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Die schönsten Erzählungen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am17.02.20111. Auflage
Zum 100. Todestag von Lew Tolstoi Neben den großen Romanen schrieb Lew Tolstoi einzigartige Erzählungen. »Vielleicht ist es dieser melancholisch­pragmatische Grundton, der den Stoff für die heute Jungen interessant macht.« Der Spiegel »Tolstois Charaktere sind vielschichtig und undurchschaubar, im tiefsten Sinne menschlich und ebenso nahe an der Lächerlichkeit wie am Heldentum. Weil er nicht zu deuten scheint, ist Tolstoi einer der größten Psychologen; weil wir seine Figuren nicht wirklich verstehen, begreifen wir sie im Innersten.« Daniel Kehlmann


Lew Tolstoi (geboren 1828) entstammte einem alten russischen Adelsgeschlecht. Mit neun Jahren wurde er bereits Vollwaise und unter die Vormundschaft der Schwester seines Vaters gestellt. 1844 studierte er in Kasan zunächst orientalische Sprachen, wechselte dann an die juristische Fakultät. Nach Abbruch des Studiums erste erfolglose Versuche, in Jasnaja Poljana, dem Stammgut der Familie, seine utopischen Landreformen durchzuführen. Ab 1851 diente er in der Kaukasusarmee; 1854/55 Teilnahme am Krimkrieg; 1856 Ende der Militärzeit. 1860 unternahm Tolstoi eine einjährige Auslandsreise (Deutschland, Frankreich, Italien, England, Belgien). Nach seiner Heirat wohnte er in Jasnaja Poljana und Moskau. In diesen Jahren intensivierte er seine Reformvorhaben und richtete Dorfschulen nach Rousseauschem Vorbild ein. Sein literarisches Schaffen erreichte einen ersten Höhepunkt mit 'Anna Karenina' und 1899 'Auferstehung'. Vor allem die beiden ersten Romane begründeten Tolstois Weltruhm. In den Jahren 1879-82 sagte er sich endgültig vom Adel los und ging auf die Position der patriarchalischen Bauernschaft über. In seinen letzten Lebensjahren genoß Lew Tolstoi weltweite moralische Autorität, was den Heiligen Synod, die oberste Kirchenbehörde Russlands, jedoch nicht daran hinderte, ihn 1901 zu exkommunizieren. Während der Revolution 1905 stellte er sich auf die Seite der russischen Bauernschaft, lehnte aber entsprechend seiner Lehre revolutionäre Gewalt kategorisch ab. Im November 1910 floh er - alt und krank - heimlich aus Jasnaja Poljana. Lew Tolstoi starb am 20.11. 1910 auf der Bahnstation Astapowo.
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Produkt

KlappentextZum 100. Todestag von Lew Tolstoi Neben den großen Romanen schrieb Lew Tolstoi einzigartige Erzählungen. »Vielleicht ist es dieser melancholisch­pragmatische Grundton, der den Stoff für die heute Jungen interessant macht.« Der Spiegel »Tolstois Charaktere sind vielschichtig und undurchschaubar, im tiefsten Sinne menschlich und ebenso nahe an der Lächerlichkeit wie am Heldentum. Weil er nicht zu deuten scheint, ist Tolstoi einer der größten Psychologen; weil wir seine Figuren nicht wirklich verstehen, begreifen wir sie im Innersten.« Daniel Kehlmann


Lew Tolstoi (geboren 1828) entstammte einem alten russischen Adelsgeschlecht. Mit neun Jahren wurde er bereits Vollwaise und unter die Vormundschaft der Schwester seines Vaters gestellt. 1844 studierte er in Kasan zunächst orientalische Sprachen, wechselte dann an die juristische Fakultät. Nach Abbruch des Studiums erste erfolglose Versuche, in Jasnaja Poljana, dem Stammgut der Familie, seine utopischen Landreformen durchzuführen. Ab 1851 diente er in der Kaukasusarmee; 1854/55 Teilnahme am Krimkrieg; 1856 Ende der Militärzeit. 1860 unternahm Tolstoi eine einjährige Auslandsreise (Deutschland, Frankreich, Italien, England, Belgien). Nach seiner Heirat wohnte er in Jasnaja Poljana und Moskau. In diesen Jahren intensivierte er seine Reformvorhaben und richtete Dorfschulen nach Rousseauschem Vorbild ein. Sein literarisches Schaffen erreichte einen ersten Höhepunkt mit 'Anna Karenina' und 1899 'Auferstehung'. Vor allem die beiden ersten Romane begründeten Tolstois Weltruhm. In den Jahren 1879-82 sagte er sich endgültig vom Adel los und ging auf die Position der patriarchalischen Bauernschaft über. In seinen letzten Lebensjahren genoß Lew Tolstoi weltweite moralische Autorität, was den Heiligen Synod, die oberste Kirchenbehörde Russlands, jedoch nicht daran hinderte, ihn 1901 zu exkommunizieren. Während der Revolution 1905 stellte er sich auf die Seite der russischen Bauernschaft, lehnte aber entsprechend seiner Lehre revolutionäre Gewalt kategorisch ab. Im November 1910 floh er - alt und krank - heimlich aus Jasnaja Poljana. Lew Tolstoi starb am 20.11. 1910 auf der Bahnstation Astapowo.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841201690
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum17.02.2011
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.10
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1015461
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;INHALT;6
2;DER LEINWANDMESSER;8
3;DER TOD DES IWAN ILJITSCH;72
4;HERR UND KNECHT;172
5;WIE VIEL ERDE BRAUCHT DER MENSCH?;251
6;DREI TODE;276
7;NACH DEM BALL;298
8;VOM RECHTEN UND VOM FALSCHEN LEBEN;316
9;BIOGRAPHISCHE NOTIZ;325
10;ANMERKUNGEN;327
11;TEXTNACHWEIS;329
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Leseprobe



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DER LEINWANDMESSER

Die Geschichte eines Pferdes


 

Gewidmet dem Andenken von M. A. Stachowitsch

1

Immer höher wölbte sich das Himmelszelt, immer weiter breitete sich die Morgenröte aus, immer weißer wurde das matte Silber des Taus, immer fahler die Mondsichel, immer klingender der Wald; die Menschen standen allmählich von ihrer Nachtruhe auf, und im herrschaftlichen Gestütshof ertönte immer häufiger das Schnaufen, das Scharren im Stroh und ab und zu auch ein wütendes, schrilles Wiehern der sich am Tor drängenden und sich gegenseitig stoßenden Pferde.

»Nuu! Ihr kommt noch zurecht! Seid wohl ausgehungert?«, rief ihnen der alte Pferdeknecht zu, als er das knarrende Tor öffnete. »Wohin?«, schrie er mit drohend erhobenem Arm eine junge Stute an, die den Versuch machte, durchs Tor zu schlüpfen.

Der Pferdeknecht Nester hatte einen Kosakenrock an, um den ein mit Beschlägen verzierter Ledergurt geschnallt war; die Peitsche hatte er über die Schulter geworfen und einen Beutel mit Brot am Gurt befestigt. In den Händen trug er einen Sattel und Zaumzeug.

Die Pferde waren durch den spöttischen Ton ihres Wärters durchaus nicht erschrocken oder gekränkt, sondern taten höchst gleichmütig und zogen sich ohne Hast vom Tor zurück. Nur eine alte braune Stute mit langer Mähne legte die Ohren flach an den Kopf und drehte sich mit einer raschen Bewegung um, woraufhin eine junge Stute, die weiter hinten stand und eigentlich nichts damit zu schaffen hatte, gellend zu wiehern begann und nach dem erstbesten Pferd mit den Hinterbeinen ausschlug.

»Nuu!«, erhob der Pferdeknecht die Stimme noch drohender und ging dann in eine Ecke des Hofes.

Von allen Pferden, die sich im Gestütshof befanden - es waren annähernd hundert Tiere -, zeigte sich ein scheckiger Wallach, der einsam in einer Ecke unter dem Schutzdach stand und mit halb zugekniffenen Augen den Eichenpfosten des Stalles beleckte, am wenigsten ungeduldig. Welchen Geschmack er dem Pfosten abgewinnen konnte, ist kaum zu begreifen, doch gab er sich seinem Tun mit ernstem, versonnenem Gebaren hin.

»Laß den Unfug!«, rief ihm der Pferdeknecht in der gleichen Tonart zu, während er an ihn herantrat und den Sattel sowie eine vom Schweiß glänzend gewordene Filzdecke neben ihn auf den Mist legte.

Der scheckige Wallach hörte mit dem Lecken auf und sah den Pferdeknecht lange und regungslos an. Er stieß weder ein vergnügtes noch ein unzufriedenes oder mürrisches Wiehern aus, sondern zog nur den Bauch ein und wandte sich tief aufseufzend von ihm ab. Der Pferdeknecht umfasste den Hals des Wallachs und streifte ihm das Zaumzeug über den Kopf.

»Was seufzt du denn?«, fragte Nester.

Der Wallach schwang den Schweif, als wollte er sagen: »Ach, nur so, Nester.« Als Nester ihm nun die Filzdecke auf den Rücken warf und den Sattel darauflegte, drückte der Wallach die Ohren flach an den Kopf, wahrscheinlich, um seine Unzufriedenheit zu zeigen, was ihm jedoch nur ein paar Schimpfworte und ein Anziehen des Bauchgurts eintrug. Der Wallach blähte sich dabei auf, doch da steckte ihm Nester einen Finger ins Maul und stieß ihn mit dem Knie in den Bauch, so dass er die Luft ausstoßen musste. Nichtsdestoweniger drückte er, als Nester die Riemen über dem Sattel mit den Zähnen anzog, die Ohren abermals an den Kopf und blickte sich sogar missmutig um. Wenngleich er auch wusste, dass ihm das nichts helfen würde, schien er es dennoch für angebracht zu halten, zu zeigen, dass ihm dies unangenehm sei und dass er seine Unzufriedenheit immer bekunden werde. Als er fertig gesattelt war, stellte er das angeschwollene Vorderbein vor und begann auf der Kandare zu kauen; offenbar tat er auch dies aus irgendwelchen besonderen Erwägungen heraus, denn er musste ja längst wissen, dass dem Metall keinerlei Geschmack abzugewinnen war.

Nester schwang sich, einen Fuß in den kurzen Steigbügel stellend, aufs Pferd, wickelte die Peitsche auseinander, schob unterhalb der Knie die Enden seines Kosakenrocks beiseite und setzte sich mit jener besonderen Haltung in den Sattel, die Kutschern, Jägern und Pferdeknechten eigen ist. Als er dann die Zügel anzog, hob der Wallach zwar den Kopf und zeigte seine Bereitschaft, sich in jede gewünschte Richtung in Bewegung zu setzen, rührte sich jedoch nicht vom Fleck. Er wusste, dass es vor dem Losreiten noch allerlei Geschrei geben würde, weil Nester dem zweiten Pferdeknecht, Waska, vom Sattel aus noch verschiedene Anweisungen zu erteilen und die Pferde anzubrüllen pflegte. Und da legte Nester auch wirklich schon los: »Waska! He, Waska! Hast du die Mutterstuten rausgelassen? Wohin, du Biest?! Nu! Bist wohl eingeschlafen? Mach s Tor auf und lass zuerst die trächtigen Stuten durch!« und dergleichen mehr.

Das Tor ging knarrend auf. Waska, der verschlafen und mürrisch neben dem Tor stand, hielt sein Pferd am Zügel und ließ die anderen durch. Vorsichtig über das Stroh schreitend und es beschnuppernd, zogen die Pferde eins nach dem andern vorbei: junge Stuten, einjährige Hengste mit gestutzter Mähne, noch saugende Füllen und trächtige Stuten, die einzeln mit ihren massigen Leibern schwerfällig durch das Tor stapften. Einige junge Stuten legten sich gegenseitig die Köpfe auf den Rücken und wollten zu zweit oder zu dritt gewaltsam durch das Tor drängen, wofür sie jedes Mal von den Pferdeknechten grob angefahren wurden. Die noch saugenden Tiere drückten sich manchmal fremden Mutterstuten an die Beine und antworteten mit einem hellen Gewieher, wenn sie von ihren eigenen Müttern durch ein kurzes Aufwiehern zurückgerufen wurden.

Eine junge übermütige Stute bog sofort, nachdem sie durch das Tor ins Freie gelangt war, den Kopf nach unten und zur Seite, schlug mit den Hinterbeinen aus, wieherte, traute sich aber dennoch nicht, der alten, graugesprenkelten Shuldyba vorauszulaufen, die mit langsamen, schweren Schritten und hin und her schwankendem Bauch wie immer gewichtig an der Spitze aller anderen Pferde ging.

Der Gestütshof, auf dem es noch vor wenigen Minuten so lebhaft zugegangen war, lag jetzt wie ausgestorben da. Trübselig ragten die Pfosten der verlassenen Schutzdächer empor, unter denen nur noch zerstampftes und mit Mist vermischtes Stroh zu sehen war. Sosehr sich der scheckige Wallach an dieses Bild der Verödung auch gewöhnt hatte, schien es doch bedrückend auf ihn zu wirken. Während er, mit dem alten Nester auf dem knochigen Rücken, auf seinen krummen, steif gewordenen Beinen hinter der Herde hertrottete, hob und senkte er, sich gleichsam unaufhörlich verneigend, langsam den Kopf und seufzte ab und zu, soweit ihm dies der gestraffte Sattelgurt gestattete.

Ich weiß schon, sobald wir auf die Landstraße kommen, wird er Feuer schlagen und sein hölzernes Pfeifchen mit den Messingbeschlägen und dem kleinen Kettchen anzünden, dachte der Wallach. Ich freue mich darüber, denn am frühen Morgen, wenn noch Tau liegt, habe ich diesen Geruch gern und werde durch ihn an mancherlei Angenehmes erinnert. Dumm ist es nur, dass der Alte, sowie er das Pfeifchen zwischen den Zähnen hat, jedes Mal übermütig wird, sich irgendwas einbildet und sich auf die Seite setzt - immer gerade auf die Seite, wo es mir weh tut. Nun, soll er, in Gottes Namen, mir ist es nichts Neues, dass ich leiden muss, damit andere ihr Behagen haben. Ich habe sogar schon gefunden, dass darin eine Art Vergnügen für Pferde liegt. Soll er sich nur aufblasen, der arme Wicht! Er spielt ja doch nur den Tapferen, solange er allein ist und ihn niemand sieht - mag er auf der Seite sitzen, dachte der Wallach, während er auf seinen krummen Beinen vorsichtig in der Mitte der Landstraße weiterstapfte.

2

Als Nester mit seiner Herde am Fluss angelangt war, an dessen Ufer die Pferde weiden sollten, sprang er von dem Wallach herunter und sattelte ihn ab. Die übrigen Pferde schwärmten inzwischen bereits auf der noch unzerstampften, taubedeckten Wiese aus, über der, ebenso wie über dem sie bogenförmig einfassenden Fluss, Dunst aufstieg.

Nachdem Nester dem scheckigen Wallach das Zaumzeug abgenommen hatte, kraulte er ihn unter dem Hals, woraufhin der Wallach zum Zeichen der Dankbarkeit und des Wohlbehagens die Augen schloss. »Das gefällt ihm, dem alten Biest!«, sagte Nester. In Wirklichkeit konnte der Wallach dieses Gekraule absolut nicht leiden und gab sich nur aus Taktgefühl den Anschein, dass es ihm angenehm sei, indem er zustimmend den Kopf schüttelte. Doch da stieß Nester, der vielleicht annahm, eine allzu große Vertraulichkeit könnte beim Wallach falsche Vorstellungen von seiner Bedeutung hervorrufen, plötzlich ganz unvermittelt den Kopf des Pferdes zurück, holte mit dem Zaumzeug aus und versetzte dem Wallach mit den Riemenschnallen einen äußerst empfindlichen Schlag gegen das dürre Bein, woraufhin er, ohne noch etwas zu sagen, einen kleinen Hügel bestieg und zu dem Baumstumpf ging, auf dem er gewöhnlich zu sitzen pflegte.

Den scheckigen Wallach kränkte zwar die Handlungsweise des Pferdeknechts, doch ließ er sich nichts anmerken und ging, langsam seinen spärlichen Schweif schwenkend und dies und jenes beschnuppernd oder auch - lediglich zur Zerstreuung - mal einen Grashalm abrupfend, auf den Fluss zu. Ohne sich im Geringsten darum zu kümmern, was um ihn herum die sich des Morgens freuenden jungen Stuten, die einjährigen Hengste und Fohlen trieben, und wohl wissend, dass es der Gesundheit, namentlich in seinem Alter, am zuträglichsten ist, auf nüchternen Magen zuerst tüchtig zu trinken und dann erst zu fressen, wählte er eine möglichst flache und breite Uferstelle...

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Autor

Lew Tolstoi (geboren 1828) entstammte einem alten russischen Adelsgeschlecht. Mit neun Jahren wurde er bereits Vollwaise und unter die Vormundschaft der Schwester seines Vaters gestellt. 1844 studierte er in Kasan zunächst orientalische Sprachen, wechselte dann an die juristische Fakultät. Nach Abbruch des Studiums erste erfolglose Versuche, in Jasnaja Poljana, dem Stammgut der Familie, seine utopischen Landreformen durchzuführen. Ab 1851 diente er in der Kaukasusarmee; 1854/55 Teilnahme am Krimkrieg; 1856 Ende der Militärzeit. 1860 unternahm Tolstoi eine einjährige Auslandsreise (Deutschland, Frankreich, Italien, England, Belgien). Nach seiner Heirat wohnte er in Jasnaja Poljana und Moskau. In diesen Jahren intensivierte er seine Reformvorhaben und richtete Dorfschulen nach Rousseauschem Vorbild ein. Sein literarisches Schaffen erreichte einen ersten Höhepunkt mit "Anna Karenina" und 1899 "Auferstehung". Vor allem die beiden ersten Romane begründeten Tolstois Weltruhm. In den Jahren 1879-82 sagte er sich endgültig vom Adel los und ging auf die Position der patriarchalischen Bauernschaft über. In seinen letzten Lebensjahren genoß Lew Tolstoi weltweite moralische Autorität, was den Heiligen Synod, die oberste Kirchenbehörde Russlands, jedoch nicht daran hinderte, ihn 1901 zu exkommunizieren. Während der Revolution 1905 stellte er sich auf die Seite der russischen Bauernschaft, lehnte aber entsprechend seiner Lehre revolutionäre Gewalt kategorisch ab. Im November 1910 floh er - alt und krank - heimlich aus Jasnaja Poljana. Lew Tolstoi starb am 20.11. 1910 auf der Bahnstation Astapowo.