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Am Strand von Deauville

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am31.03.2011Auflage
Aufregend und rastlos ist das Leben der Mulgraves, die mit ihren drei Kindern die schönsten Gegenden Europas bereisen - bis der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die Familie zwingt, in England sesshaft zu werden. Klug und selbstständig nimmt die achtzehnjährige Faith ihr Schicksal in die Hand. In den Kriegsjahren bewährt sie sich als Ambulanzfahrerin und kümmert sich selbstlos um die Verwundeten. Doch dann trifft sie Guy wieder, den sie liebt, solange sie denken kann ... Eine großartige und berührende Familiensaga, die die stürmische erste Hälfte des 20. Jahrhunderts umspannt.

Judith Lennox, geboren 1953 in Salisbury, wuchs in Hampshire auf. Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen des modernen englischen Gesellschaftsromans und gelangt mit jedem neuen Buch auf die deutschen Bestsellerlisten. Judith Lennox liebt Gärtnern, ausgedehnte Wanderungen, alte Häuser und historische Stätten. Sie lebt mit ihrem Mann in Cambridge. Die beiden sind Eltern dreier erwachsener Söhne.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAufregend und rastlos ist das Leben der Mulgraves, die mit ihren drei Kindern die schönsten Gegenden Europas bereisen - bis der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die Familie zwingt, in England sesshaft zu werden. Klug und selbstständig nimmt die achtzehnjährige Faith ihr Schicksal in die Hand. In den Kriegsjahren bewährt sie sich als Ambulanzfahrerin und kümmert sich selbstlos um die Verwundeten. Doch dann trifft sie Guy wieder, den sie liebt, solange sie denken kann ... Eine großartige und berührende Familiensaga, die die stürmische erste Hälfte des 20. Jahrhunderts umspannt.

Judith Lennox, geboren 1953 in Salisbury, wuchs in Hampshire auf. Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen des modernen englischen Gesellschaftsromans und gelangt mit jedem neuen Buch auf die deutschen Bestsellerlisten. Judith Lennox liebt Gärtnern, ausgedehnte Wanderungen, alte Häuser und historische Stätten. Sie lebt mit ihrem Mann in Cambridge. Die beiden sind Eltern dreier erwachsener Söhne.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492953450
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum31.03.2011
AuflageAuflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse2939 Kbytes
Artikel-Nr.1019144
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

DAS ERSTE MAL sah sie ihn am Strand. Er stand im Sand und warf seinem Hund einen Stock ins Meer hinaus. Sein emporgeschwungener Arm hing vor einem metallgrauen Himmel. Der Hund paddelte durch das eisige Wasser. Einziges leuchtendes Signal in der grauen Eintönigkeit war sein roter Schal. Sie beobachtete, wie er sich bückte und den Hund streichelte, ohne sich an den Wasserspritzern zu stören, die aus dem Fell aufstoben, als das Tier sich schüttelte. Als er den Stock ein zweites Mal hinausschleuderte, weiter jetzt, drückte sie die Augen zu und sagte zu sich: Wenn er ihn diesmal wiederbringt, suche ich mir einen Beruf. Sie öffnete die Augen wieder. Über den Wellen kaum erkennbar war der Kopf des Hundes, der den Stock zwischen seinen Zähnen hielt. Da wandte sie sich ab und ging ins Hotel zurück.

Es war April, kalt und trübe in Deauville, wo Poppy mit ihrer Mutter und ihren Schwestern Urlaub machte. Wegen des Krieges waren die Vanburghs seit dem Sommer 1914, seit mehr als fünf Jahren also, nicht mehr im Ausland gewesen. Aber Deauville war noch genau so, wie Poppy es in Erinnerung hatte: der lange helle Sandstrand, die Promenade, das Kasino, die Restaurants und Geschäfte. Wären nicht die jungen Männer in den Rollstühlen gewesen, auf der Suche nach einer Sonne, die sich niemals zeigte - Poppy, die es vor Langeweile und Rastlosigkeit fast zerriß, hätte meinen können, immer noch in ihrer ereignislosen edwardianischen Kindheit eingesperrt zu sein.

Das Frühstück im Hotel wurde unweigerlich von den Nörgeleien ihrer Mutter begleitet. »Schrecklich, dieser Kaffee … nach allem, was wir durchgemacht haben … und das Brot, eine grauenhafte Farbe … ach, und die Zimmer, eiskalt …« Jeden Morgen hätte Poppy, die an die versehrten jungen Männer am Strand denken mußte, am liebsten gesagt: Ja, Mama, aber wenigstens hattest du keine Söhne! Doch sie schwieg und überließ es Rose und Iris, ihre erregte Mutter zu beschwichtigen.

Sie hatte es sich angewöhnt, nach dem Frühstück allein spazierenzugehen. In den Fuchspelz eingepackt, den sie im vergangenen April zum Geburtstag bekommen hatte, ging sie mit langen Schritten am Wasser entlang und ließ sich vom unaufhörlichen Wind das helle Haar ins Gesicht peitschen, während sie darüber nachdachte, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. In zwei Wochen würde sie einundzwanzig werden. Vor drei Jahren war sie von der Schule gegangen, und das einzig Bemerkenswerte an diesen drei Jahren war, wie ihr schien, daß überhaupt nichts passiert war. Selbst wenn sie scharf nachdachte, konnte sie sich nicht an ein einziges besonderes Ereignis erinnern. Sie war weder verlobt noch verheiratet, und der Strom junger Männer, die im Haus der Vanburghs in London vorgesprochen hatten, war mit dem Fortschreiten des Krieges merklich dünner geworden. Sie hatte keinen Beruf und wußte auch keinen, der sie besonders gelockt hätte. Dank der Hinterlassenschaft ihres Vaters, aus der sie ein kleines monatliches Einkommen bezog, brauchte sie nicht für Brot und Lohn zu arbeiten, und sie konnte sich nicht vorstellen, einen der Berufe zu ergreifen, die junge Frauen ihres Alters üblicherweise ausübten - Krankenschwester, Lehrerin, Stenotypistin. Aber irgend etwas mußte sie tun, das war ihr klar. Am Beispiel ihrer älteren Schwestern sah sie nur allzu deutlich, was aus ihr werden würde, wenn sie weiterhin einfach in den Tag hineinlebte. Rose hatte mit siebenundzwanzig bereits die Gewohnheiten und fixen Ideen einer alten Jungfer entwickelt, und Iris, die vierundzwanzig war, beschäftigte sich mit Spiritismus.

Der regenfeuchte Wind und die tiefhängenden Wolken, die den Horizont verwischten, waren bedrückend. Sie haßte Deauville; es schien ihr so ewig gleich und selbstzufrieden wie ihr Zuhause. Dreimal täglich der Marsch am Strand entlang - vor dem Frühstück, nach dem Mittagessen, vor dem Abendessen! Poppy schlug die Absätze ihrer Schuhe tief in den feuchten Sand, als könnte sie durch die Veränderung dieser Mikrolandschaft das eingefahrene Einerlei ihres Lebens ändern.

Das zweite Mal sah sie ihn an einem kalten Freitagmorgen. Er baute eine Sandburg. Wegen des ungewöhnlich kühlen Wetters und der frühen Stunde war der Strand leer bis auf sie und ihn und den Hund, der am Wasser herumtollte. Die Burg wuchs unter seinen Händen zu einem spektakulären Bauwerk mit Türmen, Zinnen und Brücken, die Mauern verziert mit Muscheln und Seetang. Es war die schönste Sandburg, die Poppy je gesehen hatte. Sie fand es erstaunlich, daß ein erwachsener Mensch bereit war, so viel Energie in etwas zu stecken, das so kurzlebig war.

Er war groß und kräftig, sein Haar einige Nuancen dunkler als ihr eigenes, und seine großen Hände formten den Sand mit Zartheit. Sein Mantel war lang und schwer und hatte einen Persianerkragen. Der scharlachrote Schal, der locker um seinen Hals lag, flatterte im Wind, und auf dem Kopf trug er einen schwarzen Schlapphut, der unverkennbar bessere Tage gesehen hatte. Gewiß, daß er, in seine Arbeit vertieft, ihre Anwesenheit nicht bemerkt hatte, beobachtete sie ihn, wie er flache Muscheln in ockerbraune Mauern drückte. Faszinierend, mit welcher Hingabe er sich diesem kindlichen Unternehmen widmete! Ihrer Schätzung nach war er mindestens zehn Jahre älter als sie. Schon wollte sie ihn auslachen, insgeheim über ihn spotten - aber da durchbrach ein Licht die graue Wolkendecke, der erste Sonnenstrahl seit zwei Wochen, und fiel golden auf die Türme und Zinnen, so daß die Burg flüchtig zu märchenhaftem Leben zu erwachen schien.

Poppy wandte sich ab, überrascht von den Tränen, die ihr in die Augen sprangen, und als sie davonging, hörte sie ihn hinter sich rufen: »Es fehlen noch ein paar Fahnen, finden Sie nicht auch?«

Sie blickte zurück. Er stand aufrecht, die Hände in den Taschen, und sah ihr nach. Sie war es schon gewöhnt, daß Männer sie so ansahen, und stellte nur den Kragen ihres Mantels auf, ehe sie hocherhobenen Kopfes weiterging.

Aber allein in dem Hotelzimmer, das sie mit ihren älteren Schwestern teilte, ertappte sie sich dabei, daß sie Fahnen, Flaggen, Banner auf das Hotelschreibpapier kritzelte. Und später, vor dem Abendessen, schob sie heimlich einen Cocktailspieß aus ihrem Glas in ihren Handschuh. Albern, sagte sie sich. Morgen würde die Sandburg verschwunden sein, fortgespült von der Flut.

Als sie am nächsten Morgen erwachte, wurde ihr augenblicklich bewußt, daß sich etwas verändert hatte. Die grauen Wolken waren hellem Sonnenlicht gewichen, das durch die Ritzen der Läden ins Zimmer strömte. Ein breiter Streifen weißen Lichts lag auf dem blankpolierten Fußboden. Poppy stand auf und kleidete sich an. Sie spürte die Wärme auf ihren nackten Armen und ihrem Kopf, als sie aus dem Hotel trat und die Promenade hinunterlief.

Er war da. Es war nicht dieselbe Burg, es war eine neue, größer und noch prachtvoller. Sie nahm die Papierfähnchen aus der Tasche.

»Hier«, sagte sie, und er sah zu ihr auf und lachte.

»Sie müssen bestimmen, wo sie hinsollen.«

Sie stieß einen Cocktailspieß in einen Turm, einen zweiten in die Ecke der Wehrmauer. Dann lief sie zum Hotel zurück, zu ihrer nörgelnden Mutter und ihren langweiligen Schwestern.

Vorgeblich waren sie wegen der Gesundheit ihrer Mutter nach Deauville gereist; in Wirklichkeit, vermutete Poppy, weil ihre Mutter hoffte, unter den anderen Briten, die hier Urlaub machten, geeignete Ehemänner für ihre drei unverheirateten Töchter zu finden. Iris war einmal verlobt gewesen, aber ihr Bräutigam war 1916 in der Schlacht an der Somme gefallen.

»Sie hat eine Fotografie von Arthur, aber das Bild ist ihm nicht sehr ähnlich, und jetzt kann sie sich eigentlich gar nicht mehr erinnern, wie er ausgesehen hat«, sagte Poppy eines Tages zu Ralph. Nur war er da noch nicht Ralph, sondern noch Mr. Mulgrave.

Sie gingen am Wasser entlang. Er war immer da, wenn sie zu ihrem Morgenspaziergang kam, und sie waren ganz von selbst miteinander ins Gespräch gekommen. In der warmen Frühlingssonne hatte er Mantel und Schal abgelegt und trug nur ein Jackett mit Flicken an den Ellbogen.

Poppy sagte etwas zaghaft: »Und Sie, Mr. Mulgrave? Haben Sie auch …?«

Er verstand nicht gleich, dann lachte er erheitert. »Für König und Vaterland gekämpft? Um Gottes willen, nein. Eine schauderhafte Vorstellung.«

»Oh!« Sie dachte an die Plakate, die sie gesehen hatte (»Dein Land braucht dich!«), an Drückeberger und gewisse Zeitungsartikel, die sie gelesen hatte. »Waren Sie ein Verweigerer aus Gewissensgründen?«

Er lachte aus vollem Hals. »Das ist so ziemlich das einzige, was noch schlimmer ist, als in einem Schützengraben zu hocken und sich bombardieren zu lassen - aus Gewissensgründen bei Wasser und Brot in einer kalten Gefängniszelle zu hocken.«

Sie hatten vor einem kleinen Café angehalten. »Ich habe mörderische Kopfschmerzen«, sagte er. »Wollen wir einen Kaffee trinken?«

Poppy wußte, daß sie Ralph Mulgrave, wenn sie sich von ihm zum Kaffee einladen ließ, etwas gestattete, was die Grenzen ihrer Freundschaft sprengte; etwas, das nicht mehr akzeptabel war. Sie hatte ihrer Mutter nichts von Ralph Mulgrave erzählt; er war, sagte sie sich, nichts weiter als ein netter Mensch, mit dem sie sich hier die Zeit verkürzte.

Das Café war düster und schmuddelig, sehr französisch, nicht die Art von Lokal, dessen Besuch Mrs. Vanburgh ihren Töchtern erlaubt hätte. Ralph bestellte Kaffee und für sich einen Brandy dazu. »Gegen den Kater«, erklärte er, und Poppy lächelte, ohne zu verstehen. Dann sagte er: »Ich bin die letzten Jahre viel auf Reisen gewesen. Mexiko - Brasilien - die pazifischen Inseln …«

»Oh, wie aufregend!« rief Poppy und ärgerte...
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Autor

Judith Lennox, geboren 1953 in Salisbury, wuchs in Hampshire auf. Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen des modernen englischen Gesellschaftsromans und gelangt mit jedem neuen Buch auf die deutschen Bestsellerlisten. Judith Lennox liebt Gärtnern, ausgedehnte Wanderungen, alte Häuser und historische Stätten. Sie lebt mit ihrem Mann in Cambridge. Die beiden sind Eltern dreier erwachsener Söhne.