Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Schlangenkopf

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am09.11.2011
Ein neuer Fall für Ex-Kommissar Berndorf: aktuell, brisant, temporeich
Eine Frühlingsnacht in Berlin. Ein junger Mann geht am Alten Garnisonsfriedhof vorbei, ein Landrover lauert im Dunkel und nimmt langsam Fahrt auf, am Ende liegt ein Toter auf der Straße - und Ex-Kommissar Hans Berndorf, mittlerweile Fachmann für private Ermittlungen, scheint als einziger an der Auflösung dieses Verbrechens interessiert. Besonders brisant: der Tote war vermutlich Opfer einer Verwechslung, die eigentliche Zielperson schwebt immer noch in höchster Gefahr. Als Berndorf dies begreift, ist er selbst schon ins Visier von Leuten geraten, die drei Nummern zu groß für ihn sind. Die es nicht zulassen, dass die lukrative Endabwicklung der glänzenden Geschäfte, die sie im zurückliegenden jugoslawischen Bürgerkrieg getätigt haben, von einem ausgedienten Polizisten durchkreuzt wird.
Doch manchmal scheitern die Mächtigen an Dingen, die zu unbedeutend sind, als dass sie sie ins Kalkül gezogen hätten. Ein Politiker gerät in die Verlegenheit, sich nicht mehr groß äußern zu können. André, ein halbwüchsiger Taschendieb, erbeutet ein Notebook mit verfänglichen Informationen. Ein kleiner Betrüger wittert die Chance zum großen Betrug. Eine geschwätzige alte Dame hat einen verfänglichen Zeitungsausschnitt aufbewahrt. Und Berndorf lernt, was für ein nützliches Gerät ein Spaten sein kann. Aber wird er damit durchkommen?

Ulrich Ritzel, geboren 1940, aufgewachsen auf der Schwäbischen Alb, arbeitete mehr als drei Jahrzehnte als Journalist und wurde 1980 mit dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse ausgezeichnet. Mit dem Roman 'Der Schatten des Schwans' debütierte er 1999 als freier Autor. Aus der Reihe seiner Romane um den Kommissar Berndorf erhielten 'Schwemmholz' und 'Beifang' den Deutschen Krimi-Preis, 'Der Hund des Propheten' den Preis der Burgdorfer Krimi-Tage. Ulrich Ritzel lebt mit seiner Ehefrau Susanne und seinen beiden Hunden seit 2008 in der Schweiz.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEin neuer Fall für Ex-Kommissar Berndorf: aktuell, brisant, temporeich
Eine Frühlingsnacht in Berlin. Ein junger Mann geht am Alten Garnisonsfriedhof vorbei, ein Landrover lauert im Dunkel und nimmt langsam Fahrt auf, am Ende liegt ein Toter auf der Straße - und Ex-Kommissar Hans Berndorf, mittlerweile Fachmann für private Ermittlungen, scheint als einziger an der Auflösung dieses Verbrechens interessiert. Besonders brisant: der Tote war vermutlich Opfer einer Verwechslung, die eigentliche Zielperson schwebt immer noch in höchster Gefahr. Als Berndorf dies begreift, ist er selbst schon ins Visier von Leuten geraten, die drei Nummern zu groß für ihn sind. Die es nicht zulassen, dass die lukrative Endabwicklung der glänzenden Geschäfte, die sie im zurückliegenden jugoslawischen Bürgerkrieg getätigt haben, von einem ausgedienten Polizisten durchkreuzt wird.
Doch manchmal scheitern die Mächtigen an Dingen, die zu unbedeutend sind, als dass sie sie ins Kalkül gezogen hätten. Ein Politiker gerät in die Verlegenheit, sich nicht mehr groß äußern zu können. André, ein halbwüchsiger Taschendieb, erbeutet ein Notebook mit verfänglichen Informationen. Ein kleiner Betrüger wittert die Chance zum großen Betrug. Eine geschwätzige alte Dame hat einen verfänglichen Zeitungsausschnitt aufbewahrt. Und Berndorf lernt, was für ein nützliches Gerät ein Spaten sein kann. Aber wird er damit durchkommen?

Ulrich Ritzel, geboren 1940, aufgewachsen auf der Schwäbischen Alb, arbeitete mehr als drei Jahrzehnte als Journalist und wurde 1980 mit dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse ausgezeichnet. Mit dem Roman 'Der Schatten des Schwans' debütierte er 1999 als freier Autor. Aus der Reihe seiner Romane um den Kommissar Berndorf erhielten 'Schwemmholz' und 'Beifang' den Deutschen Krimi-Preis, 'Der Hund des Propheten' den Preis der Burgdorfer Krimi-Tage. Ulrich Ritzel lebt mit seiner Ehefrau Susanne und seinen beiden Hunden seit 2008 in der Schweiz.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641068097
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum09.11.2011
Reihen-Nr.8
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2808 Kbytes
Artikel-Nr.1037432
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Manfred Czybilla - der von allen, die ihn kennen, nur der Bilch genannt wird - steigt die Treppe zum S-Bahnhof Wannsee hoch, über dem Nadelstreifenanzug den hellen Sommermantel, denn es ist ein warmer freundlicher Morgen. In der rechten Hand trägt er den Aktenkoffer, unter dem linken hält er die beiden Zeitungen, die er am Kiosk gekauft hat. Er zieht es vor, sich nicht auf eine der vollgeschmierten Wartebänke zu setzen, stellt den Aktenkoffer zwischen beide Beine und nimmt sich - die Frankfurter Allgemeine weiter unter den Arm geklemmt - das Lügenblatt vor, das an diesem Morgen mit dem »Phantom der Charité« aufgemacht und auch richtig ein Phantombild dazugestellt hat: Eine schemenhafte Gestalt schleicht sich an ein Krankenbett und greift mit einer verbundenen Hand nach einer Brieftasche ... Im Text heißt es, ein halbwüchsiger Dieb, mit einer verbundenen Hand als Patient getarnt, treibe seit Wochen in den Warteräumen und Krankenzimmern der Berliner Kliniken sein Unwesen und plündere wehrlose Patienten aus.

Der Bilch schüttelt den Kopf. In allen Krankenhäusern wird gestohlen, das weiß er, seit er als Zivi beim Roten Kreuz Krankentransporte hat begleiten müssen, da muss man niemandem einen Vorwurf machen, wer zu schwach ist, auf sein Geld aufzupassen, dem wird es abgenommen, das liegt in der Natur des Menschen und in der Natur des Geldes. Und wozu nehmen die Leute überhaupt Geld ins Krankenhaus mit? Müssen sie vielleicht den Doktor bezahlen, dass er ihnen nicht das gesunde Bein abnimmt? Oder einen Blasenkatheter setzt statt einem Herzschrittmacher?

So weit sind wir wohl doch noch nicht.

Und was das Stehlen angeht und die Diebe: Wenn man ihn fragen würde, so könnte er ganz andere Geschichten erzählen. Und er bräuchte keine Phantombilder zur Illustration, ein x-beliebiges Gesellschafts- oder Wirtschaftsmagazin würde genügen, und er käme mit dem Ausschneiden der Köpfe gar nicht nach!

Der Bahnhofslautsprecher kündigt blechern die Einfahrt der S-Bahn an, der Bilch faltet das Lügenblatt wieder zusammen und steckt es zur FAZ, dann ist der Zug auch schon da. Um diese Zeit ist die S-Bahn meistens leer, das Publikum aus Wannsee und aus den Nikolasseer Villen benutzt eher den Daimler oder Bentley, so, wie der Bilch lange Zeit auch lieber im Porsche vorgefahren ist. Aber die Zeiten sind gerade mal wieder am Kippen, er spürt es schon eine ganze Weile, und in Mitte - da kannst du einfach keinen Porsche herumstehen lassen, wie schnell zieht sich da ein Kratzer über die Karosserie!

Er setzt sich und nimmt sich den Börsenteil der FAZ vor, auch wenn der Komfort, den die S-Bahn für den lesenden Geschäftsmann bietet, ein sehr bescheidener ist. Die Kurse haben sich wieder erholt, auf breiter Front, also auch bei den Autowerten, das ist gegen jede ökonomische und ökologische Vernunft, kann es denn die Möglichkeit sein? Für ihn ist das keine gute Nachricht, Verkaufsoptionen für Daimler und BMW sind seine letzte Karte gewesen, eine von der Vernunft diktierte letzte Karte - und jetzt? Es wird eng werden. Sehr eng.

Er lockert die karmesinrote Seidenkrawatte und öffnet den Kragenknopf. Etwas würde ihm einfallen, weil ihm etwas einfallen muss. Er wird die Treuesten der Treuen anrufen, die Witwen und Waisen, und Frohbotschaften verkünden, enormer Kursgewinn! Optionen jetzt realisieren! Der ganze große Reibach zum Greifen nah! Und wenn die Sparbücher leer sind, so müssen die Tanten und Onkel und Basen und Vettern doch noch etwas auf der hohen Kante haben, ganz bestimmt ist das so, da sollen die Witwen und Waisen doch auch einmal etwas tun für ihr Geld.

Er wendet sich wieder der Zeitung zu. Die Landesbank Süd eröffnet sich neue Horizonte, neue operationale Strategien, was ist das nun wieder?

... mit dem beabsichtigten Erwerb der kleinen, aber renommierten und ertragsstarken Privatbank Oheymer & Jaumann würden sich für die Landesbank Süd, die bisher nicht unbedingt als Global Player in Erscheinung getreten ist, neue Geschäftsfelder im gesamten Mittelmeerraum eröffnen - eine Entwicklung, die nicht nur von den beteiligten Landesregierungen in München und Stuttgart, sondern auch in Berlin ausdrücklich begrüßt würde. Für Matthaus, den jungen und energischen Aufsichtsratsvorsitzenden von Oheymer & Jaumann, stellt der Verkauf an die Landesbank den logischen Abschluss einer erfolgreichen Expansionspolitik dar, die auf lange Sicht das personelle und planerische Potential einer Privatbank überfordern müsste ...

Ein Foto ist beigefügt: Jörg Matthaus. Der Bilch erinnert sich an ihn, und so zieht ein kleines, bitteres, böses Lächeln über sein Gesicht. Sie kennen sich - er und dieser junge und energische Jörg Matthaus, das heißt, dieser wird sich an den Bilch nicht erinnern. Immerhin haben sie einmal nebeneinander gesessen, in der Economy Class auf dem Rückflug von London, frühmorgens, und er - der Bilch - war kurz eingeschlummert, und als er aufwachte, hatte er in dieses spöttische arrogante Gesicht geblickt, und noch immer hat er im Ohr, wie dieser Karrierejüngling damals zu ihm gesagt hat: »Na mein Lieber, da haben Sie aber den halben Schwarzwald abgesägt ...«

Das Leintuch, das quer über das Portal der Kirchenruine gespannt ist, hängt durch. So kann man die Inschrift - »Denk mal Bürger! Dieses Bauwerk gehört dem Volk!« - nur mit Mühe entziffern. Eine Gruppe von vielleicht fünfzig Demonstranten hat sich vor dem Portal versammelt, in der Mehrzahl jüngere Leute aus der alternativen Szene, aber auch einige ältere darunter, und letztere - wie Gregor Örtlein fast belustigt registriert - zumeist in den DDR-Gedächtniswindjacken, die irgendwie nicht untergehen wollen.

Aber es scheint die Sonne, und das bedeutet, dass er das durchhängende Transparent nicht richtig fotografieren kann. Er wendet sich an den Sprecher der Demonstranten, der gerade das Megaphon abgesetzt hat, weil ihm von den Passanten ohnehin keiner zuhören mochte, und dirigiert ihn vor ein Schild, auf dem in nachgeahmter Fraktur steht: »Stadtgeschichte gehört allen - Hände weg vom Grauen Kloster!«

Der Sprecher der Demonstranten ist ein Detlev Majewski, ein Bezirksverordneter von den ganz Linken, früher wäre das ein absoluter Ausschließungsgrund für einen Bericht gewesen. Inzwischen sieht das die Verlagsleitung nicht mehr ganz so eng. Majewski ist ein Mann mit üppigem dunklen Haupthaar, eine Strähne fällt schräg über die Stirn, dazu trägt er Schnauz- und Kinnbart, wobei letzterer unmittelbar unter der dicklichen Unterlippe sorgsam ausrasiert ist. Während er fotografiert wird, stemmt er in der einen Hand das Megaphon, als sei es der Olifant, das Signalhorn des Helden Roland, und weist mit der anderen auf das Plakat. Das wird ein sehr albernes Bild, denkt Örtlein, aber er nimmt eine Serie auf. Dann will er noch ein paar Angaben, das ist eine weitere Erfindung der Controller, dass die Fotografen nun auch um die Texte besorgt sein müssen.

»Ja also, das soll also ein Kloster werden, hab ich das richtig verstanden?«, fragt Örtlein. »Aber früher war es doch schon einmal eines, oder nicht?«

»Das war ein Franziskanerkloster, das ist richtig«, antwortet Majewski, »aber es ist vor fünfhundert Jahren aufgehoben worden, später war es ein Gymnasium, hat also dem Staat gehört, und es ist der Staat, der die Ruine gesichert und erhalten hat. Mit dem Geld der Bürger, versteht sich, so wie das ganze Kloster erbaut worden ist, nicht von den frommen Mönchen, sondern von ihren Untertanen: mit deren Blut, mit deren Schweiß und deren Tränen!«

Örtlein nickt. »Aber«, sagt er dann, »wenn ich das richtig mitbekommen habe, wollen diese Klosterleute für das Grundstück samt Ruine ja bezahlen, zwei Millionen oder so, das ist doch nicht nichts ...«

»Nein, das ist nicht nichts. Nur hat der Senat nicht zu verkaufen, was dem Bürger gehört«, antwortet Majewski. »Und diese Ruine ist ein Denkmal gerade deshalb, weil es jetzt den Bürgern gehört. Das soll und darf nicht mehr rückgängig gemacht werden. In dieser Ruine finden jetzt nicht mehr die Zwangsrituale einer heuchlerischen Frömmigkeit statt, sondern Konzerte und Ausstellungen und Feste einer frei gewordenen Bürgerschaft. Im Übrigen wundere ich mich schon sehr, dass die Kirche in diesen Zeiten das Geld für ein so aufwendiges Projekt hat. Sonst hört man sie doch nur jammern.«

Örtlein hat mitgeschrieben, dann bedankt er sich bei Majewski - der sich mit einem angedeuteten Kopfnicken revanchiert -, steckt seinen Notizblock ein und schultert den Lederkoffer mit der Fotoausrüstung. Er wendet sich zur Klosterstraße, wo er seinen Wagen abgestellt hat, als ihn ein älterer Mann in einem dunklen Lodenmantel anspricht:

»Herr Örtlein? Gregor Örtlein?«

Der Fotograf bleibt stehen. Der Mann im Lodenmantel holt aus seiner Brieftasche einen vergilbten Zeitungsausschnitt; auf einen Blick erkennt Örtlein das Bild, es ist die Aufnahme aus dem Gefangenenlager bei Medjugorje, es ist eines von den Fotos, die er ziemlich gut verkaufen konnte, so viele gibt es davon nicht.

»Mein Name ist Berndorf«, sagt der Mann. »Dieses Foto steht möglicherweise in Zusammenhang mit einem Todesfall. Es wäre mir sehr wichtig, etwas über die Umstände zu erfahren, unter denen es aufgenommen wurde.«

»Ermittlungen? Todesfall? Sind Sie Polizist?«

Berndorf schüttelt den Kopf. »Privat.« Er steckt den Ausschnitt wieder in die Brieftasche und holt dafür eine Visitenkarte heraus. Zögernd nimmt Örtlein die Karte.

»Wenn Sie nicht von der Polizei sind - warum sollte ich Ihnen Auskunft geben?«, fragt er dann. »Und wie haben Sie mich...


mehr
Kritik
"(...) ebenso spannenden wie politisch brisanten Plot, (...) überzeugt durch gediegenes Erzählhandwerk (...) sprachlich versierter Autor (...)"mehr

Autor

Ulrich Ritzel, geboren 1940, aufgewachsen auf der Schwäbischen Alb, arbeitete mehr als drei Jahrzehnte als Journalist und wurde 1980 mit dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse ausgezeichnet. Mit dem Roman "Der Schatten des Schwans" debütierte er 1999 als freier Autor. Aus der Reihe seiner Romane um den Kommissar Berndorf erhielten "Schwemmholz" und "Beifang" den Deutschen Krimi-Preis, "Der Hund des Propheten" den Preis der Burgdorfer Krimi-Tage. Ulrich Ritzel lebt mit seiner Ehefrau Susanne und seinen beiden Hunden seit 2008 in der Schweiz.