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Das Buch Eva

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
HarperCollinserschienen am24.10.20231. Auflage
Ein geheimnisvolles Manuskript, eine Frau, die dessen Macht spürt - und ein Mann, der vor nichts zurückschreckt, um beide zum Schweigen zu bringen ...

Italien, zur Zeit der Renaissance: Beatrice, die Bibliothekarin eines Klosters, scheut seit Jahren die Gesellschaft ihrer Schwestern und findet nur in ihren Manuskripten Zuflucht. Sie sehnt sich nach der Außenwelt - einer Welt, die jedoch durch skrupellose Männer beherrscht wird und in der es für Frauen wie sie keinen Platz gibt.

Eines Nachts werden zwei unbekannte Frauen schwerverletzt vor den Toren des Klosters gefunden. Kurz vor ihrem Tod reicht eine von ihnen Beatrice einen mysteriösen Gegenstand - ein Buch, dessen zunächst unleserliche Seiten schnell ein gefährliches Eigenleben entwickeln. Die Vertreter der Kirche sind schon auf der Suche nach dem ketzerischen Text, und plötzlich beginnt eine Jagd nach der Wahrheit. Beatrice muss das Buch beschützen, um jeden Preis - denn nicht nur ihr eigenes Leben hängt daran ...


Meg Clothier studierte Classics an der Universität Cambridge, reiste in einem Segelboot von England bis Alaska und arbeitete als Journalistin in London und Moskau. »Das Buch Eva« ist ihr dritter Roman - derzeit lebt und arbeitet sie in Somerset mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextEin geheimnisvolles Manuskript, eine Frau, die dessen Macht spürt - und ein Mann, der vor nichts zurückschreckt, um beide zum Schweigen zu bringen ...

Italien, zur Zeit der Renaissance: Beatrice, die Bibliothekarin eines Klosters, scheut seit Jahren die Gesellschaft ihrer Schwestern und findet nur in ihren Manuskripten Zuflucht. Sie sehnt sich nach der Außenwelt - einer Welt, die jedoch durch skrupellose Männer beherrscht wird und in der es für Frauen wie sie keinen Platz gibt.

Eines Nachts werden zwei unbekannte Frauen schwerverletzt vor den Toren des Klosters gefunden. Kurz vor ihrem Tod reicht eine von ihnen Beatrice einen mysteriösen Gegenstand - ein Buch, dessen zunächst unleserliche Seiten schnell ein gefährliches Eigenleben entwickeln. Die Vertreter der Kirche sind schon auf der Suche nach dem ketzerischen Text, und plötzlich beginnt eine Jagd nach der Wahrheit. Beatrice muss das Buch beschützen, um jeden Preis - denn nicht nur ihr eigenes Leben hängt daran ...


Meg Clothier studierte Classics an der Universität Cambridge, reiste in einem Segelboot von England bis Alaska und arbeitete als Journalistin in London und Moskau. »Das Buch Eva« ist ihr dritter Roman - derzeit lebt und arbeitet sie in Somerset mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783749906055
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum24.10.2023
Auflage1. Auflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2367 Kbytes
Artikel-Nr.11342514
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

DAS TOR

Karnevalsdienstag

»Hilfe!«, ruft jemand vor der Mauer. »Hilfe! Ich habe sie gefunden â¦ In den Bergen â¦ Zwei Frauen, Fremde â¦ Hilfe! Heilige Schwestern, öffnet das Tor! Ich flehe euch an!«

Eine schrille Stimme, rau, verzweifelt gar, aber kein Bitten und Betteln kann mich dazu bringen, meinen Posten im Säulengang der Kapelle zu verlassen. Wie sollten wir auch helfen können? Es ist Karneval und die Sonne schon untergegangen. In der Stadt wird es heute Abend wüst zugehen; wir müssen auf der Hut sein. Bestimmt will uns jemand nur einen Streich spielen. Ein Karren voller Feierwütiger, die jetzt schon betrunken sind. Ein junger Mann imitiert die spitzen Schreie einer in Bedrängnis geratenen Frau, während seine Freunde prusten und ihn anstacheln â¦

»Sie sterben, ich schwöre! Sie sterben!«

Ich verziehe das Gesicht vor so viel Hartnäckigkeit, die sich manchmal jedoch auszahlt. Alle drei, vier Jahre gelingt es einigen Burschen, hier einzudringen. Wankende Schatten überwinden unsere Mauern, stolpern über unseren Kirchplatz, verspritzen das Wasser unseres Brunnens, johlen und verlangen, dass unsere schönsten Frauen herauskommen und sich zeigen. Mutter Chiara begrüßt sie dann, während die Novizinnen auf Zehenspitzen von ihrem Schlafsaal aus zuschauen, und die Burschen verlässt schlagartig der Mut. Sie haben verängstigte Schreie und aufgeregtes Kreischen erwartet, nicht Mutter Chiaras gelassenes Gesicht, ihre imposante Gestalt, ihre freundliche Nachfrage.

»Habt euch wohl verlaufen, ihr Schlingel?« Sie tätschelt ihnen die Wangen, und die Männer ziehen sich zurück. Aber immer wieder kommen welche. Ein neues Jahr - neue Burschen.

Das Rufen wird lauter, bis der alte Poggio, unser gebrechlicher Wächter, aufwacht. In der zunehmenden Dämmerung sehe ich ihn aus seinem Torhaus schlurfen. Er kratzt sich am Kropf und schimpft leise vor sich hin, als er in eine Pfütze wässrigen Schnees tritt, die sich am Fuße des Gemäuers gebildet hat. Er kann nicht mehr gut sehen und auch sonst nicht mehr viel, aber ich drücke mich noch tiefer in den Schatten. Denn ich dürfte gar nicht hier draußen in der Kälte sein, sondern müsste in der Kapelle sitzen, bei meinen Mitschwestern, und mit ihnen den vorletzten Psalm des sechsten Offiziums singen.

»Eine Schande â¦« Poggio versucht, den Störenfried vor dem Tor anzusprechen, aber seine Stimme versagt. Er räuspert sich, wie so oft, aber selbst das macht ihm Mühe. Dann versucht er es erneut: »Eine Schande, ja, eine Schande, unsere Schwestern im Gebet zu stören! Verzieht euch, Gesindel, oder ich rufe â¦«

Der formidable Knall des ersten Feuerwerkskörpers unterbricht ihn, gefolgt vom Geschrei eines erschrockenen Esels. Ich spitze die Ohren, während sich der Esel langsam beruhigt, kann aber nichts mehr hören, und einen Moment lang genieße ich die Überzeugung, die Situation richtig eingeschätzt zu haben. Ich glaube, die Burschen geben auf, und lockere meine verkrampften Finger. Sie werden abziehen und uns zufriedenlassen. Aber ich täusche mich. Ich höre ein bestialisches Geheul. Hat jemand den Esel getreten? Dann wird wieder gegen das Tor gehämmert, und eine kämpferische Stimme schreit laut auf.

»Ich setze sie hier ab. Ihr braucht nicht aufzumachen, ich lasse sie einfach hier. Wenn sie sterben, ist es eure Schuld. Eure Schuld, hört Ihr? Nicht meine!«

Ich horche auf. Das ist die Stimme eines Mädchens, ganz sicher. Wer da schreit, ist wirklich in Not. Ich korrigiere meine Vorstellung von den übermütigen Burschen und sehe jemanden vor mir, der ebenso jung wie verzweifelt ist. Poggio scheint das Gleiche zu denken. Er geht weiter auf das Tor zu und fingert an der kleinen Klappe über den Gitterstäben, aber in diesem langen, kalten Winter sind seine Hände geschwollen und ganz steif geworden, sodass er die Klappe nicht aufbekommt.

»Warte, mein Kind, warte! Ich komme gleich wieder!«, redet er jetzt freundlicher auf das Tor ein. Dann humpelt er auf die Küche zu, um jemand mit geschmeidigeren Fingern zu holen, aber Schwester Felicitas wird es ihm nicht danken, wenn er sie bei den letzten Vorbereitungen für das große Karnevalsmahl stört.

Hinter mir höre ich die letzten Takte des Schlusspsalms. Bald werden meine Schwestern aus der Kapelle kommen. Leise lege ich die zwanzig Schritte zwischen mir und dem Tor zurück und löse den Haken der Klappe. Seit Sophia fort ist, gibt es niemanden mehr, der sich dafür interessiert, was ich da draußen vorfinde, aber ich möchte es trotzdem wissen. Ich öffne die Klappe und schrecke vor der plötzlichen Helligkeit zurück.

Ich sehe ein junges Mädchen - ich habe mich also nicht getäuscht. Sie hält eine wild lodernde Fackel. Neben ihr steht ein Eselskarren, und darauf kauern zwei Menschen. Das Mädchen ist schmutzig, aber hübsch, sie reibt sich das Gesicht und zupft sich die Haare zurecht. Im ersten Moment denke ich, die beiden anderen seien Familienmitglieder, denn in schweren Zeiten bringen die Leute von den Bergen manchmal ihre Großmütter zu uns, damit sie hier in Frieden und gut versorgt sterben können. Aber noch während ich das denke, weiß ich, dass das nicht richtig sein kann. Denn in dem Blick des Mädchens, der jetzt zwischen Tor und Karren hin und her wandert, liegt keine Liebe. Sogar ich weiß, wie Liebe aussieht. Nein, sie hat Angst.

Ich bin mir sicher, dass ich kein Geräusch gemacht habe, aber vielleicht spürt das Mädchen meinen Blick. Jedenfalls springt sie aufs Tor zu und umklammert die Gitterstäbe mit den Händen. Sie kommt mir so nah, dass ich sie riechen kann. Eine Feuerstelle mit Trockenmist, Ziege.

»Schnell!«, sagt sie. »Um der Grünen Maria willen!«

Ich wende den Blick von ihr ab und schaue auf die beiden Frauen im Karren. Die Linke hebt den Kopf, und ich sehe ein ernstes Gesicht im Halbschatten, das einer starken Frau, deren Augen den Fackelschein widerspiegeln. Sie drückt der Frau neben ihr die Hand. Die bewegt sich jetzt auch, und ich sehe die eingefallenen Lippen eines zahnlosen Munds, Wangenknochen wie hervorstehende Steine, pechschwarze Augen. Diese Augen, so scheint es, sind auf mich gerichtet â¦

⦠und ich muss an Sophia denken, die gestorben ist, die mich verlassen hat. Einmal, als wir in der Bibliothek allein waren, hat sie mir erzählt, dass sie weinend zusammenbrach, als sie damals unser Tor erreichte. »So viele Meilen, Beatrice, so viele Monde, so viele Meilen.«

Eine weinende Sophia - die Vorstellung war so faszinierend, dass ich es nie vergessen habe. Und so glaube ich, dass es eher an dieser Erinnerung als am Anblick der kauernden Frauen liegt, dass ich versuche, das Tor zu öffnen.

Schnell muss ich feststellen, dass es zu schwer für mich ist. Das sollte mich nicht überraschen, denn ich knete tagsüber keinen Teig und schleppe kein Wasser, aber dass ich auf so viel Widerstand treffen würde, verwundert mich doch. Ich stemme die Schulter gegen die Eisenstange, die es verriegelt. Sie lastet schwer auf meinen Knochen und - ja! Ich spüre, dass sie sich bewegt.

»Danke«, sagt das Mädchen, das mein angestrengtes Stöhnen wohl hören kann. »Vielen, vielen Dank. Ich kann nicht verstehen, was sie sagen, aber sie leiden große Not.«

Ich strenge mich noch mehr an und werde mit einem kratzenden Geräusch belohnt, als Metall über Metall schabt und die Stange sich hebt - einen Finger breit, zwei Finger breit -, aber das bisschen Kraft, das ich mobilisieren konnte, ist verbraucht. Ich kann nicht mehr. Die Stange knallt in ihre Halterung zurück.

Erschrocken schaue ich über die Schulter zurück und sehe, dass die Kapellentüren geöffnet werden und sich die dunklen Gestalten meiner Mitschwestern gegen den Kerzenschein von drinnen abheben. Schwester Arcangela, unsere höchstrangige Lehrmeisterin, direkt der Mutter Oberin unterstellt und zuständig für unsere Unterweisungen in Morallehre, steht in dem kalten Säulengang mit seinem reich verzierten Mauerwerk, den wir acht Mal am Tag durchschreiten. Ich drücke mich ans Tor, als könnte ich mich auf diese Weise unsichtbar machen, aber Arcangela hat mich bereits gesehen.

»Wer steht da am Tor? Poggio, das seid doch nicht Ihr? Wer kann das â¦« Mit angehobener Laterne gleitet sie auf mich zu. »Schwester Beatrice â¦? Schwester Beatrice! Was tut Ihr da? Eure Anwesenheit beim sechsten Offizium ist Pflicht, aber Ihr wart nicht dort! Was, um alles in der Welt, habt Ihr stattdessen getan?«

Ja, was? Ich darf nicht die Wahrheit sagen. Nicht sagen, dass ich allein in der Bibliothek gesessen, den Sonnenuntergang über der Stadt beobachtet und mich von der Dunkelheit umhüllen lassen habe. Sie würde fragen, warum, und ich müsste sagen, dass ich Sophia vermisse und wünschte, sie wäre nicht tot.

»Nun sprecht schon, Beatrice! Wie kann man nur so verstockt sein? Was â¦«

»Schwester, Schwester!«, ruft das Mädchen, laut und von ganz nah. »Gebt nicht auf! Versucht es noch einmal!«

»Beatrice! Ihr wollt doch wohl nicht etwa â¦«

»Was soll das Gerede?« Das Mädchen wird ungeduldig. »Öffnet lieber das verdammte Tor!«

Das kam einer Gotteslästerung gleich, und prompt schnaubt eine Mitschwester empört auf, um dann verstohlen zu lachen. Schwungvoll dreht sich Arcangela zu den schattenhaften Gestalten hinter ihr um.

»Genug getrödelt«, sagt sie und ignoriert das Geräusch am Tor, auf das jemand mit schwachen Fäusten einschlägt. »Ab ins Refektorium. Augenblicklich, hört ihr?«

Alle wissen, dass Arcangela gegen das große Karnevalsmahl...
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Meg Clothier studierte Classics an der Universität Cambridge, reiste in einem Segelboot von England bis Alaska und arbeitete als Journalistin in London und Moskau. »Das Buch Eva« ist ihr dritter Roman - derzeit lebt und arbeitet sie in Somerset mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern.