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Der Sturm

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
360 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am27.08.20151. Auflage
Lilli Gruber, die als Moderatorin und Politikerin weit über die Grenzen Italiens hinaus gefeiert wird, gelingt es in diesem Bestseller aus Italien wie schon in 'Das Erbe' (Droemer Verlag), Dokumente und Briefe aus dem Besitz ihrer Familie mit großer Spannung und erzählerischer Sicherheit zu einem Familienschicksal zu verbinden: 'Ein starkes, ein ungemein intenisves Buch', urteilt nicht nur der Corriere della Sera. Es ist eine Zeit des Umbruchs, eine Zeit der Finsternis, nicht nur in Südtirol. Hella Rizzoli weiß, dass das Schicksal ihrer Heimat auch über ihr Leben bestimmt. Sie muss sich entscheiden, ob sie weiterhin auf dem Landgut ihrer Familie leben und dafür in Kauf nehmen will, fortan Italienerin zu sein. Doch ihr Herz schlägt für die Sache der Deutschen, für die auch ihr Geliebter kämpft. Der aber ist weit fort in großer Gefahr - und sie muss allein durch den Sturm gehen. 'Mein Buch ist ein Angriff auf die Intoleranz. Ein Appell, den Mut aufzubringen und zuzugeben, dass hinter jeder Tragödie eine individuelle Verantwortung existiert.' Lilli Gruber

Lilli Gruber, geboren in Bozen, ist eine der bekanntesten italienischen Journalistinnen und Moderatorinnen. Nach Stationen u.a. bei 'La Stampa' und 'Corriere della Sera' moderierte sie als erste Frau die Hauptnachrichtensendung und war auch für das deutsche Fernsehen tätig. 2004 wurde sie als Abgeordnete ins Europäische Parlament gewählt. Derzeit leitet sie eine Sendung auf LA7, in der sie aktuelle Nachrichten kommentiert. Die preisgekrönte Journalistin hat sich auch als Bestsellerautorin weit über die Grenzen Italiens hinaus einen Namen gemacht. Im Droemer Verlag erschien von ihr im Jahr 2013 'Das Erbe. Die Geschichte meiner Südtiroler Familie'.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextLilli Gruber, die als Moderatorin und Politikerin weit über die Grenzen Italiens hinaus gefeiert wird, gelingt es in diesem Bestseller aus Italien wie schon in 'Das Erbe' (Droemer Verlag), Dokumente und Briefe aus dem Besitz ihrer Familie mit großer Spannung und erzählerischer Sicherheit zu einem Familienschicksal zu verbinden: 'Ein starkes, ein ungemein intenisves Buch', urteilt nicht nur der Corriere della Sera. Es ist eine Zeit des Umbruchs, eine Zeit der Finsternis, nicht nur in Südtirol. Hella Rizzoli weiß, dass das Schicksal ihrer Heimat auch über ihr Leben bestimmt. Sie muss sich entscheiden, ob sie weiterhin auf dem Landgut ihrer Familie leben und dafür in Kauf nehmen will, fortan Italienerin zu sein. Doch ihr Herz schlägt für die Sache der Deutschen, für die auch ihr Geliebter kämpft. Der aber ist weit fort in großer Gefahr - und sie muss allein durch den Sturm gehen. 'Mein Buch ist ein Angriff auf die Intoleranz. Ein Appell, den Mut aufzubringen und zuzugeben, dass hinter jeder Tragödie eine individuelle Verantwortung existiert.' Lilli Gruber

Lilli Gruber, geboren in Bozen, ist eine der bekanntesten italienischen Journalistinnen und Moderatorinnen. Nach Stationen u.a. bei 'La Stampa' und 'Corriere della Sera' moderierte sie als erste Frau die Hauptnachrichtensendung und war auch für das deutsche Fernsehen tätig. 2004 wurde sie als Abgeordnete ins Europäische Parlament gewählt. Derzeit leitet sie eine Sendung auf LA7, in der sie aktuelle Nachrichten kommentiert. Die preisgekrönte Journalistin hat sich auch als Bestsellerautorin weit über die Grenzen Italiens hinaus einen Namen gemacht. Im Droemer Verlag erschien von ihr im Jahr 2013 'Das Erbe. Die Geschichte meiner Südtiroler Familie'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426436882
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum27.08.2015
Auflage1. Auflage
Seiten360 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2549 Kbytes
Artikel-Nr.1699390
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Liebe und Krieg


Mai 1941

Berlin, Herz des Dritten Reiches. Mit ein wenig Ellbogeneinsatz hat es Hella geschafft, bis in die vorderste Reihe vorzudringen. Wastl steht neben ihr, mit seiner Uniform der Waffen-SS hat er ihr geholfen, einen Weg durch die Menge zu bahnen. Die Zuschauer hinter ihnen drängeln und schwitzen. Links ein Aufgebot an Fotoapparaten und riesigen Filmkameras. Zu diesem Ereignis hat sich die Presse aus der gesamten Welt versammelt. Alle wollen über die jüngsten Neuigkeiten eines Krieges berichten, der Europa seit zwanzig Monaten in Atem hält.

Von der Publikumsgalerie beugt sich Hella zum Parkett der Krolloper hinunter.

»Es sind alle da«, flüstert sie Wastl aufgeregt zu. »Sie sind alle gekommen!«

Die Männer nehmen in den rot gepolsterten Stuhlreihen Platz. Einige tragen die braune Uniform der obersten nationalsozialistischen Parteifunktionäre. Sie begrüßen sich, bekunden einander ihre Ehrerbietung. Wer würde es wagen, dieser Versammlung vom 4. Mai 1941 fernzubleiben? Über achthundert Abgeordnete aus allen Provinzen des Großdeutschen Reiches drängen sich in dem riesigen Opernhaus. Hier versammelt sich der Reichstag, seit das Reichstagsgebäude 1933 von den Flammen zerstört wurde. Hella war damals noch keine achtzehn Jahre alt. Überall sprach man von nichts anderem als von dieser grauenhaften Tat. Natürlich steckten die Kommunisten dahinter. Wer sonst? Darin waren sich alle einig.

Die übrigen hochrangigen Vertreter des Regimes sitzen auf der Ehrentribüne unter einem gewaltigen Bronzeadler und roten Vorhängen mit Hakenkreuz. Hella erkennt sie alle: Heinrich Himmler, Joseph Goebbels, Adolf Eichmann, Albert Speer. Und Hermann Göring: Er leitet die zu großen Anlässen einberufenen Plenarsitzungen des Parlaments.

»Wo Heß stecken mag?«

Hella wendet den Blick, um zu sehen, wer da gesprochen hat: ein Mann in blauem Überzieher mit schweißglänzendem Gesicht.

»Hat er da zu sein?«, fragt sie erstaunt.

Rudolf Heß, der zweite Mann nach Adolf Hitler, der Schatten des Führers. Gemeinsam haben sie ein neues Deutschland ersonnen, errichtet auf den Trümmern der ermatteten Weimarer Republik.

»Natürlich. Es sei denn ...« Der Mann schaut sie an, als frage er sich, wie weit er dieser reizenden Unbekannten vertrauen könne. Dann schüttelt er den Kopf. »Einen schönen Tag noch«, verabschiedet er sich kurzerhand und verschwindet in der Menge.

Plötzlich wird es still. Die Anwesenden drängen weiter zur Tribüne, richten sich auf, recken die Hälse. Alle schauen in dieselbe Richtung und halten den Atem an. Schritte sind zu hören. Energisch hallen sie auf dem Boden wider. Dann erscheint er, neben der Tribüne. Entschlossen, aufrecht, allein. Adolf Hitler.


Ich heiße Hella, Hella Rizzolli, und meine Stimme kommt aus der Vergangenheit. In ein paar Tagen, am 15. Mai 1941, werde ich fünfundzwanzig Jahre alt. Ich bin nur für kurze Zeit in Berlin, gemeinsam mit dem Mann, den ich liebe. Wer, wenn nicht ich, sollte euch von mir erzählen? Wer interessiert sich schon für eine junge Frau aus einem kleinen Dorf in einer Gegend, über die der Sturmwind der Geschichte ohne jede Rücksicht hinweggefegt ist? Ich spreche von Pinzon in Südtirol.

In dem Durcheinander der Ereignisse, von denen die Welt und meine Heimat erschüttert wurden, hätte mein Leben leicht in Vergessenheit geraten können. Selbst Wastl, »mein« Wastl, mit amtlichem Namen Sebastian Tschigg, weiß nicht alles von mir. Er kann mich nicht vollkommen verstehen. Und nun muss er fort, dieser Krieg führt ihn weit weg von mir. Aber auch wenn er Zeit gehabt hätte, mein Herz zu ergründen, hätte er die Geduld und den Mut dazu aufgebracht?


Hella hat die Krolloper mit glühenden Wangen verlassen. Gegen Ende der mitreißenden Führerrede war es sehr warm geworden, aber vor allem hat sie sich von der kollektiven Erregung anstecken lassen. Der Feuereifer, der gleich mit den ersten Worten des Reichskanzlers den Saal erfüllt hatte, die »Heil Hitler«-Rufe zu seiner Begrüßung, der Beifall. Das Gelächter, das er geerntet hat, als er sich über den britischen Premierminister Churchill lustig machte, diesen »Trunkenbold«, der es wagt, Deutschland herauszufordern. Eineinviertel Stunden, fünfundsiebzig Minuten lang, hat der von Hella so bewunderte Mann der Welt ihr Schicksal verkündet.

Sie schmiegt sich an Wastl, der seinen Arm um ihre Schultern gelegt hat, während sie den Tiergarten durchqueren. Es ist Nacht geworden in der Hauptstadt, und für Anfang Mai ist es kühl, die Berliner sagen, es sei sogar außergewöhnlich. Die beiden Verliebten eilen auf das Brandenburger Tor zu. Aus Furcht vor den Bombardements der Engländer ist die Straßenbeleuchtung auf ein Minimum reduziert. Erst vor zwei Tagen haben britische Geschwader die Luftabwehr getroffen und den Stadtrand bombardiert, ohne jedoch großen Schaden anzurichten. Sie haben auch den Kieler Ostseehafen angegriffen. Und das ist erst der Anfang.

Im Stadtzentrum sind die Fenster der Büros und Wohnungen von schweren Vorhängen verdeckt. Sandsäcke schützen die Schaufenster der noch geöffneten Geschäfte und Restaurants. Die Dunkelheit ist vom Kreischen bremsender Straßenbahnen erfüllt, von den hastenden Schritten der in die U-Bahn strömenden Passanten und dem Brummen vereinzelter Automobile mit abgeschirmten Scheinwerfern. In jedem Viertel sind Schutzräume für Zivilisten eingerichtet, die man aufsuchen soll, sobald der Fliegeralarm die angespannte Stille der Nacht zerreißt.

»Und? Was sagst du zu der Rede unseres Führers?«, fragt Wastl. Er sieht sie zärtlich an, sein Mädel mit dem strahlenden Gesicht, den hohen, fast slawischen Wangenknochen unter den braunen Augen. Für ihn ist sie die Schönste in ganz Südtirol. Er ist so stolz, dass sie ihn unter all den Verehrern gewählt hat.

Sie sitzen in der Bar ihres Hotels, im Adlon. In diesem Gebäude im Herzen Berlins hat Hella die letzten freien Tage verbringen wollen, bevor der soeben aus Frankreich eingetroffene Wastl erneut aufbrechen muss, an einen noch unbekannten Bestimmungsort. Nichts soll ihr Glück trüben. In dieser ihr riesig und gewaltig erscheinenden Metropole möchte sie sich als Prinzessin fühlen. Wenn auch in der Gewalt des Schicksals, wie alle anderen, so trotz allem als Prinzessin.

Sie überlegt einen Augenblick, bevor sie antwortet. Hitler hat über so viele Dinge gesprochen! Über die Verschwörung der großen Bankiers und Juden gegen Deutschland; über die glorreichen Siege in Polen und der Tschechoslowakei, über das ein Jahr zuvor innerhalb weniger Wochen niedergerungene Frankreich. Über die Angriffslust Churchills, dieses auf Krieg und Whisky versessenen Irren. Dann ist er auf die Einzelheiten der jüngsten großartigen Erfolge der deutschen Truppen in Griechenland und Jugoslawien eingegangen.

»Er hat gesagt, dass dieses Jahr für die Auferstehung der deutschen Nation von größter Bedeutung sein werde«, erinnert sie sich beinahe gedankenverloren. »Was meint er damit?«

»Er hat auch die deutschen Frauen aufgefordert, ihre Anstrengungen zu verdoppeln!«, fügt Wastl ein wenig scherzhaft hinzu.

»Ich habe es gehört«, erwidert Hella. Sie schaut ihn an. Er ist schön, er hat ein ebenmäßiges Gesicht, helle Augen, braunes Haar. Die SS-Rottenführer-Uniform sitzt perfekt an seinen breiten Schultern und verleiht ihm ein martialisches Äußeres. »Aber auf welche Entscheidungen hat er angespielt? Welchen Schritt wird er als nächsten gehen?«

»Man wird den Italienern beistehen müssen, die ziemliche Versager sind«, sagt Wastl. »Ohne uns hätten die Serben und die Griechen sie in Stücke zerrissen! Wir dagegen haben die Arbeit in drei Wochen erledigt, haben Belgrad und Athen eingenommen. Die Italiener sind wie die Franzosen: Sie reden, regen sich auf und drohen, aber wenn es ums Kämpfen geht, kann es keiner mit den Deutschen aufnehmen.«


Gewiss, mein Liebster. Aber was wusstest du vom Krieg? Wir hatten beschlossen, Deutsche zu sein, um unser Land, unsere Sprache und unsere Seele gegen die italienischen Faschisten zu verteidigen. Aber was wussten wir vom Krieg? Wir waren jung und unbeugsam. Wir konnten nicht einfach, wie unsere Eltern, die Teilung...

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Lilli Gruber, geboren in Bozen, ist eine der bekanntesten italienischen Journalistinnen und Moderatorinnen. Nach Stationen u.a. bei "La Stampa" und "Corriere della Sera" moderierte sie als erste Frau die Hauptnachrichtensendung und war auch für das deutsche Fernsehen tätig. 2004 wurde sie als Abgeordnete ins Europäische Parlament gewählt. Derzeit leitet sie eine Sendung auf LA7, in der sie aktuelle Nachrichten kommentiert. Die preisgekrönte Journalistin hat sich auch als Bestsellerautorin weit über die Grenzen Italiens hinaus einen Namen gemacht. Im Droemer Verlag erschien von ihr im Jahr 2013 "Das Erbe. Die Geschichte meiner Südtiroler Familie".