Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Wer Zwietracht sät

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am31.03.2015
Ganz Kingsmarkham ist in Aufruhr. Der geplante Bau einer Umgehungsstraße durch ein zauberhaftes Flusstal erregt die Bürger - und die militante Ökoszene. Während sich Dora Wexford den Protesten anschließt, wahrt ihr Mann, Chief Inspector Wexford, eher Distanz. Die Polizeiermittlungen laufen auf Hochtouren, als in einem Waldstück die Leiche einer jungen Studentin gefunden wird. Die einzige Spur führt zum Taxifahrer Stanley Trotter, dem aber nichts nachzuweisen ist. Wenig später findet jedoch ein Überfall auf die Taxizentrale statt, bei dem sämtliche Unterlagen durchwühlt werden. Wieder ist Trotter der einzige Verdächtige, und wieder fehlt jeder Beweis. Dann geschieht das Unfassbare: Fünf Personen werden gleichzeitig als vermisst gemeldet, und eine der offenbar Entführten ist Wexfords Frau ...

Ruth Rendell wurde 1930 in London geboren und lebte dort bis zu ihrem Tod 2015. Sie arbeitete als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. 1997 wurde sie mit dem Grand Master Award der Crime Writers' Association of America, dem renommiertesten Krimipreis, ausgezeichnet und darüber hinaus von Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben. Ruth Rendell ist auch unter dem Pseudonym Barbara Vine bekannt.
mehr

Produkt

KlappentextGanz Kingsmarkham ist in Aufruhr. Der geplante Bau einer Umgehungsstraße durch ein zauberhaftes Flusstal erregt die Bürger - und die militante Ökoszene. Während sich Dora Wexford den Protesten anschließt, wahrt ihr Mann, Chief Inspector Wexford, eher Distanz. Die Polizeiermittlungen laufen auf Hochtouren, als in einem Waldstück die Leiche einer jungen Studentin gefunden wird. Die einzige Spur führt zum Taxifahrer Stanley Trotter, dem aber nichts nachzuweisen ist. Wenig später findet jedoch ein Überfall auf die Taxizentrale statt, bei dem sämtliche Unterlagen durchwühlt werden. Wieder ist Trotter der einzige Verdächtige, und wieder fehlt jeder Beweis. Dann geschieht das Unfassbare: Fünf Personen werden gleichzeitig als vermisst gemeldet, und eine der offenbar Entführten ist Wexfords Frau ...

Ruth Rendell wurde 1930 in London geboren und lebte dort bis zu ihrem Tod 2015. Sie arbeitete als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. 1997 wurde sie mit dem Grand Master Award der Crime Writers' Association of America, dem renommiertesten Krimipreis, ausgezeichnet und darüber hinaus von Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben. Ruth Rendell ist auch unter dem Pseudonym Barbara Vine bekannt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641151461
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum31.03.2015
SpracheDeutsch
Dateigrösse893 Kbytes
Artikel-Nr.1597484
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


3

_____

Sheila Wexford wollte ihr Baby zu Haus bekommen. Hausgeburten seien in Mode, und Sheila, meinte ihr Vater mit einer gewissen säuerlichen Zärtlichkeit, habe schon immer den neuesten Moden angehangen. Er hätte es lieber gesehen, wenn sie sich etwa vier Wochen vor dem Entbindungstermin in der besten Frauenklinik der Welt einquartiert hätte, egal, wo sich diese befand. Wenn die Wehen einsetzten, hätte er am liebsten den landesweit besten Geburtshelfer nebst einer Reihe fürsorglicher medizinischer Assistenten und einem Schwarm Hebammen mit hervorragenden Abschlussexamen dabeigehabt. Gleich nach der ersten Kontraktion wäre eine Epiduralanästhesie zu verabreichen und - falls die Wehen länger als eine halbe Stunde anhalten sollten - ein Kaiserschnitt zu machen, möglichst in Schlüssellochgröße.

So jedenfalls, meinte Dora, hätte er es am liebsten.

»Unsinn«, erwiderte Wexford. »Mir behagt bloß die Vorstellung nicht, dass sie es zu Hause bekommt.«

»Sie wird das tun, was sie will. Wie immer.«

»Sheila ist keine Egoistin«, meinte Sheilas Vater.

»Das habe ich auch nicht behauptet. Ich habe nur gesagt, dass sie tut, was sie will.«

Wexford ließ sich den Widerspruch zwischen diesen Begriffen durch den Kopf gehen. »Du fährst doch hin, um ihr beizustehen, oder?«

»Daran hatte ich eigentlich nicht gedacht. Ich bin ja keine Hebamme. Wenn das Baby da ist, fahre ich bestimmt hin.«

»Ist doch komisch, nicht?« sinnierte Wexford. »Da sind wir nun so weit mit sexueller Aufklärung und der Gleichberechtigung gekommen und haben die alten Etiketten und Schlagwörter abgelegt. Männer sind ganz selbstverständlich bei der Geburt ihrer Kinder dabei, und Frauen stillen in aller Öffentlichkeit. Frauen sprechen ganz offen über alle möglichen gynäkologischen Details, während sie früher eher gestorben wären, als sie zu erwähnen. Aber es ist unvorstellbar, dass jemand bei der Vorstellung, ein Vater könnte dabei sein, wenn seine Tochter entbindet, nicht wenigstens zusammenzuckt, oder? Siehst du, jetzt habe ich dich schockiert. Du wirst rot.«

»Aber natürlich, Reg. Du willst doch nicht etwa dabei sein bei Sheilas ...?«

»Wochenbett? Natürlich nicht. Ich würde wahrscheinlich in Ohnmacht fallen. Ich sage ja nur, es ist nicht normal, dass du dabei sein kannst und ich nicht.«

Sheila lebte mit dem Vater ihres Kindes, dem Schauspieler Paul Curzon, in einer schicken Wohnung in London, einer umgebauten Remise hinter der Welbeck Street. Dort würde das Baby auf die Welt kommen. Wexford, dessen Ortskenntnis von London etwas lückenhaft war, sah in seinem Straßenatlas nach und stellte fest, dass die Harley Street in beruhigender Nähe lag. In der Harley Street gab es, wie jeder wusste, jede Menge Ärzte und wahrscheinlich auch Krankenhäuser.

Contemporary Cars war in einem provisorisch wirkenden Fertigbau auf einem ansonsten leeren Platz an der Station Road untergebracht. Früher hatte dort das Railway Arms gestanden, ein zusehends spärlich besuchtes Pub, da dessen ehemalige Gäste die Bierpreise exorbitant und die Promillegesetze drakonisch fanden. Das Railway Arms machte zu und wurde schließlich abgerissen. An seine Stelle wurde nichts Neues gebaut, und es gab Stimmen in Kingsmarkham, die alles leergefegte, müllübersäte Areal, von Brennnesseln gesäumt und von dürren Bäumchen umgeben, als Schandfleck bezeichneten. Ihrer Ansieht nach wurde die Lage durch die Ankunft des umgebauten Wohnwagens kaum verbessert, doch Sir Fleance McTear, Vorsitzender sowohl von KABAL als auch der Historischen Gesellschaft Kingsmarkham, meinte, dies sei in Anbetracht der geplanten Umgehungsstraße ja wohl die geringste Sorge.

Peter Samuels, von eigenen Gnaden Hauptgeschäftsführer von Contemporary Cars, erzählte jedem, dass sein Betrieb demnächst an einen festen Firmensitz verlagert würde, aber bisher gab es dafür noch keine Anzeichen. Der frühere Standort des Railway Arms bot ausreichend Parkplätze für Taxis und eine sehr praktische Zufahrt zum Bahnhof. Und in diesen wohnwagenmäßigen Büroräumen mit den wegklappbaren Tischen, der Duschkabine und den herunterklappbaren Betten aus früheren Reisezeiten führte Burden seine erste Vernehmung von Stanley Trotter durch.

Zunächst leugnete Trotter, Ulrike Ranke überhaupt gekannt zu haben. Es half seinem Gedächtnis allerdings auf die Sprünge, dass Vine William Dickson zitierte und den deutschen Akzent des Mädchens erwähnte, und so erinnerte sich Trotter schließlich doch, Ulrikes Anruf entgegengenommen zu haben - an den Anruf erinnerte er sich, nicht aber daran, zum Brigadier hinausgefahren zu sein. Er hatte es zwar selbst vorgehabt, sagte er, aber dann sollte er jemanden vom letzten Zug aus London abholen und gab den Auftrag deshalb an einen der anderen Fahrer weiter, an Robert Barrett.

Schwierig wurde es, als sich Barrett auf Befragen hin nicht mehr an seine Aktivitäten am Abend des 3. April erinnerte, oder nur insoweit, als er sich sicher war, den ganzen Abend Fahrgäste gehabt zu haben; an dem Abend war viel los gewesen. Während der ganzen Woche war schon viel los gewesen - wahrscheinlich hing es mit Ostern zusammen, dachte er. Aber in einem Punkt war er sich sicher: In den ganzen fünf Monaten, die er schon für Contemporary Cars arbeitete, hatte er nie einen Fahrgast vom Brigadier abgeholt.

Burden bat Stanley Trotter, sich auf der Polizeiwache von Kingsmarkham zu melden. Inzwischen hatte er herausgefunden, dass Trotter vorbestraft war und ein ziemlich happiges Vorstrafenregister hatte. Sein erster Gesetzesbruch, vor etwa sieben Jahren begangen, war der Einbruch in einem Geschäft in Eastbourne, sein zweiter, weit schwerwiegenderer, war Raub, ein Begriff, der einen tätlichen Angriff nahelegte. Er hatte eine junge Frau mit der Faust ins Gesicht geschlagen, sie zu Boden geworfen, getreten und dann ihre Handtasche entwendet. Sie war um Mitternacht ganz allein auf der Queen Street nach Hause gegangen. Für beide Straftaten war Trotter ins Gefängnis gewandert und hätte für die zweite eine viel längere Strafe bekommen, wenn sein Opfer mehr als nur einen Bluterguss am Kiefer davongetragen hätte.

Doch für Burden war es ausreichend, oder jedenfalls fast ausreichend. Er hatte Trotter dazu gebracht, zuzugeben, dass er tatsächlich am 3. April um Viertel vor elf zum Brigadier hinausgefahren war. Ursprünglich, sagte er, habe er zu viel Angst gehabt, es zuzugeben. Er fuhr hin, kam kurz vor elf am Pub an, aber dort wartete gar kein Fahrgast. Falls sie überhaupt je dort gewesen war, war sie inzwischen gegangen.

An dem Punkt angelangt, verlangte Trotter einen Anwalt, und Burden blieb nichts anderes übrig, als zuzustimmen. Ein cleverer junger Rechtsanwalt von Morgan de Clerck in der York Street kam umgehend herüber, und als Trotter sagte, er könne sich nicht mehr erinnern, ob er beim Brigadier geklingelt habe oder nicht, belehrte er Burden, sein Mandant habe gesagt, er könne sich nicht mehr erinnern, und das müsse wohl genügen.

Draußen vor dem Vernehmungsraum meinte Vine: »Dickson sagte, sie stand draußen auf der Straße. Trotter hätte gar nicht klingeln müssen.«

»Stimmt, aber er wusste ja nicht, dass sie draußen gewartet hat, oder? Er hätte doch bestimmt gedacht - hätte wohl, jeder -, sie wäre im Pub drinnen, und dann selbstverständlich geklingelt. Wollen Sie mir etwa weismachen, er ist um elf Uhr abends am Pub aufgetaucht, und als er niemanden vorfand, ist er gleich wieder umgekehrt und zur Station Road zurückgefahren?«

»Er will es Ihnen weismachen.«

Sie setzten Trotters Vernehmung fort. Der Anwalt von Morgan de Clerck nagelte bei jeder kleinen Einzelheit fest, während er seinen Mandanten mit einen unendlichen Nachschub an Zigaretten versorgte, obwohl er selbst Nichtraucher war. Trotter, ein dünner, ungesund aussehender, etwa vierzigjähriger Mann mit abfallenden Schultern, war am Ende des Nachmittags bei zwanzig Stück angelangt, und die Luft im Vernehmungsraum war blau vom Rauch. Der Anwalt unterbrach ständig das Gespräch, indem er unablässig fragte, wie lange sie Trotter denn dazubehalten gedächten, und sich schließlich erkundigte, ob gegen ihn Anklage erhoben werden sollte.

Leichtsinnig stieß Burden fast atemlos das Wörtchen »Ja« hervor. Doch erhob er keine Anklage gegen ihn, sondern hielt ihn nur auf dem Polizeirevier von Kingsmarkham fest. Als Wexford davon erfuhr, reagierte er ziemlich skeptisch, aber dann besorgte sich Burden einen Durchsuchungsbefehl, woraufhin Trotters Wohnung in der Peacock Street in Stowerton nach Beweismaterial durchforstet wurde. Dort, in der Zweizimmerwohnung über dem von einem bengalischen Brüderpaar geführten Lebensmittelgeschäft, fanden die Detective Constables Archbold und Pemberton eine Kunstperlenkette und eine Reisetasche aus braunem Segeltuch mit dunkelgrüner Plastikeinfassung.

Für Wexford hatte sie nicht viel mit der Schultertasche auf Dicksons Foto gemeinsam und stimmte auch nicht mit der Beschreibung der Tasche seiner Tochter überein, die Dieter Ranke der Polizei gegeben hatte. Die gefundene war ein viel billigeres Modell und im Übrigen braun und grün statt braun und schwarz. Die Rankes waren gutsituiert, beide Eltern in angesehenen Berufen tätig, und Ulrike, ihrem einzigen Kind, hatte es an nichts gefehlt. Die Perlenkette bestand...

mehr

Autor

Ruth Rendell wurde 1930 in London geboren und lebte dort bis zu ihrem Tod 2015. Sie arbeitete als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. 1997 wurde sie mit dem Grand Master Award der Crime Writers' Association of America, dem renommiertesten Krimipreis, ausgezeichnet und darüber hinaus von Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben. Ruth Rendell ist auch unter dem Pseudonym Barbara Vine bekannt.