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Herrscher des Lichts

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Westend Verlagerschienen am10.10.20221. Auflage
Karl III. (1716-1788), König von Spanien, gilt als einer der prominentesten Vertreter der europäischen Hochkultur im Zeitalter der Aufklärung. Er unterstützte die Ausgrabungen von Herculaneum und Pompeji, stellte Alexander von Humboldt den Freibrief für seine Forschungsreisen aus und förderte Wissenschaften wie die Ethnologie, die Kulturanthropologie oder die vergleichende Sprachwissenschaft. Ignacio Gómez de Liaño, einer der wichtigsten Schriftsteller und Philosophen Spaniens, erzählt in seiner umfassenden Biografie die Geschichte eines der frühen Globalisierer, den ersten Ausgrabungen der Maya-Ruinen von Palenque, der Entdeckung des Aztekenkalenders und der entscheidenden Unterstützung Spaniens für die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten.

Ignacio Gómez de Liaño, 1946 in Madrid geboren, ist Philosoph, Dichter und Übersetzer. Er hat an Universitäten in Madrid, Osaka und Peking gelehrt und in vielen Ländern Vorträge gehalten. De Liaño ist eine der Schlüsselfiguren der experimentellen Lyrikszene Spaniens in den 1960er Jahren und Gründungsmitglied des avantgardistischen Künstlerkollektivs Cooperativa de Producción Artística y Artesana. Als kritischer Intellektueller äußert er sich regelmäßig in spanischen Zeitungen (ABC, El País, El Mundo) zum politischen Geschehen.
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Produkt

KlappentextKarl III. (1716-1788), König von Spanien, gilt als einer der prominentesten Vertreter der europäischen Hochkultur im Zeitalter der Aufklärung. Er unterstützte die Ausgrabungen von Herculaneum und Pompeji, stellte Alexander von Humboldt den Freibrief für seine Forschungsreisen aus und förderte Wissenschaften wie die Ethnologie, die Kulturanthropologie oder die vergleichende Sprachwissenschaft. Ignacio Gómez de Liaño, einer der wichtigsten Schriftsteller und Philosophen Spaniens, erzählt in seiner umfassenden Biografie die Geschichte eines der frühen Globalisierer, den ersten Ausgrabungen der Maya-Ruinen von Palenque, der Entdeckung des Aztekenkalenders und der entscheidenden Unterstützung Spaniens für die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten.

Ignacio Gómez de Liaño, 1946 in Madrid geboren, ist Philosoph, Dichter und Übersetzer. Er hat an Universitäten in Madrid, Osaka und Peking gelehrt und in vielen Ländern Vorträge gehalten. De Liaño ist eine der Schlüsselfiguren der experimentellen Lyrikszene Spaniens in den 1960er Jahren und Gründungsmitglied des avantgardistischen Künstlerkollektivs Cooperativa de Producción Artística y Artesana. Als kritischer Intellektueller äußert er sich regelmäßig in spanischen Zeitungen (ABC, El País, El Mundo) zum politischen Geschehen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783864898822
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum10.10.2022
Auflage1. Auflage
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9908990
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Ziel: Italien

Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Utrecht 1713 wird der Erbfolgekrieg, der die spanische Krone aufgrund des Todes des erbenlosen Karl II. erschüttert hatte, juristisch und diplomatisch beendet. Damit endet auch die Auseinandersetzung der beiden Anwärter auf den spanischen Thron: Philipp von Anjou, Enkel Ludwigs XIV. von Frankreich, und Karl von Österreich, Sohn von Leopold I, Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Dieser Vertrag, der ein Jahr später mit dem Frieden von Rastatt vervollständigt wird, bedeutet für Spanien einen beispiellosen territorialen Verlust: England erhält Gibraltar und Menorca, Frankreich das Roussillon und Sardinien, Portugal die Kolonie Sacramento, das heutige Uruguay, und der deutsche Kaiser die spanischen Besitzungen in den Niederlanden und Italien mit Ausnahme von Sizilien, das an Viktor Amadeus von Savoyen geht. Besonders schmerzt Philipp V., den neuen König von Spanien, der Verlust seiner Besitztümer in Süditalien. Sie waren seit drei Jahrhunderten Teil Spaniens, und der Monarch erinnerte sich noch gut daran, wie das Volk und der Adel ihm bei seinem Besuch in Neapel im Frühjahr 1702 zugejubelt hatten, wie damals bei Alfons V. dem Großmütigen.

Zum Unglück des spanischen Königshauses stirbt die Königin Maria Luisa von Savoyen am 14. Februar 1714, nur wenige Tage vor der Unterzeichnung des Friedens von Rastatt, an den Folgen der Geburt des späteren Königs Ferdinand VI. Unter diesen Umständen überzeugt der Geschäftsträger des Herzogtums Parma in Madrid, Giulio Alberoni, die einflussreiche Princesse des Ursins und durch sie den König davon, die Prinzessin Elisabeth Farnese zur Gemahlin zu nehmen. Philipp V. hatte den Herzog Francesco Farnese und seine zweite Frau Dorothea Sophie von Pfalz-Neuburg, die Mutter von Elisabeth, im Juni 1702 in Mailand kennengelernt. Francesco Farnese hat die Absicht, sich mit Spanien zu verbünden, um eine deutsche Vorherrschaft über die verbliebenen unabhängigen italienischen Staaten zu verhindern. Der König von Spanien teilt diese politische Ansicht Francesco Farneses voll und ganz.

Die Prinzessin Elisabeth Farnese hält ihren Einzug in Spanien am 9. Dezember 1714 und heiratet nur zwei Wochen später, an Weihnachten, Philipp V. in der Stadt Guadalajara. Sie ist eine Frau mit rastlosem Charakter und zeigt sich schon bald als sehr geschickt, den Willen des Königs für sich zu gewinnen. Ein Jahr später, am 20. Januar 1716, wird in Madrid der spätere König Karl III. geboren. Er ist der letzte spanische König, der in der alten Festung der Habsburger geboren wird, denn die brennt zwanzig Jahre später komplett nieder. Sollten die politischen Sterne günstig stehen, ist Karl III. als Erstgeborener von Elisabeth Farnese dazu bestimmt, Herrscher der italienischen Herzogtümer Parma und Piacenza und auch des Großherzogtums Toskana zu werden.

Obwohl der Vertrag von Utrecht eine Katastrophe für Spanien darstellt, ist das Land doch wie ein Phönix, so zumindest drückt es der englische Minister Doddington in einem Brief an den englischen Staatssekretär Stanhope zu Beginn des Jahrfünfts Alberonis (1715-1719) aus: »Es gibt keine Nation, die sich mit derselben Leichtigkeit wie Spanien erneut erheben und erneuern kann, und jetzt ist sie auf besserem Weg denn je. Einst waren die Besitztümer in Italien und den Niederlanden eine Last für das Mutterland. Anstatt Vorteile zu bringen, mussten die Schätze der Neuen Welt und die Erträge der zwei Kastilien für die Ausgaben dieser Regionen verwendet werden. Jetzt sind sie keinerlei Last mehr [â¦]. Die Erträge Karls V. übertreffen die seiner Vorgänger um mindestens ein Drittel, während seine Pflichten nicht einmal halb so viele sind.«

Mit den Königen spricht der Infant Karl Französisch, und schon als Kind lernt er mehrere italienische Dialekte - Florentinisch, Lombardisch und Neapolitanisch -, was, zusammen mit seinem Titel Prinz von Parma, den er am Hof bekommt, bereits die Verbindung seiner spanischen Identität und seiner italienischen Zukunft ahnen lässt. Außerdem lernt er Latein, Mathematik, Geographie, Chronologie und Nautik sowie die Geschichte Spaniens und Frankreichs. Auch soll er sich von Kindesbeinen an durch seine Kenntnisse über Festungen und Kriegsführung ausgezeichnet haben. 1725 erscheint in Turin der sechste Band der Reflexiones militares (»Militärische Reflexionen«) des Marqués Santa Cruz de Marcenado, und der Autor widmet das Buch dem Infanten, der damals erst neun Jahre alt ist. Den einige Jahre zuvor erschienenen ersten Band hatte der Autor König Philipp V. gewidmet, den fünften Band dessen Nachfolger Ferdinand VI. Außerdem ist Karl ein großer Liebhaber der Botanik, wie auf dem Porträt erkennbar ist, das Jean Ranc von ihm in ebendiesem Alter anfertigt. Auf dem Gemälde von Ranc steht der Infant vor einem Botanikbuch und hält einige Blumen in der Hand. Dank dieser Leidenschaft steht er im Einklang mit der spanischen Kultur seiner Zeit, die wesentliche Beiträge auf dem Gebiet der Botanik leistet.

Im Klosterpalast El Escorial bekommt Karl Unterricht von Diego de Torres Villarroel, dem berühmten Professor der Universität von Salamanca. Außer seiner Autobiographie Vida (»Leben«) - eine der bemerkenswertesten Schriften der spanischen Literatur dieses Jahrhunderts - schreibt er auch äußerst beliebte astronomische Almanache und Verse, in denen sich die Veränderungsprozesse der spanischen Gesellschaft zu größerer sozialer Gleichstellung und breiter gefächertem Wohlstand widerspiegeln. Der Infant zeigt außerdem von klein auf großes handwerkliches Geschick, was ihn sein Leben lang begleiten wird. Er lernt, mit der Drechselbank umzugehen, und fertigt als Jugendlicher den Griff seines Spazierstocks und andere Gegenstände.

Aber der Hof ist zweifellos seine wichtigste Schule. Dank seiner aufmerksamen Art erwirbt er so wichtige Kenntnisse für das Leben überhaupt und das eines Prinzen im Besonderen wie den Sinn für Rang und Hierarchie, für die Vielfalt des menschlichen Charakters, für die individuellen Interessen, für die Wichtigkeit der Details und der effizienten Nutzung der Zeit. Letzteres lernt er unter anderem von seinem Vater Philipp selbst, der im Allgemeinen die strenge Etikette der Habsburger beibehält. 1714 regelt er seinen Rat neu, so dass der nun täglich in seiner Gegenwart zusammenkommt und sich jeden Tag unter Leitung des verantwortlichen Ministers einem anderen Thema widmet. Dank dieser Hofschule entwickelt der zukünftige König bereits während seiner Kindheit einen klaren, verständnisvollen, zurückhaltenden und freundlichen Charakter. Der offenbart sich auch während der Audienz, die er dem berühmten Geistlichen und Gelehrten Benito Jerónimo Feijoo gewährt, Autor des Teatro crítico (»Kritisches Theater«).


Carlos III, niño (»Karl III., Kind«), Jean Ranc. Museo Nacional del Prado, Madrid.


Der zweite Band ebendieses Werks hatte das Missfallen des Infanten erregt: In der 15. Abhandlung mit dem Titel Mapa intelectual y cotejo de las naciones (»Intellektuelle Landkarte und Vergleich der Nationen«) kommen die Spanier nicht besonders gut weg. Der dreizehnjährige Karl ist empört über die Darstellung des spanischen Nationalcharakters. Feijoo versichert ihm, dass auch er mit dieser Tabelle, konzipiert von einem ominösen deutschen Mönch in dem nicht weniger ominösen Werk Specula physio-mathematica-historica, nicht einverstanden ist. Im dritten Band des Teatro crítico mit dem Titel La ambición en el solio (»Der Ehrgeiz auf dem Thron«) schreibt der Autor über die Haltung des Infanten bei dieser Gelegenheit: »Der Gleichmut seiner Miene sprach der Härte seiner Worte Hohn, denn in diesem sanften und erhabenen Blick schien es, als würde das Mitleid den Zorn verspotten.« In diesem Satz zeichnet Feijoo fast schon ein moralisch verklärtes Porträt des jugendlichen Infanten. Seine wesentlichen Eigenschaften sind: ein intelligenter und gutmütiger Blick; ein Lachen, das jeden Anflug von Zorn besänftigt und jegliche Barschheit mildert; ein Gleichmut, der eine frühe Selbstbeherrschung zeigt; und vor allem ein verständnisvolles Mitleid unabhängig vom etwaigen Anschein.

In der Widmung des vierten Bandes des Teatro crítico, veröffentlicht im November 1730, erinnert sich der Theologe an folgende Worte des Infanten: »Ich wäre gerne des Titels Karl der Weise würdig«, und er formt ein idealisiertes Porträt des jungen Prinzen, das wie eine Prophezeiung dem Schicksal des Porträtierten gleicht: »Heute ist Eure Hoheit ein Idol, morgen ein Orakel; heute Adonis, morgen Apollon; heute Schützling der Grazien, morgen Zierde der Musen. Ich bitte den allmächtigen Gott, dass das Leben Eurer Hoheit viele Jahre gedeihe, zum [â¦] Schutz und Schirm der Wissenschaften und der Künste.« Wer mit den Gesichtszügen des erwachsenen Karl III. vertraut ist, wird von der Bezeichnung »Adonis« sicher überrascht sein, obwohl der Infant mit dieser mythologischen Figur seine Leidenschaft für die Jagd teilt. Das Gemälde, das der Maler Miguel Jacinto Meléndez vom elfjährigen Karl anfertigt, wie das etwas früher datierte Gemälde von Jean Ranc, werden dieser Bezeichnung jedoch gerecht und erklären auch, warum Karl bello infante, schöner Infant, genannt wird.

Das Treffen des Infanten Karl von Bourbon mit Benito Jerónimo Feijoo kann als historisches Sinnbild gesehen werden, wenn man die besondere Rolle des Prinzen in der Kultur seiner Zeit und auch die bedeutende Rolle Feijoos bedenkt. Der galicische Gelehrte dient als Bindeglied zwischen der Herrschaft des letzten spanischen...
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