Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Gschlamperte Verhältnisse

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am10.09.2018
Zefix, was ist los in diesem Münchner Sommer? Eine männliche Leiche schwimmt in der Isar, drei Frauen verschwinden spurlos. Wer hat sie auf dem Gewissen, und was hat es auf sich mit den beinernen Schädelreliquien, die als Diebesgut von Kirchenräubern sichergestellt werden? Dazu kommt der gruselige Kellerfund in Charly Loessls neuem Haus. Zusammen mit Kriminalhauptkommissar Joe Lederer beginnt Dr. Sofie Rosenhuth tiefer zu graben und stößt dabei auf unerfüllte Sehnsüchte, weibliche Zukunftsträume und einen skrupellosen Täter, der unerkannt im Netz agiert - bis schließlich sogar Sofies Chefin Dr. Iglu in akute Lebensgefahr gerät ...



Felicitas Gruber ist das Pseudonym der Autorinnen Brigitte Riebe und Gesine Hirsch. Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und begeistert seit vielen Jahren mit ihren historischen Romanen ihre zahlreichen Leserinnen und Leser. Gesine Hirsch ist Kunsthistorikerin und entwickelte die erfolgreiche Serie »Dahoam is Dahoam« für das Bayerische Fernsehen mit. Beide Autorinnen leben in München, wo auch ihre Krimireihe mit der sympathischen Rechtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth spielt.
mehr

Produkt

KlappentextZefix, was ist los in diesem Münchner Sommer? Eine männliche Leiche schwimmt in der Isar, drei Frauen verschwinden spurlos. Wer hat sie auf dem Gewissen, und was hat es auf sich mit den beinernen Schädelreliquien, die als Diebesgut von Kirchenräubern sichergestellt werden? Dazu kommt der gruselige Kellerfund in Charly Loessls neuem Haus. Zusammen mit Kriminalhauptkommissar Joe Lederer beginnt Dr. Sofie Rosenhuth tiefer zu graben und stößt dabei auf unerfüllte Sehnsüchte, weibliche Zukunftsträume und einen skrupellosen Täter, der unerkannt im Netz agiert - bis schließlich sogar Sofies Chefin Dr. Iglu in akute Lebensgefahr gerät ...



Felicitas Gruber ist das Pseudonym der Autorinnen Brigitte Riebe und Gesine Hirsch. Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und begeistert seit vielen Jahren mit ihren historischen Romanen ihre zahlreichen Leserinnen und Leser. Gesine Hirsch ist Kunsthistorikerin und entwickelte die erfolgreiche Serie »Dahoam is Dahoam« für das Bayerische Fernsehen mit. Beide Autorinnen leben in München, wo auch ihre Krimireihe mit der sympathischen Rechtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth spielt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641211929
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum10.09.2018
Reihen-Nr.5
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2729 Kbytes
Artikel-Nr.2515113
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Alles auf Anfang

Noch schliefen die südlichen Isarauen, während der Himmel vom zarten Rosa in ein noch zarteres Blau wechselte. Zum Glück waren die fleißigen Müllmänner schon vor Ort gewesen, um den ganzen Krempel der allabendlichen Griller zu beseitigen. Jetzt waren die Wiesen und Kiesbänke sauber, der Fluss glitzerte im Morgenlicht. Eine Drossel sang ihr Lied, Möwen kreischten, eine leichte Brise wehte. Fast hätte man meinen können, alles sei gerade wie neu erschaffen worden.

»Schee!«, murmelte Vroni ergriffen und hielt einen Moment inne, bevor sie weiter ihre Frühstücksutensilien auspackte. »An bessern Zeitpunkt hättet ihr gar ned aussuchen können. Mei, der Herrgott halt ...«

Florian Denninger, ihr silberhaariger Lebensgefährte, drückte sie zärtlich an sich.

Sofie Rosenhuth, ihres Zeichens promovierte Rechtsmedizinerin, wusste genau, was Vroni meinte. Manchmal beneidete sie ihre geliebte Tante um deren ebenso tiefen wie pragmatischen Glauben, der es der frommen Katholikin erlaubte, am einen Tag intensive Zwiegespräche mit der Gottesmutter in der Gnadenkapelle von Mariahilf zu führen und am nächsten ganz entspannt an einer freien Taufe teilzunehmen. Vielleicht hatte es Vronis Entscheidung erleichtert, dass auch Hochwürden David Karisimbi dieser ungewöhnlichen Zeremonie beiwohnte, der Stadtpfarrer eben jener Kirche, die sie so gern besuchte. Ganz in Weiß gekleidet, stieg er gerade von seinem Fahrrad, einen großen Korb in der Hand.

»Guten Morgen«, grüßte er gut gelaunt. Niemand konnte so mitreißend lächeln wie dieser freundliche Mann aus Ghana, der viel Schwung in die ehemals konservative Gemeinde gebracht hatte.

»Schön, dass Sie da sind, Hochwürden«, begrüßte ihn Sofie. »Allerdings hätte ich Sie heute ein bisschen bunter erwartet.« Damit spielte sie auf seine farbenfrohe Nationaltracht an, in die er sich bei festlichen Anlässen gerne hüllte.

»In meiner Heimat sind wir bei Taufen traditionell immer ganz weiß oder ganz schwarz«, erwiderte er. »Außerdem bin ich heute ja im Dienst, auch wenn ich das kleine Mädchen noch lieber in meiner Kirche zur Taufe empfangen hätte.« Er hielt kurz inne, dann setzte er lächelnd hinzu: »Na, das wird schon noch. Wenn sie erst einmal groß genug ist, um Gottes Güte zu verstehen.«

Das kleine Mädchen, von dem die Rede war, schlummerte selig im Tragetuch an der Brust seiner Mama. Behutsam strich Shirin ihr über die feinen dunklen Härchen.

»Jetzt ist sie bald fünf Monate«, sagte sie. »Inzwischen platzt unsere Wohnung aus allen Nähten mit diesem ganzen Babyplunder, der überall herumliegt. Nicht einmal die Katzen wissen mehr wohin, und im Tattoostudio, wo ich wenigstens ein bisschen Auslauf hätte, bin ich momentan ja nur ganz selten. Wenn wir nicht bald was Größeres finden, krieg ich noch die Krise. Spike ist nämlich leider ziemlich schlampig - dabei könnte er sein Zeug durchaus aufräumen, im Gegensatz zu unserer Kleinen.«

Stefan Moosbichler, wie der junge Obduktionsgehilfe mit bürgerlichem Namen hieß, zuckte verlegen die Schultern. Im Institut für Rechtsmedizin hatte Dr. Elke Falk ihn zu peinlicher Ordnung erzogen, ohne die die dortige Arbeit gar nicht denkbar wäre. Womöglich war der häusliche Schlendrian, unter dem nun Frau und Kind zu leiden hatten, eine Art Ausgleich für Falks strenges, zuweilen äußerst frostiges Regiment, die nicht zufällig »Dr. Iglu« genannt wurde. Just in diesem Moment kam sie auch schon herbeigeradelt, gehüllt in fließende aquatische Gewänder, die ihr ausgezeichnet standen, sich bei Sofie jedoch garantiert nach wenigen Metern in der Fahrradkette verheddert hätten. Dynamisch und makellos zugleich stieg sie von ihrem Fahrrad und winkte kurz in die Runde. Augenblicklich schoss Murmel auf sie zu und begrüßte sie stürmisch. Die Falk herzte den blonden Mops und verwöhnte ihn mit einem Leckerli aus ihrer bestickten, garantiert sündteuren Seidentasche, die sie lässig geschultert hatte. Dann erst sah sie sich nach ihrem Begleiter um, der noch an seinem Rennrad hantierte.

»Du wirst immer lahmer, Berndie-Schatz«, meinte sie spöttisch. »Dabei weißt du doch, wie wenig ich mit lahmen Typen anfangen kann!«

Joe Lederer aber, der seine alte BMW ein Stück entfernt abgestellt hatte und zu Fuß über die Kiesbank geschlendert kam, erhielt von ihr ein hinreißendes Lächeln.

»Sieh einer an, der Herr Hauptkommissar! Und so fesch heute - ganz in Blau!«

Joe lächelte geschmeichelt zurück und zog auch noch seine rechte Augenbraue hoch, was Sofie, seine Ex, mal sehr gern gemocht hatte. Jetzt tat sie so, als würde sie seinen Blick gar nicht bemerken, auch wenn sie zugeben musste: Ja, er sah schon wirklich verdammt gut aus in seinen knackigen ausgewaschenen Jeans und dem hellblauen, an den Ärmeln lässig nach oben gekrempelten Hemd. Aber sie wusste halt auch schon seit Langem, dass Joe auf alles ansprang, was weiblich und halbwegs ansehnlich war ...

Ein kurzer prüfender Blick nach unten - zum Glück mochte Sofie, was sie da sah: weiße Pünktchen auf fliederfarbenem Musselin; ein Sommerkleid, so geschickt geschnitten, dass die kleinen Speckröllchen um die Leibesmitte dezent verhüllt wurden, darunter braune, gut geformte Beine mit schlanken Fesseln. Am linken Handgelenk klimperten die ziselierten Silberreife aus Marokko, die sie sich selbst zum letzten Geburtstag gegönnt hatte.

»Sommer pur!«, sagte Charly Loessl leise neben ihr, und eine kleine warme Glückswelle durchflutete Sofie. Niemand konnte so schöne Komplimente machen wie er, und sie kamen auch immer genau im richtigen Moment.

»Sorry, ich bin mit dem Auto da«, setzte Charly hinzu. »Ich werde wohl kein Radfahrer mehr. Außerdem habe ich Max mitgebracht.«

Charlys Onkel hielt sich noch immer lieber draußen auf als in geschlossenen Räumen. Aber seine Haare waren ordentlich geschnitten, er trug keinen Bart mehr, und nichts an ihm verriet mehr den einstigen Nomaden - bis auf seinen alten, inzwischen allerdings gereinigten Trenchcoat, in dem er all die langen Jahre auf der Straße überstanden hatte.

»Jordanwasser.« Charly reichte den jungen Eltern ein Fläschchen. »Angeblich original. Und falls doch nicht, stellen wir es uns einfach vor, okay?«

Nun war die Runde komplett: Hochwürden David Karisimbi, Spikes Mutter Karin, Dilan, die Mutter von Shirin und ihrem Bruder Aram, Tante Vroni, Flo, Elke Falk und Bernd, Joe, Charly, dessen Onkel Max, Sofie, das junge Ehepaar Moosbichler und natürlich dessen Kleine.

Aber was hatte die rothaarige Frau hier zu suchen, die soeben in einem aufregenden Magentakleid und auf gefährlich hohen Pumps über den Kies stöckelte?

»Ich dachte, Gina singt uns was Schönes«, erklärte Charly. »Es soll doch ein bisschen feierlich sein, oder?«

Gina Matteo, engagiert als Mezzosopranistin an der Münchner Staatsoper und Charlys Nachbarin, stellte sich in Position, nicht ganz einfach auf dem unebenen Grund. Dann lächelte sie verschmitzt und schlüpfte aus den Mörderschuhen.

»Viel besser!«, seufzte sie.

Sofie mochte das Halleluja eigentlich lieber in der rauchig-gebrochenen Version von Leonard Cohen, aber diese volle, warme Frauenstimme hatte auch ihren Reiz. Arams Triangel setzte klingende Akzente, und am Ende applaudierten alle gerührt. Sogar Murmel ließ ein zartes Beifallsbellen hören.

Shirin hielt ihr Kind jetzt in den Armen.

»Wir heißen dich willkommen auf dieser Welt«, sagte Spike mit feuchten Augen. Sein Irokesenschnitt leuchtete im fröhlichsten Frühlingsgrün, das schmale Jungmännergesicht wirkte konzentriert und gerührt zugleich. »Du bist für uns die Liebe, die Gestalt angenommen hat. Du bist ein Glück, für das es keine Worte gibt. Du bist für uns, deine Eltern, deine Großmütter und deinen Onkel, das Wertvollste auf dieser Welt. Deine beiden Patinnen« - er schaute zu Sofie und Elke Falk, die neben ihm standen - »haben dir auf einem bunten Faschingsfest ins Leben geholfen. Nun werden sie dich begleiten in einem Leben, das hoffentlich genauso bunt und glücklich wird. Nach ihnen sollst du heißen: Ayrun Sofie Elfe.«

Spike öffnete das Fläschchen und benetzte das dunkle Köpfchen mit ein paar Tropfen. Die Kleine rührte sich kaum.

»Wasser vom Fluss des Lebens«, sagte er. »Unsere Wünsche sind alle bei dir. Deine Religion suchst du dir dann später selbst aus.«

Gleich darauf zeichnete David Karisimbi das Kreuz auf dem zarten Kinderköpfchen. »Ich segne dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes«, sagte er. »Und ich hoffe, du triffst zur rechten Zeit die richtige Entscheidung.«

Sofie hätte beinahe laut aufgelacht, während Elke Falk kurz davor war zu platzen. »Wieso denn Elfe? «, murmelte sie aufgebracht. »So heißt doch kein Mensch und ich schon gar nicht. Ich wette, das hat er absichtlich gemacht!«

Jetzt zog Max einen Zettel aus der Manteltasche und setzte eine randlose Brille auf, mit der er wie ein Professor aussah.

»Eure Kinder sind nicht eure Kinder«, las er vor, Wort für Wort betonend. »Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch, und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht ...«

Sofie kannte die oftmals zitierten Worte des Dichters und Philosophen Khalil Gibran, doch an diesem verzauberten Isarmorgen klangen sie ganz neu. Als Max geendet hatte, gab es erneut Beifall.

Ayrun Sofie Elfe sah mit großen Augen in die Runde und...

mehr

Autor

Felicitas Gruber ist das Pseudonym der Autorinnen Brigitte Riebe und Gesine Hirsch. Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und begeistert seit vielen Jahren mit ihren historischen Romanen ihre zahlreichen Leserinnen und Leser. Gesine Hirsch ist Kunsthistorikerin und entwickelte die erfolgreiche Serie »Dahoam is Dahoam« für das Bayerische Fernsehen mit. Beide Autorinnen leben in München, wo auch ihre Krimireihe mit der sympathischen Rechtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth spielt.
Weitere Artikel von
Gruber, Felicitas