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Eine ehrenwerte Familie

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
336 Seiten
Deutsch
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am21.11.20141. Auflage
Arthur Hebert, ein von seinen Kindern gefürchteter und gehasster Partriarch, kann an der Eröffnung seines noblen Casinos in New Orleans nicht mehr teilnehmen: Er wurde in seinem eigenen Esszimmer, über der traditionellen Montagsmahlzeit aus roten Bohnen und Reis, niedergeschossen... In diesem spannenden Krimi aus Julie Smiths preisgekrönter New-Orleans-Serie gerät die unkonventionelle Polizistin Skip Langdon bei der Suche nach dem Mörder wieder einmal selbst in höchste Gefahr.mehr

Produkt

KlappentextArthur Hebert, ein von seinen Kindern gefürchteter und gehasster Partriarch, kann an der Eröffnung seines noblen Casinos in New Orleans nicht mehr teilnehmen: Er wurde in seinem eigenen Esszimmer, über der traditionellen Montagsmahlzeit aus roten Bohnen und Reis, niedergeschossen... In diesem spannenden Krimi aus Julie Smiths preisgekrönter New-Orleans-Serie gerät die unkonventionelle Polizistin Skip Langdon bei der Suche nach dem Mörder wieder einmal selbst in höchste Gefahr.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955306274
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum21.11.2014
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.5
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1860060
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Wie in so vielen Städten Amerikas ist auch in New Orleans die Kriminalität Thema Nummer eins. Die jährliche Mordrate liegt so um die vierhundert und steigt stetig. Und dann werden jedes Jahr noch weitere zweitausend Menschen angeschossen, die ihre Verletzungen überleben.

Schlägereien gibt es dagegen kaum mehr, behaupten die Detectives der Mordkommission.

Wie üblich im Amerika der neunziger Jahre, ist die Polizei überarbeitet, unterbesetzt und unterbezahlt.

Die Weißen geben den Schwarzen die Schuld, und viele schaffen sich Schußwaffen an.

Die Schwarzen - und ein Großteil der zweitausendvierhundert jährlich Verwundeten oder Getöteten ist schwarz - haben das Gefühl, von allen Seiten unter Beschuß zu stehen; auch von ihnen bewaffnen sich viele.

Die Wirtschaft hat sich vom Einbruch des Ölpreises noch immer nicht erholt, aber es gibt Hoffnung. Das größte Kasino der Welt, dessen Baubeginn bevorsteht, könnte Arbeitsplätze schaffen und vielleicht jene Touristen anziehen, die die Stadt so dringend braucht - Leute mit geringer Intelligenz, aber um so mehr lockersitzendem Geld. Man wird mit dem Bau des Kasinos beginnen, sofern die Rangeleien über jedes Detail des Bauplans und künftigen Betriebs jemals ein Ende finden.

Kleine Gaunereien gehören in diesem Bundesstaat so sehr zum Alltag, daß die Einwohner von New Orleans den Touristen erzählen: »Louisiana toleriert korrupte Politiker nicht bloß, es braucht sie geradezu.«

Doch trotz Korruption und Kriminalität ist New Orleans unbestritten die schönste amerikanische Stadt; die anmutigste, die bezauberndste.

Auch die exzentrischste. Walker Percy, einer der bekanntesten Autoren der Stadt, hat festgestellt, daß »Touristen hier wahrscheinlich mehr Nonnen und nackte Frauen zu sehen bekommen als irgendwo sonst«, wobei der Reiz in der Kombination liegt. Aber Exzentrizität birgt Risiken: Auch in Louisiana ist Fahren unter Alkoholeinfluß verboten, und in New Orleans gibt es mehr als genug Alkoholiker - und dennoch blüht der Umsatz der Drive-in-Daiquiri-Bars.

Andererseits ist die zu Recht berühmte Extravaganz der Stadt auch ihr größter Reiz. Selbst wenn die Wohnviertel sich verändern, die Banden an Einfluß gewinnen und mehr und mehr Mittelstandsgattinnen eine Pistole in der Handtasche tragen. Transvestiten sind hier so willkommen wie Voodoopriesterinnen, und dasselbe gilt für Vampirschriftstellerinnen und Karnevalsprinzessinnen - solange sie nicht langweilen.

Wie in Mexiko und in der Karibik herrscht in dieser Stadt eine seltsame Mischung aus Improvisiertem und Archaischem - wobei letzteres immer noch eine größere Rolle spielt.

Aber vielleicht ändert sich auch das. In einer Lokalzeitung wurde kürzlich beklagt, daß immer weniger Leute davon sprechen, »einholen« zu gehen.

Oder nur noch selten den Bürgersteig als »Bankett« bezeichnen.

Immerhin haben ein paar der alten Gewohnheiten überlebt. Früher gab es montags überall rote Bohnen und Reis, weil Montag Waschtag war - man konnte die Bohnen aufsetzen und sich dann in Ruhe der Arbeit widmen. Und obwohl die Waschmaschine diesen Brauch sinnlos gemacht hat, folgen ihm immer noch etliche Restaurants. Und auch in einem illustren Haushalt, in dem dies sicher niemand vermutet hätte, im Haus von Sugar und Arthur Hebert, war er schon vor Jahren wiederbelebt worden.

Die Besitzer und Betreiber von Hebert´s (»A-Bear´s«, wird auf der Speisekarte den Touristen erläutert), einem Restaurant, in dem dieses Gericht nie angeboten wurde, waren der Ansicht, daß sie nach einer Woche mühevoller Arbeit an kreolischen Delikatessen nichts mehr genossen als Hausmannskost, und tischten dieses Gericht bei ihrem allwöchentlichen Familienessen auf - am Montag, ihrem Ruhetag.

Warum bloß? dachte Sugar, als sie an einem milden Juniabend Bohnen auftischte. Warum, wenn wir doch auch Krebssalat essen könnten? Warum Woche für Woche rote Bohnen und Reis und sonst nichts?

Warum?

Weil Arthur es so will. Und so ist es mit allem.

Warum haben Termiten das Haus beinahe aufgefressen? Weil Arthur es einfach nicht wahrhaben wollte. Warum hätte Nina beinahe gekündigt? Weil Arthur ein solcher Snob ist, daß er anfangs nicht mal mit ihr reden wollte.

»Mom, kann ich dir helfen?« Ihre Tochter Reed.

»Jetzt bin ich fertig.« Diese Hilfe hätte sie vor zwanzig Minuten brauchen können.

Die anderthalbjährige Sally saß bereits am Tisch, schaukelte auf ihrem Kinderstuhl und zappelte, um sich daraus zu befreien.

Dennis, Reeds Mann, versuchte ihr das auszureden.

Arthur entkorkte den Champagner.

Das war Arthurs kleine Ironie. Auch wenn er rote Bohnen mit Reis aß, er servierte immer einen hervorragenden Wein dazu. Und heute würden sie Champagner trinken, weil sie etwas zu feiern hatten.

Er schenkte ein.

»Ein Hoch«, sagte er, »auf la deuxième Hebert´s - ein Triumph gegen eine überwältigende Übermacht.«

»Möge unser Glück andauern«, sagte Dennis.

Arthur warf ihm einen Blick zu, der besagte: Was meinst du mit unser ?

»Hört, hört«, rief Sugar, um die Wogen zu glätten.

»Wir haben´s geschafft«, stellte Reed fest. »Ich weiß nicht, wie, aber wir haben´s geschafft.«

»Auf daß du nie wieder eine Komiteesitzung ertragen mußt.«

»Darauf trinke ich.«

Ein Dutzend Restaurants - alteingesessene und neue - hatten um die Konzession für das Kasino gekämpft. Man wollte ein elegantes Restaurant, und es mußte Tradition haben, der Name mußte für die Touristen ein Begriff sein. Hebert´s erfüllte diese Bedingungen zweifellos, aber es stand gegen größere Namen - gewaltige Namen wie Antoine´s, Arnaud´s, Brennan´s.

Und doch hatten sie gewonnen.

Hebert´s hatte gewonnen. Reeds unermüdliches Pläneschmieden, ihre wiederholten Anfragen beim Komitee, die endlosen Abende, die sie der Planung des Restaurants und ihrer Strategie geopfert hatte, hatten sich bezahlt gemacht.

Sie ist ein Schatz, dachte Sugar. Der Stolz der Heberts, ganz sicher. Ein Wunder war geschehen, und Reed hatte es möglich gemacht.

»Es gibt noch was, auf das wir trinken sollten«, verkündete Dennis mit einem etwas schiefen Grinsen, ein wenig unsicher.

»Und auf was?«

»Arthurs Fünfundsechzigsten.«

»Herzlichen Glückwunsch, Daddy«, sagte Reed.

»Das haben wir doch schon hinter uns.«

»Feiern wir einfach noch mal.«

»Lieber nicht.«

Ach, sei doch kein Spielverderber. Sugar sprach es nicht aus, aber sie war verärgert; sie konnte es nicht ausstehen, wenn er Reed kränkte. Und Dennis zu kränken lief auf dasselbe hinaus.

Man sollte meinen, jetzt, wo Sally da ist, hätte er sich allmählich beruhigt. Aber er wird immer reizbarer. Ob er deprimiert ist? Fängt nicht Alzheimer so an?

Obwohl er so schlecht gelaunt war, tranken alle auf Arthur. Sugar brachte die Teller herein, wie jeden Montag, seit sie sich erinnern konnte.

Sally protestierte.

»Was ist denn, Kleines?« fragte Reed. »Was ist los? Hm. Rote Bohnen. Hm! Sallys Lieblingsessen.«

Arthur war verlegen. »He, Dennis, hör zu, da sind diese drei schwarzen Jungs, Jackson, Leroy und Clarence. Und Leroy sagt zu Clarence, also, er sagt...«

»Daddy, bitte nicht.« Reed zog ein gequältes Gesicht.

»Ach, Reed, immer mit der Ruhe - ich hab ja noch gar nichts gesagt.«

»Ich weiß jetzt schon, daß es einer von deinen Witzen wird, die ich nicht mag.«

»Na und? Muß denn immer alles so sein, wie gnä Frau es gern hätten?«

Verlegen senkte Reed den Blick.

»Du hast einfach keinen Sinn für Humor.« Er wartete einen Augenblick, aber niemand sagte etwas. »Oder?«

»Ich sehe einfach nicht ein, wieso du rassistische Witze erzählen mußt.«

»Ich bin kein Rassist, und das weißt du auch, Reed. Dennis stört das nicht. Dennis mag meine Witze, oder, Dennis?«

Dennis fletschte die Zähne, aber Sugar war nicht sicher, ob das wirklich ein Lächeln war.

»Immerhin behandle ich meine Angestellten besser als jeder andere im French Quarter. Und ich stelle Schwarze ein. Wer ist denn mein Stellvertreter im Restaurant - nicht nur eine Frau, sondern auch noch eine Schwarze! Und außerdem zahle ich die besten Prämien in der Branche. Also überleg dir lieber, wen du einen Rassisten schimpfst.«

»Ich finde solche Witze einfach unpassend, das ist alles.«

Um die beiden abzulenken, sagte Sugar: »Am Wochenende war wirklich viel los.«

»Reed hat am Samstag zwölf Stunden gearbeitet«, sagte Dennis. »Sally hat sich schon gefragt, ob sie überhaupt noch eine Mutter hat.«

Arthur schnalzte. »Dann hätte sie eben heimgehen sollen. Hätte eh keinen großen Unterschied gemacht.«

Reeds Stimme war ganz leise. »Ich tue, was ich kann.«

Sugar wußte, daß er es nicht ernst gemeint hatte - Reed war seit Jahren praktisch Leiterin des Restaurants; es war einfach seine Art zu reden.

»Außerdem«, meinte Reed, »kannst du dich bald ausruhen. Ab jetzt werde ich mich um alles kümmern.«

»Gott helfe uns.«

»Weißt du, was ich machen werde? Ich lasse das Restaurant cremefarben streichen - wie dieses Zimmer, wie euer Eßzimmer - und eine Menge Spiegel aufhängen.«

»Das wirst du nicht. Wir haben unsere Erfolgsformel gefunden - wieso sollten wir daran herumpfuschen?«

»Und ein paar Grünpflanzen. Ich möchte alles...
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