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Du wirst mich nie verraten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
136 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am15.06.20181. Auflage
Knisternde Spannung und ein schonungsloses Bild der russischen Gesellschaft zeichnen Polina Daschkowas Romane aus. In diesem Buch erzählt sie die Geschichte einer großen Liebe. Als Kiril das Mädchen Vika an einem kalten Winterabend zum ersten Mal sieht, ist er sich sicher: Sie ist für ihn die Frau fürs Leben. Doch sie stammt aus einer anderen Welt. Ihr Vater verkehrt in kriminellen Kreisen und sie heiratet einen Mafiaboss. Das stellt Kirill - der Angehöriger eines Sonderkommandos ist, das in politischen Krisen zum Einsatz kommt - auf eine harte Probe ...

Eine raffinierte und spannende Liebesgeschichte.



Polina Daschkowa, geboren 1960, wird auch gerne als Königin des russischen Krimis bezeichnet. Sie studierte am Gorki-Literaturinstitut in Moskau und arbeitete als Dolmetscherin und Übersetzerin, bevor sie zur beliebtesten russischen Krimiautorin avancierte. Sie lebt in Moskau.
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Produkt

KlappentextKnisternde Spannung und ein schonungsloses Bild der russischen Gesellschaft zeichnen Polina Daschkowas Romane aus. In diesem Buch erzählt sie die Geschichte einer großen Liebe. Als Kiril das Mädchen Vika an einem kalten Winterabend zum ersten Mal sieht, ist er sich sicher: Sie ist für ihn die Frau fürs Leben. Doch sie stammt aus einer anderen Welt. Ihr Vater verkehrt in kriminellen Kreisen und sie heiratet einen Mafiaboss. Das stellt Kirill - der Angehöriger eines Sonderkommandos ist, das in politischen Krisen zum Einsatz kommt - auf eine harte Probe ...

Eine raffinierte und spannende Liebesgeschichte.



Polina Daschkowa, geboren 1960, wird auch gerne als Königin des russischen Krimis bezeichnet. Sie studierte am Gorki-Literaturinstitut in Moskau und arbeitete als Dolmetscherin und Übersetzerin, bevor sie zur beliebtesten russischen Krimiautorin avancierte. Sie lebt in Moskau.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841202970
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum15.06.2018
Auflage1. Auflage
Seiten136 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3441172
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kabul 1979

Die schneeweiße Slughi-Hündin lief über den staubigen Platz vor dem Offizierskasino. Woher diese blendende Reinheit, diese klaren Linien und fließenden Bewegungen? Hier war doch alles öde und grau. Nichts vom Zauber des Orients. Allein die malerische Bergkette am Horizont erfreute das Auge. Die Slughi mußte von einem anderen Stern sein. Zuerst glaubte Kirill an eine Fata Morgana. Dann fiel ihm ein, daß es nur noch eine Woche bis Neujahr war. Die Schöne auf den schlanken Beinen mußte dem Tadsh-Bek-Palast entsprungen sein, einem düsteren, dreistöckigen Klotz, der auf ihn wirkte wie ein mittelalterliches Verlies.

Der Palast stand auf einem mächtigen Hügel mitten in der Landschaft. Die Straße zum Tor schlängelte sich in engen Serpentinen den steilen Hang hinauf. Bewacht wurde er von Nationalgardisten, die man vor allem aus Präsident Amins Clan rekrutiert hatte. Ihre Unterkunft im dritten Stock des Gebäudes bildete die Hauptverteidigungslinie. Von dort beobachteten sie die Gegend Tag und Nacht. Außerdem hatte man um den Palast sieben Wachposten aufgestellt. Das war die zweite Verteidigungslinie. Die Posten wechselten alle zwei Stunden. Die dritte, äußere Linie bestand aus drei Bataillonen motorisierter Infanterie und Panzer vom Typ T-54. Den Befehl über die Wachmannschaften hatte Major Dshindad, Absolvent der Schule der Luftlandetruppen in Rjasan bei Moskau. Fast einer von den eigenen Leuten.

Die Palastwache zählte 2500 Mann. Wie die Hündin hatte entweichen können, blieb ihr Geheimnis. Amin liebte seine Vierbeiner. Die Slughi, eine Rasse aus dem alten Arabien, mochte er besonders.

Die Slughi ähneln den Hunden, die auf den Särgen ägyptischer Pharaonen abgebildet sind. Seit undenklicher Zeit begleiteten sie die Beduinenstämme auf ihren Wanderungen. Die brachten sie auf dem Kamel zur Jagd, damit sie sich im heißen Sand nicht ihre zarten Pfoten verbrannten.

Für den Moslem ist der Hund ein unsauberes Tier, das man nicht ins Haus läßt. Allein die Slughi hatten über die Jahrhunderte das Recht, mit ihrem Herrn unter einem Dach zu leben. Diese seltenen Hunde konnten sich nur sehr wohlhabende, angesehene Männer leisten. Wie hatte die schneeweiße Schönheit durch die Kette der wachsamen Posten schlüpfen können? Oder war sie doch nur eine Fata Morgana? Bestimmt! Denn an der Seite des Hundes hatte Kirill deutlich das blonde Mädchen gesehen. Mit leichtem, fast tänzelndem Schritt war es am Fenster vorbeigeschwebt und im Staub des Platzes verschwunden. Vielleicht war es möglich, daß eine solche Hündin hier auftauchte. Aber das Mädchen? Ausgeschlossen.

Wie auf Knopfdruck lief vor Kirills geistigem Auge eine phantastische Geschichte ab: Sie ist Krankenschwester in einem sowjetischen Feldlazarett. Er liegt dort verwundet, sie beugt sich über ihn, streicht ihm über den geschorenen Kopf, drückt ihm einen flüchtigen Kuß auf die Stirn und flüstert ihm tröstende Worte zu.

Der Offiziersschüler Kirill mußte immer an sein Wintermädchen denken, auch als er mit der Sondereinsatzgruppe »Zenit« nach Kabul entsandt wurde. Nach jener Neujahrsnacht hatte er Vika nur noch ein einziges Mal gesehen. Das war im Juni gewesen. Die Pappeln blühten, und ihre Samen schwebten in weißen Flocken zur Erde. So erschien sie ihm wieder in einer weißen Wolke.

Er war zu seiner Großmutter gekommen, um sich zu verabschieden. Vor ihm lag ein Manöver auf dem geheimen Luftlandeplatz von Balaschicha. Vika erblickte er, als er auf den Balkon trat, um zu rauchen. Wieder führte sie ihre Slughi-Hündin aus. Sie trug enge Jeans und ein weites weißes T-Shirt. Das lange Haar hatte sie locker aufgesteckt. Kirill stürzte ins Zimmer zurück, riß eine Schublade auf und griff nach Großvaters Feldstecher.

»Was treibst du da?« fragte Großmutter verwundert.

»Nichts. Nur so. Will mal sehen, ob er noch funktioniert. Darf ich den Feldstecher mitnehmen? Wir bekommen dort auch welche, aber der hier ist besser. Außerdem hat Großvater gesagt, er bringt Glück.«

Derartigen Unsinn plapperte Kirill, während er sein Mädchen durch das Glas betrachtete. Die alte Optik funktionierte. Er konnte jede Pore ihres Gesichts erkennen, des schönsten, das er je gesehen hatte. Wieder hörte er den Neujahrswalzer aus dem »Nußknacker«. Diesmal wurde er im Radio gespielt. Er wollte in den Hof hinunter, zu ihr laufen und sie ansprechen. Seinen letzten freien Abend würde er mit ihr verbringen, seinem Wintermädchen.

»Wo willst du hin?« rief ihm die Großmutter nach.

Dick erschrak und bellte wütend auf.

»Bin gleich wieder da!« antwortete Kirill.

Er wartete nicht, bis der Fahrstuhl kam, sondern rannte die Treppe hinab, zwei Stufen auf einmal nehmend. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Beinahe wäre er gefallen, denn er hatte immer noch Großvaters ausgetretene Pantoffeln an. Als er aus der Tür stürzte, war von Vika nichts mehr zu sehen.

»Das ist keine gute Familie«, erklärte die Großmutter streng. »Der Vater hat gesessen. Er ist ein Mafiaboß. Vielleicht muß er bald wieder hinter Gitter. Der älteste Sohn ist ein Spekulant, die Mutter ⦫

»Wovon redest du, Oma?«

»Das weißt du ganz genau, Kirill. Vergiß nicht, wo du jetzt bist und was du werden willst. Hier hast du eine Salami - ich habe sie über die Sonderbestellung zum 9. Mai bekommen. Und ein Paar Socken. Die habe ich aus Dicks Wolle gestrickt. Trage sie nachts, wenn sich eine Erkältung ankündigt. Auch bei Hitze kann man sich schlimm erkälten, besonders wenn es zieht. Zum Beispiel im Hubschrauber.«

Er ging für lange fort. Ehrlich gesagt, wußte er selber nicht, für wie lange. Vielleicht kam er nicht lebend zurück. Nach dem Manöver sollte Kirill sofort nach Afghanistan. Oberst Bojarinow vom Sonderlehrstuhl der Hochschule des KGB für Diversionstätigkeit hatte ihn der Einheit »Zenit« zugeteilt.

Sie bestand ausschließlich aus Absolventen von Kirills Hochschule und unterstand der Auslandsaufklärung. Kirill war der jüngste der Männer. Eigentlich betrug das Mindestalter zweiundzwanzig Jahre. Aber Oberst Bojarinow hatte auf Kirill bestanden. Der Offiziersschüler Petrow hatte ausgezeichnete Leistungen und war in jeder Hinsicht so, wie man sich einen Aufklärer vorstellte, geradezu ein Musterexemplar. Dazu hatte er sich im wesentlichen selbst gemacht. Aus Eitelkeit, aus einem glühenden jugendlichen Ehrgeiz hatte er sich zu einer Kampfmaschine, zu einem lebendigen Roboter gestählt. Überall wollte er der Beste sein. Mit vierzig würde er die Generalssterne tragen. Nun kam zu diesem Ziel ein zweites hinzu: Er wollte das Wintermädchen heiraten. Dabei schwante ihm, daß beides nicht miteinander zu vereinbaren war. Ein Offizier des KGB nahm nicht die Tochter eines Kriminellen zur Frau.

Die weiße Hündin war natürlich eine Halluzination gewesen. Aus dem Tadsh-Bek-Palast gab es kein Entrinnen. Was hatte sie auch auf dem staubigen Platz vor diesem schäbigen Haus zu suchen, dessen Schild mit der Aufschrift »Sheraton« auf russisch und englisch so lächerlich wirkte? Das Wintermädchen Vika konnte nicht hierhergeraten sein, auch nicht als Krankenschwester. Es lebte in Moskau und ging erst in die zehnte Klasse. Bald war Neujahr. Vielleicht führte sie in dieser Nacht wieder ihren Hund aus und tanzte im einsamen, verschneiten Hof ihren Walzer. Er aber würde nicht da sein. Und dann sprach sie ein anderer an, der mehr Schneid hatte als er.

Im Restaurant saßen Offiziere der Sondereinsatzgruppe. Den afghanischen Freunden hatten sie gesagt, sie wollten über ihre Neujahrsfeier reden und Tische bestellen. Tatsächlich aber beratschlagten sie, wie Präsident Amin aus dem Weg zu räumen sei, weil er außer Kontrolle geraten war und mit den Amerikanern anbandelte. Erst ein Jahr zuvor hatte er seinen Amtsvorgänger und Mentor Taraki beseitigen lassen und dessen Platz eingenommen.

Der Beschluß, Amin zu liquidieren, war im Kreml gefallen. Afghanistan gehörte zur »Sphäre lebenswichtiger Interessen« der UdSSR. Beide Länder hatten eine gemeinsame Grenze von zweieinhalbtausend Kilometern. Im tadshikischen Teil des Pamirgebirges gab es reiche Uranlagerstätten.

Die ersten beiden Attentate schlugen fehl. Zunächst hatte die Führung des KGB für den Geheimauftrag afghanische Terroristen angeworben. Sie vermochten Amin aber nur leicht zu verwunden. Er verstärkte daraufhin seinen Personenschutz. Als nächstes kam ein Sonderkommando des KGB zum Einsatz. Zwei Schützenpanzerwagen lauerten Amin auf, als er in seinen Palast zurückfuhr. Aber der Diktator ließ seine Wagenkolonne von fünf Panzern begleiten. Die Kräfte waren zu ungleich. Der Anschlag wurde abgeblasen, bevor er begonnen hatte. Nun fiel die Entscheidung, den Tadsh-Bek-Palast zu stürmen. Das sollte in dem Augenblick geschehen, da das begrenzte sowjetische Truppenkontingent, um das Amin selber gebeten hatte, afghanischen Boden betrat.

Der Plan hieß »Sturm 333«. Der Einmarsch der sowjetischen Truppen begann am 25. Dezember 1979. Binnen 48 Stunden wurden 350 Landungen sowjetischer Militärmaschinen gezählt. Militärtransporter brachten Truppen und Technik zum Flugplatz Bagram bei Kabul. Insgesamt waren fast 8000 Mann im Einsatz.

Das »Sheraton« lag nur wenige hundert Meter vom Palast entfernt. Von dort waren ein Teil des steilen Hügels und die längs der Straße eingegrabenen Panzer gut zu überblicken. Die Offiziere sprachen nicht darüber, daß ein offener Sturmangriff aussichtslos war. Das konnte jeder sehen.

»Ich...
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Polina Daschkowa, geboren 1960, wird auch gerne als Königin des russischen Krimis bezeichnet. Sie studierte am Gorki-Literaturinstitut in Moskau und arbeitete als Dolmetscherin und Übersetzerin, bevor sie zur beliebtesten russischen Krimiautorin avancierte. Sie lebt in Moskau.