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Alle meine Schwestern

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am31.03.2011Auflage
Vier junge Frauen, vom Schicksal in alle Winde verweht: Marianne, die ihre Liebe in der Kolonie Ceylon wiederzufinden hofft; die attraktive, stolze Iris, deren Wandlung zur Krankenschwester alle überrascht; Eva, die sich in London als Künstlerin und frühe Frauenrechtlerin engagiert; und Clemency, die Jüngste ... Bestsellerautorin Judith Lennox verbindet vier Lebensträume zu einem spannenden Familienroman, in dem sich das Schicksal immer neue dramatische Wendungen auszudenken scheint.

Judith Lennox, geboren 1953 in Salisbury, wuchs in Hampshire auf. Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen des modernen englischen Gesellschaftsromans und gelangt mit jedem neuen Buch auf die deutschen Bestsellerlisten. Judith Lennox liebt Gärtnern, ausgedehnte Wanderungen, alte Häuser und historische Stätten. Sie lebt mit ihrem Mann in Cambridge. Die beiden sind Eltern dreier erwachsener Söhne.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden (Leinen)
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextVier junge Frauen, vom Schicksal in alle Winde verweht: Marianne, die ihre Liebe in der Kolonie Ceylon wiederzufinden hofft; die attraktive, stolze Iris, deren Wandlung zur Krankenschwester alle überrascht; Eva, die sich in London als Künstlerin und frühe Frauenrechtlerin engagiert; und Clemency, die Jüngste ... Bestsellerautorin Judith Lennox verbindet vier Lebensträume zu einem spannenden Familienroman, in dem sich das Schicksal immer neue dramatische Wendungen auszudenken scheint.

Judith Lennox, geboren 1953 in Salisbury, wuchs in Hampshire auf. Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen des modernen englischen Gesellschaftsromans und gelangt mit jedem neuen Buch auf die deutschen Bestsellerlisten. Judith Lennox liebt Gärtnern, ausgedehnte Wanderungen, alte Häuser und historische Stätten. Sie lebt mit ihrem Mann in Cambridge. Die beiden sind Eltern dreier erwachsener Söhne.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492953399
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum31.03.2011
AuflageAuflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse1496 Kbytes
Artikel-Nr.1019141
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

DICHT AN DIE WAND GEDRÜCKT, zog Marianne ihre einsame Bahn rund um den Ballsaal, als sie zufällig die Bemerkung einer der Anstandsdamen Mrs. Catherwood gegenüber hörte, die ihre eigene Tochter Charlotte und die Maclise-Mädchen hierher mitgenommen hatte. Die Anstandsdamen saßen alle in einem Raum neben dem Ballsaal, bei offener Tür, damit sie ihre Schützlinge im Auge behalten konnten. Die tricoteuses nannte Iris sie auf ihre freundlich sarkastische Art. Mrs. Palmer sagte: »Die zweite Maclise ist eine schreckliche Bohnenstange«, worauf die liebenswürdige Mrs. Catherwood entgegnete: »Marianne wird sich in spätestens ein, zwei Jahren zu einer bezaubernden jungen Frau mausern.« Marianne jedoch blieb nur der erste Satz im Kopf, als sie sich in den Schatten einer schweren dunkelroten Samtportiere zurückzog. Eine schreckliche Bohnenstange… eine schreckliche Bohnenstange… Die alten Zweifel überfielen sie. Es war schwer, nicht mit gekrümmten Schultern herumzulaufen, wie manche hochgewachsene Frauen das taten, um kleiner zu wirken. Es war schwer, das Bändchen ihrer Tanzkarte nicht um das leere Blatt zu wickeln.

Sie wünschte, sie wäre daheim bei Eva und Clemency. Was für ein Glück die beiden hatten, daß sie diesem fürchterlichen Ball fernbleiben durften, die eine erkältet, die andere noch nicht in die Gesellschaft eingeführt. Wie herrlich wäre es, jetzt gemütlich auf der Fensterbank in dem Zimmer zu sitzen, das sie sich mit Iris teilte, und zu lesen, Three Weeks von Elinor Glyn, das sie in ihrer Kommode unter den Strümpfen versteckt hatte. Wie im Fieber pflegte sie beim Lesen die Seiten umzuschlagen. Manchmal war Paul Verdayne, der seine geheimnisvolle Schöne in ein Schweizer Hotel verfolgte, realer und lebendiger als ihr Zuhause und ihre Familie.

Sie wünschte sich Geheimnis und Romantik, neue Anblicke und neue Gesichter, irgend etwas - irgend jemanden -, bei dem ihr Herz schneller schlagen würde. Aber was, dachte sie, während sie den Blick geringschätzig durch den Saal schweifen ließ, gab es in Sheffield schon Geheimnisvolles? Da tanzte Ellen Hutchinson in einem absolut häßlichen rosaroten Satinkleid mit James. Erbärmliche Aussichten, wenn der eigene Bruder der bestaussehende Mann im Saal war. Und dort wurde Iris reichlich tolpatschig von Ronnie Catherwood herumgeschwenkt. Marianne seufzte. Sie kannte jedes Gesicht. Nie im Leben könnte sie einen dieser pickeligen Jungen mit den flaumigen Schnurrbärtchen heiraten, die ihr seit ihrer Kindheit vertraut waren. Sie wirkten irgendwie unfertig, irgendwie ein bißchen lächerlich. Die Vorstellung, ihre Familie zu verlassen, um den Rest ihres Lebens mit einem dieser täppischen, durchschnittlichen jungen Männer zu verbringen, stieß sie ab.

Doch heiraten mußte sie. Wenn nicht, was dann? Ihr Leben würde wahrscheinlich weitergehen wie bisher. Da ihre Mutter es anscheinend nicht fertigbrachte, ein Hausmädchen länger als ein Jahr zu halten, klappte die Hausarbeit nicht so reibungslos, wie sie sollte. Und da ihre Mutter eine zarte Gesundheit hatte und Iris ein Talent dafür, sich vor allem Unangenehmen zu drücken, blieb die Verantwortung für den Haushalt größtenteils an Marianne hängen. Vielleicht würde sie einmal enden wie Großtante Hannah - als alte Jungfer. Sie würde ein unförmiges Korsett tragen und vielleicht eine Perücke. Bei der Vorstellung von sich selbst in schwarzem Bombassin mit Barthaaren am Kinn mußte sie lachen.

Und merkte plötzlich, daß jemand sie beobachtete. Sie konnte später nicht sagen, woher sie es wußte. Man konnte doch nicht spüren, aus welcher Richtung ein Blick kam?

Er stand auf der anderen Seite des Saals. Als ihre Blicke sich trafen, lächelte er und neigte leicht den Kopf. Es war wie ein Wiedererkennen. Sie mußte ihm schon einmal begegnet sein, wahrscheinlich auf irgendeinem öden Empfang oder bei einem langweiligen Konzert. Aber wenn das stimmte, dann würde sie sich doch an ihn erinnern!

Sein Blick war so intensiv, daß sie den plötzlichen Wunsch zu fliehen verspürte. Zwischen stattlichen Frauen mit Straußenfedern im Haar und älteren Herren mit Schnurrbärten und lüsternen Blicken hindurch lief sie aus dem Saal bis in einen schlechtbeleuchteten Korridor mit Türen zu beiden Seiten. Sie hörte das Klappern und Zischen aus den Küchenräumen. Dienstmädchen mit Tabletts voller Gläser eilten geschäftig durch den Gang; weiter hinten steckte sich ein Diener in Schürze und Hemdsärmeln eine Zigarette an.

Wahllos öffnete sie eine Tür. In dem kleinen Raum dahinter standen zwei durchgesessene Sessel mit abgewetzten Bezügen, ein Notenständer und ein recht zerschrammtes Klavier. Marianne knöpfte ihre Handschuhe auf und strich mit den Fingern über die Tasten. Dann sah sie die Noten durch. Schließlich setzte sie sich und begann zu spielen, leise zuerst, um nicht entdeckt zu werden. Dann aber ergriff die Musik von ihr Besitz, und sie gab sich ihr ganz hin.

Die Tür ging auf, sie erkannte den Mann aus dem Saal. Sie hob die Hände vom Instrument. Zitternd hingen sie über den Tasten.

»Verzeihen Sie«, sagte er. »Ich wollte Sie nicht erschrecken.«

Schnell klappte sie die Noten zu. »Ich sollte wieder hinübergehen.«

»Warum sind Sie weggelaufen? Macht Ihnen Klavierspielen mehr Spaß als Tanzen?«

»Aber ich habe ja nicht getanzt.«

»Hätten Sie denn gern getanzt?«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich wäre am liebsten zu Hause bei meinen Schwestern.«

Sein volles hellbraunes Haar war leicht gewellt und kurz, das Blau seiner Augen einige Nuancen heller als das ihrer eigenen. Die ebenmäßig geschnittenen Züge und das kräftig ausgebildete Kinn vermittelten einen Eindruck von Zuverlässigkeit und Stärke. Er war wahrscheinlich einige Jahre älter als sie, und er war größer. Neben ihm würde sie nicht die Schultern krümmen oder den Kopf einziehen müssen.

»Wie viele Schwestern haben Sie?« fragte er.

»Drei.«

»Brüder auch?«

»Drei.«

»Sie sind sieben Geschwister! Ich bin allein. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, in einer so großen Familie aufzuwachsen.«

»Einzelkinder sind da anscheinend oft neidisch.«

»Ja? Also, ich war immer ganz froh, der einzige zu sein. Bei so vielen muß man doch ständig Angst haben, übersehen zu werden!« Er sah sie offen an. »Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, daß man Sie übersieht.«

»Ich hätte überhaupt nichts dagegen, übersehen zu werden. Ich kann es nicht ertragen, wenn die Leute mich anstarren - mich bewerten.« Sie brach ab, erschrocken über ihre Freimütigkeit.

»Vielleicht bewerten sie Sie gar nicht. Vielleicht bewundern sie Sie.«

Die zweite Maclise ist eine schreckliche Bohnenstange. Marianne stand vom Klavierschemel auf. »Ich muß wieder in den Saal.«

»Warum? Sie tanzen doch nicht. Sie finden die Leute langweilig. Warum wollen Sie zurück? Oder finden Sie mich vielleicht noch langweiliger?«

Sie mußte zurück, weil seine Nähe hier, in diesem kleinen Raum, sie um ihre Ruhe brachte. Aber das konnte sie ihm natürlich nicht sagen, und so setzte sie sich nur wortlos wieder hin.

»Das ist doch wunderbar, Miss -?«

»Maclise«, murmelte sie. »Marianne Maclise.«

»Arthur Leighton.« Er gab ihr die Hand. »Erzählen Sie mir von Ihrer Familie. Von Ihren drei Brüdern und Ihren drei Schwestern. Wo stehen Sie in der Reihe?«

»James ist der älteste. Dann kommt Iris. Sie ist heute abend auch hier. Sie haben sie sicher gesehen. Sie hat blonde Haare, goldblond, blaue Augen und ist sehr schön.«

»Trägt sie ein weißes Kleid? Diamanten in den Ohren und eine weiße Gardenie im Haar?«

»Aha, sie ist Ihnen also aufgefallen.« Sie spürte Neid. Immer war Iris die Bewunderte.

Aber er sagte: »Ich beobachte gern. Es ist oft interessanter, die Leute zu beobachten, als mit ihnen zu sprechen.«

»Oh, finden Sie das auch? Gespräche sind oft so - gezwungen. So verlogen«, rief sie, beglückt über die Übereinstimmung.

»Aber nicht immer«, widersprach er freundlich. »Unser Gespräch hat doch nichts Verlogenes, oder?« Er kam auf das ursprüngliche Thema zurück. »Also, James und Iris sind die beiden ältesten. Und dann?«

»Dann komme ich und nach mir Eva. Sie ist dunkel wie ich. Aber sonst ist sie ganz anders. Sie ist längst nicht so groß, und sie ist - sicherer, entschiedener.« Mariane strich über ihren seidenen Rock. »Ich sehe irgendwie immer alles von zwei Seiten.«

»So mancher würde sagen, das ist gut - ein Zeichen von Reife.«

»Aber es macht die Entscheidung so schwer. Woher weiß man, welche die richtige ist?«

»Manchmal muß man eben etwas riskieren. Die Erfahrung habe ich jedenfalls gemacht.«

»Die Entscheidungen, die Sie treffen müssen, sind vermutlich etwas schwerwiegender als meine«, sagte sie bitter. »Bei mir geht es eigentlich immer nur darum, ob ich lieber das rosa Kleid oder das weiße anziehen oder ob ich bei der Köchin lieber Pudding oder Biskuitrolle mit Marmelade bestellen soll.«

»Oh, Biskuitrolle«, erwiderte er ernsthaft. »Viel leckerer als Pudding. Und Sie sollten lieber Weiß als Rosa tragen. Lassen Sie das Rosa den hübschen Blondinen wie Ihrer Schwester Iris. Aber kräftigere Farben ständen Ihnen sicher auch gut. Veilchenblau vielleicht, wie die Blumen, die Sie tragen - sie haben die gleiche Farbe wie Ihre Augen.«

Marianne war sprachlos. Kein Mann, weder ihr Vater noch ihre Brüder oder die Brüder ihrer Freundinnen, hatte sich je in dieser Art über ihr Aussehen und ihre Kleidung geäußert. Es kam ihr...
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Autor

Judith Lennox, geboren 1953 in Salisbury, wuchs in Hampshire auf. Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen des modernen englischen Gesellschaftsromans und gelangt mit jedem neuen Buch auf die deutschen Bestsellerlisten. Judith Lennox liebt Gärtnern, ausgedehnte Wanderungen, alte Häuser und historische Stätten. Sie lebt mit ihrem Mann in Cambridge. Die beiden sind Eltern dreier erwachsener Söhne.