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Bis in alle Ewigkeit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
557 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am06.11.20121. Auflage
Auf der Jagd nach Unsterblichkeit.

Sofja, eine junge russische Biologin, erhält 2006 das Angebot, auf der Insel Sylt an einem internationalen Forschungsprojekt mitzuarbeiten. Dass sie diese Möglichkeit nicht ihren wissenschaftlichen Fähigkeiten verdankt, sondern ihrer Herkunft, ahnt sie nicht. Ihr Urgroßvater soll ein Mittel erfunden haben, das Menschen das ewige Leben schenkt. Vor kurzem ist ihr Vater, gerade zurückgekehrt von einer Reise nach Deutschland, auf geheimnisvolle Weise gestorben. Ist ihr Auftraggeber sein Mörder?



Polina Daschkowa, geboren 1960, wird auch gerne als Königin des russischen Krimis bezeichnet. Sie studierte am Gorki-Literaturinstitut in Moskau und arbeitete als Dolmetscherin und Übersetzerin, bevor sie zur beliebtesten russischen Krimiautorin avancierte. Sie lebt in Moskau.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextAuf der Jagd nach Unsterblichkeit.

Sofja, eine junge russische Biologin, erhält 2006 das Angebot, auf der Insel Sylt an einem internationalen Forschungsprojekt mitzuarbeiten. Dass sie diese Möglichkeit nicht ihren wissenschaftlichen Fähigkeiten verdankt, sondern ihrer Herkunft, ahnt sie nicht. Ihr Urgroßvater soll ein Mittel erfunden haben, das Menschen das ewige Leben schenkt. Vor kurzem ist ihr Vater, gerade zurückgekehrt von einer Reise nach Deutschland, auf geheimnisvolle Weise gestorben. Ist ihr Auftraggeber sein Mörder?



Polina Daschkowa, geboren 1960, wird auch gerne als Königin des russischen Krimis bezeichnet. Sie studierte am Gorki-Literaturinstitut in Moskau und arbeitete als Dolmetscherin und Übersetzerin, bevor sie zur beliebtesten russischen Krimiautorin avancierte. Sie lebt in Moskau.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841204820
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum06.11.2012
Auflage1. Auflage
Seiten557 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2304 Kbytes
Artikel-Nr.1218979
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Erstes Kapitel
Moskau 1916

Die Wohnung von Professor Michail Wladimirowitsch Sweschnikow nahm den gesamten dritten Stock in einem neuen Haus in der Zweiten Twerskaja-Jamskaja-Straße ein. Der Professor war Witwer, noch nicht alt, und hatte drei Kinder. Böse Zungen behaupteten, er habe sie alle in Reagenzgläsern gezüchtet. Unter den umliegenden Krämerinnen kursierten Gerüchte, dieser Doktor würde Tote wieder lebendig machen, könne sich in einen schwarzen Hund und in eine weiße Maus verwandeln und sei zweitausend Jahre alt. Zu Adels- und Professorentitel und dem Rang eines kaiserlichen Generals sei er mit Hilfe schwarzer Magie sowie der japanischen und deutschen Spionagedienste gekommen.

Übrigens wussten weder der Professor selbst noch seine Hausgenossen von diesen Gerüchten. Nur das Dienstmädchen Marina, eine stille, füllige junge Frau von fünfundzwanzig Jahren, erzählte manchmal, wenn sie vom Einkauf im Lebensmittelladen kam, der alten und nahezu tauben Kinderfrau Awdotja Borissowna davon. Wenn Marina ihr laut ins Ohr flüsterte, seufzte Awdotja, stöhnte und schüttelte den Kopf. Sie glaubte, Marina spreche von erfundenen Personen, aus der Zeitung oder aus einem Buch. Sie konnte sich keinen Augenblick lang vorstellen, dass die Rede von ihrem geliebten Michail war, dessen Kinderfrau und Amme sie gewesen war, vor langer Zeit, in einem anderen Jahrhundert.

In Moskau wimmelte es von Medien, Hellsehern, Hypnotiseuren, Handlesern und Hexern - für jeden Geschmack.

Über dem Professor wohnte der Spiritist Bublikow, an seiner Tür hing sogar ein glänzendes Schild: »Doktor der Esoterik, großer Magier, verdienter Spiritist des Russischen Reichs A. A. Bublikow«. Doch er interessierte die Krämerinnen seltsamerweise weniger als Professor Sweschnikow.

An einem dunklen Januarmorgen des Jahres 1916, in der siebten Stunde, gellte aus einem Fenster des dritten Stocks, das zum Hof hinausging, ein Frauenschrei. Der Hauswart Sulejman rammte die Schaufel in eine Schneewehe und schaute hinauf. Das kleine Lüftungsfenster stand offen, durch die dichten Vorhänge drang helles elektrisches Licht. Ein Lichtstreifen lag auf der dunklen Schneewehe, und einzelne Schneekristalle funkelten darin wie eine Handvoll kleiner Diamanten.

Dem Schrei folgte nichts als Stille. Der Hauswart zog einen Handschuh aus und betete leise und ausgiebig zu Allah.

Im ehemaligen Speisezimmer, das nun als Laboratorium diente, saß das alte Dienstmädchen Klawdija auf dem Fußboden und roch an einem Salmiakfläschchen. Professor Sweschnikow stand über sie gebeugt. Unrasiert, verschlafen, in einem gesteppten seidenen Hausrock, ein Handtuch um den Hals und in warmen Hausschuhen, war er auf den Schrei des Dienstmädchens hin aus dem Bad herbeigeeilt.

»Na, na, ganz ruhig, Klawdija, hör auf zu zittern«, sagte der Professor in angenehmem, schlafheiserem Bariton, »beruhige dich und erzähl mir alles der Reihe nach.«

Klawdija schniefte, hob einen zitternden Arm und zeigte in eine entfernte Ecke, wo hinter einem Krankenhauswandschirm aus Wachstuch drei kleine Glaskästen mit Luftlöchern standen. In einem rannten zwei fette weiße Ratten, lautlos fiepend, hin und her. Im zweiten wuselte ein Dutzend kleiner Ratten herum. Der dritte war leer.

»Hast du den Käfig aufgemacht?«

Klawdija schüttelte entschieden den Kopf. Der Professor fasste sie unter, hob sie hoch, führte sie zu einer Liege, setzte sie hin und schritt energisch in die Rattenecke.

Das solide dicke Glas war an mehreren Stellen gesprungen. Der runde Metalldeckel war aufgeklappt. Feine Kiefernspäne aus dem Käfig lagen auf dem Fußboden herum.

»Hast du ihn gesehen?«, fragte der Professor und betrachtete die frischen Kratzer auf dem Metall und den abgebrochenen kleinen Riegel.

»Und ob ich ihn gesehen habe! Er hat sich auf mich gestürzt, der Teufel, wo er bloß die Kraft her hat, alt und krank, wie er ist. Ist schon fast krepiert, und dann springt er so hoch.« Klawdija zeigte mit der Hand eine Höhe von anderthalb Metern über dem Boden. »Er wär mir beinahe ins Gesicht gesprungen, der Mistkerl, ich hab ihn gerade noch mit dem Besen abwehren können, den Unhold.«

Das Dienstmädchen Klawdija war eine gottesfürchtige Person, schweigsam und ungelenk. Sie war kein Plappermaul, hob nie die Stimme, benutzte niemals Schimpfworte. Nun brannten ihre Wangen, und ihre Augen glänzten. Sie zitterte wie im Fieber und leckte sich die trockenen Lippen. Der Professor griff aus alter ärztlicher Gewohnheit nach ihrem Handgelenk und registrierte mechanisch, dass ihr Puls raste, mindestens hundertfünfzig in der Minute, und sein eigener ebenso.

»Moment mal, du meinst, er ist von irgendwo runtergefallen?«, fragte er nach und schaute sich um.

»Von wegen gefallen! Nein!«

»Sondern? Vom Boden hochgesprungen? So hoch?« Der Professor lachte nervös.

»Er ist hochgeflogen, als wär er ein Vogel und keine Ratte. Ach du meine Güte, was ist denn das?« Klawdija öffnete den Mund und riss die Augen weit auf.

Es wurde still. Man hörte den Hauswart draußen Schnee schippen. Zu diesem Geräusch gesellte sich ein anderes - ein hartnäckiges, beunruhigendes Quietschen.

Der braune Plüschvorhang bewegte sich rasch und heftig, als wäre er plötzlich lebendig. Das Ende der massiven hölzernen Gardinenstange rutschte krachend herunter, Stuck rieselte.

Der Professor besann sich als Erster. Mit einem Satz war er am Fenster und warf sich auf den zappelnden Vorhang.

»Klawa, Äther, schnell! Und Handschuhe, zieh Handschuhe an!«

Der Professor kniete am Boden. Der gefangene Vorhang tobte und fiepte in seinen Händen. Der Professor keuchte und atmete schwer. Seine Augen glänzten, die Wangen unter den grauen Bartstoppeln schimmerten rot. Er sah aus wie ein Torwart, der im letzten Moment den Ball gefangen hat, als das Spiel schon fast verloren war.

»Nein!«, rief Klawdija leise. »Ich kann das nicht! Gott ist mein Zeuge, Michail Wladimirowitsch. Ich kann nicht. Haben Sie seine Schnauze gesehen? Seine Augen?«

»Hör auf, es ist nur eine Ratte. Zieh dir Handschuhe an.«

Oben schaukelte die Gardinenstange. Sie hing nur noch an einer Schraube. Der Messingknauf am Ende drohte dem Professor auf den Kopf zu fallen. Klawdija saß reglos da, nur ihre Lippen bewegten sich kaum merklich. Sie murmelte ein Gebet.

»Na schön, geh Tanja wecken«, sagte der Professor.

Klawdija sprang hastig auf, rannte davon und prallte an der Tür gegen ein dünnes junges Mädchen von siebzehn Jahren mit blauen Augen, die Tochter des Professors. Tanja war von dem Lärm aufgewacht. In einem gelben Negligé, das hüftlange helle Haar offen, eilte sie ins Labor, ihrem Vater zu Hilfe.

Nach einer Viertelstunde lag auf dem nicht sehr großen Operationstisch ein mit Äther eingeschläfertes dickes kleines Tier. Es war eine Laborratte, genauer gesagt, ein Ratz. Ganz weiß, mit einem roten Fleck unter dem Unterkiefer. Das seltsame, für eine Ratte ungewöhnliche Mal erinnerte an ein Pentagramm, einen fünfzackigen Stern mit der Spitze nach unten.

»Die Uroma von diesem Ratz muss mit einem Urahn des Katers unserer Kinderfrau gesündigt haben«, hatte Tanja einmal gesagt. »Der schöne Mursik hat am Hals genau so einen Fleck, nur rund.«

»Ausgeschlossen«, widersprach der Professor. »Zwischen Katzen und Ratten sind derartige Beziehungen unmöglich.«

Tanja lachte, bis sie einen Schluckauf bekam. Sie amüsierte sich immer sehr über den Gesichtsausdruck ihres Vaters, wenn er vollkommen konzentriert war, keine Scherze verstand und selbst die absurdesten Mutmaßungen ernsthaft erwog.

»Komm, wir nennen ihn Grigori, zu Ehren von Rasputin«, schlug Tanja vor und berührte das rote Pentagramm.

»Wie oft habe ich dir das schon gesagt: Versuchstieren darf man keine Namen geben, nur Nummern«, entgegnete der Vater mürrisch. »Und wieso gerade der mystische Kerl Ihrer Majestät? Er ist nicht der Einzige auf der Welt, der Grigori heißt. Mendel, der Begründer der Genetik, hieß auch Grigori.«

»Umso besser! Ich werde ihn Grigori III. nennen!«, rief Tanja freudig.

»Untersteh dich! Jedenfalls in meiner Gegenwart!«, schimpfte der Vater.

Dieser Dialog lag ein halbes Jahr zurück. Seitdem nannte Tanja den Versuchsratz mit dem roten Fleck Grigori III. Irgendwann nannte ihn auch der Professor unversehens so.

Nun betrachteten beide, Vater und Tochter, verwirrt das schlafende Tier. Der nackte rosa Bauch bebte leicht. Die Pfoten, die aussahen wie winzige, zierliche Damenhändchen, vollführten ein paar schwache Kratzbewegungen und kamen dann zur Ruhe.

»Nein, Papa, das ist nicht Grigori, nein«, sagte Tanja und gähnte. »Sieh doch, sein Fell ist weiß und flauschig, die Augen rosa. Die Haut ist weich und jung. Und wo ist denn der Fleck? Wo, zeig ihn mir!«

»Hier ist er. An Ort und Stelle.«

»Ich glaube es trotzdem nicht. Grigori hat eine riesige Nachkommenschaft, irgendwer aus einem Wurf kann das rote Pentagramm geerbt haben. Das ist sein Enkel oder Urenkel. Grigori war nach der Operation fast kahl.«

»War er. Aber nun ist das Fell nachgewachsen.«

»So schnell?«

»In einem Monat. Das ist normal.«

»Und die Farbe des neuen Fells ist dieselbe wie früher, mit demselben Pentagramm am Hals?«

»Wie du siehst.«

»Grigori muss eine Narbe auf dem Kopf haben. Wo ist sie? Da ist...
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Autor

Polina Daschkowa, geboren 1960, wird auch gerne als Königin des russischen Krimis bezeichnet. Sie studierte am Gorki-Literaturinstitut in Moskau und arbeitete als Dolmetscherin und Übersetzerin, bevor sie zur beliebtesten russischen Krimiautorin avancierte. Sie lebt in Moskau.