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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am19.10.20221. Auflage
Kaffee - alltäglicher Begleiter vieler Menschen. Doch was ist, wenn er nicht nur anregend, sondern auch magisch wirkt? Welche Geheimnisse verbergen sich in seinen schwarzen Tiefen? Zehn Geschichten laden ein, eine ganz andere Seite des Kaffees kennenzulernen - überraschend, tragisch, phantastisch - und zeigen, dass auch im Kaffeesatz noch immer etwas Gutes steckt.

Sarah Malhus, Jahrgang 1989, schreibt schon seit ihrem 12. Lebensjahr. Tagsüber in einem Brotjob tätig, verbringt sie ihre Freizeit am liebsten mit Literatur, sei es produzierend oder konsumierend. Genreübergreifend schreibt sie alles, was ihr die Plotbunnys bringen - von Kurzgeschichte bis Roman - doch in der Fantasy fühlt sie sich zuhause. Die Autorin wohnt mit ihrem Lebensgefährten und zwei Kaninchen nördlich vor Münchens Stadttoren. Weitere Informationen: sarahmalhus.de
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR5,99

Produkt

KlappentextKaffee - alltäglicher Begleiter vieler Menschen. Doch was ist, wenn er nicht nur anregend, sondern auch magisch wirkt? Welche Geheimnisse verbergen sich in seinen schwarzen Tiefen? Zehn Geschichten laden ein, eine ganz andere Seite des Kaffees kennenzulernen - überraschend, tragisch, phantastisch - und zeigen, dass auch im Kaffeesatz noch immer etwas Gutes steckt.

Sarah Malhus, Jahrgang 1989, schreibt schon seit ihrem 12. Lebensjahr. Tagsüber in einem Brotjob tätig, verbringt sie ihre Freizeit am liebsten mit Literatur, sei es produzierend oder konsumierend. Genreübergreifend schreibt sie alles, was ihr die Plotbunnys bringen - von Kurzgeschichte bis Roman - doch in der Fantasy fühlt sie sich zuhause. Die Autorin wohnt mit ihrem Lebensgefährten und zwei Kaninchen nördlich vor Münchens Stadttoren. Weitere Informationen: sarahmalhus.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756876105
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum19.10.2022
Auflage1. Auflage
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9992848
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Sarah Malhus
Wachmacher

Mina gähnte. Sie würde sich nie an die Arbeitszeiten gewöhnen.

Langsam schritt sie an dem schmiedeeisernen Zaun entlang und kontrollierte ihn sorgfältig auf Beschädigungen. Dabei leuchtete sie die Umgebung mit einer Laterne aus, was das Ganze mühsamer gestaltete, als es mit einer batteriebetriebenen Taschenlampe gewesen wäre. Aber wie hatten Mama und Oma immer gesagt: Tradition beschützt und stärkt uns. Halte sie hoch, ignoriere den modernen Schnickschnack! Folglich keine Taschenlampe für Mina, sondern eine antiquierte, rußüberzogene Laterne mit Stummelkerze, die gerade so für einen Kontrollgang reichte.

Mina beendete ihre Runde vor dem Friedhofstor. Dieses imposante Gebilde markierte den Eingang zum Friedhof, dessen Beschützerin sie war. Fast drei Meter maß es an seinem höchsten Punkt. Schwarzes Metall schimmerte in spärlichem Licht. Die zahlreichen Ornamente, aus denen das Tor bestand, erzählten eine Geschichte über die Entstehung des Friedhofs. Mit ihr war Mina aufgewachsen, dort hinten, in dem kleinen Totengräberhäuschen. Außerdem sprach das Tor eine Warnung gegen alle aus, die sich ungefragt Zutritt verschaffen wollten: Überschreite diese Schwelle mit dem Wissen, dass deine Qualen nie enden werden.

Zugegeben, die Drohung schien wegen der fehlenden Präzision nicht sonderlich furchteinflößend, aber Mina wusste aus Erfahrung, dass das Tor nicht log.

»Abendrunde beendet.« Sie ging in die Hocke und streichelte ihrem Kater Pluto, der wie üblich auf sie wartete, über den schwarzen Kopf.

»Alles in Ordnung?«, fragte er. Seine kupferfarbenen Augen schimmerten im schwächer werdenden Laternenlicht.

»Alles ist in bester Ordnung, wie immer.« Sie stand auf. »Lass uns ins Haus gehen. Ich brauche einen Kaffee, sonst übersteh ich die restliche Nacht nicht.«

»Das kann nicht wahr sein!« Verzweifelt durchsuchte Mina den Küchenschrank, schaute in jede Dose, jedes Glas, doch da war nichts. »Wir haben keinen Kaffee mehr?« Sie sah sich nach ihrem Kater um, als der nicht antwortete. »Pluto!«

Er saß auf dem Esstisch und putzte sich. Sein gelangweilter Blick sprach Bände. Langsam senkte er die Pfote. »Was?«

»Wo ist der Kaffee?«

»Das fragst du mich? Solange wir Katzengras im Haus haben, interessiert mich der Rest herzlich wenig.« Pluto sprang vom Tisch, stolzierte durch den Raum, der sich in Küche und Wohnzimmer aufteilte, und hüpfte auf die winzige Couch.

»Ich habe es Felix auf die Liste gesetzt. Kaffee, ganz oben!«

»Ich glaube, du hast ein Problem«, gab Pluto zu bedenken.

»Und ob ich das habe! Ich habe keinen Kaffee, dafür einen vorlauten Kater!« Sie schnaubte. »Es wäre alles leichter, wenn ich diesen vermaledeiten Totenacker verlassen könnte.« Sie setzte sich auf den Küchenstuhl und vergrub den Kopf in den Händen. Weiche Pfoten landeten auf ihrem Schoß.

»Es ist seit jeher die Aufgabe der Familie de Gaard, über den Friedhof zu wachen. Du wirst jetzt nicht davonspazieren, nur wegen dieses grässlichen Gebräus.«

»Mit dir rede ich nicht mehr.« Verletzt vom Unverständnis des Katers schubste Mina ihn zur Seite und stand auf, um den Küchenschrank einer letzten genauen Inspektion zu unterziehen.

»Moment. Was ist das?« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und angelte nach einer Dose, die weit hinten im Schrank stand. Das matte Blech trug ein verblichenes Etikett.

»Spezialkaffee - Weckt Tote - Dosierung nicht überschreiten!«, entzifferte Mina und grinste. »Das ist perfekt! Genau das, was ich jetzt brauche.«

Sie legte Holz im Ofen nach, das von den restlichen Flammen sogleich erobert wurde. Mina öffnete die Dose und atmete den Duft des Kaffees tief ein. So intensiv! Allein das Aroma machte sie wacher. Sie gab Pulver und Wasser in die Espressokanne und stellte sie auf den Herd. Binnen weniger Minuten hörte sie es brodeln.

Randvoll füllte Mina eine Tasse mit der dampfenden Flüssigkeit. Platz für Milch und Zucker brauchte es nicht. »Endlich!« Sie nahm einen zögerlichen Schluck, da sprang Pluto fauchend auf und machte einen Katzenbuckel.

»Was ist los?« Mina stellte die Tasse ab und trat ans Fenster.

»Eindringlinge nähern sich dem Zaun«, knurrte Pluto eindringlich.

»Ich seh mir das mal an.« Mina warf dem Kaffee einen sehnsüchtigen Blick zu, dann schnappte sie sich die Schaufel, die an der Wand lehnte und öffnete die Tür. Pluto schlüpfte hindurch.

»Warte!«, zischte Mina ihm hinterher, doch der Kater verschmolz bereits mit der Dunkelheit. Eilig zog sie die Tür hinter sich zu und schritt mit erleuchteter Laterne den Kiesweg entlang zum Haupttor. Rechts sah Mina zwei goldene Punkte glühwürmchengleich über den Boden tanzen. Pluto suchte die Umgebung ab.

»Was gesehen?«, flüsterte sie.

Die Punkte schwenkten hektisch von links nach rechts, Pluto schüttelte den Kopf.

»Ich hoffe, du hast dich nicht geirrt, Kater. Sonst wird mein Kaffee umsonst kalt.«

Blitzartig verschwanden die Glühwürmchen.

»Sei doch nicht gleich beleidigt«, zischte Mina.

Etwas landete dumpf auf dem Rasen, begleitet von einem Scheppern. Mit erhobener Schaufel folgte Mina den Geräuschen.

»Stehen bleiben!«, donnerte Mina.

»Oh, scheiße!«, erklang es bang ein paar Meter von ihr entfernt.

»Sei still!«, zischte eine andere Stimme.

»Wieso? Wir wurden doch schon entdeckt. Du warst zu laut mit deinem Sack voller Krempel! «, antwortete die erste.

Drei Schritte später beleuchtete die Laterne die Gesichter zweier junger Männer. Sie hockten auf dem Boden, neben ihnen lag ein grauer Sack.

»Ihr seid in meinen Friedhof eingedrungen. Verschwindet, wenn euch euer Leben lieb ist!« Mina war sauer. Verdammt sauer. Diese beiden Milchgesichter hielten sie von ihrem Kaffee fern!

Prustendes Lachen schlug ihr entgegen. »Komm, Mädchen, mach Platz! «, winkte der Erste ab. »Dein Friedhof, ja? Wie alt bist du? Siebzehn? « Die Kerle standen auf und klopften sich das Gras von den Hosen. »Schnappen wir uns die Kamera. Die Aufnahmen werden megakrass!«

»An diesem Ort erwartet euch der Tod, und das meine ich nicht als Metapher. Haut ab!«, befahl Mina, ihre Stimme voller Zorn.

Der Zweite wühlte, unbeeindruckt von Minas Warnung, in dem Sack. In diesem Moment sprang Pluto wie aus dem Nichts auf den Rücken des Mannes, krallte sich dort fest und fauchte hollywoodreif.

»Aua! Scheiße! Nimm das Vieh weg!«

Die Rodeoeinlage entschädigte Mina dafür, dass sie diese beiden Vögel von ihrem Territorium fegen musste. Schmunzelnd deutete sie mit ihrer Schaufel auf den anderen Eindringling. »Verschwindet!«

Pluto zogdie Krallen ein und löste sich von der Jacke des Störenfrieds. Anmutig segelte er durch die Luft und landete im Gras.

Die beiden Jungs starrten Mina trotzig an. »Du hast uns gar nichts zu ...«

Ein geisterhaftes Heulen wehte zu ihnen herüber.

»Alter, was war das?« Die Stimme des Kerls zitterte.

»Ich habe euch gewarnt.« Mina zuckte mit den Schultern und deutete in die Richtung, aus der das Geheul kam. »Das ist der schwarze Hund. Und er hat Hunger.«

»Du Hexe!«, schrien beide wie aus einem Mund.

»Geht. Und zwar jetzt!« Das letzte Wort brüllte Mina aus Leibeskräften. Ein jäher Windstoß bauschte dabei ihre Haare und den Hoodie auf. Welke Blätter stoben empor und wirbelten durch die Luft. Einige Meter entfernt tauchte hinter den Grabsteinen die Silhouette eines Hundes auf. Ein weiteres langgezogenes Heulen holte die Männer aus ihrer Starre.

»Lass uns verschwinden!«

»Das Mädel ist doch besessen!«

Hastig versuchten sie, mehr Abstand zwischen sich, Mina und den Hund zu bringen, und stolperten dabei über ihre eigenen Füße.

»Räuberleiter!«, rief der eine und formte mit seinen Händen einen Tritt. Ungelenk zogen sie sich an den Eisenstreben des Zauns hinauf.

Der schwarze Hund kam langsam näher. Ein tiefes Grollen drang aus seiner Brust und verkündete Unheil.

Auf der anderen Seite des Zaunes landeten die beiden Männer im nachtfeuchten Gras wie zwei flügellahme Enten. »Alter, wo sind die Autoschlüssel? «

Mina sah im Laternenschein etwas Schimmerndes - den Schlüssel. Sie warf ihn im hohen Bogen über den Zaun.

»Da habt ihr ihn. Und jetzt zischt ab! Lasst euch hier nie wieder blicken!« Sie blieb stehen und lauschte, bis sie das Auto wegfahren hörte.

Etwas Feuchtes stieß Mina an. Ohne hinzuschauen, tastete sie nach dem Ohr des Hundes und kraulte es.

»Danke für deinen Einsatz, Pad.«

Zufriedenes Schmatzen...
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