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Rabenkönig

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am25.09.20151. Auflage
Der spektakulärste Knochenfund ihrer Karriere: die Gebeine von König Artus - Dr. Ruth Galloways fünfter Fall. Der Brief eines Studienfreundes führt die forensische Archäologin Dr. Ruth Galloway an die Nordküste Englands - ausgerechnet dorthin, wo ihre große Liebe DCI Nelson gerade mit seiner Familie Urlaub macht. Dort hat Dan Golding bei einer Ausgrabung eine Sensation entdeckt: Niemand Geringeres als König Artus soll hier begraben liegen. Doch noch ehe Ruth Lancashire erreicht, kommt Dan unter mysteriösen Umständen ums Leben. Wurde er zum Schweigen gebracht? Und bald schwebt auch Ruth in Gefahr. Denn jemand will um jeden Preis verhindern, dass die Wahrheit über den «Rabenkönig» ans Licht kommt «Für alle Archäologie-Fans ein echtes Muss.» Rhein-Neckar-Zeitung

Elly Griffiths lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Brighton. Bisher sind sieben Krimis mit der forensischen Archäologin Dr. Ruth Galloway und DCI Harry Nelson erschienen: «Totenpfad», «Knochenhaus», «Gezeitengrab», «Aller Heiligen Fluch», «Rabenkönig», «Engelskinder» und «Grabesgrund».
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDer spektakulärste Knochenfund ihrer Karriere: die Gebeine von König Artus - Dr. Ruth Galloways fünfter Fall. Der Brief eines Studienfreundes führt die forensische Archäologin Dr. Ruth Galloway an die Nordküste Englands - ausgerechnet dorthin, wo ihre große Liebe DCI Nelson gerade mit seiner Familie Urlaub macht. Dort hat Dan Golding bei einer Ausgrabung eine Sensation entdeckt: Niemand Geringeres als König Artus soll hier begraben liegen. Doch noch ehe Ruth Lancashire erreicht, kommt Dan unter mysteriösen Umständen ums Leben. Wurde er zum Schweigen gebracht? Und bald schwebt auch Ruth in Gefahr. Denn jemand will um jeden Preis verhindern, dass die Wahrheit über den «Rabenkönig» ans Licht kommt «Für alle Archäologie-Fans ein echtes Muss.» Rhein-Neckar-Zeitung

Elly Griffiths lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Brighton. Bisher sind sieben Krimis mit der forensischen Archäologin Dr. Ruth Galloway und DCI Harry Nelson erschienen: «Totenpfad», «Knochenhaus», «Gezeitengrab», «Aller Heiligen Fluch», «Rabenkönig», «Engelskinder» und «Grabesgrund».
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644212619
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum25.09.2015
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.5
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1089 Kbytes
Artikel-Nr.1699514
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Das Telefon klingelt, als Ruth gerade aus dem Haus will. Sie bleibt auf der Schwelle stehen und überlegt, ob sie es nicht einfach klingeln lassen soll. Alle Freunde haben ihre Handynummer. Wenn das Festnetz klingelt, kann das eigentlich nur ihre Mutter sein oder jemand, der ihr Doppelglasfenster aufschwatzen will, und obwohl tatsächlich sämtliche Fenster ihres Häuschens im Wind rappeln, möchte sie das doch genau so haben, besten Dank auch. Ihre Mutter ruft auch sicher nur an, um sie wieder zu piesacken. («Vorgestern habe ich die Tochter von Janice getroffen, sie ist ja jetzt Ärztin und so was von schlank und attraktiv, dabei hat sie drei Kinder, die alle Geige spielen. Wie läuft es denn mit deiner Diät?») Ruth beschließt, es klingeln zu lassen, doch Kate, ihre achtzehn Monate alte Tochter, flitzt an ihr vorbei und ruft: «Dring-dring!» Dann nimmt sie den Hörer ab und sagt laut und deutlich: «Piss!» Ruth entreißt ihr den Hörer und flucht dabei innerlich auf Cathbad, Kates Taufpaten, der außerdem Druide ist und ihr unlängst die universell einsetzbare Grußformel «Peace!» beigebracht hat.

«Hallo?»

«Ruth?» Am anderen Ende der Leitung hört sie eine Frau lachen. «Hat da gerade jemand Piss gesagt?»

«Das war Kate.» Ruth geht bereits die innere Kartei ihrer Bekanntschaften durch. Wer kann das sein? Jemand von der Uni? Eine besonders gesprächige Fenstervertreterin? Aber irgendwie kommt ihr die Stimme bekannt vor ...

«Ruth», wiederholt die Frau. «Hier ist Caz. Carol.»

Carol. Eine von Ruths besten Freundinnen an der Uni. Archäologiekommilitonin, einstige Mitbewohnerin, loyale Saufkumpanin und Wahrerin zahlloser Geheimnisse. Schuldbewusst erinnert sich Ruth, dass sie Caz anscheinend vergessen hat, als sie letztes Jahr die alten Kontakte auf ihrem neuen Handy gespeichert hat. Seit drei Jahren haben sie nichts mehr voneinander gehört.

«Ich habe versucht, dich auf dem Handy anzurufen», sagt Caz jetzt, «aber da ging keiner ran.»

Was nicht weiter verwundert, wenn man bedenkt, dass Ruths altes Handy auf dem Meeresgrund liegt, falls es nicht längst als Strandgut an Land gespült wurde.

«Tut mir leid», sagt Ruth. «Ich habe jetzt ein neues. Und bin wohl mit dem Aktualisieren etwas hinterher.»

«Macht doch nichts», sagt Caz. «Es ist jedenfalls schön, deine Stimme zu hören.»

«Ich freue mich auch, dich zu hören.» Ruth verspürt eine Welle der Zuneigung für Caz, die coole Caz mit ihrer Stoppelfrisur, Expertin für Saufspielchen, Fan von hochexplosiven Cocktails und Trockensteinmauern, Anarchistin und furchtlose Baskenmützenträgerin. Inzwischen arbeitet sie als Steuerberaterin.

«Es tut mir wirklich leid, Ruth.» Alles Lachen weicht aus Caz´ Stimme. «Aber ich habe traurige Nachrichten.»

«Ach herrje.» Wieder geht Ruth eine innere Liste durch, diesmal die ihrer alten Freunde. Ist jemand krank oder gestorben? Sie hat gerade das Alter erreicht, in dem die Freunde plötzlich sterblich werden. Kate kommt schwankend ins Zimmer gestapft; sie hat Flint, Ruths Kater, auf dem Arm. «Oooh, mein Flinty!»

«Lass ihn wieder runter, Kate.» Flint wirft ihr über Kates Schulter hinweg einen leidenden Blick zu.

«Wie bitte?», fragt Caz.

«Entschuldige. Ich habe mit Kate gesprochen.»

«Ach ja, ich hatte schon wieder ganz vergessen, dass du ein Kind hast. Wie alt ist sie jetzt?»

«Fast zwei.» Ruth kommt sich komisch dabei vor, «achtzehn Monate» zu sagen, und außerdem findet sie, dass Caz, die selbst drei Kinder hat, nicht sonderlich interessiert klingt.

«Süß», kommentiert Caz knapp. «Aber was ich sagen wollte. Es geht um Dan. Dan Golding.»

«Dan? Dan the Man?»

Dan Golding. Dan the Man. Der coolste Archäologiestudent aller Zeiten. Der Indiana Jones vom University College London. Ruth hat seit Jahren nichts mehr von ihm gehört, aber irgendwie war sie immer überzeugt, er müsste unfassbar aufregende Dinge erleben: die verlorene Bundeslade entdecken, in einem Hollywoodfilm die Hauptrolle spielen, Angelina Jolie heiraten.

«Was ist denn mit ihm?», fragt sie.

«Er ist tot», sagt Caz. «Ich habe es in der Zeitung gelesen. Er hat an der Pendle University gearbeitet und ist bei einem Brand ums Leben gekommen.»

«Mein Gott!» Bei allem, was sie sich ausgemalt hat, wäre Ruth nie darauf gekommen, dass Dan Golding etwas so Schlichtem und Verheerendem wie einem Brand zum Opfer fallen könnte. Und die Pendle University? Das ist eine der neueren Universitäten, so wie die University of North Norfolk, an der Ruth arbeitet. An und für sich kein Fehler, nur dass Ruth eben immer dachte, Dan würde nach Cambridge oder Harvard gehen. Oder auf irgendeiner Südseeinsel nach Perlen tauchen.

«Ich wusste gar nicht, dass er an der Pendle ist», kommentiert sie dümmlich.

«Ich auch nicht. Dabei ist das gleich bei mir um die Ecke.» Richtig, Caz wohnt ja im Norden.

«Es war so schrecklich», fährt Caz fort. «Ich habe es gerade in unserer Lokalzeitung gelesen. Daniel Golding, Archäologe, tot aus seinem Haus in Fleetwood geborgen. Erst habe ich es gar nicht gecheckt, weil ich ihn einfach nie als Daniel kannte.»

«Und wie ist es ... was ist passiert?»

«In dem Artikel steht nur, dass er bei einem Brand in seinem Haus gestorben ist. Anscheinend ist es komplett ausgebrannt. Sie vermuten, dass ein defektes Stromkabel der Auslöser war.»

Ein defektes Stromkabel. Kann es wirklich sein, dass irgendein dummes Kabel, eine schlecht geerdete Steckdose, irgendein vertauschtes Plus- und Minuszeichen Dan the Man den Garaus gemacht hat? Das erscheint Ruth ganz und gar unmöglich.

«Bist du denn auch sicher, dass er es ist?», fragt sie mit plötzlicher Hoffnung. «Unser Dan?»

«Ja», antwortet Caz traurig. «Ich habe gleich seine Schwester angerufen. Erinnerst du dich an Miriam? Sie war zwei Jahre über uns.»

Ganz verschwommen sieht Ruth sie noch vor sich, eine dunkle, glamouröse Gestalt auf irgendeiner Party. Miriam Golding. Gerüchtehalber soll sie Model geworden sein.

«Wie hast du die denn aufgespürt?»

«Das war nicht weiter schwierig. Sie ist bei Facebook.»

Ruth hat sich nie mit Facebook anfreunden können. Noch so ein Aspekt der modernen Welt, der sie überfordert. Sie begreift einfach nicht, wieso man seine Freunde jedes Mal darüber informieren soll, wenn man sich einen Tee macht. Aber ihr Freundeskreis ist ohnehin klein und handverlesen. Und jetzt noch ein wenig kleiner.

«Die Beerdigung ist morgen», sagt Caz.

«So bald schon?»

«Miriam meint, das sei jüdische Tradition.»

Ruth hat nicht einmal gewusst, dass Dan Jude ist. Als Studenten haben sie nicht viel über Religion geredet - über den Sinn des Lebens natürlich schon, aber nicht über ihren Alltagsglauben. Und Ruth war damals sowieso auf der Flucht vor den Bekehrungsversuchen ihrer Eltern. Wahrscheinlich hätte sie schon bei der bloßen Erwähnung des Wortes mit G sofort die Beine in die Hand genommen.

«Ich wünschte, ich könnte hin», sagt sie und meint das ganz ernst.

«Ja, das verstehe ich. Ich weiß nicht, ob es angebracht ist, Blumen zu schicken, aber falls doch, dann mache ich das in unser beider Namen.»

«Danke, Caz.»

«Es war schön, mit dir zu reden, Ruth. Es ist schon viel zu lange her.»

«Ja, das stimmt.»

«Vielleicht kommst du ja mal nach Lytham?»

Ruth lacht. «Vielleicht.» Doch im Stillen denkt sie, dass sie nach den Ereignissen der letzten paar Jahre eigentlich schon Reisetabletten braucht, wenn sie sich nur bis zum Schnell-Chinesen vorwagt.

«Oder du kommst nach Norfolk», sagt sie.

Jetzt ist Caz mit Lachen an der Reihe. «Wer weiß? Pass auf dich auf, Ruth.»

 

Während Ruth das Abendessen macht, denkt sie darüber nach, warum ihr Caz im Norden von England so viel ferner vorkommt als ihr Nachbar Bob, der gerade in seiner Heimat Australien ist. Das muss doch mehr sein als bloße geographische Distanz. Tatsache ist, dass sich Caz, seit sie verheiratet ist (mit Pete, einem weiteren Freund aus Studienzeiten) und Kinder bekommen hat, immer mehr von der unverheirateten, kinderlosen Ruth entfernt hat - so, wie vor rund achttausend Jahren der Meeresspiegel anstieg, den Kanal zu einem Meer verbreiterte und Großbritannien vom europäischen Kontinent trennte. Ruth kommt es inzwischen vor, als gehörten sie und ihre Freundin von früher zwei völlig verschiedenen Arten an. Sicher, Ruth hat jetzt auch ein Kind (interessant, dass Caz das vergessen hatte - andererseits kann Ruth es manchmal ja selbst kaum glauben), aber sie definiert sich trotzdem nicht als Mutter und erst recht nicht als Ehefrau, denn das war sie nie. Sie hat ihre Arbeit, und Caz hat, wie die meisten anderen von Ruths früheren Kommilitonen, die Archäologie schon vor langer Zeit für eine lukrativere Karriere aufgegeben.

Es liegt etwas Weltfremdes, fast schon Überspanntes darin, immer weiter zu graben, zu sichten und Vorträge über Faustkeile aus Feuerstein zu halten. Wenn sie es recht bedenkt, dann war Dan wohl der Einzige aus dem Abschlussjahrgang von 1989, der ebenfalls bei der Archäologie geblieben ist. Bis auf Ruth und Dan hat keiner aus ihrem Jahrgang mit Auszeichnung abgeschlossen, doch Ruth glaubt inzwischen, dass sich ihre wahre Leidenschaft für die Archäologie erst entwickelt hat, als sie sich zur Promotion entschloss und den brillanten und charismatischen Professor Erik Anderssen kennenlernte, Erik den Wikinger. Inzwischen ist Erik längst tot. Er sucht sie zwar immer noch in ihren Träumen heim, aber längst nicht mehr so oft wie früher. Und Ruth rackert immer noch im Namen der...
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Autor

Elly Griffiths lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Brighton. Bisher sind sieben Krimis mit der forensischen Archäologin Dr. Ruth Galloway und DCI Harry Nelson erschienen: «Totenpfad», «Knochenhaus», «Gezeitengrab», «Aller Heiligen Fluch», «Rabenkönig», «Engelskinder» und «Grabesgrund».Tanja Handels, geboren 1971 in Aachen, lebt und arbeitet in München, übersetzt zeitgenössische britische und amerikanische Literatur, unter anderem von Zadie Smith, Bernardine Evaristo, Anna Quindlen und Charlotte McConaghy, und ist auch als Dozentin für Literarisches Übersetzen tätig.  2019 wurde sie mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis ausgezeichnet.