatische Auseinandersetzungen mit den einflußreichen Priestern und ein blutiger Kampf um die Erbfolge. In diesem spannenden biographischen Roman zeichnet Pauline Gedge diese einzigartige und erste bedeutende Frau der Weltgeschichte nach. Vor dem Hintergrund überlieferter Ereignisse wird die Kultur des alten Ägypten wieder lebendig. «Pauline Gedge zeichnet mit viel Einfühlungsvermögen ein Bild des alten Ägypten und des Lebens bei Hofe, beschreibt die vielen religiösen Zeremonien, die Macht der Priester, die Intrigen und Machtkämpfe.» (Südwest-Presse)

Pauline Gedge, geboren 1945 in Auckland, Neuseeland, verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in England und lebt heute in Alberta, Kanada. Mit ihren Büchern, die in zahlreiche Sprachen übersetzt sind, gehört sie zu den erfolgreichsten Autorinnen historischer Romane.
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Produkt

KlappentextRowohlt E-Book Only Vor dreieinhalb Jahrtausenden bekam in Ägypten die Sonne eine Tochter: Hatschepsut. Sie wurde die erste Frau auf dem Thron der Pharaonen. In den über 20 Jahren ihrer Herrschaft erwirbt sie sich die Liebe ihres Volkes und fördert den Fortschritt. Hatschepsut, Tochter der Morgenröte, lernt die Süße, aber auch die Bitterkeit der Macht kennen: Intrigen, Morde an ihren engsten Vertrauten, dramatische Auseinandersetzungen mit den einflußreichen Priestern und ein blutiger Kampf um die Erbfolge. In diesem spannenden biographischen Roman zeichnet Pauline Gedge diese einzigartige und erste bedeutende Frau der Weltgeschichte nach. Vor dem Hintergrund überlieferter Ereignisse wird die Kultur des alten Ägypten wieder lebendig. «Pauline Gedge zeichnet mit viel Einfühlungsvermögen ein Bild des alten Ägypten und des Lebens bei Hofe, beschreibt die vielen religiösen Zeremonien, die Macht der Priester, die Intrigen und Machtkämpfe.» (Südwest-Presse)

Pauline Gedge, geboren 1945 in Auckland, Neuseeland, verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in England und lebt heute in Alberta, Kanada. Mit ihren Büchern, die in zahlreiche Sprachen übersetzt sind, gehört sie zu den erfolgreichsten Autorinnen historischer Romane.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644550810
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum30.01.2015
Auflage1. Auflage
Seiten640 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2603 Kbytes
Artikel-Nr.1553997
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Erstes Buch

1

OBWOHL DIE NÖRDLICHE MAUER des Schulzimmers auf den Garten hinausging, wehte kein Lüftchen zwischen den weißen, buntbemalten Säulen. Es war drückend heiß. Die Schüler saßen mit gekreuzten Beinen, Knie an Knie, auf ihren Papyrusmatten, den Kopf über die Tonscherben gebeugt und eifrig damit beschäftigt, die Lektion des Tages niederzuschreiben. Chaemwese, der mit verschränkten Armen am Ende des Zimmers saß, spürte, daß der Schlaf ihn zu übermannen drohte, und warf einen verstohlenen Blick auf die steinerne Wasseruhr. Beinahe Mittag. Er hüstelte, und ein Dutzend kleiner Gesichter wandten sich ihm erwartungsvoll zu.

«Seid ihr alle fertig? Wer liest mir die heutige Weisheit vor? Oder sollte ich lieber sagen, wer besitzt die Weisheit, mir die heutige Lektion vorzulesen?» Er strahlte über seinen Witz, und ein höfliches, leises Lachen lief durch den Raum. «Du, Menech? Useramun? Da ich weiß, daß Hapuseneb es kann, werde ich ihn nicht fragen. Wer meldet sich freiwillig? Thutmosis, du wirst es tun.»

Thutmosis stand mit unglücklicher Miene auf, während Hatschepsut, die neben ihm saß, ihn knuffte und eine Grimasse schnitt. Er beachtete sie nicht, sondern blickte voller Verzweiflung auf die Tonscherbe, die er zwischen den Händen hielt.

«Fang an. Hatschepsut, sitz still.»

«Ich habe gehört, du ... du ...»

«Folgst.»

«Ja, folgst. Ich habe gehört, du folgst den Vergnügungen. Kehre meinen Worten nicht den Rücken. Richtest du denn deinen Sinn auf ... auf ...»

«Allerlei taube Dinge.»

«Oh. Auf allerlei taube Dinge?»

Chaemwese seufzte, während der Junge mit leiernder Stimme weiterlas. Thutmosis würde bestimmt nie ein gut unterrichteter und aufgeklärter Mann werden. Er hatte überhaupt kein Verständnis für den Zauber der Worte und gab sich damit zufrieden, die Unterrichtsstunden gedankenlos zu verdösen. Vielleicht sollte der Eine erwägen, seinen Sohn frühzeitig ins Heer zu stecken. Aber Chaemwese schüttelte den Kopf bei der Vorstellung, daß Thutmosis, Bogen oder Speer in der Hand, an der Spitze einer Kompanie von zähen alten Kämpfern marschierte. Der Junge stockte abermals und blickte, den Finger unter der beschwerlichen Hieroglyphe, mit einem Ausdruck stummer Verwirrung seinen Lehrer an.

Der alte Mann wurde ärgerlich. «Dieser Abschnitt», sagte er gereizt und pochte mit Nachdruck auf seine eigene Schriftrolle, «bezieht sich auf den weisen und wohlverdienten Gebrauch der Flußpferdpeitsche auf dem Hinterteil eines faulen Jungen. Vielleicht hat der Schreiber dabei gerade an einen Jungen wie dich gedacht, Thutmosis? Brauchst du eine Kostprobe von meiner Flußpferdpeitsche? Bring sie mir!»

Einige der älteren Jungen begannen zu kichern, aber Neferu streckte flehend die Hand aus. «O bitte, Herr Lehrer, nicht schon wieder! Er ist erst gestern verprügelt worden, und Vater war sehr ärgerlich.»

Thutmosis errötete und sah sie mit funkelnden Augen an. Die Flußpferdpeitsche war ein alter, abgedroschener Witz, denn es war nur eine dünne, elastische Weidenrute, die Chaemwese tagaus, tagein wie einen Marschallstab unter dem Arm trug. Die wirkliche Peitsche war für Verbrecher und Rebellen bestimmt. Daß es ein Mädchen war, das sich für ihn einsetzte, war wie Salz auf einer ohnehin schon schmerzenden Wunde, und der Junge murrte leise, als der Lehrer ihm mit einem gebieterischen Wink befahl, sich zu setzen.

«Nun gut, Neferu, da du seine Strafe gemildert sehen willst, kannst du seine Aufgabe selbst übernehmen. Steh auf und fahre fort.»

Neferu war ein Jahr älter und bedeutend intelligenter als Thutmosis. Sie war gerade von den alten, zerbrochenen Tonscherben zu Papyrusrollen übergegangen und las mühelos den Rest der Lektion.

Der Unterricht endete wie üblich mit einem Gebet an Amun. Die Schüler erhoben sich, als Chaemwese den Raum verließ, und dann erhob sich Stimmengewirr.

«Mach dir nichts draus, Thutmosis», sagte Hatschepsut munter, während sie ihre Matte aufrollte. «Komm nach dem Mittagsschlaf mit mir in den Zoo und sieh dir die neue Gazelle an. Vater hat ihre Mutter totgeschossen, und jetzt hat sie niemanden, der sie liebhat. Kommst du mit?»

«Nein», sagte er schroff. «Ich will nicht mehr ständig mit dir durch die Gegend ziehen. Außerdem muß ich jetzt jeden Nachmittag mit Ahmes pen Nechbet zur Kaserne gehen und mich im Bogenschießen und Speerwerfen üben.»

Sie gingen zur Ecke des Zimmers und legten ihre Matten zu den anderen auf einen Haufen, während Neferu Chebit, der nackten Sklavin, die geduldig neben der großen silbernen Wasserkanne stand, ein Zeichen gab. Die Frau schenkte Wasser ein und reichte es ihnen mit einer Verbeugung.

Hatschepsut trank gierig und schmatzte. «Gutes Wasser! Wie steht´s mit dir, Neferu? Hast du Lust mitzukommen?»

Neferu sah lächelnd zu ihrer jüngeren Schwester hinunter. Sie fuhr ihr mit der Hand über den kahlrasierten Kopf und glättete die zerzauste Jugendlocke, so daß sie wieder ordentlich über der linken Schulter hing. «Du hast schon wieder Tinte auf dem Kittel, Hatschepsut. Wirst du jemals erwachsen werden? Gut, ich komme mit, wenn Nedjmet es erlaubt. Nur für ein Weilchen. Genügt das?»

Das kleine Mädchen hüpfte vor Freude. «Ja! Hol mich, wenn du aufstehst!»

Nur die Sklavin und die drei Geschwister waren noch im Schulzimmer. Die anderen Kinder schlenderten in kleinen Gruppen mit ihren Sklaven nach Hause, während die Hitze sich zu einer kompakten Masse von drückender Luft verdichtete, die ihre Köpfe zu beugen schien und den Wunsch in ihnen weckte zu schlafen.

Thutmosis gähnte. «Ich werde jetzt zu meiner Mutter gehen. Eigentlich sollte ich dir danken, Neferu, daß du mich gerettet hast, aber ich wünschte, du würdest dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmern. Die anderen Jungen lachen über das Schauspiel, und du demütigst mich.»

«Möchtest du lieber verprügelt als ausgelacht werden?» fragte Hatschepsut verächtlich. «Wirklich, Thutmosis, du hast zuviel Würde. Und es stimmt: Du bist faul.»

«Psst!» sagte Neferu. «Thutmosis, du weißt, daß ich es nur aus Sorge um dich getan habe. Da kommt Nedjmet. Seid artig. Bis nachher, kleine Hat.» Sie gab Hatschepsut einen Kuß auf den Kopf und ging in das grelle Licht des Gartens hinaus.

Nedjmet durfte sich ebensoviel Freiheiten gegenüber den Königskindern erlauben wie Chaemwese. Die königliche Kinderfrau schalt sie, lobte sie, gab ihnen hin und wieder einen Klaps - und liebte sie abgöttisch. Sie bürgte dem Pharao mit ihrem Leben für die Sicherheit der Kinder. Die zweite Frau, Mutnofret, hatte sie als Amme engagiert, als die Zwillinge Uatschmes und Amunmes geboren wurden, und die göttliche Gemahlin Ahmose hatte sie für Neferu und Hatschepsut behalten. Den kleinen Thutmosis hatte Mutnofret selbst genährt. Er war ihr dritter Sohn, und sie wachte über ihn wie ein Adler, denn ein Sohn war kostbar, vor allem ein königlicher Sohn, und ihre zwei anderen kleinen Jungen waren an der Pest gestorben. Jetzt war Nedjmet eine Frau mit bissiger Zunge und scharfgeschnittenem Gesicht und so abgemagert, daß ihr schmuckloses Leinengewand lose um ihre knochige Gestalt herumhing und um ihre nackten Knöchel flatterte, während sie hierhin und dorthin lief und die Sklavinnen anschrie und die Kinder ermahnte. Die Kinder fürchteten sie nicht mehr, und nur Hatschepsut liebte sie noch, vielleicht weil Hatschepsut in ihrer fröhlichen kindlichen Selbstsucht von allen geliebt wurde und daher nicht zu fürchten brauchte, daß irgend jemand sich ihren Wünschen widersetzte.

Als Nedjmet aus dem Halbdunkel der Halle hereinkam, lief Hatschepsut auf sie zu und umarmte sie.

Nedjmet erwiderte die Umarmung und befahl der Sklavin mit schriller Stimme: «Gieß jetzt das Wasser aus und wasch den Krug. Und feg den Boden für den morgigen Unterricht. Dann kannst du in dein Zimmer gehen und dich ausruhen. Beeil dich!» Sie warf einen strengen Blick hinter der sich entfernenden Neferu her, aber jetzt, da das junge Mädchen das enganliegende Gewand der Erwachsenen trug und ihr Kopf nicht mehr kahl rasiert war, sondern mit glänzenden schwarzen Flechten bedeckt, die ihr bis auf die Schultern fielen, hatte Nedjmet kaum mehr Gewalt über sie. Sie murmelte verdrießlich: «Wohin geht sie zu dieser Tageszeit?» Dann nahm sie Hatschepsut bei der Hand und führte sie liebevoll durch das Labyrinth von Säulengängen und dunklen Hallen zur Tür des Hauses der Kinder, das neben den Frauengemächern lag.

Über dem Palast hing eine schläfrige, heiße Stille. Selbst die Vögel waren verstummt. Draußen, jenseits der Gärten, zog der große Fluß wie glühendes Silber langsam dahin. Kein Boot bewegte sich auf seiner Oberfläche, und unten, in der kühleren, schlammigen Tiefe, warteten die Fische auf den Abend. Die ganze Stadt schlief wie unter einem Zauberbann. Die Schänken und Märkte waren geschlossen, und die Pförtner nickten im Schatten ihrer kleinen Nischen unter den schützenden Mauern der großen Besitztümer des Adels, die Meile um Meile den Fluß säumten. Im Hafen regte sich nichts, nur ein paar Bettlerjungen machten Jagd auf die Überreste von verschütteten Frachtgütern. In der Nekropolis, der Stadt der Toten auf der anderen Seite des Flusses, schimmerten die Tempel und leeren Schreine im Dunst, und die Hitze ließ die braunen Klippen hinter ihnen zittern und tanzen. Hochsommer. Weizen, Gerste, Klee, Flachs und Baumwolle standen hoch für die Ernte. Trotz der verzweifelten Bemühungen der Fellachen, die Schadufs in Bewegung zu halten, trockneten die Bewässerungskanäle langsam aus. Die staubigen grünen Dattel- und Dumpalmen, die Bäume, die das Flußufer säumten, und das satte Grün des...

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Autor

Pauline Gedge, geboren 1945 in Auckland, Neuseeland, verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in England und lebt heute in Alberta, Kanada. Mit ihren Büchern, die in zahlreiche Sprachen übersetzt sind, gehört sie zu den erfolgreichsten Autorinnen historischer Romane.