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Schwemmholz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am21.12.2012
Kantig, nachdenklich, leicht melancholisch und literarisch gebildet. Das ist Kommissar Berndorf, mit dem sich Ulrich Ritzel seit seinem erfolgreichen Erstling 'Der Schatten des Schwans' zu den Großen des Krimigenres gesellt hat. Für seinen zweiten Berndorf-Krimi 'Schwemmholz' wurde er mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet und für den Glauserpreis nominiert. Beim Frühjahrshochwasser wird in Ulm nicht nur 'Schwemmholz' angetrieben - in einem überfluteten Neubau taucht eine Leiche auf. Kommissar Berndorf und seine Assistentin Tamara Wegenast auf den Spuren eines groß angelegten Komplotts um Gelder, Großaufträge und Gefälligkeiten, in das mehr als nur ein Würdenträger verwickelt ist und das Berndorf fast das Leben kostet ...

Ulrich Ritzel, geboren 1940, aufgewachsen auf der Schwäbischen Alb, arbeitete mehr als drei Jahrzehnte als Journalist und wurde 1980 mit dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse ausgezeichnet. Mit dem Roman 'Der Schatten des Schwans' debütierte er 1999 als freier Autor. Aus der Reihe seiner Romane um den Kommissar Berndorf erhielten 'Schwemmholz' und 'Beifang' den Deutschen Krimi-Preis, 'Der Hund des Propheten' den Preis der Burgdorfer Krimi-Tage. Ulrich Ritzel lebt mit seiner Ehefrau Susanne und seinen beiden Hunden seit 2008 in der Schweiz.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextKantig, nachdenklich, leicht melancholisch und literarisch gebildet. Das ist Kommissar Berndorf, mit dem sich Ulrich Ritzel seit seinem erfolgreichen Erstling 'Der Schatten des Schwans' zu den Großen des Krimigenres gesellt hat. Für seinen zweiten Berndorf-Krimi 'Schwemmholz' wurde er mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet und für den Glauserpreis nominiert. Beim Frühjahrshochwasser wird in Ulm nicht nur 'Schwemmholz' angetrieben - in einem überfluteten Neubau taucht eine Leiche auf. Kommissar Berndorf und seine Assistentin Tamara Wegenast auf den Spuren eines groß angelegten Komplotts um Gelder, Großaufträge und Gefälligkeiten, in das mehr als nur ein Würdenträger verwickelt ist und das Berndorf fast das Leben kostet ...

Ulrich Ritzel, geboren 1940, aufgewachsen auf der Schwäbischen Alb, arbeitete mehr als drei Jahrzehnte als Journalist und wurde 1980 mit dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse ausgezeichnet. Mit dem Roman 'Der Schatten des Schwans' debütierte er 1999 als freier Autor. Aus der Reihe seiner Romane um den Kommissar Berndorf erhielten 'Schwemmholz' und 'Beifang' den Deutschen Krimi-Preis, 'Der Hund des Propheten' den Preis der Burgdorfer Krimi-Tage. Ulrich Ritzel lebt mit seiner Ehefrau Susanne und seinen beiden Hunden seit 2008 in der Schweiz.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641104856
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum21.12.2012
Reihen-Nr.2
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2950 Kbytes
Artikel-Nr.1231742
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Dienstag, 13. April 1999

Durch die Stores an der Fensterfront des lang gestreckten Saals drang das Licht eines trüben Vormittags und vermischte sich mit dem der Deckenstrahler, die tief über den Tischen des Gerichts hingen. Von seinem erhöhten Platz aus konnte Kugler die Kronen der Kastanien vor dem Portal des Justizgebäudes sehen. Noch immer wurde geredet, Kugler musste sich Mühe geben, dem Gemurmel zu folgen. In der Schule war das so gewesen, wenn sich die Stimme des Lehrers anhörte, als sei sie ins Ferne abgedriftet. Etwas unterhalb von ihm saß Stefan Rodek, straff, aufrecht, die schwarzen Haare akkurat geschnitten, Nacken und Ohren frei, die Hände auf dem Tisch, als befände er sich auf einem Lehrgang für Stabsunteroffiziere. Rechts neben Rodek hockte Axel Veihle. Glatzköpfig. Ein Mehlsack, der es fertig gebracht hatte, dumm zu grinsen, als der medizinische Sachverständige Dias von den Brandwunden gezeigt hatte.

Kugler zwang sich, dem Experten des Landeskriminalamtes zuzuhören, der am Tisch unterhalb der Staatsanwältin Meulenfeld saß. Der Mann trug einen struppigen grauen Bart und blickte ergeben auf das Gericht, als habe er schon lange die Hoffnung aufgegeben, einem Juristen naturwissenschaftliche Grundbegriffe verständlich machen zu können. Schließlich stand er auf, ging zum Richtertisch und legte dem Vorsitzenden mehrere Diagramme vor. Kopien davon brachte er der Staatsanwältin und den beiden Anwälten.

Die Diagramme zeigten scharf gezackte, dann unterschiedlich auslaufende Kurven. Kugler ließ die Blätter vor sich liegen. Neben ihm beugte sich Rosdorfer beflissen darüber.

»Wenn ich das zusammenfassen darf«, sagte der Vorsitzende Richter Hagenberg, »dann ist dem Brand des Wohncontainers, in dem sich der Nebenkläger Casaroli befand, durch einen Brandbeschleuniger nachgeholfen worden?«

»Man kann das so nennen«, antwortete der Sachverständige. »Wir haben vor beiden Türen und unterhalb der Fenster Rückstände von Mineralöl gefunden, außerdem Überreste von verbranntem textilem Gewebe. Das deutet darauf hin, dass an den Außenwänden des Containers Öl ausgeschüttet und mit brennenden Stofflappen angezündet wurde.«

»Das verstehe ich nicht«, sagte Rosdorfer. »Wieso das? Benzin entzündet sich doch sofort, da brauchen Sie nur eine brennende Zigarettenkippe hineinzuwerfen.«

Mit resignierter Geste wies der Experte auf die Diagramme. »Es ist kein Kraftstoff für Ottomotoren verwendet worden, sondern Mineralöl mit wesentlich höherem Flammpunkt. Es war also kein Benzin, wohl aber Dieselkraftstoff oder Heizöl. Deswegen wurden zusätzlich Zünder benötigt.«

»Habe ich das vorhin richtig verstanden«, meldete sich einer der beisitzenden Richter zu Wort, »die Rauchspuren, die am Hemd und im Gesicht des Angeklagten Veihle gefunden wurden, rühren ebenfalls von Mineralöl her?«

»Das ist richtig.«

»Können Sie das nicht näher eingrenzen?«, schaltete sich Hagenberg ein. »War das nun Dieselkraftstoff oder Heizöl? Soviel ich weiß, wird Heizöl mit Zusatzstoffen markiert, weil der Fiskus sonst nicht die Leute überführen kann, die damit ihren Daimler auftanken.«

»Auch das ist richtig. Furfurol ist ein solcher Zusatz. Aber die uns vorliegenden Proben reichen nicht aus, um solche Zusätze nachzuweisen. Oder sie auszuschließen.«

Hagenberg überlegte. »Gilt das sowohl für die Proben vom Brandschutt wie für die Rauchpartikel, die beim Angeklagten Veihle gefunden wurden?«

»Exakt. In beiden Fällen kann Heizöl im Spiel gewesen sein, aber auch Dieselkraftstoff.«

Im Spiel ist gut, dachte Kugler.

Rosdorfer bedankte sich und bat, die Antwort ins Protokoll aufzunehmen. Der Protokollführer war ein blasser unauffälliger Mann, der auf der Richterbank links von den drei Richtern und den beiden Schöffen saß, fast auf gleicher Höhe mit den Anwälten. Rodek drehte den Kopf und warf Kugler einen kurzen Blick zu. Kugler verzog nur kurz einen Mundwinkel. Er war Rodeks Anwalt. An diesem Morgen musste er nicht viel tun, um sein Geld zu verdienen.

Veihle feixte. Kugler schüttelte unwillig den Kopf. Rosdorfer hat seinen Mandanten nicht im Griff, dachte er. Aber es hatte keinen Zweck, dem Kollegen Ratschläge zu geben. Der war seit dreißig Jahren im Geschäft und hielt sich für einen Starverteidiger, seit er einmal einen Mann freipaukte, der - wie jeder zu wissen glaubte - die eigene Frau ersäuft hatte.

Besorgt warf er einen Blick auf das Gericht. Hagenberg und die beiden anderen Berufsrichter steckten die Köpfe zusammen, die beiden Schöffen starrten leer vor sich hin. An Veihle schien niemand Anstoß genommen zu haben. An der Fensterseite des Saales, Kugler gegenüber, saß Casaroli in seinem Rollstuhl, die Wollmütze über dem Schädel, die Hände in Handschuhen verpackt. Seine Gesichtshaut war weißfleckig, und statt des Mundes hatte er eine Art Querspalt.

Kugler vermied es, länger hinzusehen. Sein Blick ging weiter, glitt bemüht gleichgültig über den dunkelhaarigen Mann auf dem Fensterplatz in der dritten Reihe, der seinen beigen Kamelhaarmantel über die Lehne des Vordersitzes gelegt hatte. Noch ein Spaghetti, hätte Veihle gesagt. Kugler erinnerte sich an die ersten Gespräche mit Rodek. »Den Ausdruck Spaghetti will ich von Ihnen nicht mehr hören. Nicht während der Verhandlung.«

In der Verhandlungspause hatte ihn Rodek auf den Mann am Fenster angesprochen. Ob man herausfinden könne, wer das sei? Kugler hatte sich gewundert. Es schien das erste Mal, dass Rodek beunruhigt war. Angst vor der Mafia? Oder wäre da wohl eher die N´drangheta zuständig? Es war albern, aber Kugler hatte trotzdem einen früheren Kommilitonen angerufen, der jetzt Abteilungsleiter beim Landeskriminalamt Stuttgart war, und ihm eine Beschreibung durchgegeben.

Vor ihm schnaufte Veihle auf. Ein mittelgroßer, grauer Mann von aufrechter Haltung hatte den Saal betreten und dem Protokollführer seine Personalien diktiert: ». . . ladungsfähige Anschrift: Polizeidirektion Ulm, Neuer Bau; mit den Angeklagten nicht verwandt oder verschwägert, wegen Eidesverletzung nicht vorbestraft.«

Plötzlich war Kugler hellwach. Der Graue war Kriminalhauptkommissar Berndorf.

»Wir haben Sie hergebeten«, sagte der Vorsitzende Richter Hagenberg, »weil die Verteidigung noch einige Fragen zum Geständnis des Herrn Veihle hat.« Noch ehe Kugler protestieren konnte, fügte der Richter eilig hinzu. »Zu Veihles widerrufenem Geständnis.«

Rosdorfer begann damit, dass die Polizei seinen Mandanten Veihle in der Tatnacht aufgespürt habe. Ob der Herr Veihle denn vernehmungsfähig gewesen sei?

»Ja«, sagte Berndorf knapp.

»Könnten Sie das etwas genauer darlegen«, hakte Rosdorfer nach. »Hat Herr Veihle die Fragen verstanden, die Sie ihm gestellt haben? Hat er zusammenhängende Antworten geben können?«

»Er hat die Fragen verstanden, und er hat geantwortet.«

»Es muss Ihnen doch aufgefallen sein, dass mein Mandant ziemlich einen - nun ja, einen gehoben hatte, also ich meine: dass er sternhagelvoll betrunken war?«

»Dass er getrunken hatte, war zu riechen«, sagte Berndorf. »Wir haben deshalb auch die Entnahme einer Blutprobe veranlasst.«

»Und trotzdem haben Sie ihn vernommen?«

»Wir hatten, Herr Anwalt, einen - Brandanschlag auf eine Wohnunterkunft aufzuklären, ein Kapitalverbrechen also«, antwortete Berndorf, »mit einem Opfer in akuter Lebensgefahr, wir hatten Zeugenaussagen, die auf zwei Täter hinwiesen, und wir hatten einen Tatverdächtigen. Hätten wir Ihrer Ansicht nach warten sollen, bis der zweite Mann über alle Berge war?«

»Die Fragen wollen Sie bitte mich stellen lassen, Herr Zeuge«, antwortete Rosdorfer pikiert. Aber dann fiel ihm keine mehr ein. »Für den Augenblick nicht.«

Kugler schaltete sich ein: »Haben Sie nachgeholfen, dass der Herr Veihle hat vernommen werden können?«

Berndorf sah ihn reglos an. »Ich verstehe Ihre Frage nicht.«

»Stimmt es, dass Sie ihm den Kopf unter den Wasserhahn gehalten und das kalte Wasser aufgedreht haben? Dass sie ihm heißen Kaffee eingeflößt haben?«

»Es war nachts. Wenn ein Beschuldigter während der Vernehmung einen Kaffee will, bekommt er einen. Heiß war er sicher nicht. Aus den Automaten im Neuen Bau gibt es nur lauwarmen.« Im Saal kicherten Zuhörer.

»Vielleicht sollte ich Ihnen sagen, Herr Zeuge«, sagte Kugler bissig, »dass wir uns hier nicht zum Scherzen versammelt haben. Haben Sie nun dem Herrn Veihle den Kopf unter den Wasserhahn gehalten oder nicht?«

»Es ist richtig, dass sich Herr Veihle erfrischen wollte. Selbstverständlich haben wir ihm das erlaubt. Wir haben es nicht als unsere Aufgabe betrachtet, ihm dabei den Kopf zu halten.«

Abrupt, mit einer zornigen Geste drehte sich Rodek zu Kugler um. Der Protokollführer zuckte erschrocken zusammen. »Der verscheißert uns«, flüsterte Rodek. Kugler hob beruhigend die Hand. Rodek warf einen Blick auf den Protokollführer, dann wandte er sich wieder dem Saal zu.

»Der lügt wie gedruckt«, sagte Veihle laut. »Fast erstickt bin ich.« Berndorf sah Veihle an. »Wenn das so war, hat man bei Ihrer Aufnahme in die U-Haft sicherlich Blutergüsse oder ähnliche Verletzungen festgestellt. War dem so?«

»Nun machen Sie mal einen Punkt«, warf Kugler ein. »Da genügt doch ein Wort von Ihnen, und nichts dergleichen wird festgestellt.«

»Wenn ich das richtig verstehe, werfen Sie nicht nur mir, sondern auch den Verantwortlichen der Haftanstalt pflichtwidriges Verhalten vor. Aber das müssen Sie schon mit diesen selbst diskutieren. Ich kann Ihnen zu den Vorgängen in der U-Haft keine Angaben machen.«

 


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Autor

Ulrich Ritzel, geboren 1940, aufgewachsen auf der Schwäbischen Alb, arbeitete mehr als drei Jahrzehnte als Journalist und wurde 1980 mit dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse ausgezeichnet. Mit dem Roman "Der Schatten des Schwans" debütierte er 1999 als freier Autor. Aus der Reihe seiner Romane um den Kommissar Berndorf erhielten "Schwemmholz" und "Beifang" den Deutschen Krimi-Preis, "Der Hund des Propheten" den Preis der Burgdorfer Krimi-Tage. Ulrich Ritzel lebt mit seiner Ehefrau Susanne und seinen beiden Hunden seit 2008 in der Schweiz.