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American Blood

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am12.09.2016
Marshall Grade hat zwei Leben. Früher war er undercover für das New York City Police Department im Einsatz. Nachdem er enttarnt wurde, hat das organisierte Verbrechen ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Jetzt sitzt er im Zeugenschutzprogramm in New Mexico fest und soll sich unauffällig verhalten. Doch dann verschwindet eine junge Frau, die jemandem aus seinem ersten Leben zum Verwechseln ähnlich sieht. Grade schlägt alle Warnungen in den Wind und begibt sich auf ihre Spuren. Wird es ihm diesmal gelingen, die Frau zu retten?

Ben Sanders, geboren 1989 in Auckland, veröffentlichte seinen ersten Thriller im Alter von 21 Jahren. The Fallen hielt sich für mehrere Wochen auf Platz 1 der neuseeländischen Bestsellerliste. Zwei Fortsetzungen wurden ebenfalls zu Bestsellern und waren für den neuseeländischen Krimipreis nominiert.
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Produkt

KlappentextMarshall Grade hat zwei Leben. Früher war er undercover für das New York City Police Department im Einsatz. Nachdem er enttarnt wurde, hat das organisierte Verbrechen ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Jetzt sitzt er im Zeugenschutzprogramm in New Mexico fest und soll sich unauffällig verhalten. Doch dann verschwindet eine junge Frau, die jemandem aus seinem ersten Leben zum Verwechseln ähnlich sieht. Grade schlägt alle Warnungen in den Wind und begibt sich auf ihre Spuren. Wird es ihm diesmal gelingen, die Frau zu retten?

Ben Sanders, geboren 1989 in Auckland, veröffentlichte seinen ersten Thriller im Alter von 21 Jahren. The Fallen hielt sich für mehrere Wochen auf Platz 1 der neuseeländischen Bestsellerliste. Zwei Fortsetzungen wurden ebenfalls zu Bestsellern und waren für den neuseeländischen Krimipreis nominiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641157043
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum12.09.2016
Reihen-Nr.1
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse763 Kbytes
Artikel-Nr.1869749
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
EINS
Marshall

Manchmal lag er nachts wach und dachte an all seine Toten. Es waren die Sünden der Anderen, aber sie raubten ihm dennoch den Schlaf. Den Jungen, den sie in South Brooklyn zurückgelassen hatten. Die aufgeflogene Beschattung in Koreatown. Die vom Midtown South Precinct hatten gesagt, die Transfusion hätte ihm fast das Leben gerettet. Schöne Vorstellung, so kurz vor dem Abtreten, und du bist voller Morphium und fremdem Blut.

Die Sünden der Anderen, doch er war ihr Zeuge.

Ihr Komplize, es waren auch seine Toten.

Nachts marschierten sie für ihn auf. Eine Parade der Gräueltaten. Womöglich hatten sie einen reinigenden Effekt: Am Tag dachte er nicht an sie, also musste er sich im Dunkeln mit ihnen auseinandersetzen. Folter und Opiat zugleich.

Er stieß die Decke von sich und setzte sich auf die Bettkante. Die Digitalanzeige des Weckers stand schwerelos und blutrot im Raum: vier Uhr. Draußen vor dem Fenster lag die Nacht, still und sternenlos. Lange Zeit saß er so da. Hin und wieder befreite das vorbeihuschende Licht eines Autos unten auf der Straße den Raum von Dunkelheit.

Vier Uhr dreißig. Auf dem Nachttisch vibrierte sein Telefon. Der Lichtschein des Displays schien in der Dunkelheit zu schweben. Einen Moment lang schaute er zu, wie das Telefon langsam zum Rand kroch wie ein kränkliches Wesen. Dann legte er sich wieder hin und nahm den Anruf entgegen. Unbekannter Anrufer.

»Ist da Marshall?«

Er hielt das Telefon kurz nach unten und dämpfte sein Räuspern mit dem Handrücken. »Ja, hier ist Marshall.«

»Wir haben vor ein paar Tagen telefoniert. Sie meinten, Sie haben etwas für uns.« Der Anrufer blieb absichtlich vage. Marshall ließ sich Zeit. Beobachtete die Umrisse des Ventilators, der über dem Bett gemächlich seine Runden drehte.

Er sagte: »Ich erinnere mich. Wollen Sie immer noch reden?«

»Will ich. Sie wissen, wie so was läuft?«

»Sagen Sie es mir.«

»Wir nennen Ihnen einen bestimmten Ort, an dem Sie sich einfinden. Wenn Sie da sind, besprechen wir die Einzelheiten.«

Marshall sagte: »Okay.«

»Sind Sie in Albuquerque?«

»Nein, aber ganz in der Nähe.«

»Alles klar. Sie brauchen ein Einzelticket. Verstehen Sie, was ich meine?«

»Ich kann meine Freunde nicht mitbringen.«

»Genau. Keine Freunde.«

Marshall sagte nichts.

»Sie sagten, Sie können uns eine Probe aushändigen. Trifft das noch zu?«

»Ja. Kein Problem.«

»Gut. Genau das wollten wir hören.«

Marshall sagte nichts.

»Bringen Sie keine Hardware mit. Wir filzen Sie sowieso, ich empfehle also leere Taschen. Damit es schön entspannt bleibt, Sie verstehen?«

»Ich verstehe.«

»Prima. Ich glaube, wir werden gut miteinander auskommen.«

Marshall erwiderte nichts darauf.

»Nehmen Sie die I-25 nach Algodones und lassen Sie ihr Telefon eingeschaltet.«

Der Anrufer beendete das Gespräch. Marshall legte das Telefon mit dem Display nach unten, wie er es vorgefunden hatte, stand auf, zog sich im Dunkeln an und lief zu dem unbenutzten Schlafzimmer, einen Finger zur Orientierung an der Wand. Das Licht im Wandschrank ging automatisch an, als er die Tür öffnete. In der Ecke wartete der alte Dokumenten-Safe, den er in El Paso gekauft hatte. Er stand im Halbschatten, als ob er wüsste, dass er eigentlich für edlere Zwecke bestimmt war. Marshall kniete sich hin und drehte das Rad in gewohnter Links-rechts-Kombination, eine fließende Bewegung, ohne nachzudenken. Die Tür öffnete sich wie selbstverständlich. Die Grabkammer eines vergangenen Lebens: Schusswaffen, Munition, gut zweihunderttausend in bar. Alles fein säuberlich aufgereiht, wie Beweisstücke in einem Gerichtsverfahren. Drei Fächer voller Zeugnisse einer alten Identität.

Er streckte sich und holte die Remington 870 aus dem obersten Fach, nahm im Schneidersitz Platz. Öffnete das Magazin und lud es mit sieben Kaliber .12-Patronen aus der halb vollen Magnum-Schachtel aus dem Safe. Dasselbe mit dem Colt, eine .45 nach der anderen. Mit jeder Kugel leistete die Sprungfeder mehr Widerstand.

Er verschloss den Safe und stand auf, bereit zu gehen. Einen Augenblick lang verwandelte die spärliche Beleuchtung die Szenerie in Kunst: eine riesenhafte Silhouette mit einer Waffe in jeder Hand.

Er nahm den Corolla. Die Sporttasche mit den Proben befand sich bereits im Kofferraum. Algodones lag vierzig Autominuten südwestlich an der I-25, unmittelbar am Rio Grande, etwa zwanzig Meilen von Albuquerque entfernt.

Jener Abschnitt der I-25 war eine tote Gegend. Weitab der Farmlands, meilenweit nur ausgedörrter Boden, karge Hügelketten und einige wenige standhafte Grasbüschel am Straßenrand. Wie die letzten Überbleibsel einer grüneren Welt, die von einer Laune der Natur ihrer Farbe beraubt wurde.

Um Viertel nach fünf meldeten sie sich wieder. Er hielt auf dem Seitenstreifen, um den Anruf entgegenzunehmen. Erneut die Warnung in Großbuchstaben: unbekannter Anrufer.

»Wo sind Sie?«

Er sagte: »Auf der 25.«

»In der Nähe von Bernalillo?«

»Eigentlich nicht.«

»Ach so, Sie kommen von Norden?«

»Genau. Santa Fe.«

»Wie weit sind Sie von der 22 entfernt?«

»Nicht weit. Zehn Minuten vielleicht.«

»Okay, das kriegen wir hin. Biegen Sie rechts ab, wenn Sie da sind. Nach ein paar Meilen kommt ein Diner.«

Marshall legte zuerst auf. Es war nur ein kleiner Triumph, aber nicht schlecht, so ein Unentschieden im Auflegen. Psychologisch vielleicht ein kleiner Vorteil.

Bis zum Diner waren es noch mal fünfzehn Minuten. Eine Reklametafel am Straßenrand samt dem fettgedruckten Versprechen eines Rund-um-die-Uhr-Service wies darauf hin. Der Laden hieß Otto´s. Es handelte sich um ein schlichtes rechteckiges Gebäude, das wie ein übergroßer Wohnwagen einsam auf einem riesigen Kiesparkplatz stand. Ein Truck ohne Anhänger parkte mit der Vorderseite zum Eingang. An der Ecke stand ein Jeep Cherokee. Am Seiteneingang ein paar Limousinen unter einem Staubfilm. Über ihnen der Stumpf einer Klimaanlage in der Wand, aus dem weißer Dampf in die Dunkelheit strömte.

Kies knirschte unter den Reifen, als er einbog. Er parkte neben dem Truck, seine Scheinwerfer offenbarten ungnädig die beschädigten Stellen an der Fassade. Als er den Motor ausschaltete, wurde es mit einem Schlag dunkel. Einen Moment lang blieb er in der Stille sitzen, während die Maschine noch nachtickte und seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. Dann stieg er aus und schloss den Wagen ab. Den Colt ließ er im Handschuhfach. Da war er gut aufgehoben, falls sie ihn filzten.

Er ging um den Truck herum auf den Eingang zu, schmeckte die Kühle der Nacht. Im Norden lagen, noch in Dunkelheit gehüllt, die Berge. Im Osten zog schon die Morgendämmerung herauf. Eine schmale blaue Naht am Horizont. Erstaunlich, wie diese herbe Landschaft so eine Stimmung hergab.

Als er eintrat, ertönte eine Glocke. Er ließ die Tür hinter sich zufallen. Der Tresen vor ihm verschwand fast hinter einer langen Vitrine voller Essen. Ein Stück Apfelkuchen erregte seine Aufmerksamkeit: kalte Gelatine, die sich an Frischhaltefolie rieb. Links von ihm entlang der vorderen Fensterfront eine lange Reihe von Sitzecken. Am Ende saßen zwei Männer nebeneinander mit Blick auf die Tür.

Marshall ging zu ihnen. Sie rührten sich nicht, aber ihre Augen folgten ihm. Beide saßen leicht gebückt mit verschränkten Armen vor halb leeren Kaffeetassen. Einen Augenblick stand er im Mittelgang, erwartete das Abtasten, doch der Mann rechts bedeutete ihm, Platz zu nehmen. Vermutlich eine Frage der Diskretion. Eine Waffenkontrolle in einem Diner erregte nur unnötige Aufmerksamkeit.

»Schon gut. Und verzeihen Sie die unchristliche Zeit.«

Ein trockenes Lächeln, das ihn die Aufrichtigkeit der Entschuldigung anzweifeln ließ, aber Marshall fand geheuchelte Höflichkeit besser als gar keine. Er hatte schon weniger höfliche Leute zu unchristlicheren Zeiten getroffen.

Er sagte »Klar« und setzte sich.

Das Kunstleder knarzte leise unter seinem Gewicht. Er rutschte über die Sitzbank bis zur Mitte. Er wusste, mit wem er es zu tun hatte. Links von ihm saß Troy Rojas, ein Latino, sechs Jahre in der Armee, gefolgt von zwölf Jahren im Walpole State Prison. 1992 kam er gerade frisch aus dem Golfkrieg und schoss unter Drogeneinfluss auf einen Beamten der State Police von Massachusetts, der ihn wegen einer Geschwindigkeitsübertretung angehalten hatte. Danach war der Beamte querschnittsgelähmt. Zum Verhängnis wurde Rojas, dass er zwei Monate später mit einem Informanten der Bostoner Polizei darüber redete. Sein Kollege rechts war Cyrus Bolt mit einer jahrzehntelangen Vita voller Drogendelikte. Ohne jeden Zweifel ein Scheißkerl durch und durch, aber nicht in Rojas´ Liga.

Bolt trank einen Kaffee. Er war alles andere als attraktiv: ein dürrer Kokser, nur Sehnen und Falten. Als hätte man ihn zerkaut und wieder ausgespuckt. Musste auf die vierzig zugehen.

»Was machen Sie so, Mr. Marshall?«

»Bisschen dies, bisschen das.« Marshall zuckte vielsagend mit den Schultern.

Bolt hob seine Tasse wie zu einem Toast und lächelte wissend. »Was grade so geht. Gefällt mir.«

Eine Kellnerin kam mit einer Kanne Kaffee vorbei. Die wuchtige Latina wirkte müde, als serviere sie seit vierundzwanzig Stunden. Marshall hoffte für sie, dass ihre Schicht bald endete. Er angelte die letzte Tasse vom Ständer in der Mitte...
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Ben Sanders, geboren 1989 in Auckland, veröffentlichte seinen ersten Thriller im Alter von 21 Jahren. The Fallen hielt sich für mehrere Wochen auf Platz 1 der neuseeländischen Bestsellerliste. Zwei Fortsetzungen wurden ebenfalls zu Bestsellern und waren für den neuseeländischen Krimipreis nominiert.