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Aller Heiligen Fluch

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am07.03.20141. Auflage
Manche Geheimnisse lassen sich nicht begraben - Dr. Ruth Galloways vierter Fall. Ruth Galloway, forensische Archäologin und alleinerziehende Mutter, will nur bei der feierlichen Öffnung des Sarges des legendären Bischofs Augustin im Museum von King's Lynn dabei sein. Doch als sie ein wenig vor der Zeit den Ausstellungsraum betritt, findet sie neben dem Sarg eine Leiche: den Museumskurator. Wurde er ermordet? Schon steckt Ruth mitten in den Ermittlungen, obwohl sie doch eigentlich den Geburtstag ihrer Tochter vorbereiten muss. Da ist es wirklich keine Hilfe, dass auch ihre große Liebe DCI Harry Nelson auf den Fall angesetzt ist. Bald verstricken sich die beiden in einem undurchdringlichen Geflecht aus Intrigen, Seilschaften und Legenden. Und Ruth muss sich einmal mehr für oder gegen Harry entscheiden - nur dass diesmal ihr Überleben davon abhängt. «Elly Griffiths hat es verstanden, eine ganz neue Figur zu erschaffen, die vorzüglich zur Serienheldin taugt.» NDR

Elly Griffiths lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Brighton. Bisher sind sieben Krimis mit der forensischen Archäologin Dr. Ruth Galloway und DCI Harry Nelson erschienen: «Totenpfad», «Knochenhaus», «Gezeitengrab», «Aller Heiligen Fluch», «Rabenkönig», «Engelskinder» und «Grabesgrund».
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextManche Geheimnisse lassen sich nicht begraben - Dr. Ruth Galloways vierter Fall. Ruth Galloway, forensische Archäologin und alleinerziehende Mutter, will nur bei der feierlichen Öffnung des Sarges des legendären Bischofs Augustin im Museum von King's Lynn dabei sein. Doch als sie ein wenig vor der Zeit den Ausstellungsraum betritt, findet sie neben dem Sarg eine Leiche: den Museumskurator. Wurde er ermordet? Schon steckt Ruth mitten in den Ermittlungen, obwohl sie doch eigentlich den Geburtstag ihrer Tochter vorbereiten muss. Da ist es wirklich keine Hilfe, dass auch ihre große Liebe DCI Harry Nelson auf den Fall angesetzt ist. Bald verstricken sich die beiden in einem undurchdringlichen Geflecht aus Intrigen, Seilschaften und Legenden. Und Ruth muss sich einmal mehr für oder gegen Harry entscheiden - nur dass diesmal ihr Überleben davon abhängt. «Elly Griffiths hat es verstanden, eine ganz neue Figur zu erschaffen, die vorzüglich zur Serienheldin taugt.» NDR

Elly Griffiths lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Brighton. Bisher sind sieben Krimis mit der forensischen Archäologin Dr. Ruth Galloway und DCI Harry Nelson erschienen: «Totenpfad», «Knochenhaus», «Gezeitengrab», «Aller Heiligen Fluch», «Rabenkönig», «Engelskinder» und «Grabesgrund».
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644216617
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum07.03.2014
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.4
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1073 Kbytes
Artikel-Nr.1389328
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1


Doktor Ruth Galloway, die Leiterin des Fachbereichs Forensische Archäologie an der University of North Norfolk, verschwendet gerade keinen Gedanken an Särge oder Reporter oder auch nur an die Frage, ob sie im Smith-Museum auf DCI Harry Nelson treffen könnte. Stattdessen rast sie in King´s Lynn durch den örtlichen Supermarkt und überlegt, ob Schokokekse sie als schlechte Mutter dastehen lassen könnten und wie viel Wein vier Mütter nebst allfälligen Lebenspartnern wohl trinken. Ruths Tochter wird morgen ein Jahr alt, und Ruth hat sich, ganz gegen ihre eigene Überzeugung, überreden lassen, eine Geburtstagsparty für sie zu geben. «Sie wird sich doch gar nicht daran erinnern», hat Ruth ihrer besten Freundin Shona gegenüber gejammert, die im fünften Monat schwanger ist und der das künftige Mutterglück aus jeder Pore strahlt. «Aber du», erwiderte Shona. «Außerdem ist es doch ein schöner Anlass. Kates erster Geburtstag. Es gibt Kuchen, sie kann ihre Geschenke auspacken und mit ihren kleinen Freunden spielen.»

«Kate spielt aber nicht mit ihren Freunden», gab Ruth zurück. «Meistens haut sie ihnen nur Bauklötze auf den Kopf.» Trotzdem hat sie sich schließlich überzeugen lassen. Und etwas in ihr glaubt tatsächlich, dass es ein schöner Anlass werden könnte, eine seltene Gelegenheit, sich einfach zurückzulehnen, Kate zuzuschauen, wie sie Geschenkpapier zerreißt und sich mit ungesunden Zusatzstoffen vollstopft, und dabei zu denken: Eigentlich habe ich das mit dem Muttersein doch gar nicht so schlecht hingekriegt.

Während sie an den Getränkeregalen vorbeirennt, fällt Ruth zum ersten Mal auf, dass der ganze Supermarkt den Mächten der Finsternis anheimgefallen ist. Hexenbesen und -kessel machen Plastikkürbissen und Vampirgebissen, die im Dunkeln leuchten, den Regalplatz streitig. Von der Decke hängen Fledermäuse, und als Ruth um die letzte Ecke biegt, findet sie sich plötzlich Auge in Auge mit einer lebensgroßen Gestalt mit Hexenumhang, Hexenhut und einer Maske, die (recht überzeugend, das muss man ihr lassen) auf Edvard Munchs Schrei basiert. Ruth unterdrückt ihrerseits einen Schrei. Natürlich, es ist ja Halloween. Kate hat es um Haaresbreite vermieden, am 31. Oktober zur Welt zu kommen, was, nachdem sie bereits einen heidnischen Patenonkel hat, auch wirklich ein Omen zu viel gewesen wäre. Stattdessen ist Ruths Tochter am 1. November geboren, an Allerheiligen, wie der katholische Priester sagen würde, den Ruth zu ihrem eigenen anhaltenden Erstaunen gewissermaßen als Freund betrachtet. Sie selbst glaubt weder an Gott noch an den Teufel, aber es kann sicher nicht schaden, überlegt sie sich, während sie ihre Einkäufe auf das Kassenband türmt, den einen oder anderen Heiligen auf seiner Seite zu haben. Komisch, dass der Tag der Heiligen direkt auf den Tag der Toten folgt. Oder vielleicht auch nicht. Im Grunde sind Heilige ja nichts anderes als Tote. Und Ruth weiß selbst nur zu gut, wie schmal der Grat zwischen Heiligen und Frevlern oft sein kann.

Sie lädt die Einkäufe in ihr treues, klappriges Auto. Zwei Uhr. Um drei muss sie im Museum sein, es bleibt also keine Zeit, vorher noch heimzufahren. Hoffentlich schmelzen die Schokokekse nicht im Kofferraum. Aber es ist ja nicht heiß heute, wenn auch sehr mild für Oktober. Ruth trägt eine schwarze Hose und einen schwarzen Blazer. Dazu schlingt sie sich noch einen langen grünen Schal um den Hals und vertraut auf ihr Schicksal. Natürlich werden im Museum auch Fotografen sein, aber wenn sie Glück hat, kann sie sich vielleicht hinter Superintendent Whitcliffe verstecken. Unter normalen Umständen hätte sie gar keine Chance gehabt, zu einer solchen Veranstaltung zu gehen. Phil, ihr Chef, liebt das Rampenlicht und ist jedes Mal ganz vorne mit dabei, wenn sich irgendwo die Presse ankündigt. Vor zwei Jahren, als die Sendung Time Team von einer römischen Ausgrabungsstätte in der Nähe berichtete, hat Phil sich vor jede Kamera gedrängelt, während Ruth im Graben hocken blieb. «Das war unfair», kommentierte Shona, die zwar mit Phil liiert, sich aber seiner Fehler durchaus bewusst ist. «Schließlich warst du doch die Expertin, nicht er.» Aber Ruth hat es nicht weiter gestört. Sie steht nicht gern im Mittelpunkt; sie forscht lieber, hält sich im Hintergrund und sichtet sorgfältig die Beweise. Außerdem sieht man vor der Kamera angeblich drei Kilo schwerer aus, und darauf kann Ruth mit ihren fast 82 Kilo nun wirklich verzichten.

Doch jetzt ist Phil bei einer Konferenz, und deshalb muss Ruth der feierlichen Sargöffnung beiwohnen. Sonst würde sie so etwas meiden wie der Teufel das Weihwasser. Sie mag keine öffentlichen Auftritte und hat ein ausgesprochen ungutes Gefühl dabei, zur besten Sendezeit live im Fernsehen (nun ja, im Regionalfernsehen) einen Sarg zu öffnen. Wie hat Erik immer gesagt? «Hüte dich davor, die Ruhe der Toten zu stören.» Erik Anderssen, Erik der Wikinger, Ruths Doktorvater an der Universität und noch Jahre später ihr Mentor und großes Vorbild. Inzwischen sind ihre Gefühle für Erik deutlich ambivalenter, doch das hindert sie nicht daran, in erschreckend regelmäßigen Abständen seine Stimme im Ohr zu haben. Für Archäologen gehört es natürlich zum Berufsrisiko, die Ruhe der Toten zu stören, aber Ruth legt großen Wert darauf, Knochen immer mit Respekt zu behandeln, ganz gleich, wie lange sie schon tot sind. Einen albtraumhaften Sommer lang hat sie Kriegsgräber in Bosnien untersucht, Stätten, an denen die häufig nur wenige Monate zuvor getöteten Leichen einfach in Gruben geworfen worden waren, um in der Sonne zu verwesen. Sie hat die Leiche eines kleinen Mädchens ausgegraben, das vor mehr als zweitausend Jahren, in der Eisenzeit, gestorben war und um dessen gut erhaltenes Handgelenk noch ein aus Gras geflochtenes Armband lag. Sie hat römische Leichen unter Hausmauern entdeckt, Opfergaben an Janus, den zweigesichtigen Gott, und sie hat die Skelette von Soldaten freigelegt, deren Ermordung erst siebzig Jahre zurücklag. Aber nie hat sie sich gestattet zu vergessen, dass sie es mit Menschen zu tun hatte, die einmal gelebt haben, einmal geliebt wurden. Ruth glaubt nicht an ein Jenseits, und umso wichtiger ist es ihrer Ansicht nach, menschlichen Überresten im Diesseits Respekt entgegenzubringen. Sie sind schließlich alles, was bleibt.

Der Holzsarg, in dem man den Bischof Augustine Smith vermutet, kam bei den Bauarbeiten für einen neuen Supermarkt in King´s Lynn zum Vorschein. Auf dem Grundstück, einem seit Jahren vernachlässigten Industriegelände, hatte früher einmal eine Kirche gestanden. Das Gotteshaus, das den recht romantischen Namen St. Mary Outside the Walls trug, war im Zweiten Weltkrieg zerbombt worden, und in den Fünfzigern hatte man es ganz abgerissen, um Platz für eine Fischkonservenfabrik zu schaffen. Auch die Fabrik verfiel schließlich, und nun wird dort ein nagelneuer Supermarkt gebaut. Da es sich aber um ein historisches Grundstück handelt, mussten die Bauarbeiter zunächst die Feldarchäologen hinzuziehen, und die haben erwartungsgemäß die Grundmauern einer mittelalterlichen Kirche entdeckt. Durchaus nicht erwartungsgemäß war allerdings der weitere Fund unter dem einstigen Hochaltar: ein Sarg, der aller Vermutung nach die sterblichen Überreste besagten Bischofs aus dem 14. Jahrhundert enthält.

Die Entdeckung war gleich aus mehreren Gründen spektakulär: Die Kirche ist im Domesday Book verzeichnet, und Bischof Augustine spielt seinerseits eine große Rolle in einer Chronik aus dem 14. Jahrhundert, die in der Kathedrale von Norwich aufbewahrt wird. Eigentlich war man immer davon ausgegangen, Augustine, einer der ersten Bischöfe überhaupt, liege dort in der Kathedrale beerdigt. Was hatte er also unter einer relativ unbedeutenden Gemeindekirche in King´s Lynn verloren? Doch sowohl die Inschrift auf dem Sarg als auch die Datierung des Holzes weisen eindeutig auf Augustine hin. Der nächste Schritt wäre eine Radiokarbondatierung der Knochen, und irgendwann wurde beschlossen, den Sargdeckel öffentlich zu lüften - vor den Augen der versammelten Lokalprominenz, darunter auch einiger Mitglieder der Familie Smith.

Und das ist der andere Grund. Die Familie Smith ist immer noch wohlauf und bester Dinge und in Norfolk ansässig. Im Lauf der Jahrhunderte hat sie katholische Märtyrer und protestantische Verräter hervorgebracht, sie wurde von Elisabeth I. geadelt und unternahm den glücklosen Versuch, King´s Lynn im Bürgerkrieg für die Königstreuen zu halten. Lord Danforth Smith, der derzeitige Träger des Titels, trainiert Rennpferde und ist, wenn auch nicht ganz freiwillig, eine örtliche Berühmtheit. Sein Sohn Randolph, der sich nie ohne eine amerikanische Schauspielerin oder einen russischen Tennisstar im Arm sehen lässt, geht deutlich entspannter mit der öffentlichen Aufmerksamkeit um und macht regelmäßig die Klatschspalten unsicher. Die Smiths früherer Zeiten waren da schon von ernsthafterer Gesinnung, überall in Norfolk finden sich sichtbare Zeichen ihrer Nächstenliebe. Neben dem Museum gibt es einen Smith-Flügel im Krankenhaus sowie die Sammlung Smith oben auf der Burg. An Ruths Universität gibt es sogar eine Smith-Professur für Lokalgeschichte, deren Träger allerdings seit Jahren nicht mehr gesichtet wurde. Ruth hat den Verdacht, dass er längst verstorben ist.

Sie stellt ihre Rostlaube vor dem Museum ab. Der Parkplatz neben dem Gebäude ist völlig leer. Ruth ist früh dran; es ist erst Viertel nach zwei, doch die Zeit reicht trotzdem nicht, um nach Hause und wieder zurück zu fahren. Da kann sie auch ins Museum gehen und sich dort noch ein bisschen umschauen. Ruth liebt...
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Autor

Elly Griffiths lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Brighton. Bisher sind sieben Krimis mit der forensischen Archäologin Dr. Ruth Galloway und DCI Harry Nelson erschienen: «Totenpfad», «Knochenhaus», «Gezeitengrab», «Aller Heiligen Fluch», «Rabenkönig», «Engelskinder» und «Grabesgrund».Tanja Handels, geboren 1971 in Aachen, lebt und arbeitet in München, übersetzt zeitgenössische britische und amerikanische Literatur, unter anderem von Zadie Smith, Bernardine Evaristo, Anna Quindlen und Charlotte McConaghy, und ist auch als Dozentin für Literarisches Übersetzen tätig.  2019 wurde sie mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis ausgezeichnet.