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Skalpelltanz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.05.2015
Schnitt für Schnitt ...
Carl Cederfeldt ist Chirurg. Und Mörder. Sein Instrument ist das Rasiermesser. Zum Glück ist er kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern der Fantasie des Horrorautors Jonas Lerman entsprungen, umstrittener Star der schwedischen Literaturszene. Die Figur des Carl Cederfeldt hat ihn reich gemacht. Aber Lerman hat genug von Blut und Gewalt und beschließt, kein weiteres Cederfeldt-Buch mehr zu schreiben. Doch so einfach ist das nicht. Lerman kann mit dem Schreiben nicht aufhören, und in seiner Umgebung geschehen plötzlich mehrere grausame Morde an jungen Mädchen. Begangen mit einem Rasiermesser. Präzise und brutal. Genau so, wie Carl Cederfeldt vorgehen würde. Zum Glück ist er kein Mensch aus Fleisch und Blut ...

Jenny Milewski, geboren 1971, liebt Thriller und Horror. Sie arbeitet in der Werbebranche und hält neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit Vorträge über Spannung in Literatur und Film. In der schwedischen Szene hat sie bereits einen Namen und steht mit ihrem Debütroman Skalpelltanz für eine neue Thrillergeneration. Jenny Milewski lebt mit ihrem Mann in Malmö.
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Produkt

KlappentextSchnitt für Schnitt ...
Carl Cederfeldt ist Chirurg. Und Mörder. Sein Instrument ist das Rasiermesser. Zum Glück ist er kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern der Fantasie des Horrorautors Jonas Lerman entsprungen, umstrittener Star der schwedischen Literaturszene. Die Figur des Carl Cederfeldt hat ihn reich gemacht. Aber Lerman hat genug von Blut und Gewalt und beschließt, kein weiteres Cederfeldt-Buch mehr zu schreiben. Doch so einfach ist das nicht. Lerman kann mit dem Schreiben nicht aufhören, und in seiner Umgebung geschehen plötzlich mehrere grausame Morde an jungen Mädchen. Begangen mit einem Rasiermesser. Präzise und brutal. Genau so, wie Carl Cederfeldt vorgehen würde. Zum Glück ist er kein Mensch aus Fleisch und Blut ...

Jenny Milewski, geboren 1971, liebt Thriller und Horror. Sie arbeitet in der Werbebranche und hält neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit Vorträge über Spannung in Literatur und Film. In der schwedischen Szene hat sie bereits einen Namen und steht mit ihrem Debütroman Skalpelltanz für eine neue Thrillergeneration. Jenny Milewski lebt mit ihrem Mann in Malmö.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641153809
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum11.05.2015
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1604 Kbytes
Artikel-Nr.1560874
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Jonas Lerman ließ von seinem Platz auf dem niedrigen Holzpodium, das eine Bühne darstellen sollte, den Blick unauffällig über das Publikum schweifen. Irgendwo musste sie sein. Eine gab es immer.

Ja, da saß sie. Er unterdrückte ein Grinsen. Es wunderte ihn immer wieder, wie vorhersehbar doch das Leben war. In der zweiten Reihe, die Beine übereinandergeschlagen, den Blick nonchalant zur Seite gewandt, mal nach oben zur Decke, mal runter auf den Boden. Niemals in seine Richtung. Ihre Hände lagen lose gefaltet auf den Knien, über dem abgegriffenen Cover seines neuesten Buchs.

Heute hatte sie langes schwarzes Haar, tiefblaue Augen, von kräftigem Kajal umrahmt, schwarze Klamotten und Lederbänder um die Handgelenke und Oberarme. Etwa fünfundzwanzig, schmal gebaut mit kleinen Brüsten unter dem schwarzen Stoff. Kein BH.

An einem anderen Tag hatte sie möglicherweise einen rosafarbenen Pagenkopf und eine löchrige Strumpfhose. Oder einen rasierten Schädel und eine schwarze Krawatte. Immer war jemand da. Egal, wie sie aussahen und in welcher Reihe sie saßen, im Grunde waren alle gleich. Und sie kamen alle nur seinetwegen.

Sie war vermutlich Studentin mit Literaturwissenschaften als Hauptfach. Hatte einen Nebenjob im Espresso House, während sie auf den großen Durchbruch wartete mit einem autobiografischen Roman über eine trostlose Kindheit in einer schwedischen Kleinstadt. Oder aber, wenn das nicht klappte, auf den Durchbruch als Soap-Star. Natürlich mit feministischem und ironischem Hintergrund, stets darauf bedacht, die gesamte verlogene Medienwelt zu entlarven. Und ganz nebenbei ein Promi zu werden, klar.

Und genau wie die anderen war sie hier, weil er, der berühmte Jonas Lerman, der Einzige war, der alles begriff. Der Einzige, der die finsteren Seiten des Daseins auf dieselbe Weise betrachtete wie sie und alle Schäbigkeiten des Alltags durchschaut hatte. Das schienen sie zumindest alle zu glauben. Dass er ein Seelenverwandter war, der alle Wunden heilen und sie wieder ganz machen konnte. Ein Retter, der sie aus der Tristesse befreien und mit in seine wunderbare, böse Welt nehmen würde.

Oder sie fanden ihn einfach nur attraktiv. Ihm war das egal.

Die Art und Weise, wie sie ihr Haar zurückwarf, sorgsam darauf bedacht, seinem Blick auszuweichen, sobald er den Kopf in ihre Richtung drehte, deutete auf jeden Fall auf eine Sache hin. Dass dieser Abend vielleicht doch nicht so schlecht werden würde.

Am rechten Rand des Podiums bereitete sich die Moderatorin auf ihre Rolle vor.

Die etwa fünfzigjährige Dame trug ein Kleid von Gudrun Sjödén und war vermutlich die Leiterin der Buchhandlung. Sie führte einen aussichtslosen Kampf gegen das Mikrostativ und warf hoffnungsvolle Blick in Richtung des Tontechnikers. Den schien das allerdings nicht weiter zu berühren.

Die Buchhändlerin und ihr Personal hatten sich wirklich Mühe gegeben, dem Ereignis des Abends einen würdigen Rahmen zu geben. Die schwarzen Plastik-Klappstühle standen in schnurgeraden Reihen. Über dem Podium hingen drei schwarzweiße Autorenporträts im Großformat neben einer Banderole, die mit dem Logo der Buchhandlung und dem Text »Autorenlesung - mit Fokus auf Spannung« bedruckt war.

Auf drei Tischen neben dem Podium lagen die Signierexemplare ordentlich gestapelt nebst Kugelschreibern mit dem Logo der Buchhandlung.

Alles war vorbereitet für eine richtig lange Nacht.

Die Anstrengungen des Buchladens waren nicht vergebens. Wenige Minuten vor dem offiziellen Beginn waren gut drei Viertel der Klappstühle vor dem Podium besetzt. Erwartungsvolles Gemurmel füllte den Raum, stieg in Richtung Decke empor und entschwebte zwischen die Bücherregale.

Eine gelinde gesagt bunte Mischung hatte sich entschieden, diesen Dienstagabend auf einer Autorenlesung zu verbringen. Neben den stets anwesenden kulturinteressierten älteren Damen, dieser treuen, aufrechten Schar, im Prinzip der alleinigen Stütze von Schwedens schöngeistigem Leben, und einigen zufälligen Besuchern, die aus reiner Neugier beschlossen hatten, nach der Schließung noch ein wenig länger zu bleiben, konnte man drei klare Kategorien im Publikum erkennen - in direkter Entsprechung zu den drei Autoren, die vor ihnen saßen und auf ihren Auftritt warteten.

Links außen saß die gefeierte Krimiautorin Charlotte Hagberg in einem unauffällig gemusterten, knielangen Kleid, perfekt geschnitten, um ihre Figur möglichst vorteilhaft zu betonen. Ab und zu begrüßte sie mit einem kleinen Lächeln oder gnädigen Nicken die Ankunft einer der etwa vierzigjährigen Frauen, die den Kern ihres Leserkreises ausmachten.

Herausgeputzte und farblich aufeinander abgestimmte Großstadtmütter saßen in kleinen Gruppen beisammen und tuschelten eifrig, während sie bewundernde Blicke in Richtung Podium warfen. Ihre Ausgelassenheit beruhte sicherlich sowohl auf der bevorstehenden Begegnung mit ihrem großen Idol als auch auf der Tatsache, dass sie ausnahmsweise einmal ihre Markenkinderwagen zu Hause lassen konnten, um einen Abend ohne Baby mit den Freundinnen zu verbringen.

Charlotte Hagberg war einige Jahre zuvor mit einem Schlag an die Spitze der Bestsellerlisten geschossen und erreichte seither unglaubliche Verkaufszahlen. Die Mischung aus Chick-Lit-Glamour, gewagten Sexszenen und bestialischen Morden in der Gegend in und um Lidingö traf offenbar bei der breiten Schicht von Krimilesern einen Nerv, und drei ihrer Romane waren bereits verfilmt worden.

Die Kritiker hassten sie natürlich. In einer der Tageszeitungen hatte ein Rezensent einige Wochen zuvor einen gnadenlosen Verriss ihres letzten Buches mit folgenden Worten abgeschlossen:

»Charlotte Hagberg ist unschlagbar, wenn man kein Bedürfnis hat, sich selbst verstehen zu wollen, etwas Neues zu lernen oder etwas zu erleben - sie ist schlicht eine Autorin für Menschen, die eigentlich zu träge sind, Bücher zu lesen.«

Derartige Kritik schien Charlotte Hagberg und ihre Anhängerinnen nicht zu scheren. Und warum auch? Die Mütter bekamen genau die Unterhaltung, die für ein bisschen Abwechslung in ihrem Babyalltag sorgte. Und Charlotte Hagberg verdiente mehr Geld im Jahr mit ihren Büchern, als ein Nobelpreis einbringen würde.

Was Jonas betraf, hatte Charlotte Hagberg all seine Sympathie, obwohl er noch kein einziges ihrer Bücher gelesen hatte. Auch er hatte zahllose verächtliche Rezensionen bekommen; wer etwas über sich selbst lernen wollte, sollte lieber eine Therapie machen als Krimis lesen, fand er.

Hier und da im Publikum verteilt saßen ein paar ältere Herren in Anzug und Krawatte. Sie waren wegen des grauhaarigen Mannes mit dem Schnurrbart da, der links von Jonas saß und gerade dabei war, ein paar letzte Änderungen in seinem Vortragsskript zu machen. Bengt Frykander, Richter am Oberlandesgericht.

Seit über zwanzig Jahren bastelte er nun schon an seinen komplizierten Mordfällen im Juristenmilieu, die sein Held Anders Gripenstierna, seines Zeichens ebenfalls Richter am Oberlandesgericht, jedes Mal mit Bravour löste.

Obwohl Bengt Frykander regelmäßig fast jährlich einen neuen Roman produzierte, war ihm der große Durchbruch nicht geglückt. Vielleicht lag es daran, dass sich der Kreis seiner Leser größtenteils auf andere Juristen beschränkte, die in erster Linie interessierte, ob denn der neue Generalstaatsanwalt wirklich das Vorbild für den Würgemörder (siehe hier) war. Wahrscheinlich konnten sich auch nur Juristen für seine Bücher begeistern. Jonas hatte versucht, eines davon zu lesen, aber nach der Hälfte aufgegeben. Seiner Meinung nach war das Buch, wie auch Bengt Frykander selbst, sterbenslangweilig.

In letzter Zeit schien Bengt Frykander die Lust am Schreiben verloren zu haben. Er hatte sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr der neuen Leidenschaft in seinem Leben gewidmet, dem Langstreckenlauf. Er war Schwedens erster Krimiautor, der den Stockholm-Marathon unter drei Stunden lief, und tauchte inzwischen öfter in Laufzeitschriften auf als auf den Kulturseiten der Zeitungen.

Und dann war da noch er selbst. Auch Jonas konnte kleine Inseln von eigenen Fans im Publikum vor dem Podium ausmachen. Inzwischen verkauften sich seine Bücher so gut, dass er Leser in allen Gesellschaftsgruppen haben dürfte, und vermutlich standen seine Bücher auch bei einigen von Charlotte Hagbergs Bewunderinnen im Regal. Vielleicht sogar bei dem einen oder anderen Juristen. Neugierige, die eine Taschenbuchausgabe gekauft hatten, nachdem die Zeitungen mal wieder ihre Galle darüber ausgeschüttet hatten, für die er nur ein Autor unter vielen war.

Aber es gab auch die, die das nicht taten. Außer der Schwarzhaarigen in der zweiten Reihe, die dazu übergegangen war, ihn abwechselnd heimlich zu mustern, etwas vermutlich Tiefsinniges in ein schwarzes Notizbuch zu schreiben oder herablassende Blicke in Richtung der schnatternden Mütter neben sich zu werfen, sah er mindestens eine Handvoll anderer Zuhörer, die ganz sicher nur wegen ihm gekommen waren. Und die mit größter Wahrscheinlichkeit weder etwas von Charlotte Hagberg noch von Bengt Frykander auf dem Nachttisch liegen hatten.

Ganz vorn saß wie immer David, einer seiner treuesten Fans, dem Anlass zu Ehren mit einem schwarzen Pullover bekleidet, der den weißen Aufdruck »Team Jonas Lerman« trug. Den Pullover hatte David selbst designt, und er verkaufte ihn für 150 Kronen auf seiner Jonas-Lerman-Fanseite - die er ebenfalls selbst designt hatte. Er hockte eifrig nach vorn gebeugt da, Notizblock und Kamera griffbereit. Im späteren Verlauf des Abends würde er ganz bestimmt einen ausführlichen Bericht auf die Webseite...

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Autor

Jenny Milewski, geboren 1971, liebt Thriller und Horror. Sie arbeitet in der Werbebranche und hält neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit Vorträge über Spannung in Literatur und Film. In der schwedischen Szene hat sie bereits einen Namen und steht mit ihrem Debütroman Skalpelltanz für eine neue Thrillergeneration. Jenny Milewski lebt mit ihrem Mann in Malmö.
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