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Das Geheimnis von Ashton Place 5: Wild währt am längsten

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Thienemann-Esslingererschienen am12.10.2015Auflage
Aufregung in Ashton Place: Lady Constance erwartet ein Baby! Doch wird der Ashton-Sprössling ebenfalls bei Vollmond bellen und andere sonderbare Eigenheiten seines Vaters annehmen? Um die Beschwerden der zukünftigen Mutter zu lindern, bekommt diese mitten im Winter eine Kur in die Küstenstadt Brighton verordnet. Penelope hofft, endlich hinter das Geheimnis ihrer wilden Schützlinge zu kommen. Denn sie weiß, dass das Schicksal der drei Unerziehbaren auf seltsame Art und Weise mit dem der Familie Ashton in Verbindung steht. Doch was hat die wilde Familie Babushkinov mit alldem zu tun? 'Ein wildes Abenteuer!' - Die besten 7, Deutschlandfunk

Maryrose Wood wuchs auf Long Island auf. Sie arbeitete viele Jahre als Schauspielerin und Regisseurin und ist als Bühnenautorin für das Theater preisgekrönt. Ihre vielfältigen Theatererfahrungen sind auch in ihren Romanen spürbar - in lebensnah-sympathisch gezeichneten Charakteren und sprühender Situationskomik. Maryrose Wood lebt mit ihren zwei Kindern, zwei Katzen und einem kleinen Hund in New York. Die Autorin freut sich über einen Besuch auf ihrer Website: www.maryrosewood.com
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Produkt

KlappentextAufregung in Ashton Place: Lady Constance erwartet ein Baby! Doch wird der Ashton-Sprössling ebenfalls bei Vollmond bellen und andere sonderbare Eigenheiten seines Vaters annehmen? Um die Beschwerden der zukünftigen Mutter zu lindern, bekommt diese mitten im Winter eine Kur in die Küstenstadt Brighton verordnet. Penelope hofft, endlich hinter das Geheimnis ihrer wilden Schützlinge zu kommen. Denn sie weiß, dass das Schicksal der drei Unerziehbaren auf seltsame Art und Weise mit dem der Familie Ashton in Verbindung steht. Doch was hat die wilde Familie Babushkinov mit alldem zu tun? 'Ein wildes Abenteuer!' - Die besten 7, Deutschlandfunk

Maryrose Wood wuchs auf Long Island auf. Sie arbeitete viele Jahre als Schauspielerin und Regisseurin und ist als Bühnenautorin für das Theater preisgekrönt. Ihre vielfältigen Theatererfahrungen sind auch in ihren Romanen spürbar - in lebensnah-sympathisch gezeichneten Charakteren und sprühender Situationskomik. Maryrose Wood lebt mit ihren zwei Kindern, zwei Katzen und einem kleinen Hund in New York. Die Autorin freut sich über einen Besuch auf ihrer Website: www.maryrosewood.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783522610582
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum12.10.2015
AuflageAuflage
Reihen-Nr.5
SpracheDeutsch
Dateigrösse7230 Kbytes
Artikel-Nr.1695783
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Ein winterlich kahler Familien-Stammbaum

»NEIN, SIE HABEN KEINE GRIPPE. Auch keinen Wasserbauch oder gar Vapeurs - Ihnen sind keine Dämpfe ins Gehirn gestiegen!« Der Arzt warf Lady Constance einen säuerlichen Blick zu. »Und ganz sicher leiden Sie nicht an Windpocken. Gott sei Dank! Eine widerwärtige Krankheit, wenn Sie mich fragen. Das ständige Jucken und Kratzen.«

Der Name des Arztes lautete Dr. Charles Veltshmerz. Er war ein übellauniger, reizbarer Mann, also wahrlich kein Mensch, von dem man erwarten würde, dass er sich tagein, tagaus um Kranke kümmerte. Wegen seines ruppigen Tons und weil ihm jegliches Mitleid abging, fühlten sich die Patienten nach seinem Besuch sehr viel schlechter als zuvor; und so setzten sie eine tapfere Miene auf und erhoben sich unter heldenhaften Anstrengungen von ihren Krankenbetten, nur damit sie den unangenehmen Doktor nie mehr wiedersehen mussten.

Natürlich schrieb man diese Wunderheilungen der ärztlichen Kunst des Doktor Veltshmerz zu, und sein Ansehen wuchs, bis er als der beste Arzt in der gesamten Grafschaft galt.

Falls uns nicht eine überraschende Krankheit heimsucht, werden auch wir Dr. Veltshmerz kein zweites Mal begegnen. Ja, wir geben unser Bestes, eine solche tunlichst zu vermeiden, und je weniger Worte wir über ihn verlieren, desto besser. Es ist überflüssig, von seiner Lieblingsspeise zu berichten (Brotpudding) oder seinem Lieblingstanz (eigentümlicherweise die Polka, ein verblüffend fröhlicher Tanz für einen derart griesgrämigen Mann). Auch der Kosename, den er als Kind seinem allerliebsten Kuscheltier gab, ist für unsere Geschichte völlig belanglos. (Schnucki-I-Ah, ein Plüschesel, war jahrelang - sehr viel länger, als er es zugeben mochte - der beste Freund des kleinen Charlie. Er begleitete ihn sogar an die medizinische Hochschule, was bislang ein wohlgehütetes Geheimnis war.)

Nein, keine dieser Informationen über Dr. Veltshmerz sind auch nur im Entferntesten erwähnenswert und ihr solltet sie schnurstracks wieder aus dem Gedächtnis verbannen. Wichtig ist allerdings die Bedeutung seines Namens, die allen gebildeten Menschen ein Begriff sein sollte. (Ihr habt sicher schon gemerkt, dass Veltshmerz wie das deutsche Wort »Weltschmerz« klingt, und das bedeutet - aber mehr dazu später. Erst einmal muss Lady Constance ihre Diagnose erfahren und Geduld zählte noch nie zu ihren Stärken.)

Ein jämmerlicher Schrei ertönte von der Chaiselongue im Gesellschaftszimmer von Ashton Place. Dr. Veltshmerz runzelte die Stirn und hängte sich sein Stethoskop um den Hals. »Lady Ashton, muss ich Sie daran erinnern, dass Sie ein Kind erwarten? In Ihrem Bauch wächst ein Eindringling heran, der sich nicht im Geringsten darum schert, ob er Ihnen Beschwerden bereitet. Das kleine Ungeheuer ist viel zu sehr damit beschäftigt, mit seinen teuflischen Füßchen um sich zu treten und mit seinen winzigen, unbarmherzigen Fäusten zu boxen. Gestatten Sie ...« Er presste ihr das Stethoskop an die Brust und lauschte. »Ihr Herzschlag ist kräftig wie der eines Ochsen. Ihre Verdauungsbeschwerden, die Erschöpfung und anderen Leiden verdanken Sie allein diesem vermaledeiten kleinen Schmarotzer.«

»Ich würde mich kaum elender fühlen, wenn ich einen Ochsen gegessen hätte.« Lady Constance ließ sich mit opernhafter Ermattung auf das Sofa zurücksinken. »Ständig habe ich Hunger, aber ein einziger Bissen genügt und schon fühle ich mich seekrank. Wie lange muss ich diese grässlichen Qualen noch ertragen?«

»Bis zum Frühjahr, wenn das Baby auf die Welt kommt. Dann dürfen Sie über ganz andere und schlimmere Qualen jammern!«, erklärte Dr. Veltshmerz mit einem heiteren Tonfall, als ob ihm diese Ankündigung Freude bereitete.

»Im Frühjahr? Aber wir haben erst Januar!« Lady Constance versuchte, sich aufzurichten, aber es gelang ihr erst, als Mrs Clarke, die Haushälterin von Ashton Place, ihr hilfsbereit von hinten einen Schubs gab. »Dr. Veltshmerz, ich bestehe darauf, dass Sie - pfuuh! - etwas unternehmen!«

Bei diesen Worten lachte der Doktor - man stelle sich vor: Ein Arzt, der seine eigene Patientin auslacht! »Gewöhnen Sie sich daran, zu leiden, so lautet mein Rat. Menschenkinder benötigen zehn Monde, um im Bauch heranzuwachsen, und ihr Baby macht da keine Ausnahme.«

»Zehn Monde!« Lady Constance schluchzte und zählte, aber vor allem schluchzte sie. »Mond, Mond, Mond, Mond, Mond ...«

Mrs Clarke tupfte die Tränen der Lady mit einem sauberen Taschentuch weg, ein Utensil, das jeder wohlerzogene Mensch stets bei sich tragen sollte. »Na, na, Mylady«, tröstete die freundliche Haushälterin mit einem warnenden Blick zu Dr. Veltshmerz. »Schon viele Frauen waren vor Ihnen schwanger, sonst wäre ja keiner von uns geboren worden, um heranzuwachsen und über Wehwehchen zu klagen, nicht wahr? Alle Frauen haben es irgendwie geschafft und Ihnen wird es ebenfalls gelingen. Ein süßes kleines Baby ist doch letztlich all der Mühe wert. Ich bin mir sicher, das ist es, was der Doktor eigentlich sagen wollte.«

Dr. Veltshmerz warf einen Blick auf seine Taschenuhr. »Ich habe genug Zeit in Ashton Place vertrödelt. Die Dame ist bei bester Gesundheit, und meine Aufgabe ist es, Kranke zu behandeln.« An Mrs Clarke gewandt, fügte er hinzu: »Ihre Dienstherrin ist in kräftiger körperlicher Verfassung, aber ihr Geist ist schwach. Sagen Sie ihr, sie soll sich zusammenreißen und das Jammern lassen. Es besteht kein Grund, mich erneut zu rufen, bevor das Baby kommt.«

Mrs Clarke öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber schloss ihn sogleich wieder. Denn egal aus welchem Mund Lady Constance es hörte, die Anweisung, »sie solle sich zusammenreißen und das Jammern lassen«, würde kaum gut aufgenommen werden. Und sie war schließlich nur die Haushälterin.

»Sehr wohl, Sir«, murmelte Mrs Clarke und ging seinen Hut und Mantel aus dem Garderobenschrank holen.

»Oh, endlose Monde der Misere!«, heulte Lady Constance. »So weit ist es also mit der Ärzteschaft gekommen? Will mir denn niemand helfen? Weh, weh mir und noch mehr weh! Einsam, allein, völlig verlassen bin ich in der Stunde der Not! Ich hoffe, Sie schreiben das alles mit, Miss Lumley, sonst wird mir sicher niemand glauben, wie schmählich ich behandelt wurde. Oh Grauen! Welche Grausamkeit! Welche Ungerechtigkeit!«

Miss Penelope Lumley wurde ebenfalls Zeugin dieser unschönen Szene. Sie war die Gouvernante von Ashton Place, und ihre Aufgabe war es, sich um die drei Mündel des Hausherrn, Lord Fredrick Ashton, zu kümmern, die auch die Unerziehbaren genannt wurden. Doch weil Miss Lumley über eine außergewöhnlich schöne Handschrift verfügte, hatte man sie beim Eintreffen des Doktors aus dem Kindertrakt gerufen und angewiesen, sämtliche Anweisungen zur Behandlung von Lady Constance mitzuschreiben. Bislang hatte Miss Lumley nichts notiert außer stark wie ein Ochse. Daneben hatte sie ein vierbeiniges Tier gekritzelt, das eher einem Elch ähnelte. Aber da ihr kein echter Ochse Modell stand, gelang es ihr nicht besser. Außerdem hatte sie zehn Monde in verschiedenen Phasen gezeichnet: den Vollmond, den abnehmenden Mond, den zunehmenden Mond, einen Dreiviertelmond, den Sichelmond und so weiter. Der Neumond war am schwierigsten darzustellen, weil man ihn nicht sehen kann. Aber das Problem umging sie, indem sie einen leeren Rahmen zeichnete und darunterschrieb: Neumond (unsichtbar).

»Wie Sie wünschen, Mylady«, antwortete sie und schrieb hastig: Dr. V. sagt: Aufhören zu jammern, schlimmere Leiden warten. Im Allgemeinen bereiteten Penelope das Schreiben und Zeichnen Freude, aber sie saß nur ungern im Gesellschaftszimmer als Sekretärin fest, während die Unerziehbaren oben im Kindertrakt sich selbst überlassen waren und nur von Nussawuuh, ihrem zahmen Eichhörnchen, überwacht wurden. Kein Zweifel, Nussawuuh war ein aufgewecktes Kerlchen. Die meisten Eichhörnchen befinden sich in einem nervösen Dauerzustand, sodass ihnen keine echte und eingebildete Gefahr entgeht und sie manchmal auch völlig grundlos die Flucht ergreifen. Allerdings besaß der kleine Nager mit dem buschigen Schwanz kein sonderlich ausgeprägtes Urteilsvermögen und war deshalb nicht der ideale Babysitter.

Penelope kritzelte ein unzufriedenes Gesicht in einen ihrer Vollmonde. Als stolze Absolventin des Swanburne-Instituts für kluge Mädchen aus armen Verhältnissen weiß ich, dass man mit ein wenig Courage, Optimismus und gesundem Menschenverstand die meisten Situationen hervorragend meistert, dachte sie. Der Mond zeigte jetzt eine verblüffende Ähnlichkeit mit Doktor Veltshmerz, vor allem nachdem sie ihm noch eine Stirnfalte und zwei düstere, herabgezogene Augenbrauen verpasst hatte. Trotzdem wünschte ich mir manchmal, es würde Zaubereien wie im Märchen tatsächlich geben. Ach, wenn ich eine Wunderlampe besäße, mit einem dieser Geister darin, die Wünsche erfüllen, dann würde ich einen ganzen Wunsch nur darauf verwenden, diesen deprimierenden Doktor loszuwerden! Warum wird so ein Mensch überhaupt Arzt? Stattdessen hätte er ...

Aber gutherzig, wie Penelope war, fiel ihr kein Beruf ein, für den man als Voraussetzung Übellaunigkeit und Gefühlskälte mitbringen sollte. (Hier treten Penelopes Jugend und Unerfahrenheit deutlich zutage: Es mag keinen Spaß machen, bei einer Party neben hartherzigen Menschen zu sitzen, aber sie haben ebenso das Recht wie wir alle, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Zumindest für diese Menschen ist es ein Glück, dass es bis heute einen anhaltenden Bedarf an...
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Autor

Maryrose Wood wuchs auf Long Island auf. Sie arbeitete viele Jahre als Schauspielerin und Regisseurin und ist als Bühnenautorin für das Theater preisgekrönt. Ihre vielfältigen Theatererfahrungen sind auch in ihren Romanen spürbar - in lebensnah-sympathisch gezeichneten Charakteren und sprühender Situationskomik.Maryrose Wood lebt mit ihren zwei Kindern, zwei Katzen und einem kleinen Hund in New York.Die Autorin freut sich über einen Besuch auf ihrer Website: maryrosewood.com