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Der Altmann ist tot

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am24.05.20131. Auflage
Pflichtlektüre! «Setzt euch alle mal hin. Ich muss euch was Wichtiges sagen: Der Altmann ist tot.» «Wie, tot?», fragt Rosa. «Na, mausetot. Aus, Ende, finito», antwortet Ozan. «Herr Fischer hat gesagt, er sei eine Treppe runtergestürzt.» «Wie, Treppe? Welche Treppe?», fragt Rosa, in deren Hirn es offensichtlich mächtig rattert. «Bestimmt die behinderte Treppe in Haus B. Ich schwöre, die ist voll Todestreppe. Mieses Teil!», sagt Fuat wichtig. «Unfall ... tzzzz», sagt nun Emre. «Das war bestimmt Mord!» Als wären die Tage an der Berliner Problemschule nicht schon abenteuerlich genug, kommt nun auch noch der Mathelehrer Altmann auf mysteriöse Weise ums Leben. Da stimmt doch was nicht, denken die Kolleginnen Frl. Krise und Frau Freitag: Musiklehrerin Johanna Schirmer postet überraschende Details über ihre Affäre mit ihm, die Cousins einer türkischen Schülerin haben Rache geschworen, seine sehr junge, sehr schwangere Witwe versteht sich etwas zu gut mit ihrem Powerplate-Trainer, und Schüler Hikmet hat eine Rechnung zu begleichen. Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln - und das alles neben dem ganz alltäglichen Schulwahnsinn.

Frl. Krise wurde 1948 am Niederrhein geboren, ihre Eltern waren Lehrer. Nach dem Studium, Biologie und Kunst, arbeitete sie an Gesamtschulen in Hessen und Berlin, mittlerweile ist sie pensioniert. Sie hat zwei Töchter mit einem Lehrer und ist jetzt mit einem Nicht-Lehrer liiert. Ihr erstes Buch, «Ghetto-Oma», erzählt von unglaublichen Schulgeschichten und erklomm die Bestsellerliste.
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Produkt

KlappentextPflichtlektüre! «Setzt euch alle mal hin. Ich muss euch was Wichtiges sagen: Der Altmann ist tot.» «Wie, tot?», fragt Rosa. «Na, mausetot. Aus, Ende, finito», antwortet Ozan. «Herr Fischer hat gesagt, er sei eine Treppe runtergestürzt.» «Wie, Treppe? Welche Treppe?», fragt Rosa, in deren Hirn es offensichtlich mächtig rattert. «Bestimmt die behinderte Treppe in Haus B. Ich schwöre, die ist voll Todestreppe. Mieses Teil!», sagt Fuat wichtig. «Unfall ... tzzzz», sagt nun Emre. «Das war bestimmt Mord!» Als wären die Tage an der Berliner Problemschule nicht schon abenteuerlich genug, kommt nun auch noch der Mathelehrer Altmann auf mysteriöse Weise ums Leben. Da stimmt doch was nicht, denken die Kolleginnen Frl. Krise und Frau Freitag: Musiklehrerin Johanna Schirmer postet überraschende Details über ihre Affäre mit ihm, die Cousins einer türkischen Schülerin haben Rache geschworen, seine sehr junge, sehr schwangere Witwe versteht sich etwas zu gut mit ihrem Powerplate-Trainer, und Schüler Hikmet hat eine Rechnung zu begleichen. Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln - und das alles neben dem ganz alltäglichen Schulwahnsinn.

Frl. Krise wurde 1948 am Niederrhein geboren, ihre Eltern waren Lehrer. Nach dem Studium, Biologie und Kunst, arbeitete sie an Gesamtschulen in Hessen und Berlin, mittlerweile ist sie pensioniert. Sie hat zwei Töchter mit einem Lehrer und ist jetzt mit einem Nicht-Lehrer liiert. Ihr erstes Buch, «Ghetto-Oma», erzählt von unglaublichen Schulgeschichten und erklomm die Bestsellerliste.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644500211
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum24.05.2013
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse639 Kbytes
Artikel-Nr.1275732
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


[zur Inhaltsübersicht]
Verwirrt

Im Lehrerzimmer ist es ganz still. Nur Frau Herz sitzt in ihrer Ecke und arbeitet verbissen vor sich hin. Günthers Platz ist frei geräumt. Eine kleine weiße Kerze brennt an der Stelle, an der immer seine grüne Thermoskanne stand. Daneben ein silbergerahmtes Foto - Günther, breit lachend vor der Wandkarte des Periodensystems im naturwissenschaftlichen Hörraum. Eine halb aufgeblühte Lilie liegt davor.

«Mein Gott, das ist ja hier wie in einer Kapelle», rutscht mir raus. «Wer hat das gemacht? Das hätte der Günther aber lächerlich gefunden!»

«Das war die Schirmer, Frl. Krise!» Frau Herz legt ihren Stift beiseite und guckt mich grimmig an. «Diese Deko ist alles, was die heute zustande gebracht hat. Ach nee, sein Fach hat sie auch noch ausgeräumt. Dann ist sie heulend zusammengebrochen und nach Hause gegangen, vielmehr gefahren worden. Der Fischer hat ihr ein Taxi bestellt. Die ist so was von over, sag ich dir!»

«Fach ausgeräumt. Warum das denn? Die Leiche ist noch nicht kalt und schon ...!»

«Keine Ahnung, den Kram will sie der trauernden Witwe bringen. Na, die wird sich freuen - über Einladungen zur Fachkonferenz, Schülerlisten und so was.»

Günthers Tod hängt wie eine dunkle Wolke über der Schule. Die Polizei war da, erzählt Frau Herz, und hat um «sachdienliche Hinweise» aus dem Kollegium gebeten. Neben der Kaffeemaschine hat irgendjemand eine alte Keksdose aufgestellt. «Für den Kranz» steht auf dem Zettel neben der Dose, und auch ein Hinweis auf die Kondolenzkarte, die Frau Nolte - wer sonst - verwaltet, fehlt nicht. Am Schwarzen Brett hängt der Artikel aus der B.Z. Das finde ich etwas geschmacklos. Und auf dem Flipchart steht handschriftlich:

Wer will sich an der Gestaltung der Trauerfeier für Günther beteiligen? gez. Fischer

Niemand hat sich bisher gemeldet. Mir ist das zu depressiv hier. Ich flüchte in Richtung naturwissenschaftlicher Trakt.

Unterwegs auf dem Hof atme ich auf. Es ist schließlich trotzdem Frühling, ein leichter Wind geht durch die Bäume, die Sonne scheint, weiße Wölkchen schweben am hellblauen Himmel, und ein paar Spatzen zanken sich um die Reste eines Schulbrots. Plötzlich ist Kollege Wernitzki neben mir.

«Mann, Hannes, hast du mich erschreckt! Warum schleichst du dich so an?»

Hannes grinst. «Sorry, Frl. Krise! Wohin des Wegs?»

«In die Biologie!»

«Da muss ich auch hin. Also, in die Chemie. Versuche aufbauen.»

Hannes Wernitzki ist nicht gerade mein Lieblingskollege. Er ist der drögeste Typ, den man sich vorstellen kann, ein Langeweiler vor dem Herrn. Außer Computer, Autos und seine Wohnwagenurlaube hat der keine Themen. Eine Eigenschaft hasse ich besonders an ihm: Er pfeift ständig leise vor sich hin. Auch jetzt fängt er wieder damit an und schlenkert im Takt dazu unternehmungslustig seine abgestoßene schweinslederne Tasche. Aber zumindest ist er immer freundlich. Er ist bekannt dafür, dass er Konflikten weiträumig aus dem Weg geht und die Arbeit nicht gerade erfunden hat. Wegen seiner milden Notengebung mögen ihn die Schüler, aber die meisten Kollegen nehmen ihn nicht ganz ernst.

Der Biologievorbereitungsraum liegt gleich neben den Chemie- und Physiksammlungen. Dass der faule Hund in seinen Freistunden Versuche aufbauen will, wundert mich. Aber bitte!

Wernitzki verschwindet pfeifend in seinem Sammlungsraum.

Was ist das denn? Mitten auf dem offensichtlich leergeräumten Tisch in der Biologiesammlung steht ein kleines gerahmtes Foto von Günther. Davor liegt zusammengefaltet sein weißer Kittel, und obendrauf welkt eine langstielige rote Rose vor sich hin. Ist das crazy! War das auch die Schirmer? Auf so eine Idee wie mit dem Kittel muss man auch erst mal kommen! Gruselig.

Ausräumen konnte die Schirmer hier aber nichts. Die Schränke der Kollegen sind abgeschlossen. Der Altmann belegte als Fachleiter natürlich mehr Schrankraum als wir simplen Lehrer. Typisch. Der hatte sogar im letzten Jahr ungefragt einen der Schränke von mir in Beschlag genommen. Na gut, besser gesagt ein Schränkchen. «Nur dieses Halbjahr», hatte er geflötet. Weil ihm der Platz nicht ausreichte und ich ja kaum noch Bio unterrichtete. Ich bin ein gutmütiger Mensch und habe ihm den Schrank auch großzügig überlassen. Allerdings behielt ich den Zweitschlüssel dazu. Sicher ist sicher ...

Ich könnte ja jetzt mal nachsehen ...

Nur der Günther, der stört mich! Muss der mich so anschauen? Ich gebe dem Bilderrahmen einen Schubs. Mit einem kleinen Knall fällt das Foto um.

Und schon habe ich das Schränkchen geöffnet, hocke davor und staune. Der ordentliche Günther! Ist das ein Chaos hier! Nachlässig aufeinandergeschichtete Arbeitsblätter, Folien, Hefter und Fachzeitschriften füllen das obere Fach bis zum letzten Millimeter, unten stehen dafür nur vier Leitzordner und eine offene Box mit allerhand Krimskrams: Stifte, Scheren, Klebstoff, ein Locher, ein Jonglierball, Bindfaden, eine Schachtel Hustenbonbons, ein paar Batterien, eine Lupe, ein alter Lehrerkalender, ein paar zusammengefaltete Zettel - das war´s. Nichts Spektakuläres. Noch eine runde Dose. Kreide - natürlich!

Nichts und schon gar nichts, was man einer trauernden Witwe überreichen müsste. Nur das übliche Lehrersediment, das es in allen Lehrerschränken überall auf der Welt gibt. Die Zettel in der Box sind übrigens Entschuldigungen, und der Lehrerkalender ist vom letzten Jahr. Der enthält auch nichts Besonderes: Noten, Notizen und Termine: Fachkonf., 15.00 Uhr; Betti Geb.; Dr. Rauch Unters.; Joh. CB,16 - unverständliches Zeug. Hinten drin liegen noch ein paar Notizzettelchen. Ein gelbes Post-it löst sich und flattert zu Boden.

Da dreht sich ein Schlüssel im Schloss der Verbindungstür zur Chemiesammlung.

Scheiße! Blitzschnell lasse ich den Kalender in der Jackentasche verschwinden und schiebe mein Knie über das Zettelchen am Boden. Au! Mist - vom Hocken tut mir schon alles weh!

Wernitzki erscheint in der Türöffnung.

«Frl. Krise! Was machst du denn da unten?»

-

Nach meiner Englischstunde in der Zehnten gehe ich direkt in die Cafeteria. Ich hab schon wieder solchen Hunger. Meine Schulstullen habe ich blöderweise heute im Kühlschrank liegenlassen. Die Cafeteria unserer Schule ist eigentlich nicht viel größer als ein Klassenraum. Die Vitrine gibt ein trauriges Bild ab. Ein paar belegte Brötchen verstreut auf Silbertabletts neben drei zu lange gebackenen Sesamringen und einem eingeknautschten Börek.

«Ein Brötchen mit Pute und einen Kaffee, bitte.» Frau Özatay dreht sich um und schleicht zur Kaffeemaschine. Als sie die halbleere Kanne hochnimmt, bereue ich bereits meine Getränkewahl. Der Kaffee steht hier bestimmt schon seit halb acht. Sie gießt die Brühe in einen Pappbecher, stellt ihn auf den Tresen und legt das Brötchen daneben. «Çok güzel», sage ich und grinse Frau Özatay dabei an. «Na, aber bitte doch, Frau Freitag. Macht eins fünfzig.» Ich bezahle und will mich gerade umdrehen, um ins Lehrerzimmer zu gehen, da sehe ich Frau Nolte über einem Tee in der Ecke sitzen. Sie sieht mich an und lächelt.

«Hallo Monika, na, was machst du denn hier so einsam und verlassen?»

«Mir ist einfach nicht nach Lehrerzimmer. Wegen Günther. Du weißt schon.»

Ich stelle sofort mein Grinsen ein. «Ja, schlimm ist das. Aber toll, dass du dich um den Kranz und so kümmerst.»

«Na, das ist ja wohl selbstverständlich», antwortet sie und schließt dabei für einen kurzen Moment theatralisch die Augen. Diese blöde Wichtigtuerin. Immer drängt sie sich in den Vordergrund. Wer sammelt für die Geburtstage? Die Nolte. Wer bereitet die Weihnachtsfeier vor? Die Nolte. Wer bedauert aufopfernd die Krankwerdenden und sagt Sachen wie: «Mensch, du gefällst mir gar nicht. Das ist sicher ein Infekt, geh mal lieber gleich nach Hause und leg dich ins Bett»?

Sätze, die einen aufregen und von mir und Frl. Krise ständig wiederholt werden, wenn wir bei Onkel Ali sitzen, kommen von Monika Nolte. Nolte, die sehr auf ihr Aussehen bedacht ist. Nie sind ihre Fingernägel dreckig. Immer wieder stellen Frl. Krise und ich nicht ohne Neid fest, dass sie sehr gepflegte Nägel hat. Wir vermuten feste Maniküretermine. Ihre modische Kurzhaarfrisur sitzt bei jedem Wetter perfekt, und sie würde zwischen den Friseurterminen nie so viel Zeit verstreichen lassen wie ich oder das Fräulein, das ab und zu aus Verzweiflung schon mal selbst zur Schere greift. Bei Monika Nolte stimmt aber nicht nur die Frisur, auch ihr Unterricht ist immer bis ins Letzte durchgeplant. Nie würde sie unvorbereitet vor eine Klasse treten. Nie ohne Laminationen und farbige Arbeitsblätter. Immer hat sie Stempel mit süßen Tieren und aufmunternden Worten dabei. Die knallt sie sogar den Zehntklässlern noch unter die Hausaufgaben.

«Du, Frau Freitag, du musst auch noch auf der Karte unterschreiben, nicht dass wir das vergessen», flüstert sie und nimmt einen Schluck Tee aus ihrem Pappbecher. Warum erwähnt sie jetzt die Karte? Ich habe sie doch schon gelobt, dass sie sich so kümmert? Will sie das noch mal hören?

«Du, Monika, ich hatte ja gestern mit der Schirmer zusammen Musik. Mann, war die fertig. Was ist denn mit der los?»

«Na, Günthers Tod nimmt uns ja alle sehr mit», versucht sie zu erklären und beugt sich nach kurzem Nachdenken aber doch konspirativ zu mir, obwohl wir alleine in der Cafeteria sind: «Aber ... Wusstest du denn nicht, dass die Johanna und der Günther ...»

«Dass die was?», frage ich etwas zu laut. Monika guckt mich mit einem...
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Frl. Krise wurde 1948 am Niederrhein geboren, ihre Eltern waren Lehrer. Nach dem Studium, Biologie und Kunst, arbeitete sie an Gesamtschulen in Hessen und Berlin, mittlerweile ist sie pensioniert. Sie hat zwei Töchter mit einem Lehrer und ist jetzt mit einem Nicht-Lehrer liiert. Ihr erstes Buch, «Ghetto-Oma», erzählt von unglaublichen Schulgeschichten und erklomm die Bestsellerliste.Frau Freitag, geboren 1968, unterrichtet Englisch und Kunst an einer Gesamtschule. Ihre Bücher «Chill mal, Frau Freitag!», «Voll streng, Frau Freitag!» und «Echt easy, Frau Freitag!» standen allesamt auf der Bestenliste.