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So weiß wie Schnee

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am10.02.2015
In brütender Hitze stapft Lumikki durch Prag auf ihrer Backpacking-Tour. Als sie von einem Mädchen angesprochen wird, das behauptet ihrer Halbschwester zu sein, scheint ihr Welt kopf zu stehen. Das Mädchen überredet Lumikki, sich ihrem religiösen Kult anzuschließen. Doch das Oberhaupt des Kultes plant einen grausamen Massensuizid und Lumikki muss wieder einmal um ihr Leben rennen. Der Ritus ist nicht ganz sauber und die Unschuld der Kultanhänger alles andere als weiß wie Schnee. Der zweite unwiderstehlich spannende Band der Lumikki-Trilogie von Star-Autorin Salla Simukka.

Salla Simukka, Jahrgang 1981, ist eine junge Autorin, die sich mit preisgekrönten Jugendbüchern in Finnland einen Namen gemacht hat. Sie arbeitet außerdem als literarische Übersetzerin sowie Rezensentin und Redakteurin für verschiedene finnische Zeitungen. Ihre Trilogie um Lumikki hat sie zu internationalem Erfolg geführt. 'So rot wie Blut' erscheint in mehr als 40 Ländern.  Foto © Karoliina Ek
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Produkt

KlappentextIn brütender Hitze stapft Lumikki durch Prag auf ihrer Backpacking-Tour. Als sie von einem Mädchen angesprochen wird, das behauptet ihrer Halbschwester zu sein, scheint ihr Welt kopf zu stehen. Das Mädchen überredet Lumikki, sich ihrem religiösen Kult anzuschließen. Doch das Oberhaupt des Kultes plant einen grausamen Massensuizid und Lumikki muss wieder einmal um ihr Leben rennen. Der Ritus ist nicht ganz sauber und die Unschuld der Kultanhänger alles andere als weiß wie Schnee. Der zweite unwiderstehlich spannende Band der Lumikki-Trilogie von Star-Autorin Salla Simukka.

Salla Simukka, Jahrgang 1981, ist eine junge Autorin, die sich mit preisgekrönten Jugendbüchern in Finnland einen Namen gemacht hat. Sie arbeitet außerdem als literarische Übersetzerin sowie Rezensentin und Redakteurin für verschiedene finnische Zeitungen. Ihre Trilogie um Lumikki hat sie zu internationalem Erfolg geführt. 'So rot wie Blut' erscheint in mehr als 40 Ländern.  Foto © Karoliina Ek
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401803951
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum10.02.2015
Reihen-Nr.2
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1558720
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

I m only happy when it rains.

Die Stimme von Shirley Manson sickerte in Lumikkis Ohren und raunte ihr zu: »Hör nur noch traurige Lieder, lass dich von kühlen Nächten trösten, suhl dich in schlechten Nachrichten.«

Doch vom hellblauen Himmel brannte eine strahlende Sonne, und bei knapp dreißig Grad rann Lumikki der Schweiß über den Rücken. Ihr ganzer Körper war von einem feuchten Film überzogen. Wenn sie ihre Hände jetzt abgeleckt hätte, dann hätten sie bestimmt salzig geschmeckt. Und so schmal die zierlichen Riemen ihrer Sandalen auch waren, sie engten Lumikki trotzdem ein, ihre Füße wollten frei sein.

Sie setzte sich auf eine Mauer, streifte die Sandalen ab, zog ihre Beine an und wackelte mit den Zehen. Eine Gruppe japanischer Touristen starrte sie verwundert an. Hallo? Hatten die noch nie nackte Zehen gesehen? Tag allerseits, ich komme aus Finnland, dem Land der Mumins, und Mumins gehen nun mal barfuß.

Keine einzige Wolke weit und breit. Kein Regen seit fünf Tagen.

I m only happy when it rains. Den Text mitzusingen, wäre eine glatte Lüge gewesen. Lumikki war glücklich und liebte die Hitze. Sie sehnte sich nicht nach Problemen. Sie fühlte sich nicht bestätigt, wenn etwas schiefging. Sollte Shirley Manson ihre trübe Philosophie für sich behalten. Lumikki stellte die Musik ab und ließ die Geräuschkulisse auf sich einwirken.

Italienisch, Spanisch, amerikanisches Englisch, Deutsch, Französisch, Japanisch, Russisch ⦠Im bunten Durcheinander der vielen Sprachen erkannte Lumikki nur hier und da ein paar Fetzen; ganze Sätze oder gar Gespräche ließen sich in diesem Trubel nicht mitverfolgen. Lumikki war ganz froh darüber, so musste sie sich keine banalen Wortwechsel mit anhören. Sie wusste auch so, worum sich die meisten Alltagsgespräche drehten, und interessierte sich nicht dafür.

Was für ein toller Platz, was für eine Aussicht!

Unter ihr lagen die Häuser und Straßen Prags. Rot gedeckte Dächer, üppiges grünes Laub, Kirchtürme, Brücken, die Moldau, auf deren gekräuselter Oberfläche die Sonne glitzerte. Der Anblick der Stadt verschlug Lumikki den Atem, auch noch am fünften Tag. Bisher war sie jeden Tag an einen Aussichtspunkt gegangen, hatte über das Meer von Häusern und Sehenswürdigkeiten geblickt und eine unbändige Freude verspürt.

Vielleicht war es die Freude der Freiheit, des Für-sich-Seins. Sie war allein, und das im besten Sinn. War niemandem Rechenschaft schuldig. Keiner rief an, keiner wollte wissen, was sie vorhatte. Es gab keine Pflichten. Über das anstehende Abijahr und ob sie am Ende der Sommerferien noch jobben würde - darüber konnte sie sich auch in Finnland noch Gedanken machen, nach ihrem Urlaub. Jetzt gab es nur die verschwenderische Sommerhitze und die Stadt, die an allen Ecken Geschichte atmete.

Es war der 16. Juni. Eine Woche hatte Lumikki noch vor sich. Dann musste sie zurückfliegen und das traditionelle Mittsommerfest feiern, mit ihren Eltern und Verwandten. Dieses Mal in den Schären vor Turku. Und weil ihr Vater nun mal fest mit ihr rechnete, hatte sie es einfach nicht fertiggebracht, Nein zu sagen. Sie hatte ja wohl nichts anderes vor? Fuhr bestimmt nicht mit Freunden auf eine Sommerhütte? Hatte keine Pläne mit irgendjemandem zu zweit?

Nein, hatte sie nicht. Am liebsten wäre Lumikki Mittsommer in ihrer Wohnung in Tampere gewesen, ganz allein mit sich und der Stille. Keine Trinklieder, keine neuen Kartoffeln, kein Hering. Sie hatte absolut keine Lust, die gewissenhafte Oberstufenschülerin zu geben, höflich zu lächeln und Small Talk zu machen, sich Antworten auszudenken auf die Frage nach ihren Zukunftsplänen und ob sie einen Freund hatte, hatte keine Lust, nervige Onkel, mit denen sie nicht blutsverwandt war, nach zu engen Umarmungen wieder auf Abstand zu bringen.

Aber ihr Vater wollte sie dabeihaben. Und ihre Mutter auch, unbedingt. Es war schließlich erst dreieinhalb Monate her, dass Lumikki im Krankenhaus gelegen hatte. Wegen eines Streifschusses. Ihr Oberschenkel hatte heftig geblutet, war aber zum Glück nicht ernsthaft verletzt gewesen. Schlimmer waren die Erfrierungen - sie hatte viel zu lange im Schnee gelegen. Ohne es darauf angelegt zu haben, war Lumikki mitten in einen Kriminalfall geraten und hatte einen einflussreichen Dealer hochgehen lassen. Und einen Polizisten, der heimlich mit dem Dealer zusammenarbeitete und dafür Geld kassierte. Dieser Polizist war der Vater von Lumikkis Schulfreundin Elisa. Mit einer Tüte voll blutiger Geldscheine, die plötzlich in Elisas Garten lag, hatte alles angefangen. Am Ende der Geschichte war Lumikki sogar auf der riesigen Party des Eisbären gewesen, dem legendären Großkriminellen. Sie hatte sich gut verkleidet zum Spionieren hineingeschleust. Dort wurde ihr klar, dass der Eisbär in Wirklichkeit gar kein Mann war, sondern dass zwei Frauen - eineiige Zwillinge - hinter dem Namen steckten. Als Boris Sokolov, Drogendealer und Fadenzieher des Eisbären, Lumikki erkannte, musste sie fliehen. Sokolov war ihr gefolgt und hatte auf sie geschossen.

Am Ende ging alles gut aus. Dank Lumikkis Aussagen kamen Sokolov und Elisas Vater hinter Schloss und Riegel. Der Eisbär, oder besser die Zwillinge, waren allerdings noch immer auf freiem Fuß. Nach diesem turbulenten Winter beschloss Lumikki, sich nie wieder in Geschichten einzumischen, die sie nichts angingen. Immerhin hatte man mehrmals auf sie geschossen, sie immer wieder verfolgt, und ein Mal wäre sie fast in einer eisigen Gefriertruhe erfroren. Vielen Dank, das reichte wirklich. Bitte kein Blut mehr und keine Kälte. Kein Nervenkitzel, keine Verfolgungsjagden auf verschneiten Wegen, auf denen sie mit ihren Doc Martens ständig ausrutschte.

Nach dieser Geschichte verlangten ihre Eltern, dass Lumikki zurück nach Hause zog, nach Riihimäki. Sie wollten sogar Lumikkis kleine Wohnung in Tampere auflösen, doch da stellte Lumikki sich quer. Sie trug morgens vor Schulbeginn Zeitungen aus und stemmte ihre Miete selbst. Die Kunstoberstufe in Tampere erreichte sie mit dem Zug. Anfangs erlaubten ihre besorgten Eltern ihr nur kurze Besuche in der kleinen Wohnung, doch nach und nach fing Lumikki wieder an, zu Hause in Tampere zu übernachten, und brachte immer mehr Zeug zurück in die Wohnung im alten Stadtteil Tammela. Im Mai verkündete sie ihren Eltern, dass sie ihr Kindheitshaus in Riihimäki wieder verlassen und endgültig zurück nach Tampere ziehen würde, Punkt. Ihren Eltern blieb nichts anderes übrig, als die Entscheidung ihrer achtzehnjährigen Tochter hinzunehmen. Die Miete würde Lumikki mit einem Stipendium und Erspartem bezahlen.

Als das Schuljahr zu Ende war und die langen Sommerferien begannen, brauchte Lumikki einen Tapetenwechsel. Sie hatte einen Flug nach Prag gebucht, ein Zimmer in einem günstigen Hostel reserviert und in ihren Rucksack nur das Allernötigste gepackt.

Schon beim Start des Flugzeugs fiel eine Last von ihr ab. Was für eine Erleichterung, endlich rauszukommen, nicht ständig von ihren besorgten Eltern umhegt zu werden. Nicht permanent die Straßen vor Augen zu haben, auf denen sie vor Kriminellen geflohen war und wo sie manchmal auch jetzt noch zusammenzuckte, bloß weil sie zum Beispiel einen schwarz gekleideten Mann sah. Lumikki hatte ihr ganzes Leben lang gegen die Angst ankämpfen müssen. Sie hasste es, Angst zu haben. Als sie in Prag aus dem Flugzeug stieg, löste sich eine schwere Fessel von ihr. Ihre Schultern strafften sich, ihre Schritte wurden selbstbewusster.

Und deshalb war Lumikki glücklich. Deshalb wandte sie ihr Gesicht der Sonne zu, schloss die Augen und lächelte. Atmete genüsslich den Duft einer mitteleuropäischen Metropole ein. Sie holte eine Postkarte aus ihrem Rucksack, auf der die Karlsbrücke in schummriger Beleuchtung bei Nacht abgebildet war. Sie wollte Elisa schreiben. Inzwischen nannte Elisa sich Jenna; nach den schockierenden Ereignissen des Winters hatten sie und ihre Mutter andere Namen angenommen, um vor den Drogenbossen mit ihrem weit verzweigten Business sicher zu sein. Außerdem waren sie aus Tampere weggezogen, ins nordfinnische Oulu. Aber Elisa würde für Lumikki immer Elisa bleiben, trotz all dieser Schutzmaßnahmen.

In Oulu machte Elisa eine Ausbildung zur Friseurin. Ab und zu schrieb sie Lumikki eine Postkarte und erzählte, wie es ihr ging: Sie hatte es endlich geschafft, ihren Vater im Gefängnis zu besuchen, und es war nicht halb so schrecklich gewesen wie befürchtet. Im Gegenteil, es tat ihr offensichtlich gut, ihn zu sehen und mit ihm zu sprechen. Elisas Karten klangen überraschend klug und erwachsen. Der letzte Winter hatte sie reifer und verantwortungsbewusster werden lassen. Die Zeit als Partyqueen und Papas kleine Prinzessin war vorbei, und erstaunlicherweise passte die neue Rolle viel besser zu ihr. Lumikki freute sich, dass es Elisa trotz allem, was passiert war, gut ging.

Die Reise nach Prag war im Grunde ein Geschenk von Elisa. Am Ende des Winters hatte sie Lumikki tausend Euro geschickt, einen Bruchteil der insgesamt dreißigtausend Euro aus der blutverschmierten Tüte, die eines Tages in Elisas Garten aufgetaucht war. Ihren Eltern hatte Lumikki erzählt, dass sie die Reise nach Prag von ihren Ersparnissen bezahlte. Die hatte sie durchaus auch, aber dank Elisa musste...
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Autor

Salla Simukka, Jahrgang 1981, ist eine junge Autorin, die sich mit preisgekrönten Jugendbüchern in Finnland einen Namen gemacht hat. Sie arbeitet außerdem als literarische Übersetzerin sowie Rezensentin und Redakteurin für verschiedene finnische Zeitungen. Ihre Trilogie um Lumikki hat sie zu internationalem Erfolg geführt. "So rot wie Blut" erscheint in mehr als 40 Ländern. Foto © Karoliina Ek