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Einband grossDunkler Orden
ISBN/GTIN

Dunkler Orden

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
496 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am04.10.20161. Auflage
In Fürstentümern, in verlassenen Dörfern, im Dunkelwald und am Ufer des Meeres treiben düstere Seelen ihr Unwesen. Gerüchte über eine schicksalhafte Urteilsverkündung geraten in Umlauf. Ludwig van Normayenn und die Bruderschaft der Seelenfänger sind die letzte Hoffnung der Menschen - nur sie können das Land noch vor der Dunkelheit bewahren. Doch Ludwig ist lebensgefährlich verwundet worden. Wird die Bruderschaft scheitern und die Welt zugrunde gehen? Alexey Pehov gehört zu den erfolgreichsten russischen Autoren unserer Zeit. Seine epischen Chroniken von »Siala« und »Hara« wurden zu internationalen Bestsellern, und die neue Serie des Autors, »Die Chroniken der Seelenfänger«, steht ihren Vorgängern auch in Band 2 in nichts nach.

Alexey Pehov, geboren 1978 in Moskau, studierte Medizin. Seine wahre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen. Er ist neben Sergej Lukianenko der erfolgreichste phantastische Schriftsteller Russlands. »Die Chroniken von Siala« wurden zu millionenfach verkauften, mit mehreren Preisen ausgezeichneten Bestsellern. Zuletzt erschien seine epische Fantasyreihe »Die Beschwörer«. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, lebt Pehov in Moskau.
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Produkt

KlappentextIn Fürstentümern, in verlassenen Dörfern, im Dunkelwald und am Ufer des Meeres treiben düstere Seelen ihr Unwesen. Gerüchte über eine schicksalhafte Urteilsverkündung geraten in Umlauf. Ludwig van Normayenn und die Bruderschaft der Seelenfänger sind die letzte Hoffnung der Menschen - nur sie können das Land noch vor der Dunkelheit bewahren. Doch Ludwig ist lebensgefährlich verwundet worden. Wird die Bruderschaft scheitern und die Welt zugrunde gehen? Alexey Pehov gehört zu den erfolgreichsten russischen Autoren unserer Zeit. Seine epischen Chroniken von »Siala« und »Hara« wurden zu internationalen Bestsellern, und die neue Serie des Autors, »Die Chroniken der Seelenfänger«, steht ihren Vorgängern auch in Band 2 in nichts nach.

Alexey Pehov, geboren 1978 in Moskau, studierte Medizin. Seine wahre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen. Er ist neben Sergej Lukianenko der erfolgreichste phantastische Schriftsteller Russlands. »Die Chroniken von Siala« wurden zu millionenfach verkauften, mit mehreren Preisen ausgezeichneten Bestsellern. Zuletzt erschien seine epische Fantasyreihe »Die Beschwörer«. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, lebt Pehov in Moskau.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492975209
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum04.10.2016
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten496 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2986 Kbytes
Artikel-Nr.1927965
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
Der Dunkelwald

An meine Eltern hatte ich kaum Erinnerungen. Nicht daran, wie sie aussahen, nicht daran, wie ihre Stimmen klangen. Worüber sie lachten, wovon sie träumten - ich weiß es nicht.

Das Einzige, woran ich mich erinnerte, war das Wiegenlied, das meine Mutter mir vorsang, damals, bevor ich ins Waisenhaus kam. Auf einem Tisch mit einer weißen Spitzendecke darüber stand eine Wachskerze, die ein sanftes Licht spendete. Die Flamme spiegelte sich in dem kleinen Fenster, durch das die verschneite Straße zu sehen war. Im Ofen prasselte Feuer, das für wohlige Wärme sorgte. Bereits einschlummernd, lauschte ich dem Lied meiner Mutter.

Seitdem waren wer weiß wie viele Jahre vergangen. Trotzdem träumte ich häufig von diesem Lied, wachte jedoch jedes Mal auf, bevor meine Mutter es zu Ende gesungen hatte. Danach lag ich stets wach, starrte an die Decke irgendeines Zimmers in irgendeiner Schenke oder auf die niedrig hängenden Äste von Ahornbäumen samt den Sternen am Himmel und versuchte, mich an das ganze Lied zu erinnern. Doch mein Gedächtnis kannte kein Erbarmen, stellte mir den Rest des Textes nie zur Verfügung, geschweige denn die Stimme meiner Mutter.

Als ich Apostel einmal gestand, wie sehr ich mich an den Schluss des Liedes und die Stimme meiner Mutter zu erinnern wünschte, hatte er bloß die Schultern gezuckt und gemurmelt, alle Menschen würden ihre Kindheit irgendwann vergessen.

Aber warum erinnerte ich mich dann an die verschneite Straße und die Kerze auf dem Tisch? Warum erinnerte ich mich an das von Grauen gezeichnete Gesicht unserer Nachbarin, als die ersten Menschen in Ardenau vom Justirfieber erfasst wurden. An die unter Schnee begrabenen Leichen, den Aufstand, Schießereien und gehenkte Menschen. Nur an den vollständigen Text des Wiegenliedes und die Art, wie meine Mutter gestorben war, erinnerte ich mich eben nicht.

Zu der Zeit, als ich die Beichte noch für recht bedeutsam hielt und sie folglich regelmäßig ablegte, hatte mir ein Kirchenmann einmal gesagt, Gott würde mich auf diese Weise auf die Probe stellen. Meine Demut solle dann im Paradiese vergolten werden, wo mir Engel besagtes Wiegenlied vorsingen würden. Aber in dem Punkt waren sich die Herren der Kirche ja durch die Bank einig: Im Jenseits würde sich alles glücklich fügen, weshalb man hienieden jedes Leid ertragen müsse - und bloß nicht vergessen dürfe, den Ablass zu entrichten.

Doch als Scheuch mich damals im Frühjahr auf der schmutzigen Landstraße geschultert hatte, mein Blut zu Boden getropft und ich fest davon überzeugt gewesen war zu sterben, da hatte ich keine Lieder gehört. Überhaupt nichts hatte ich da gehört. Keine Stimmen, keine Harfen. Mir war auch weder der Duft von Feldblumen oder Obstbäumen noch Schwefelgestank aufgefallen. Ich hatte irgendwo zwischen Himmel und Hölle gebaumelt, gefangen im Dunkel des Vergessens, und nicht einmal mehr gewusst, wer ich war, geschweige denn, wie das Wiegenlied in meiner Kindheit endete.

Irgendwann hatte mich Schlaf überwältigt, unendlich süßer Schlaf. Am liebsten hätte ich, gebettet in warme Schwanenfedern, ewig weitergeschlafen. Damit ich an nichts mehr denken musste. In diesem Zustand, weder tot noch lebendig, hatte ich mir eine Schwäche erlaubt, die ich mir seit Jahren versagt hatte: Ich hatte mein Schicksal in fremde Hände gelegt.

Hatte mich aufgegeben, auch nicht mehr an all diejenigen gedacht, denen ich etwas bedeutete. Sämtliche Entscheidungen über mein Leben hatte jemand anders getroffen â¦

Es war tief in der Nacht, bis zur Morgendämmerung schien es noch eine Ewigkeit hin zu sein. Allein der Gedanke, je wieder hinauf in die strahlende Sonne zu blicken, nahm sich absurd aus. Ich lag auf dem Rücken, unmittelbar auf dem erstaunlich warmen, wenn auch etwas rauen Boden, der gleichmäßig unter mir atmete. Dicht über mir zogen Sterne dahin. Kalte Sterne, die an die unablässig schlagenden Herzen von Menschen erinnerten. Und die sich allem gegenüber gleichgültig zeigten.

Völlig ungerührt.

Ich starrte wie gebannt auf sie, bis mir irgendwann die Augen tränten, bis mir ein messerscharfer Schmerz in die Hand fuhr und in meiner Brust eine Flamme explodierte, die sich im Nu zu einem wahren Feuersturm auswuchs. Meine Eingeweide verwandelten sich in Kohle, mein Blut in flüssiges Feuer, das durch die Adern brauste. Die Sterne drehten sich wie irr und büßten ihre klaren Linien ein. In meiner unmittelbaren Nähe fauchte es. Als ich mich abstützen und aufstehen wollte, spürte ich die kalte Haut eines Drachen unter mir. Außerdem verhinderten Stricke, mit denen ich gefesselt war, dass ich meinen Plan in die Tat umsetzte. Immerhin gewannen die Sterne ihre alte Gestalt zurück, wurden wieder zu den kalten Gebilden, als die ich sie kannte. Und auch der Drache gab Ruhe.

Eine Frau mit silbrigen Augen beugte sich über mich, legte mir ihre eisige Hand auf die Stirn und sah mich eindringlich
an.

»Alles wird gut«, versicherte sie lächelnd.

»Bin ich denn nicht tot?«, stellte ich mit letzter Kraft die dümmste aller denkbaren Frage.

»Nein, Ludwig, das bist du nicht. Aber schlaf lieber weiter, denn die Zeit aufzuwachen ist noch nicht gekommen. Noch bist du zu schwach«, flüsterte die Frau. »Vertraue Brandbart, er bringt uns nach Hause. Dort kommst du wieder zu Kräften.«

»In mir drin â¦«, hauchte ich, »da brennt alles.«

»Schlafe nur! Es wird alles gut.«

Sie presste mir ihre schlanken Finger gegen die Schläfen. Die silbrigen Augen entfernten sich, die pumpenden Herzen der Sterne erloschen.

»Bei allen heiligen Duckmäusern! Dieser Teufelsspuk jagt mir einfach eine Heidenangst ein! Was also haben wir hier verloren?!« Apostel hockte auf dem Rand des mit Heilwasser gefüllten Beckens und hatte, wie ich im Licht der durch die Luft schwebenden Waldglüher bestens erkennen konnte, so ziemlich das miesepetrigste Gesicht aufgesetzt, zu dem er imstande war. Und das wollte einiges heißen.

»Du machst dir doch bloß Sorgen um Scheuch«, erwiderte ich gelassen, während mich, obwohl ich ausgestreckt im Becken lag, ein stechender Schmerz in der Seite plagte.

»So weit kommt s noch, dass ich mir um den Herrn Vogelschreck Sorgen mache. Aber das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, da war er von Kopf bis Fuß mit deinem Blut beschmiert und hatte ein wahnsinniges Funkeln in den Augen. Ich muss dir nicht sagen, welche Rolle Blut bei allen möglichen Ritualen in der dunklen Magie spielt. Um es einmal drastisch auszudrücken: Unser Animatus dürfte da in jeder Hinsicht Blut geleckt haben.«

»Nur hat er mir damals nicht ein Härchen gekrümmt«, hielt ich dagegen.

»Als ob du der Einzige wärst, den er aufschlitzen kann«, knurrte Apostel. »Außerdem hast du ohnehin schon genug Löcher im Körper gehabt. Weshalb hätte er also noch seine Sichel zücken sollen? Wenn ich an all die Wunden denke, ist mir schleierhaft, wieso du damals nicht deinen letzten Atemzug getan hast. Im Übrigen warte ich immer noch auf ein Dankeschön dafür, dass wir dir das Leben gerettet haben!«

»Danke schön«, sagte ich brav. »Und nun hör auf, dir Sorgen zu machen.«

»Wie stellst du dir das denn bitte vor?! Jetzt ist Ende April. Im März haben wir dich gefunden. Damit haben wir fast einen Monat nichts mehr von Scheuch gehört. Sobald damals Hilfe gekommen ist, hat er sich verdrückt. Dabei hatte ich ihn doch inständig gebeten, bei uns zu bleiben!«

»Ehrlich gesagt, hätte ich beim Anblick eines schwarzen Drachen wohl auch Fersengeld gegeben.«

»Aber Scheuch streift jetzt völlig unbeaufsichtigt auf dem Festland umher, während wir hier auf dieser Insel festsitzen.«

»Im Unterschied zu mir kannst du jederzeit von hier verschwinden«, rief ich ihm in Erinnerung. »Wenn du willst, besteige das nächste Schiff und mach dich auf die Suche nach Scheuch.«

Er wischte sich bedächtig das Blut ab, das unablässig aus seiner eingeschlagenen Schläfe strömte.

»Ich soll dich hier auf dieser Teufelsinsel allein lassen?! Wo es mehr böse Geister gibt als bei jedem Hexensabbat in der Christenwelt? Glaub mir, Ludwig, an manchen Tagen würde ich nichts lieber tun als das. Aber Scheuch würde ja eh nicht auf mich hören. Bekanntlich hält er es doch für unter seiner Würde, mit mir auch nur ein Wort zu wechseln. Deshalb werde ich ihn kaum davon überzeugen können, mich zu dir zurückzubegleiten.«

»Er wird schon von selbst kommen, sobald er sein Roggenfeld satthat. So, wie ich ihn mit Blut getränkt habe, muss er in den nächsten Monaten wohl auch nicht auf Nahrungssuche gehen. Seinetwegen brauchst du dir also keine Gedanken zu machen.«

»Dein Wort in Gottes Ohr, Ludwig! Bleibt jedoch die Tatsache, dass auf dieser vermaledeiten Insel in jedem Baum und jedem Strauch irgendein Teufelsspross haust! Wie dir nicht entgangen sein dürfte, haben diese Kreaturen wenig mit guten Christen gemein.«

»Gute Christen triffst du ausschließlich im Paradies oder bei den Predigten von Dorfpriestern. Mitunter frage ich mich sogar, ob es in unserer Welt überhaupt noch gute Menschen gibt, mögen sie nun Christen sein oder nicht.«

»Der Markgraf muss dir ja tüchtig eins über den Schädel gezogen haben, als er dich gefangen gehalten hat«, ätzte meine gute alte, ruhelose Seele. »Anders kann ich mir den Unsinn, den du von dir gibst, nämlich nicht erklären. Gute Menschen trifft man an jeder Ecke. Wenn du mir nicht glaubst, sieh halt in den Spiegel!«

Ich brach in schallendes Gelächter aus.

»Spar dir deine...

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Alexey Pehov, geboren 1978 in Moskau, studierte Medizin. Seine wahre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen. Er ist neben Sergej Lukianenko der erfolgreichste phantastische Schriftsteller Russlands. "Die Chroniken von Siala" wurden zu millionenfach verkauften, mit mehreren Preisen ausgezeichneten Bestsellern. Zuletzt erschien seine epische Fantasyreihe "Die Beschwörer". Gemeinsam mit seiner Ehefrau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, lebt Pehov in Moskau.