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Der Tierarzt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
270 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am26.01.20211. Auflage
Heiteres vom beliebtesten Tierarzt der Welt Menschlichkeit und Humor sind die herausragenden Eigenschaften dieser köstlichen Geschichten aus der Praxis eines Tierarztes in Yorkshire. Das tiefe Mitgefühl mit seinen Patienten, den Tieren, und ihren Besitzern, den Menschen, hat James Herriot zu einem bekannten und beliebten Autor werden lassen. Auch die Fernsehserie zu diesen köstlichen Tierarztgeschichten bleibt unvergessen.

Unter dem Pseudonym James Herriot verfasste der 1916 geborene britische Tierarzt James Wight unzählige warmherzige Tierarztgeschichten. Er wuchs in Schottland auf, studierte in Glasgow Tiermedizin und erhielt eine Assistentenstelle in den Nord Yorkshire Dales. Sein Sohn übernahm später die väterliche Praxis, während seine Tochter Ärztin wurde. James Herriot starb am 23. Februar 1995 in Thirsk/Nordengland.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextHeiteres vom beliebtesten Tierarzt der Welt Menschlichkeit und Humor sind die herausragenden Eigenschaften dieser köstlichen Geschichten aus der Praxis eines Tierarztes in Yorkshire. Das tiefe Mitgefühl mit seinen Patienten, den Tieren, und ihren Besitzern, den Menschen, hat James Herriot zu einem bekannten und beliebten Autor werden lassen. Auch die Fernsehserie zu diesen köstlichen Tierarztgeschichten bleibt unvergessen.

Unter dem Pseudonym James Herriot verfasste der 1916 geborene britische Tierarzt James Wight unzählige warmherzige Tierarztgeschichten. Er wuchs in Schottland auf, studierte in Glasgow Tiermedizin und erhielt eine Assistentenstelle in den Nord Yorkshire Dales. Sein Sohn übernahm später die väterliche Praxis, während seine Tochter Ärztin wurde. James Herriot starb am 23. Februar 1995 in Thirsk/Nordengland.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644009790
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.01.2021
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten270 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1092 Kbytes
Artikel-Nr.5604220
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Es war drei Uhr in der Frühe, als ich frierend und übermüdet von einem nächtlichen Besuch nach Skeldale House zurückkehrte. Müde ging ich zu Bett und legte den Arm um Helen. Und wieder einmal dachte ich, dass es kaum etwas Schöneres auf der Welt gab, als nachts halb erfroren heimzukommen und ein angewärmtes Bett vorzufinden.

In den dreißiger Jahren gab es noch keine elektrischen Heizdecken, und ich hatte manchmal große Mühe, wieder warm zu werden, wenn man mich nachts aus dem Bett geklingelt und zu einem weit abgelegenen Gehöft gerufen hatte. Ich lag dann oft noch lange wach und konnte nicht einschlafen, weil ich bis auf die Knochen durchgefroren war.

Aber seit unserer Heirat gehörten diese Leiden der Vergangenheit an. Helen regte sich halb im Schlaf - sie hatte sich daran gewöhnt, dass ich sie oft mitten in der Nacht verlassen musste und kalt wie ein Eisblock zurückkam - und kuschelte sich an mich. Mit einem dankbaren Seufzer spürte ich, wie ihre Wärme mich umhüllte, und sank sofort in tiefen Schlaf.

Als der Wecker klingelte, stand ich auf und ging ans Fenster. Es war ein schöner, klarer Morgen. Die ersten Sonnenstrahlen fielen auf das verwitterte Rot und Grau der dicht aneinandergedrängten Dächer, von denen einige sich unter der Last ihrer alten Ziegel senkten, und erhellten die grünen Wipfel der Bäume, die sich zwischen den dunklen Schornsteinkappen empordrängten. Und dahinter das ruhige Massiv der Fells, wie in Yorkshire die heidebewachsenen Berge genannt werden.

Das Glück war mir hold, dass ich dies allmorgendlich als Erstes zu sehen bekam; nach Helen natürlich, was noch schöner war.

Nach unseren etwas ungewöhnlichen Flitterwochen, die wir mit Tuberkulinproben verbrachten, hatten wir uns unser erstes Heim in der obersten Etage von Skeldale House eingerichtet. Siegfried, bis zu meiner Heirat mein Chef und jetzt mein Partner, hatte sich erboten, uns die leerstehenden Zimmer im zweiten Stock kostenlos zu überlassen, und wir hatten sein Angebot dankbar angenommen; und wenn es sich auch nur um eine vorübergehende Notlösung handelte, war unser hochgelegenes Nest doch so angenehm luftig und reizvoll, dass uns sicher viele darum beneidet hätten.

Es war behelfsmäßig - wie alles zu jener Zeit einen provisorischen Charakter hatte und weil wir nicht wussten, wie lange wir dort bleiben würden. Siegfried und ich hatten uns beide freiwillig zur Air Force gemeldet und waren vorläufig vom Militärdienst zurückgestellt, doch damit soll das Thema Krieg auch schon beendet sein. Ich will in diesem Buch nicht von derlei Dingen berichten, die ohnedies sehr weit von Darrowby entfernt waren, sondern von den Monaten nach unserer Hochzeit bis zu meiner Einberufung. Ich erzähle von den alltäglichen Dingen, die immer unser Leben ausgemacht haben: von meiner Arbeit, den Tieren, den Yorkshire Dales.

In dem vorderen Raum war unser Wohnschlafzimmer, und wenn er auch nicht luxuriös eingerichtet war, so gab es darin doch ein sehr bequemes Bett, einen Teppich, einen hübschen Beistelltisch, der Helens Mutter gehört hatte, und zwei Lehnsessel. Auch ein alter Kleiderschrank stand darin, aber das Schloss funktionierte nicht, und wir konnten die Tür nur geschlossen halten, indem wir eine von meinen Socken dazwischen klemmten. Die Fußspitze hing heraus, aber das störte uns nicht.

Ich ging über den kleinen Treppenabsatz in die Küche, die zugleich unser Esszimmer war. Dieser Teil unserer Behausung war eindeutig spartanisch. Ich polterte über nackte Dielen zu einem Arbeitstisch, den wir an der Wand neben dem Fenster angebracht hatten. Mangels anderer Küchenmöbel diente er als Abstellplatz für einen Gaskocher und unseren gesamten Bestand an Geschirr und Bestecken. Ich ergriff einen großen Krug und machte mich auf den Weg nach unten in die eigentliche Küche, denn die Mansardenräume hatten den Nachteil, dass es hier oben kein Wasser gab. Zwei Treppen hinunter zu den drei Zimmern im ersten Stock, dann zwei weitere und ein kurzer Galopp durch den langen Flur zu der großen, mit Steinplatten ausgelegten Küche auf der Rückseite des Hauses.

Ich füllte den Krug und kehrte, zwei Stufen auf einmal nehmend, zu unserem hochgelegenen Wohnsitz zurück. Heute würde es mir weniger gefallen, für jeden Tropfen Wasser einen solchen Weg machen zu müssen, aber damals machte es mir nicht das Geringste aus.

Bald kochte das Wasser im Kessel, und wir tranken unsere erste Tasse Tee neben dem Fenster, das auf den langen, schmalen Garten hinausging. Wie aus der Vogelperspektive sahen wir von hier oben den ungepflegten Rasen, die Obstbäume, die Glyzinie, die an den verwitterten Backsteinen bis zu unserem Fenster emporkletterte, und die hohen Mauern mit ihren alten Kappensteinen, die sich bis zu dem gepflasterten Hof unter den Ulmen erstreckten. Jeden Tag ging ich dort entlang zur Garage im Hof, aber von oben sah alles ganz anders aus.

«Einen Augenblick, Helen», sagte ich. «Lass mich auf diesem Stuhl sitzen.»

Sie hatte das Frühstück auf den Arbeitstisch zurückgestellt, an dem wir immer saßen, und dies war der Punkt, wo die Schwierigkeiten begannen, denn der Tisch war sehr hoch, und unser jüngst erstandener hoher Hocker hatte die richtigen Maße, nicht aber unser Stuhl.

«Nein, ich sitze sehr bequem, Jim. Wirklich.» Den Teller quasi in Augenhöhe, lächelte sie mir von ihrem niedrigen Platz aus beruhigend zu.

«Du kannst nicht bequem sitzen», erwiderte ich. «Du hältst dein Kinn ja praktisch in die Cornflakes. Bitte, gib mir den Stuhl.»

Sie klopfte auf den Sitz des Hockers. «Komm, mach keine langen Geschichten. Setz dich und iss dein Frühstück.»

Als ich merkte, dass es so nicht ging, versuchte ich es auf andere Art.

«Helen!» Mein Ton war streng. «Steh von diesem Stuhl auf!»

«Nein», entgegnete sie, ohne mich anzusehen; trotzig schob sie die Lippen vor, was ihr einen bezaubernden Ausdruck verlieh, aber gleichzeitig bedeutete, dass sie nicht scherzte.

Was sollte ich tun? Ich spielte mit dem Gedanken, sie vom Stuhl zu ziehen, aber sie verfügte über große Körperkraft. Wir hatten unsere Kräfte einmal gemessen, als eine kleine Meinungsverschiedenheit sich zu einem Ringkampf auswuchs, und wenn ich dieses Spiel auch gründlich genossen und letztlich gewonnen hatte, so war ich doch erstaunt gewesen, wie stark sie war. Zu dieser frühen Stunde verspürte ich keine Lust darauf. Ich setzte mich auf den Hocker.

Nach dem Frühstück stellte Helen Wasser für den Abwasch auf - der nächste Schritt in unserem Tagesrhythmus. Unterdessen ging ich hinunter, holte meine Instrumente sowie Katgut für ein Fohlen, das sich am Bein geschnitten hatte, und trat durch die Seitentür hinaus. Genau dem Steingarten gegenüber drehte ich mich um und sah zu unserem Fenster hinauf. Die untere Hälfte war geöffnet, und ein Arm mit einem Geschirrtuch kam zum Vorschein. Ich winkte, und das Geschirrtuch winkte ungestüm zurück. So begann jeder Tag.

Als ich aus dem Hof fuhr, überlegte ich mir, dass es ein guter Beginn war. Tatsächlich war alles gut: das lärmende Krächzen der Krähen droben in den Ulmen, wenn ich das Eisentor schloss, die würzige Luft, die mich jeden Morgen empfing, und mein mich täglich aufs Neue fordernder, nie langweiliger Beruf.

Das verletzte Fohlen war auf Robert Corners Hof, und ich hatte kaum mit meiner Arbeit begonnen, als ich Jock, den Collie, entdeckte. Ich beobachtete ihn, denn über die Hauptaufgabe hinaus, seine Patienten zu behandeln, erfährt man als Tierarzt bei der täglichen Arbeit ja auch immer viel von der Persönlichkeit der Tiere, und Jock war ein interessanter Fall.

Hofhunde haben oft eine Vorliebe dafür, sich ein wenig Abwechslung von ihren Pflichten zu verschaffen. Sie spielen gern, und eines ihrer Lieblingsspiele besteht darin, Wagen vom Grundstück zu verjagen. Oft galoppierte, wenn ich einen Hof verließ, ein behaartes Etwas neben mir her; für gewöhnlich ließ der Hund nach ein paar hundert Metern ein letztes, herausforderndes Bellen ertönen, ehe er kehrtmachte. Doch Jock war anders.

Er war mit Hingabe bei der Sache. Wagen nachzujagen war für ihn eine todernste Angelegenheit, der er sich tagaus, tagein ohne eine Spur von Nachlässigkeit widmete. Corners Hof lag am Ende eines ungefähr eine Meile langen, auf beiden Seiten von niedrigen Steinmauern gesäumten Feldwegs, der sich durch leicht abfallende Felder bis zur unten gelegenen Straße schlängelte, und Jock sah es als seine Pflicht an, jedes Fahrzeug bis dorthin zu begleiten. So war sein Hobby reichlich mühevoll.

Ich beobachtete ihn, während ich die letzten Nahtstiche am Bein des Fohlens machte und dann den Verband anlegte. Er schlich verstohlen zwischen den Gebäuden umher und tat so, als nähme er nicht die geringste Notiz von mir - ja, als sei er an meiner Anwesenheit völlig uninteressiert. Doch seine heimlichen Blicke in Richtung Stall und die Tatsache, dass er ein ums andere Mal mein Blickfeld kreuzte, verrieten ihn. Er wartete auf seinen großen Augenblick.

Als ich meine Schuhe anzog und die Stulpenstiefel in den Kofferraum warf, sah ich ihn wieder. Oder besser gesagt, einen Teil von ihm: nur eine lange Nase und ein Auge, die unter einer ausrangierten, zerbrochenen Tür hervorlugten. Erst als ich den Motor anließ und der Wagen sich in Bewegung setzte, gab er seine Absicht kund: Den Bauch dicht an den Boden gepresst, den Schwanz nachschleifend, die Augen starr auf die Vorderräder des Wagens geheftet, kam er verstohlen aus seinem Versteck, und als ich mit zunehmender Geschwindigkeit den Feldweg hinunterfuhr, ging er in einen mühelosen Galopp über.

Ich hatte dies schon mehrmals erlebt und war immer voller Angst, dass er vor...
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Autor

Unter dem Pseudonym James Herriot verfasste der 1916 geborene britische Tierarzt James Wight unzählige warmherzige Tierarztgeschichten. Er wuchs in Schottland auf, studierte in Glasgow Tiermedizin und erhielt eine Assistentenstelle in den Nord Yorkshire Dales. Sein Sohn übernahm später die väterliche Praxis, während seine Tochter Ärztin wurde. James Herriot starb am 23. Februar 1995 in Thirsk/Nordengland.