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Drachenfeind

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
576 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am28.07.2014
Er vergaß den Freund, doch niemals ihre Freundschaft.
Nach einem Schiffsunglück hat Kapitän Will Laurence alles verloren. Doch sein größter Verlust ist ihm nicht einmal bewusst. Denn durch den Unfall hat er keine Erinnerung mehr an seine Zeit als Feuerreiter oder an seinen Drachen Temeraire. Allein muss er sich den Intrigen und Machtkämpfen der mächtigen Familien Japans stellen. Währenddessen reist Temeraire ohne seinen Kapitän nach Moskau, um die Stadt gegen das größte Heer, das die Welt je gesehen hat, zu verteidigen. Im Schatten des Kremls werden sich der Kapitän und sein Drache wiedersehen - und es wird sich herausstellen, ob es tiefere Bande gibt als bloße Erinnerungen ...

New-York-Times-Bestsellerautorin Naomi Novik ist in New York geboren und mit polnischen Märchen und den Büchern von J.R.R. Tolkien aufgewachsen. Mit ihrem Debüt, der Fantasyreihe »Die Feuerreiter seiner Majestät«, wurde sie weltbekannt. Inzwischen hat sie zahlreiche Preise erhalten, darunter 2016 den Nebula Award für »Das dunkle Herz des Waldes« und 2019 den Locus Award für »Das kalte Reich des Silbers«. Naomi Novik lebt mit ihrer Familie und sechs Computern in New York.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEr vergaß den Freund, doch niemals ihre Freundschaft.
Nach einem Schiffsunglück hat Kapitän Will Laurence alles verloren. Doch sein größter Verlust ist ihm nicht einmal bewusst. Denn durch den Unfall hat er keine Erinnerung mehr an seine Zeit als Feuerreiter oder an seinen Drachen Temeraire. Allein muss er sich den Intrigen und Machtkämpfen der mächtigen Familien Japans stellen. Währenddessen reist Temeraire ohne seinen Kapitän nach Moskau, um die Stadt gegen das größte Heer, das die Welt je gesehen hat, zu verteidigen. Im Schatten des Kremls werden sich der Kapitän und sein Drache wiedersehen - und es wird sich herausstellen, ob es tiefere Bande gibt als bloße Erinnerungen ...

New-York-Times-Bestsellerautorin Naomi Novik ist in New York geboren und mit polnischen Märchen und den Büchern von J.R.R. Tolkien aufgewachsen. Mit ihrem Debüt, der Fantasyreihe »Die Feuerreiter seiner Majestät«, wurde sie weltbekannt. Inzwischen hat sie zahlreiche Preise erhalten, darunter 2016 den Nebula Award für »Das dunkle Herz des Waldes« und 2019 den Locus Award für »Das kalte Reich des Silbers«. Naomi Novik lebt mit ihrer Familie und sechs Computern in New York.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641117924
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum28.07.2014
Reihen-Nr.8
Seiten576 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2018 Kbytes
Artikel-Nr.1366184
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe







1

Wasser leckte am Salz auf den Wangen des Mannes …

Ein frisches, kühles Rinnsal hatte sich seinen Weg in die Sandkuhle gebahnt, in der ER mit dem Gesicht nach unten lag, und weckte allmählich SEINE Lebensgeister. Mit einiger Mühe rappelte ER sich auf Hände und Knie auf, erhob sich schwankend und taumelte am Ufer entlang, bis ER am Fuße einiger knorriger Kiefern, die den Rand des Strandes säumten, wieder zusammenbrach.

SEIN Mund war trocken und rissig, die Zunge geschwollen. Sand klebte überall an SEINEN Händen. Der Wind schnitt scharf durch die vollgesogene Wolle SEINES Mantels, den das viele Wasser schwarz wirken ließ. ER war barfuß. Langsam löste ER die Überreste eines Ledergeschirrs, das um SEINE Taille gebunden war: Die Schnallen und Schließen waren aus solidem Stahl, der noch immer glänzte, doch das Wasser hatte dem Rest schlimm zugesetzt, und ER ließ das Zeug achtlos in den Sand fallen. Den Waffengurt behielt ER jedoch um. Als ER die Klinge zog, sah ER, dass sie aus glänzendem Damaszenerstahl gefertigt war. Das Heft war mit schwarzer Rochenhaut umwickelt, und anstelle der Klingenzwinge prangte der goldene Kopf eines Drachen. Ohne dass bei IHM auch nur die geringste Erinnerung dämmerte, starrte ER den Degen an.

ER legte sich die Klinge über die Knie, lehnte sich gegen einen Baumstamm und dämmerte vor sich hin. Vor IHM breitete sich ein öder Ozean aus: Das Wasser war von kaltem Blau, der Himmel hellgrau. Dunkle Wolken verschwanden am östlichen Horizont. Es war, als wäre ER soeben hier im Sand neugeboren worden, denn ER fühlte sich leer und gottverlassen wie das Ufer vor IHM und konnte in sich keine Spur von Kraft oder eigener Geschichte entdecken; nicht einmal an SEINEN Namen konnte ER sich erinnern.

Irgendwann brachte IHN der Durst dazu, sich in Bewegung zu setzen; ansonsten hätte wohl kaum etwas die Macht gehabt, IHN wieder auf die Beine zu treiben. Hinter den wenigen Bäumen entdeckte ER eine gut ausgebaute Straße, die allen Anzeichen nach viel genutzt wurde, denn ER sah frische Wagenspuren und aufgeworfene Erde. Langsam und mechanisch setzte ER einen Fuß vor den anderen, bis ER ganz in der Nähe der Straße einen kleinen Bach entdeckte, der in Richtung Meer floss. Hier machte ER Halt. ER ließ sich auf alle viere sinken und schöpfte mit der einen Hand Wasser, führte sie zum Mund und trank gierig, bis ER allen Salzgeschmack fortgespült hatte, dann ließ ER das restliche kühle Nass von SEINEM Gesicht zurück in den Bach tropfen. Am Ufer spross bereits das erste Grün, obwohl der Boden noch kalt war. In der Luft hing der Geruch von Kiefernnadeln, und der Bach schoss gleichmäßig gurgelnd über die Steine - ein Klang, der sich mit dem Meeresrauschen in einiger Entfernung vereinte. Der Wind brachte salzigen Geruch mit sich …

Tief in seinem Innern verspürte ER ein quälendes, unbestimmtes Drängen, das ER nicht zu fassen bekam, das aber da war wie eine Last auf SEINEN Schultern. Langsam gab SEIN zitternder Arm, auf den ER sich stützte, nach, und ER sank an Ort und Stelle ins spärliche Gras und zurück in einen tiefen Dämmerzustand. In SEINEM Kopf dröhnte ein dumpfer Schmerz …

Als die Sonne höher stieg, wärmte sie SEINEN Mantel. Reisende zogen auf der nahe gelegenen Straße vorüber. Vage vernahm ER das Klirren von Pferdegeschirren und den Klang von Schritten, hin und wieder auch das Quietschen von Wagenrädern, doch niemand hielt an und kümmerte sich um IHN oder machte Rast am Bachufer. Eine kleine Gruppe von Männern passierte IHN, die fröhlich und laut in einer Sprache sangen, die ER nicht kannte. Schließlich näherte sich eine größere Reisegesellschaft, die vom vertrauten Knarzen einer altmodischen Sänfte begleitet wurde. Irgendwo in einem versteckten Winkel SEINES Geistes stieg das Bild einer älteren Frau auf, die von Bediensteten durch die Straßen - von London? - getragen wurde, doch kaum dass ER sich des Bildes bewusst wurde, war IHM klar, dass es nicht hierhergehörte.

Das Knarzen versiegte abrupt, und eine Stimme ertönte von der Sänfte: ein klarer, befehlsgewohnter Tenor. Normalerweise hätte IHN die Vorsicht dazu getrieben aufzuspringen, doch ER verfügte über keinerlei Kraftreserven mehr, und schon war jemand bei IHM, der IHN genauer in Augenschein nahm - vielleicht irgendein Diener? ER hatte flüchtig den Eindruck, dass es das Gesicht eines jungen Mannes war, der sich über IHN beugte, doch nicht so tief, dass ER es deutlicher hätte erkennen können.

Der Diener verharrte kurz, dann zog er sich rasch zu seinem Herrn zurück und sagte etwas mit einer klaren, jungen Stimme. Eine weitere Pause folgte, bis der Meister schließlich in einer wieder anderen Sprache antwortete, die ER zwar nicht benennen, aber trotzdem aus irgendeinem Grund verstehen konnte. Der sich hebende und senkende, musikalisch klingende Tonfall war IHM vertraut.

»Ich werde mich dem Willen des Himmels nicht verschließen. Reden Sie weiter.«

»Er ist Holländer«, erwiderte der Diener in derselben Sprache, und in jedem seiner Worte schwangen Vorbehalte mit.

Der, über den sie da sprachen, hätte den Kopf heben und etwas erwidern sollen - ER war kein Holländer, immerhin so viel war IHM klar -, aber ER fror, und SEINE Glieder wurden von Minute zu Minute schwerer.

»Meister, lassen Sie uns unseren Weg fortsetzen …«

»Genug«, unterbrach ihn die Tenorstimme zwar leise, doch keinen Widerspruch duldend.

ER hörte, wie in der IHM unvertrauten Sprache Befehle erteilt wurden, während sich SEIN Bewusstsein immer mehr trübte; Hände griffen nach IHM, und ER hieß ihre Wärme willkommen. Dann wurde ER vom Boden aufgehoben und in eine Decke oder ein Netz gewickelt, damit man IHN transportieren konnte. ER schaffte es nicht, die Augen zu öffnen, um sich umzuschauen. Die Reisegruppe setzte ihren Weg fort … ER selbst hing in der Luft und schwang sanft hin und her. Beinahe fühlte ER sich, als läge ER an Bord eines Schiffes in einer Hängematte und schaukelte im Takt der Wellen. Diese Bewegung lullte IHN ein, und SEIN Schmerz wurde schwächer; irgendwann bekam ER dann überhaupt nichts mehr mit.

Als ER endlich aus einem verworrenen Traum voller brennender Segel, einem sinkenden Schiff und einem unerklärlichen Gefühl tiefer Verzweiflung hochschreckte, schoss IHM unvermittelt, aber mit großer Gewissheit, SEIN eigener Name durch den Kopf, und ER sprach ihn laut aus: »William Laurence.«

Während ER, WILLIAM LAURENCE, sich mühsam aufsetzte, begann die Erinnerung jedoch bereits wieder zu verblassen …

… Er lag auf einer dünnen Decke, die man auf einem Fußboden ausgebreitet hatte, der mit geflochtenen Strohmatten ausgelegt war. Der Raum sah anders aus als alle, die Laurence je betreten hatte: Nur eine einzige der vier Wände bestand aus festem Holz; die anderen wurden von durchscheinendem weißen Papier gebildet, das in Holzrahmen eingespannt war. Es gab keine Anzeichen für eine Tür oder ein Fenster. Man hatte ihn, Laurence, offenkundig gebadet und ihm einen Umhang aus leichter Baumwolle übergestreift. Seine eigenen Kleidungsstücke waren verschwunden, ebenso sein Degen. Letzteres kam ihm eigentümlicherweise wie der größere Verlust vor.

Jeder Zeitvorstellung und jedes Ortsgefühls beraubt, war er ohne irgendeinen Bezugspunkt. Die Kammer mochte ebenso gut eine einsam gelegene Hütte wie ein Zimmer in der Mitte eines großen Hauses sein. Vielleicht befand er sich auf der Spitze eines Berges oder aber am Ufer eines Ozeans. Er hatte keine Ahnung, ob er eine Stunde, einen Tag oder eine ganze Woche dahingedämmert war.

Mit einem Mal zeichnete sich ein Schatten gegenüber seinem Lager auf der Wand ab, und als diese auf einer Schiene beiseitegeschoben wurde, fiel Laurence' Blick für einen kurzen Moment in einen Flur und in einen anderen Raum dahinter, der gleichermaßen halb geöffnet war und sich von seinem eigenen Aufenthaltsort lediglich dadurch unterschied, dass ein Fenster den Blick auf einen dürren Kirschbaum mit kahlen, dunklen Ästen freigab. Ein junger, vielleicht sechzehnjähriger Mann, nicht sehr groß, aber schlaksig, als habe er in der letzten Zeit einen Schuss in die Höhe gemacht, schob sich durch die Öffnung und zwängte sich in den kleinen Raum mit der niedrigen Decke. Laurence starrte ihn mit ausdrucksloser Miene an. Der Bursche sah orientalisch aus. Sein langes, sorgfältig rasiertes Gesicht wirkte durch die letzten Überbleibsel von Babyspeck noch weich, zeigte jedoch bereits ein scharf geschnittenes Kinn. Die dunklen Haare hatte der junge Mann zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, und er war in aufwendig...


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Autor

New-York-Times-Bestsellerautorin Naomi Novik ist in New York geboren und mit polnischen Märchen und den Büchern von J.R.R. Tolkien aufgewachsen. Mit ihrem Debüt, der Fantasyreihe »Die Feuerreiter seiner Majestät«, wurde sie weltbekannt. Inzwischen hat sie zahlreiche Preise erhalten, darunter 2016 den Nebula Award für »Das dunkle Herz des Waldes« und 2019 den Locus Award für »Das kalte Reich des Silbers«. Naomi Novik lebt mit ihrer Familie und sechs Computern in New York.