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Tod in den Bergen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.01.2023
Ein neuer Fall für Privatdetektiv Elia Contini.
Ein Krimi aus dem Tessin - für alle LeserInnen von Håkan Nesser
Vor über 20 Jahren verschwand Eugenio Torres, ein bekannter Arzt, Bergsteiger und Gründer einer Schule in Niger, Westafrika. Jetzt, nach dem Tod seiner Frau, bitten die Kinder Privatdetektiv Elia Contini um Hilfe. Er soll herausfinden, was mit ihrem Vater damals passiert ist. Gerüchten zufolge wurde er zuletzt in der nigerianischen Wüste gesehen. Von dort kommt eines Tages ein junger Migrant in die Schweiz. Moussa ag Ibrahim gehört dem Volk der Tuareg an und behauptet, Beweise dafür zu haben, dass Torres lebt und Hilfe braucht. Der Detektiv und der junge Mann wollen Torres' gefährliches Geheimnis aufdecken. Zwei radikal gegensätzliche Kulturen treffen im beschaulichen Tessin aufeinander. Oder gibt es vielleicht doch Gemeinsamkeiten zwischen den schneebedeckten Gipfeln der Alpen und den unendlichen Weiten der Sahara?

Andrea Fazioli, geboren 1978, lebt in Bellinzona im Schweizer Kanton Tessin. Er studierte in Mailand und Zürich Romanistik und arbeitet als Journalist bei Radio und Fernsehen. Er ist leidenschaftlicher Saxophonspieler und Pfeifenraucher. Seine Kriminalromane um den eigenbrötlerischen Privatdetektiv Elia Contini werden von Publikum und Presse begeistert aufgenommen und mehrfach ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin neuer Fall für Privatdetektiv Elia Contini.
Ein Krimi aus dem Tessin - für alle LeserInnen von Håkan Nesser
Vor über 20 Jahren verschwand Eugenio Torres, ein bekannter Arzt, Bergsteiger und Gründer einer Schule in Niger, Westafrika. Jetzt, nach dem Tod seiner Frau, bitten die Kinder Privatdetektiv Elia Contini um Hilfe. Er soll herausfinden, was mit ihrem Vater damals passiert ist. Gerüchten zufolge wurde er zuletzt in der nigerianischen Wüste gesehen. Von dort kommt eines Tages ein junger Migrant in die Schweiz. Moussa ag Ibrahim gehört dem Volk der Tuareg an und behauptet, Beweise dafür zu haben, dass Torres lebt und Hilfe braucht. Der Detektiv und der junge Mann wollen Torres' gefährliches Geheimnis aufdecken. Zwei radikal gegensätzliche Kulturen treffen im beschaulichen Tessin aufeinander. Oder gibt es vielleicht doch Gemeinsamkeiten zwischen den schneebedeckten Gipfeln der Alpen und den unendlichen Weiten der Sahara?

Andrea Fazioli, geboren 1978, lebt in Bellinzona im Schweizer Kanton Tessin. Er studierte in Mailand und Zürich Romanistik und arbeitet als Journalist bei Radio und Fernsehen. Er ist leidenschaftlicher Saxophonspieler und Pfeifenraucher. Seine Kriminalromane um den eigenbrötlerischen Privatdetektiv Elia Contini werden von Publikum und Presse begeistert aufgenommen und mehrfach ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641259051
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum11.01.2023
Reihen-Nr.5
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3300 Kbytes
Artikel-Nr.9098754
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2.
Crap la Crusch

Eugenio brach in Gelächter aus.

Es war ein schallendes Lachen, das ansteckend wirkte. Carlo konnte sich dem Charme des Freundes mit seinem blonden Bart, den grünen Augen und der sonnengebräunten Haut kaum entziehen. Wie stets wirkte er entspannt und ausgeglichen. Kaum hatte er begriffen, worum es ging, hatte er angefangen zu frotzeln, als habe Carlo ihm irgendwelchen Klatsch erzählt.

»Ich fasse es nicht! Und seit wann läuft das Ding zwischen euch schon?«

»Das Ding?«

»Ich meine, trefft ihr euch in Motels und so weiter?«

»Wir sind nicht ...«

»Da ist meine Frau ja ganz schön eingespannt, neben den Kindern und dem Haushalt ... na ja, aber allemal besser als ein Aerobic-Kurs, was?«

»Hör zu, Eugenio, ich kann verstehen, dass du ...«

»Mensch, altes Haus!« Eugenio schlug ihm mit der Hand auf die Schulter. »Endlich hast du es geschafft, auch eine Frau zu finden ... dumm nur, dass sie bereits meine ist!«

Vielleicht war es am Ende doch nicht der ideale Zeitpunkt. Oder vielleicht hatte Eugenio den Schock nicht verkraftet. Sie waren erschöpft und durchgefroren, mitten auf der Hochebene im Regen. Seit sie die Scalettahütte hinter sich gelassen hatten, waren sie auf keine menschlichen Spuren mehr gestoßen: keine Strommasten, keine Wasserrohre, keine Hochspannungsleitungen. Carlo versuchte mit aller Kraft, den Bann zu durchbrechen. Immer wieder sagte er sich im Stillen, dass es ein paar Kilometer weiter unten Häuser und Autos gab. Aber vergeblich, die Worte verloren sich in der Unerschütterlichkeit der Erde, der Felsen, des Wassers.

»Hör zu, das ist kein Scherz. Sara und ich sind ineinander verliebt.«

Der Wind strich über das dichte Gras. Über das zu jeder Jahreszeit stets gleiche Gelb, Schwarz, Grau der Felsen. Die Worte prallten gegen die Schroffheit der Landschaft, wurden ihres Sinnes entleert. Sara und ich sind ineinander verliebt. Sara. Und ich. Verliebt. Was sollte das heißen?

»Verliebt!« Eugenio zog eine komische Grimasse. »Regnet es nicht zu stark, um verliebt zu sein?«

»Ich weiß, es war falsch von mir, es dir nicht eher zu sagen ...«

»Es war falsch von dir, es mir zu sagen, so wird ein Schuh draus!«

Eugenio hatte eine ernste Miene aufgesetzt.

»Was?«, stammelte Carlo.

»Du bist ein Dummkopf.« Eugenio zog die Mütze ab und hob den Kopf, ließ sein Gesicht vom Regen benetzen. »Ich kann es nicht fassen ... Du bist so ein Dummkopf, dass ich es einfach nicht fassen kann!«

Carlo trat auf ihn zu. »Du hast allen Grund, wütend zu sein.«

»Von wegen wütend, enttäuscht bin ich. Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht? Wollt ihr um Verzeihung bitten? Oder eine Dreierbeziehung auf die Beine stellen?«

Eugenio senkte den Kopf und sah ihm in die Augen.

»Oder glaubst du gar, Sara würde mich verlassen?«

»Ich glaube, dass wir alle drei erwachsen sind und ...«

»Denn das würde sie niemals tun. Den Kindern zuliebe. Ich bin sehr tolerant, weißt du, ich habe meine Reisen, meine Arbeit. Es ist mir völlig egal, ob Sara einen Liebhaber hat. Schließlich habe ich selbst ...« Eugenio fuhr sich mit der Hand durch das feuchte, zerzauste Haar. »Aber was diskutieren wir überhaupt? Du hättest dir eine andere Frau aussuchen oder dich zumindest mit Sara zusammentun sollen, ohne etwas zu sagen. Doch jetzt ist das Chaos vorprogrammiert. Ich werde rumerzählen, dass mein bester Freund ein Schwein ist, Sara wird Enea und Annika alles erklären müssen. Und du weißt, wie Kinder in diesem Alter sind, sie werden dich hassen ... alle werden dich hassen!«

Carlo erstarrte. »Ich habe gedacht, wenn ich die Wahrheit sage ...«

»Halt den Mund. Und mim hier nicht den anständigen Kerl. Zwei Freunde in den Bergen, ein Handschlag unter Männern ... ist es das, was du willst?« Eugenio schien amüsiert und aufgebracht zugleich. »Willst du einen Handschlag? Oder wollen wir uns lieber prügeln, wie im Western?«

Carlo wich einen Schritt zurück. Er konnte es kaum glauben. Eugenio war Arzt, ein rationaler Mensch, an den Umgang mit Krisen gewöhnt. Auch wenn er andere Frauen hatte, blieb Sara doch immerhin seine Ehefrau. Gemeinsam hatten sie zwei Kinder aufgezogen, hatten Wohltätigkeitsveranstaltungen, Hilfsprogramme organisiert. Doch nun lachte er ununterbrochen wie ein Irrer, während der Regen ihm aus Kopf- und Barthaar triefte.

»Weiß Sara überhaupt, dass du mir alles erzählen wolltest?«

»Nein, sie ... Das heißt, wir sind zusammen hier oben gewesen und bei dem Gedanken daran, unaufrichtig zu sein, habe ich mich schlecht gefühlt. Aber wir hatten darüber gesprochen und sie ...«

»Ihr habt darüber gesprochen!« Wieder brach er in Gelächter aus. »Sehe ich das richtig, ihr habt darüber gesprochen, aber dann hast du sie in die Pfanne gehauen, ohne ihr ein Wort zu sagen! Ich denke, du bist Anwalt? Bist du wirklich so dumm? Jetzt, wo du alles an die große Glocke hängst, wirst du schon sehen, was die Leute sagen ...«

Carlo unterbrach ihn. »Ganz ehrlich, ich habe es bisher nur dir erzählt. Keiner weiß es. Ich dachte, dass wir als erwachsene Menschen ...«

»Hör mir auf mit erwachsenen Menschen. Herr Farinelli, ich fordere Sie zum Duell heraus!« Er schleuderte ihm die nasse Mütze ins Gesicht. »So macht man das doch, stimmt´s? Oder soll ich dich lieber ohrfeigen?«

Er hob den Arm, als wolle er ihn schlagen. Carlo stieß ihn zurück. Was er in den Augen des Freundes sah, erschreckte ihn: Obwohl er ununterbrochen lachte, waren seine Pupillen geweitet. Etwas lauerte darauf, hervorzubrechen, etwas Böses, das gleich zum Vorschein kommen würde.

»Lass uns jetzt mal runterkommen. Du hast recht, ich hätte dir nichts davon erzählen sollen. Verzeih mir, und ich werde alles tun, was du willst, aber ...«

Eugenio packte ihn an den Schultern.

»Glaub ja nicht, dass du so davonkommst! Ich habe dich zum Duell herausgefordert!« Er versetzte ihm eine kräftige Ohrfeige. »Sie dürfen die Waffe wählen, mein Herr!«

Er hatte sich auf ihn gestürzt, hielt ihn gepackt.

»Hör zu, Eugenio ...«

Um sich zu befreien, versetzte Carlo ihm einen weiteren Stoß. Eugenio reagierte blitzartig und traf ihn am Kinn. Carlo geriet auf dem Gestein ins Stolpern, konnte sich aber auf den Beinen halten. Er verlor die Mütze und während er sich umdrehte, um sie zu suchen, bemerkte er, dass Eugenio erneut zum Schlag ausholte. Er hob den Arm zum Zeichen der Ergebung. Eugenio ahmte ihn nach, hob ebenfalls den Arm. Sein Lachen wurde immer lauter.

»Wenn du schon den Mut zur Wahrheit aufgebracht hast, wieso traust du dich dann nicht, mich zu schlagen?«

Er traf ihn erneut, an der Hüfte und dann am Kiefer. Carlo erkannte, dass es unmöglich war, ihn zur Vernunft zu bringen. Die Anstrengung, der Schock, der verletzte Stolz ... was auch immer es war, Eugenio hatte die Kontrolle verloren. Carlo war sicher, dass keine wirkliche Gefahr von ihm ausging - der Freund wollte ihn lediglich demütigen -, aber er musste ihn in die Schranken weisen. Vor allem angesichts der Tatsache, dass sie ein paar Stunden Fußmarsch zurück zum Auto vor sich hatten.

»Jetzt reicht´s, hör mir endlich mal zu!«

Eugenio lachte und ahmte die Gebärden eines Boxers nach.

»Komm, komm schon, zeig, was du draufhast ...«

Carlo seufzte. Eine tiefe Erschöpfung, ein Gefühl der Sinnlosigkeit lähmten seinen Geist und seine Muskeln. Alles erschien ihm vergeblich, die Liebe, die Freundschaft, dieser Versuch, aufrichtig und treu zu bleiben. Aber treu gegenüber was? Er und Eugenio hatten zusammen studiert und gearbeitet, hatten ihr Leben ganz und gar ausgekostet. Sie hatten sich auf sportliche Unternehmungen eingelassen und in der Anstrengung die Grenzen körperlicher Belastbarkeit ausgetestet. Sie hatten buddhistische Tempel und indische Dörfer besucht, hatten unterm Sternenhimmel der Wüste biwakiert.

Carlo war schuld, dass es damit vorbei war. Er war schuld, gewiss, und er war bereit, das zuzugeben. Aber ausgerechnet in dem Augenblick, als er um Verzeihung zu bitten versuchte, zog Eugenio ihn ins Lächerliche. Auf seine indirekte Art gab er ihm zu verstehen, dass er alles dransetzen würde, ihn zu vernichten. Er stellte ihn auf die Probe, er durfte sich nicht weiter ...

Ein Faustschlag auf die Lippe unterbrach seine Gedanken. Er schmeckte Blut. Ein stechender Schmerz bohrte sich ins Gehirn, wie ein Nagel, und einen Augenblick lang verschwamm alles vor seinen Augen. Er drehte sich zur Seite. Eugenio streifte ihn an der Schulter.

»Es reicht!«, schrie Carlo.

Der Regen drang durch die Kleidung, verfing sich in den Augenlidern, erschwerte den Rückzug, zumal Eugenio ihn bedrängte. Und was hätte er auch tun sollen, über die Hochebene davonrennen? Er musste standhalten, ihn zur Vernunft bringen, selbst um den Preis, ein paar Schläge zu kassieren. Abgesehen davon, dass er sie verdient hatte.

»Schlag mich ruhig, wenn du willst.«

»Verlass dich drauf!«

Eine Faust traf ihn am Wangenknochen, die andere, mitten in die Magengrube, raubte ihm den Atem. Carlo sah den erhobenen, erneut zum Schlag bereiten Arm. Er warf sich Eugenio entgegen, drängte ihn zurück und klammerte sich mit dem gesamten Gewicht seines Körpers an ihn. Eugenio schwankte, machte einen Schritt zurück. Carlo versuchte sich zu lösen, aber durch den Schwung hatte er sein Gleichgewicht...

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Autor

Andrea Fazioli, geboren 1978, lebt in Bellinzona im Schweizer Kanton Tessin. Er studierte in Mailand und Zürich Romanistik und arbeitet als Journalist bei Radio und Fernsehen. Er ist leidenschaftlicher Saxophonspieler und Pfeifenraucher. Seine Kriminalromane um den eigenbrötlerischen Privatdetektiv Elia Contini werden von Publikum und Presse begeistert aufgenommen und mehrfach ausgezeichnet.