Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der Luna-Effekt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am18.12.20181. Auflage
Eine bestialische Mordserie. Ein geheimes Labor tief im Wald. Und die dunkle Kraft des Mondes. Ein scharrendes Geräusch, ein fauliger Geruch. Das ist das Letzte, was David Palmer wahrnimmt, ehe er stirbt. Kurz darauf wird die Leiche des Wanderers am Fuß des Desolation Mountain aufgefunden, abgelegt in einer Vollmondacht und bis zur Unkenntlichkeit zerfleischt. Wie der Enigmatologe Jeremy Logan erfährt, ist Palmer nicht der erste Tourist, der in den dunklen Wäldern des Adirondacks Nationalparks auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Für die Einheimischen liegt auf der Hand, wer für die Morde verantwortlich ist: Die sonderbare Blakeney-Familie, um die sich seit Jahren Gerüchte ranken. Von dunklen Ritualen ist die Rede, von verdorbenem Blut - und von Werwölfen. Aber dann entdeckt Logan ein Labor mitten im Wald. Und stößt auf ein Geheimnis, das ebenso unglaublich wie gefährlich ist...

Lincoln Child studierte Literatur und arbeitete viele Jahre als Lektor bei St. Martin's Press. Gemeinsam mit seinem Freund Douglas Preston schrieb er mehrere Romane, die ein Millionenpublikum begeisterten. Auch mit seinen Soloprojekten 'Wächter der Tiefe', 'Nullpunkt', 'Hüter des Todes' und 'Frequenz' feierte Child große Erfolge. Er lebt mit Frau und Tochter in New Jersey.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine bestialische Mordserie. Ein geheimes Labor tief im Wald. Und die dunkle Kraft des Mondes. Ein scharrendes Geräusch, ein fauliger Geruch. Das ist das Letzte, was David Palmer wahrnimmt, ehe er stirbt. Kurz darauf wird die Leiche des Wanderers am Fuß des Desolation Mountain aufgefunden, abgelegt in einer Vollmondacht und bis zur Unkenntlichkeit zerfleischt. Wie der Enigmatologe Jeremy Logan erfährt, ist Palmer nicht der erste Tourist, der in den dunklen Wäldern des Adirondacks Nationalparks auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Für die Einheimischen liegt auf der Hand, wer für die Morde verantwortlich ist: Die sonderbare Blakeney-Familie, um die sich seit Jahren Gerüchte ranken. Von dunklen Ritualen ist die Rede, von verdorbenem Blut - und von Werwölfen. Aber dann entdeckt Logan ein Labor mitten im Wald. Und stößt auf ein Geheimnis, das ebenso unglaublich wie gefährlich ist...

Lincoln Child studierte Literatur und arbeitete viele Jahre als Lektor bei St. Martin's Press. Gemeinsam mit seinem Freund Douglas Preston schrieb er mehrere Romane, die ein Millionenpublikum begeisterten. Auch mit seinen Soloprojekten 'Wächter der Tiefe', 'Nullpunkt', 'Hüter des Todes' und 'Frequenz' feierte Child große Erfolge. Er lebt mit Frau und Tochter in New Jersey.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644200357
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum18.12.2018
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.5
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse903 Kbytes
Artikel-Nr.3415795
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Drei Monate später


Die Route führte ihn aus den Vororten von New Haven heraus nach Norden in Richtung Waterbury, dann westlich entlang der kurvenreichen I-84 und über die Grenze des Staates New York, bis sie hinter der Newburgh Beacon Bridge die I-87 querte, den New York Thruway. Von hier aus verlief sie in einem direkten Bogen nach Norden, bis zur Linken nach und nach die niedrigen, dichtbewaldeten Gipfel der Catskills sichtbar wurden. Der Verkehr an diesem Freitagnachmittag verdichtete sich, als er sich Albany näherte. Hinter Glens Falls, wo die Sattelschlepper und Tieflader abbogen, die Trailer und Formel-1-Rennwagen nach Watkins Glen brachten, war dann wieder weniger los. Am Lake George, der selbst um diese späte Jahreszeit noch Touristen und Wochenendausflügler anzog, ließ der Verkehr noch mehr nach.

Am ersten Rastplatz hinter dem Lake George öffnete Jeremy Logan das Dach seines alten Lotus Elan, obwohl sich der Nachmittag bereits dem Ende näherte und die Temperaturen nur um die sechzehn Grad lagen.

Es war fünfzehn Jahre her, seit er diese Reise zum letzten Mal unternommen hatte, doch diesen Abschnitt der Strecke hatte er immer am meisten gemocht, und er war entschlossen, ihn auch diesmal zu genießen. Mit jeder Stadt, durch die er kam - Pottersville, Schroon Lake, North Hudson -, waren weniger Autos unterwegs, und die Berge ringsum schienen weiter in die Höhe zu wachsen. Die dunkle Masse der Adirondacks ragte stolz und mächtig in den Himmel, gekleidet in Oktoberfarben - Grün, Rostbraun und Gold -, und ließ die Catskills, die er keine drei Stunden zuvor durchquert hatte, lächerlich niedrig erscheinen. Die Luft, die an seiner Windschutzscheibe vorbeirauschte, war herrlich kühl und duftete nach Tannen. Die untergehende Sonne vergoldete die kahlen Gipfel der Berge, während die Täler und Einschnitte dazwischen - dicht bewachsen mit Fichten, Birken und Buchen - noch dunkler und geheimnisvoller wirkten.

Der Northway, wie dieser Abschnitt der I-87 auch genannt wurde, war immer noch so rissig und mit Asphaltflicken übersät, wie Logan ihn in Erinnerung hatte. Mit ein wenig Phantasie konnte er vor sich sehen, wie er das letzte Mal diese Strecke gefahren war, John Coltrane und Bill Evans leise, kaum hörbar im Radio und Karen, seine Frau, auf dem Beifahrersitz. Der Anblick der immer höher aufragenden Berge beim Nachleuchten des Sonnenuntergangs und dem raschen Heraufziehen der Nacht, das fast jedes Mal mit dem letzten Abschnitt der sechsstündigen Fahrt von Connecticut zusammenfiel, hatte etwas an sich, was den Puls beschleunigte und Lust auf Abenteuer wachrief.

Logan hatte sich nie viel aus der freien Natur gemacht - er war als junger Mann ein passabler Fliegenfischer gewesen, weil er bei einem Vater in die Schule ging, der von diesem Sport wie besessen war, und schaffte achtzehn Loch beim Golf üblicherweise mit einem weniger als dreistelligen Ergebnis. Für Jogging oder Marathonläufe fehlte es ihm an Geduld, derartige Aktivitäten fand er so lähmend stumpfsinnig wie das Laufrad eines Hamsters. Doch an einem langen Wochenende zu Beginn seiner Ehe hatte ein anderes Paar, beide Assistenzprofessoren an der Yale University und Mitglieder im AMC, dem Appalachian Mountain Club, ihn und Kit zu einer gemeinsamen Bergtour auf den Whiteface Mountain nördlich von Lake Placid überredet. Logan hatte trotz Vorbehalten zugestimmt - und war zu seiner eigenen Überraschung begeistert gewesen von diesem Mini-Urlaub. Einen Berg hinaufzuwandern hatte etwas zutiefst Befriedigendes - die Auswahl der Route, das Suchen der Wegmarkierungen, die Abfolge der Klimazonen im Verlauf des Aufstiegs, das Zögern vor den wirklich steilen Abschnitten ... und dann schließlich das Durchbrechen der Baumgrenze, während man den mäandernden Geröllpfaden zum eigentlichen Gipfel folgte. Nicht nur, dass der Ausblick atemberaubend war, das Erobern eines Gipfels hatte ihn auch auf eine unbeschreibliche Art bereichert. Nein, das war nicht ganz richtig, denn diese Berge konnten nicht «erobert» oder gar gezähmt werden - es war vielmehr, als ob man zu einer Vereinbarung, zu einem stillen Einverständnis mit ihnen gelänge. Eine tiefe Befriedigung, wie man sie auf einem Laufband niemals erleben konnte. Nach der Tour auf den Whiteface waren Logan und seine Frau immer wieder in die Berge zurückgekehrt, Jahr für Jahr, und zu bescheidenen «Gipfelsammlern» geworden: der Algonquin, der Cascade, der Porter, der Giant und natürlich der Mount Marcy - mit 1630 Metern der höchste Berg im gesamten Staat New York.

Dann hatten ihre Berufe - seiner als ordentlicher Professor für Geschichte und ihrer als Cellistin - ihre Zeit immer mehr in Anspruch genommen, und was sie an gemeinsamem Urlaub hatten, verbrachten sie auf Auslandsreisen, wo Logan seine Forschungen ergänzte, oder in Tanglewood, wenn Karen auf dem dortigen Musikfestival spielte. Die langen Wochenenden in den High Peaks blieben auf der Strecke, genau wie nun der Northway, den er im Rückspiegel sah.

In Underwood bog er von der Interstate ab auf die NY73 und folgte dem Verlauf der Straße durch dichte Wälder und vorbei an schäumenden Bächen, die in steinige Schluchten hinabstürzten. Er durchquerte Keene Valley und die Stadt Keene, bevor er Lake Placid im Westen passierte und gleich danach Saranac Lake. Die Städte waren ein wenig größer, als er sie in Erinnerung hatte, die Siedlungen an den Rändern erstreckten sich weiter in den Wald hinein als früher, doch die Veränderungen waren nur geringfügig, und er fühlte sich trotz allem unwiderstehlich an vergangene Touren erinnert.

«Es ist fast wie früher, Kit», sagte er laut beim Fahren. «Wie bei unserer letzten Tour, als wir auf den Skylight gestiegen sind und uns im Nebel beinahe verlaufen hätten.»

Er führte häufig Gespräche mit seiner Frau, die vor mehr als fünf Jahren an Krebs gestorben war. Natürlich nur, wenn er allein war - abgesehen von Kit -, und doch war die Unterhaltung weniger einseitig, als man das vielleicht erwartet hätte.

Bei Saranac Lake bog er nach links auf die Route 3 in Richtung Tupper Lake ab. Jetzt kamen ihm nur noch gelegentlich Fahrzeuge entgegen, ihre Scheinwerfer flimmerten in der feuchten Luft. Mit diesem Teil des Parks war er nicht so vertraut, daher fuhr er vorsichtiger, nachdem sich schwarze Dunkelheit herabgesenkt hatte. Acht oder neun Kilometer weiter erfasste der Lichtkegel seiner Scheinwerfer ein breites offenes Tor, eingeschnitten in das dichte Unterholz des Waldes zu seiner Rechten. Es gab kein Schild über oder neben dem Tor, lediglich eine große Metallplakette mit einer Kumuluswolke über einer gekräuselten Wasserfläche.

Er bog in die Einfahrt und folgte für vielleicht fünf Kilometer einer holprigen, ausgefahrenen Piste, bis sich der Wald vor ihm unvermittelt öffnete und ein großes dreistöckiges Gebäude aus Feldsteinen und dunkelbraunem Holz in den Blick kam. Mit seinem großen, an allen Ecken bis fast zum Boden überstehenden Schindeldach erinnerte es an ein Schweizer Chalet. Balkone mit Geländern aus geflochtenen Zweigen zogen sich am ersten und zweiten Stockwerk entlang, und aus den Reihen der großen, rot gerahmten Fenster schimmerte das warme, freundliche Licht von Kaminfeuern und Lampen.

Das war Cloudwater, Logans Reiseziel. Das Resort hatte nicht immer so geheißen. Vor sechzig Jahren war es als Rainshadow Lounge bekannt gewesen. Es war eines der «Great Camps», die gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts an abgelegenen Seen im Norden des Staates New York und in den New-England-Staaten als Sommerresidenzen für die ganz Reichen erbaut worden waren. Die Rainshadow Lounge, errichtet im typisch rustikalen Adirondack-Stil und mit einem riesigen Bootshaus mit Kuppeldach am Rainshadow Lake, war das berühmteste und grandioseste von allen gewesen.

All das hatte sich im Jahre 1954 geändert, inzwischen war Cloudwater weit mehr als ein ländlicher Sommerspielplatz für eine der wohlhabendsten Familien Manhattans. Und Logan war den weiten Weg von seinem Haus in Connecticut bis hierher gefahren, um diese neue Funktion in vollem Maße auszuschöpfen.

Er folgte der halbkreisförmigen Auffahrt bis unmittelbar vor das Haus, stellte den Wagen ab, stieg die ausgetretenen und unglaublich breiten Stufen hinauf und ging an Reihen weiß gestrichener Adirondack-Sessel vorbei in die Lobby. Das Foyer war warm und einladend, mit indirekter Beleuchtung und erfüllt von einer weichen, goldenen, leicht dunstigen Atmosphäre, die nach Holzrauch duftete. Logan hatte die merkwürdig angenehme Empfindung, wie eine Fliege im Bernstein zu versinken.

Ein Empfangsschalter aus zimtbraunem Holz, der von etwa fünfzig Schichten Lack glänzte, befand sich vor ihm. Als er näher trat, blickte eine Frau mittleren Alters hinter dem Schalter freundlich lächelnd auf.

«Mein Name ist Jeremy Logan», stellte er sich vor. «Ich hatte reserviert.»

«Einen Moment bitte.» Die Frau konsultierte einen Tablet-Computer, der unterhalb der Tischplatte lag, als wäre er ein Anachronismus, den man verstecken musste. «Ah, richtig. Dr. Logan. Sie haben für sechs Wochen gebucht.»

«Das stimmt.»

«Sehr schön.» Sie studierte das Tablet noch einige Sekunden länger. «Dr. Jeremy Logan?» Sie sah plötzlich auf, und in ihren Augen war zu lesen, dass sie ihn erkannt hatte. «Aber hier steht, Sie sind Historiker?»

«Ich bin Historiker. Unter anderem.»

Die Frau zögerte, nickte dann und wandte sich erneut dem Tablet-Computer zu. «Ich sehe, Ihnen wurde...
mehr

Autor

Lincoln Child studierte Literatur und arbeitete viele Jahre als Lektor bei St. Martin's Press. Gemeinsam mit seinem Freund Douglas Preston schrieb er mehrere Romane, die ein Millionenpublikum begeisterten. Auch mit seinen Soloprojekten "Wächter der Tiefe", "Nullpunkt", "Hüter des Todes" und "Frequenz" feierte Child große Erfolge. Er lebt mit Frau und Tochter in New Jersey.Axel Merz, geboren 1957, Studium der Archäologie und der Naturwissenschaften, Übersetzer von u. a. Dan Brown, Lincoln Child sowie Philip Kerr. Lebt mit seiner Frau zurückgezogen bei Bonn und Heidelberg