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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am29.01.20101. Auflage
Fear Base, eine verlassene Militärstation in Alaska. Ein kleines Team von Klimaforschern untersucht einen Berg, der den einheimischen Tunit heilig ist. Da bricht ein riesiges Stück vom Gletscher ab und legt eine Höhle frei. Im Eis entdecken die Forscher eine merkwürdige Kreatur, deren gelbe Augen sie feindselig anblicken. Als der Tunit-Schamane, einer der letzten Überlebenden des Stammes, erfährt, was die Männer entdeckt haben, warnt er sie: Es ist tödlich, dem Berg sein Geheimnis zu entreißen. Doch es ist bereits zu spät. Sully, der Leiter der Expedition, hat die Entdeckung einem Dokumentarfilmsender mitgeteilt. Ein ehrgeiziges Filmteam fällt in die Station ein. Zum Entsetzen der Wissenschaftler sägen die Dokumentarfilmer das Monstrum aus dem Eis, um es vor laufenden Filmkameras aufzutauen. Über Nacht verschwindet die Kreatur aus dem Tiefkühlcontainer. Am Morgen findet man ihr erstes Opfer - oder das, was von ihm übrig geblieben ist ...

Lincoln Child studierte Literatur und arbeitete viele Jahre als Lektor bei St. Martin's Press. Gemeinsam mit seinem Freund Douglas Preston schrieb er mehrere Romane, die ein Millionenpublikum begeisterten. Auch mit seinen Soloprojekten 'Wächter der Tiefe', 'Nullpunkt', 'Hüter des Todes' und 'Frequenz' feierte Child große Erfolge. Er lebt mit Frau und Tochter in New Jersey.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextFear Base, eine verlassene Militärstation in Alaska. Ein kleines Team von Klimaforschern untersucht einen Berg, der den einheimischen Tunit heilig ist. Da bricht ein riesiges Stück vom Gletscher ab und legt eine Höhle frei. Im Eis entdecken die Forscher eine merkwürdige Kreatur, deren gelbe Augen sie feindselig anblicken. Als der Tunit-Schamane, einer der letzten Überlebenden des Stammes, erfährt, was die Männer entdeckt haben, warnt er sie: Es ist tödlich, dem Berg sein Geheimnis zu entreißen. Doch es ist bereits zu spät. Sully, der Leiter der Expedition, hat die Entdeckung einem Dokumentarfilmsender mitgeteilt. Ein ehrgeiziges Filmteam fällt in die Station ein. Zum Entsetzen der Wissenschaftler sägen die Dokumentarfilmer das Monstrum aus dem Eis, um es vor laufenden Filmkameras aufzutauen. Über Nacht verschwindet die Kreatur aus dem Tiefkühlcontainer. Am Morgen findet man ihr erstes Opfer - oder das, was von ihm übrig geblieben ist ...

Lincoln Child studierte Literatur und arbeitete viele Jahre als Lektor bei St. Martin's Press. Gemeinsam mit seinem Freund Douglas Preston schrieb er mehrere Romane, die ein Millionenpublikum begeisterten. Auch mit seinen Soloprojekten 'Wächter der Tiefe', 'Nullpunkt', 'Hüter des Todes' und 'Frequenz' feierte Child große Erfolge. Er lebt mit Frau und Tochter in New Jersey.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644203310
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum29.01.2010
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
SpracheDeutsch
Dateigrösse2697 Kbytes
Artikel-Nr.1435182
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

«Hey, Evan. Mittagessen?»

Evan Marshall legte den Ziploc-Beutel zur Seite, erhob sich und massierte seinen Rücken. Die letzten neunzig Minuten hatte er mit dem Gesicht nur wenige Zentimeter über dem Boden verbracht und Proben des glazialen Sediments gesammelt. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen wieder an die Umgebung gewöhnt hatten. Die Stimme, die ihn angesprochen hatte, war die von Sully, und jetzt konnte Marshall ihn auch erkennen: eine breite, leicht korpulente Gestalt in einem fellbesetzten Parka, die mit verschränkten Armen dreißig Meter weiter oben in dem steilen Tal stand. Hinter ihm erhob sich die Endzunge des Fear-Gletschers, ein sattes, mysteriöses Blau, durchzogen von zahlreichen weißen Bruchlinien. Große Eisbrocken lagen verstreut entlang der Basis wie monströse Diamanten, zusammen mit messerscharfen Splittern alter Lava. Marshall öffnete den Mund, um Sully zu warnen: Der Gletscher war genauso gefährlich wie schön, es war wärmer geworden, und die Eisfront kalbte mit ungeheurer Geschwindigkeit. Gewaltige Brocken lösten sich und stürzten herab, um alles unter sich zu begraben. Doch dann überlegte er es sich anders. Gerard Sully war stolz auf seine Position als nomineller Leiter der Expedition und mochte es überhaupt nicht, wenn ihm jemand sagte, was er tun sollte und was nicht. Also schüttelte Marshall nur den Kopf. «Ich denke, ich verzichte, danke.»

«Wie Sie meinen.» Sully wandte sich an Wright Faraday, den Evolutionsbiologen der Gruppe, der ein wenig weiter den Hang hinunter vor sich hin arbeitete. «Wie steht´s mit Ihnen, Wright?»

Faraday blickte auf, und seine wässrigblauen Augen wirkten unheimlich vergrößert hinter der Schildpattbrille. Er trug eine Digitalkamera an einem breiten Trageriemen um den Hals. «Nein danke», sagte er stirnrunzelnd, als wäre der bloße Gedanke, mitten während der Arbeit eine Essenspause einzulegen, eine unerhörte Häresie.

«Verhungert meinetwegen, wenn ihr es so wollt. Verlangt bloß nicht von mir, irgendetwas wieder mit zurückzunehmen.»

«Nicht mal einen Eiszapfen?», fragte Marshall.

Sully lächelte dünn. Er war ungefähr so klein wie Napoleon und eine Kombination aus Egoismus und Unsicherheit, die Marshall als ganz besonders ärgerlich empfand. An der Universität, wo Sully nur einer von vielen arroganten Wissenschaftlern war, hatte Marshall ihn noch ertragen, doch hier draußen auf dem Eis - ohne jede Fluchtmöglichkeit - war er absolut lästig geworden. Vielleicht, sinnierte er, vielleicht war es ja doch eine Erleichterung, dass ihre Expedition nur noch wenige Wochen dauern sollte.

«Sie sehen müde aus», stellte Sully fest. «Waren Sie gestern Nacht wieder unterwegs?»

Marshall nickte.

«Passen Sie lieber auf. Sie könnten in eine Lavaröhre fallen und erfrieren.»

«Schon gut, Mutter. Ich werde vorsichtig sein, versprochen.»

«Oder Sie laufen einem Polarbären über den Weg oder sonst irgendwas.»

«Kein Problem - ich sehne mich geradezu nach geistreicher Konversation.»

«Das ist kein Witz! Wenn Sie sich wenigstens nicht weigern würden, eine Pistole zu tragen!»

Marshall gefiel die Richtung nicht, die ihre Unterhaltung nahm. «Hören Sie, wenn Sie Ang begegnen, sagen Sie ihm, ich habe ein paar Proben fertig für den Transport ins Labor.»

«Mache ich. Wahrscheinlich ist er ganz außer sich vor Aufregung.»

Marshall sah dem Klimaforscher hinterher, wie er vorsichtig den Hang hinunter in Richtung der Basis am Fuß des Hügels kletterte. Er nannte sie «ihre» Basis, doch in Wirklichkeit gehörte sie natürlich der Regierung der Vereinigten Staaten und hieß offiziell «Mount Fear Remote Sensing Installation». Sie war vor beinahe fünfzig Jahren in Betrieb genommen worden und bestand im Wesentlichen aus einem niedrigen, grauen, institutionell aussehenden Gebäude, auf dem es von Radarkuppeln und anderen Überbleibseln des Kalten Krieges nur so wimmelte. Hinter dem Camp lag eine eisige Landschaft aus Permafrost und Lavaablagerungen, die der Berg vor Ewigkeiten aus seinen Eingeweiden gespien hatte, von Gräben durchzogen und aufgebrochen, als hätte die Erde sich selbst in geologischer Agonie zerrissen. An vielen Stellen war die Oberfläche unter ausgedehnten Schneefeldern verborgen. Es gab keine Straßen, keine anderen Gebäude, keine Lebewesen. Die Umgebung war so feindselig, so abgelegen und so fremdartig wie der Mond.

Marshall streckte sich und ließ den Blick über die unwirkliche Landschaft schweifen. Selbst nach vier Wochen vor Ort fiel es ihm noch schwer, zu glauben, dass eine Gegend so karg und öde sein konnte. Andererseits hatte die ganze Expedition von Anfang an etwas Unwirkliches gehabt. Unwirklich die Tatsache, dass ein Medienriese wie Terra Prime ausgerechnet ihre Anträge auf Bezuschussung bewilligt hatte: vier Wissenschaftler von der Northern Massachusetts University mit keinerlei Gemeinsamkeit außer dem Interesse an der globalen Erwärmung. Unwirklich, dass die Regierung ihnen die Genehmigung zur Nutzung der Fear Base erteilt hatte, wenn auch für einen stattlichen Mietpreis und mit strikten Beschränkungen. Und unwirklich, dass die Erwärmung selbst mit solch atemberaubender, geradezu furchteinflößender Geschwindigkeit vor sich ging.

Er wandte sich mit einem Seufzer ab. Seine Knie schmerzten vom stundenlangen Kauern über der Endmoräne, in der er seine Proben gesammelt hatte. Fingerspitzen und Nase waren halb erfroren. Und um das Fass voll zu machen, war der Schnee einem Schneeregen gewichen, ungemütlicher Nässe, die langsam durch drei Lagen Kleidung zu seinen intimsten Stellen drang. Doch Tageslicht war rar in dieser Jahreszeit, und das Forschungsfenster schloss sich rasch. Er war sich sehr deutlich bewusst, wie wenig Zeit ihm noch blieb. Daheim in Woburn, Massachusetts, würde es mehr als genug zu essen geben, und dort würde er auch mehr als genug Zeit haben zum Essen.

Als er sich umwandte, um die Probenbeutel aufzuheben, hörte er Faraday sagen: «Vor fünf Jahren, ach, was sage ich - vor zwei Jahren hätte ich so etwas nicht für möglich gehalten. Regen!»

«Das ist kein Regen, Wright. Es ist Schneeregen.»

«Meinetwegen, dann eben Schneeregen. In der Zone, meine Güte, obwohl der Winter vor der Tür steht? Unglaublich!»

Die «Zone» war ein ausgedehntes Gebiet im nordöstlichen Alaska, am Arktischen Ozean, eingekeilt zwischen dem Arctic National Wildlife Refuge auf der einen Seite und dem Yukon Ivvavik National Park auf der anderen. Es war eine so trostlose und kalte Gegend, dass niemand etwas mit ihr zu tun haben wollte. Die Temperaturen schafften es nur an wenigen Monaten im Jahr, null Grad zu übersteigen. Vor Jahren hatte die Regierung die Gegend zur Federal Wilderness Zone erklärt und in der Folge prompt vergessen, dass sie überhaupt existierte. Es gab, sinnierte Marshall, wahrscheinlich nicht mehr als zwei Dutzend Leute in dem achttausend Quadratkilometer großen Gebiet: ihr eigenes wissenschaftliches Team, bestehend aus fünf Personen, die Rumpfbesatzung der Station, vier Mann, eine kleine Gruppe eingeborener Amerikaner im Norden und ein paar Rucksacktouristen und Einzelgänger, die zu exzentrisch oder zu hart waren, um sich mit irgendetwas außer der abgelegensten Gegend der Welt zufriedenzugeben. Wie eigenartig der Gedanke doch war, dass sich kaum ein Mensch weiter nördlich auf dem Planeten aufhielt als ihre Gruppe.

Ein plötzlicher, gewaltiger Knall wie ein Kanonenschlag ließ das Gletschertal mit der Wucht eines Erdbebens erzittern. Das Geräusch hallte über die Tundra unter ihnen und erschütterte die tiefe Stille. Es wurde wie ein Tennisball hin und her geworfen und dann immer leiser, bis es in der endlosen Ferne verhallte.

Über ihnen hatte der Gletscher erneut gekalbt. Tonnen von Eis und Schnee waren herabgestürzt auf den gefrorenen Haufen Geröll entlang der vorderen Gletscherkante. Marshall spürte, wie sein Herz einen erschrockenen Satz machte. Ganz gleich, wie oft er das Geräusch auch hörte, seine schiere Wucht war jedes Mal ein Schock.

Faraday zeigte darauf. «Sehen Sie? Das ist genau, was ich meine. Ein Talgletscher wie der Fear sollte in einer hübschen, dünnen Gletscherzunge auslaufen, mit einem Minimum an Schmelzwasser und einer gesunden Perkolationszone, in der nur im Sommer vereinzelt Schmelzen auftreten. Aber das hier - als würde ein Wassergletscher kalben. Ich habe die basale Schmelze gemessen ...»

«Das ist Sullys Job, nicht Ihrer.»

«Ich habe die basale Schmelze gemessen, und sie sprengt jede Vorstellung.» Faraday schüttelte den Kopf. «Regen, eine beispiellose Gletscherschmelze ... und das ist noch längst nicht alles. Beispielsweise die Nordlichter in den vergangenen Nächten. Haben Sie sie auch bemerkt?»

«Selbstverständlich. Eine einzige Farbe - es war spektakulär. Und ungewöhnlich.»

«Ungewöhnlich ...», wiederholte Faraday nachdenklich.

Marshall sagte nichts. Seiner Erfahrung nach hatte jede wissenschaftliche Expedition, selbst eine so kleine wie die ihre, ihre ganz persönliche Kassandra. Wright Faraday mit seinem ungeheuren Lernvermögen, seinem pessimistischen Ausblick auf das Leben, seinen dunklen Theorien und seinen ungeheuerlichen Vorhersagen spielte die Rolle meisterhaft. Marshall warf einen verstohlenen Blick auf den Biologen. Obwohl er ihn von der Universität her flüchtig als einen Kollegen kannte, wurde er doch nicht schlau aus dem Mann.

Trotzdem, dachte Marshall, während er einen neuen Beutel füllte und verschloss und die Probennummer in einem Notizbuch vermerkte, trotzdem hatte Faraday nicht ganz unrecht. Und das war ein...
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Autor

Lincoln Child studierte Literatur und arbeitete viele Jahre als Lektor bei St. Martin's Press. Gemeinsam mit seinem Freund Douglas Preston schrieb er mehrere Romane, die ein Millionenpublikum begeisterten. Auch mit seinen Soloprojekten "Wächter der Tiefe", "Nullpunkt", "Hüter des Todes" und "Frequenz" feierte Child große Erfolge. Er lebt mit Frau und Tochter in New Jersey.Axel Merz, geboren 1957, Studium der Archäologie und der Naturwissenschaften, Übersetzer von u. a. Dan Brown, Lincoln Child sowie Philip Kerr. Lebt mit seiner Frau zurückgezogen bei Bonn und Heidelberg