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Vogelfrei

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.08.2014
Eine Rechtsmedizinerin, wie sie nur in diesem Buche steht
Der Herbst hält Einzug in München und bringt mit kräftigen Böen gleich drei Leichen auf Dr. Sofie Rosenhuths Seziertisch: Einen Selbstmörder, dessen Witwe erstaunlich wenig Trauer zeigt, eine Frau, in deren Brustkorb eine Glasfeile steckt, und einen Priester, der vom Turm der Mariahilfkirche in den Tod gestürzt ist. Die Rechtsmedizinerin glaubt, eine Verbindung zwischen den Fällen zu erkennen, doch ihr Ex, Hauptkommissar Joe, schaltet viel zu lang auf stur und ermittelt in eine ganz andere Richtung. Und da Joe sein Madl immer noch liebt, aber leider nur selten auf Sofie hört, muss sie am Schluss Kopf und Kragen riskieren, damit bei der Polizei was vorwärtsgeht ...

Felicitas Gruber ist das Pseudonym der Autorinnen Brigitte Riebe und Gesine Hirsch. Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und begeistert seit vielen Jahren mit ihren historischen Romanen ihre zahlreichen Leserinnen und Leser. Gesine Hirsch ist Kunsthistorikerin und entwickelte die erfolgreiche Serie »Dahoam is Dahoam« für das Bayerische Fernsehen mit. Beide Autorinnen leben in München, wo auch ihre Krimireihe mit der sympathischen Rechtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth spielt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine Rechtsmedizinerin, wie sie nur in diesem Buche steht
Der Herbst hält Einzug in München und bringt mit kräftigen Böen gleich drei Leichen auf Dr. Sofie Rosenhuths Seziertisch: Einen Selbstmörder, dessen Witwe erstaunlich wenig Trauer zeigt, eine Frau, in deren Brustkorb eine Glasfeile steckt, und einen Priester, der vom Turm der Mariahilfkirche in den Tod gestürzt ist. Die Rechtsmedizinerin glaubt, eine Verbindung zwischen den Fällen zu erkennen, doch ihr Ex, Hauptkommissar Joe, schaltet viel zu lang auf stur und ermittelt in eine ganz andere Richtung. Und da Joe sein Madl immer noch liebt, aber leider nur selten auf Sofie hört, muss sie am Schluss Kopf und Kragen riskieren, damit bei der Polizei was vorwärtsgeht ...

Felicitas Gruber ist das Pseudonym der Autorinnen Brigitte Riebe und Gesine Hirsch. Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und begeistert seit vielen Jahren mit ihren historischen Romanen ihre zahlreichen Leserinnen und Leser. Gesine Hirsch ist Kunsthistorikerin und entwickelte die erfolgreiche Serie »Dahoam is Dahoam« für das Bayerische Fernsehen mit. Beide Autorinnen leben in München, wo auch ihre Krimireihe mit der sympathischen Rechtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth spielt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641132613
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum11.08.2014
Reihen-Nr.2
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3362 Kbytes
Artikel-Nr.1382452
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2   Ganz nach Lehrbuch

2

Ganz nach Lehrbuch

Schütteres rötliches, da und dort bereits ergrautes Haar. Erste Anzeichen von Altersflecken an den Schläfen. Das Gesicht bläulich violett verfärbt, noch ungetrübte Hornhaut über den weit geöffneten Pupillen. Der Unterkiefer hing starr nach unten; aus dem rechten Mundwinkel zog sich eine ganz feine Speichelspur zum Kinn.

Was noch alles und nichts bedeuten konnte …

Sofie schätzte den hageren Mann, dessen vollständig bekleidete Leiche vor ihnen auf dem Sektionstisch lag, auf Ende fünfzig.

Spöttisch sah Elke Falk von der Kladde in ihrer Hand auf.

»Sie liegen mal wieder völlig daneben, liebe Frau Rosenhuth. Der Bursche, ein gewisser Manfred Groedinger, ist gerade mal siebenundvierzig Jahre. Aber vielleicht haben Sie bei der äußeren Leichenschau ja mehr Glück. Bin schon gespannt auf Ihre Expertise. Unser geschätzter Herr Moosbichler ist im Moment allerdings leider unabkömmlich oben in der Tox. Wenn ich Sie also bitten dürfte?« Frau Falk verzog das Gesicht. »Sie wissen ja, mein Handgelenk …«

Sofie seufzte und begann zunächst, den Körper des Mannes freizulegen. Gewissenhaft dokumentierte sie Kleidungsstück um Kleidungsstück, bevor sie es in einem Papiersack zur eventuellen späteren Untersuchung deponierte.

Von wegen Sehnenscheidenentzündung.

Die Falk - oder Frau Doktor Iglu, wie Sofie ihre frostige Kollegin im Stillen nannte - drückte sich doch nur zu gern vor jeder Art von körperlicher Betätigung.

Zumindest vor fast jeder.

Und blieb dennoch rank und schlank, im Gegensatz zu Sofie, die trotz intensiver Joggingeinheiten und eisernem Diätprogramm seit ihrer Rückkehr aus Berlin sage und schreibe fünf Kilo zugenommen hatte, zwei davon allein während ihrer Italientour mit Joe. Was sich leider auch an ihrem flaschengrünen Kittel bemerkbar machte, der sich seit Neuestem empfindlich um Brust und Hüften spannte. Wenn das so weiterging, würde sie sich wieder in dieses sackähnliche Ding bequemen müssen, das sie nach ihrem Geburtstag im Frühjahr mit Wonne in den hintersten Winkel ihres Kabuffs verbannt hatte …

Sag bloß, das wundert dich, mokierte sich ihre innere Stimme. Seit wann gelten Pizza und Spaghetti denn als Diät? Und wer hat sich erst vorhin gleich alle Cantuccini auf einmal reingeschoben? Na?

Sofie runzelte die Stirn.

Und wenn wir gerade schon dabei sind, fuhr die Stimme erbarmungslos fort, wann hast du denn das letzte Mal gesportelt, meine Liebe? Von guten Vorsätzen allein hat bekanntlich noch niemand abgenommen, wenn ich dich daran erinnern darf.

»Übrigens sehen Sie sehr erholt aus, Frau Kollegin«, schaltete sich nun auch noch Frau Falk beiläufig ein. »Die Bräune steht Ihnen wirklich ausgezeichnet. Und dazu diese leichte Fülle, die Sie sich im Urlaub zugelegt haben …«

Hatten sich heute etwa alle gegen sie verschworen?

Sofie lag bereits eine gesalzene Retourkutsche auf den Lippen - als sie stutzte.

Aus dem rot-weiß gewürfelten Hemd, das sie nun öffnete, ragte eine rotlederne, mit Strass besetzte Hundeleine, die um den Hals des Toten geschlungen war.

Angespannt entfernte Sofie die Leine und nahm die Halspartie in näheren Augenschein. Vorne, oberhalb des Kehlkopfes, sowie an beiden Seiten war deutlich eine horizontal verlaufende, tiefe Strangmarke zu erkennen, die seitlich zum Nacken hin symmetrisch anstieg. Die Breite, etwa ein Zentimeter, deckte sich mit der der Leine. Die Hautpartien entlang der Strangfurche waren rotbraun und trocken.

Kein Zweifel, der Mann hatte sich erhängt. Oder aber er war erhängt worden …

Elke Falk erwiderte Sofies grübelnden Blick mit einem hoheitsvollen Nicken.

»Ein geradezu lehrbuchhafter Fall von Strangulation durch Erhängen, Frau Rosenhuth. Ganz genau. Dafür sprechen der symmetrische Verlauf der eintourigen Furche, der höchste Punkt der Strangfurche im Nacken sowie die geweiteten Pupillen und die feine Speichelspur. Ein Suizid, wie er im Buche steht, wenn Sie mich fragen.«

Sofie zögerte, was Falk nicht entging.

»Oder sind Sie etwa anderer Meinung?«

»Ich halte Ihren Befund zumindest für - vorschnell, offen gestanden«, meinte Sofie nachdenklich, während ihr Blick über den Körper des Toten schweifte.

Die dunkelvioletten Leichenflecken waren bereits kräftig ausgebildet, vor allem an den Beinen und Händen. Sie gaben auf Druck nicht nach - klassische Anzeichen dafür, dass der Tod in aufrechter beziehungsweise hängender Position eingetreten und der Körper zumindest in den darauffolgenden Stunden nicht mehr bewegt worden war. Was tatsächlich nahelegte, dass Groedinger ohne Fremdeinwirkung gestorben war.

Und trotzdem - irgendetwas machte Sofie stutzig.

Falk deutete auf das aufgrund des Überangebots an sauerstoffarmem Blut livide, also lila verfärbte Gesicht des Toten.

»Einblutungen in Augenlidern und Bindehaut sowie der Hinterohrregion liegen nicht vor, müssen aber auch nicht immer vorhanden sein, wie Sie wissen sollten. Ebenso wenig Dunsung oder Stauungsblutungen der Gesichtshaut und der Augenbindehäute. Dennoch sprechen meines Erachtens alle Indizien dafür, dass Herr Groedinger sich erhängt hat, vor allem die völlig eindeutige Fundsituation. Und diese Einschätzung werden die inneren Befunde nur bestätigen. Glauben Sie mir!«

Schmallippig klopfte sie auf die Kladde in ihrer Hand.

»Tut mir ja leid für Frau Groedinger. Aber sie wird sich wohl oder übel damit abfinden müssen, dass ihr Mann seinem Leben auf diese Weise selbst ein Ende gesetzt hat.«

Sofie ging ein Licht auf.

»Das heißt, Sie waren am Fundort? Und haben den Freitod von Manfred Groedinger bereits als solchen rechtsmedizinisch beglaubigt?«

Falks empörter Blick über dem Mundschutz sprühte Funken.

»Selbstverständlich! Frau Groedinger hatte ihren Gatten heute früh um 6 Uhr 45 erhängt in seinem Arbeitszimmer gefunden und daraufhin die Polizei informiert. Da augenscheinlich eine nicht natürliche Todesursache vorlag, wollten die Beamten sicherheitshalber eine erste rechtsmedizinische Begutachtung der Leiche am Fundort. Und da Sie, verehrte Frau Kollegin, ja noch selig schlummerten …«

Und Sie wiederum Dienst hatten, ergänzte Sofie im Stillen.

Aber was half es schon, sich mit ihrer streitbaren Kollegin anzulegen?

»… habe ich mir die Sache vor Ort angesehen. Die Situation war eindeutig. Herr Groedinger baumelte an diesem Ding da« - Falk deutete indigniert auf die Hundeleine im Asservatenbeutel - »an einem Haken von der Decke, etwa fünfzig Zentimeter vom Boden entfernt. In unmittelbarer Nähe befand sich ein entsprechend hoher umgestürzter Hocker. Damit ließ sich der Hergang lückenlos nachvollziehen.«

»Und trotzdem liegt der Mann nun hier bei uns auf dem Seziertisch?« Eine gewisse Häme konnte Sofie sich nun doch nicht verkneifen.

Falk biss sich offensichtlich auf die Lippen und nickte äußerst widerwillig.

»Frau Groedinger glaubt nicht an einen Suizid und hat sofort die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Also lag eine Stunde später, zack!« - Falk schwenkte erneut die Kladde in ihrer Hand - »die Anordnung von ganz oben auf meinem Tisch. Aber bitte. Wenn der Staat zu viel Geld hat und solche überflüssigen Obduktionen auf Teufel komm raus bezahlen will - von mir aus!«

Im Gegenteil, dachte Sofie.

Jeder zweite Mord blieb unentdeckt, nur weil ein rechtsmedizinisches Institut nach dem anderen aus Kostengründen geschlossen wurde - das war Fakt. Frau Groedinger beziehungsweise die Staatsanwaltschaft schienen gute Gründe zu haben, in diesem Fall entgegen Elke Falks Überzeugung eine sofortige Obduktion anzufordern.

»Was macht Sie denn so sicher, dass keine Fremdeinwirkung oder Tötung vorliegt?«, platzte Sofie nun doch raus. »Der Körper weist keinerlei Selbstrettungsspuren auf. Nirgendwo sind Kratzer oder Schürfungen zu sehen. Groedinger hat also nicht den leisesten Versuch unternommen, im letzten Moment doch noch in die Schlinge zu greifen und sich zu befreien. Kommt Ihnen das nicht seltsam vor?«

Für einen winzigen Moment wurde Dr. Falk unsicher, doch dann fasste sie sich schnell und zuckte scheinbar gleichmütig mit den Schultern. »Kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit fadem Lehrbuchwissen, liebe Frau Rosenhuth! Was wissen wir schon, was in Suizidenten vorgeht? Offensichtlich war der Mann wild entschlossen, sein Leben zu beenden. Im Übrigen sprechen ja genau diese fehlenden Schürfwunden und Kratzer auch gegen eine Einwirkung von außen. Meinen Sie nicht?«

Falks süßlicher Blick sprach Bände.

Sofie biss sich auf die Lippen. Was ließ sich schon dagegensetzen? Und vielleicht hatte die Falk ja sogar recht? Trotzdem …

In diesem Moment gab ihr Handy einen zarten Gitarrenton von sich.

Sofie errötete, entledigte sich hastig eines Gummihandschuhs, fummelte nach dem Handy in ihrer Hosentasche - und errötete...


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Felicitas Gruber ist das Pseudonym der Autorinnen Brigitte Riebe und Gesine Hirsch. Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und begeistert seit vielen Jahren mit ihren historischen Romanen ihre zahlreichen Leserinnen und Leser. Gesine Hirsch ist Kunsthistorikerin und entwickelte die erfolgreiche Serie »Dahoam is Dahoam« für das Bayerische Fernsehen mit. Beide Autorinnen leben in München, wo auch ihre Krimireihe mit der sympathischen Rechtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth spielt.