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Cold Killing

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am20.02.2017
Victor ist Profikiller. Sein wahrer Name und seine Herkunft: unbekannt. Sein Perfektionismus: unerreicht. Für seine Auftraggeber beim britischen Geheimdienst ist Victor unersetzlich. Doch obwohl er bei der Arbeit keine moralischen Skrupel kennt, geht es Victor nicht immer um Geld. Manchmal geht es darum, das Böse zu eliminieren - Menschen wie Milan Rados. Der ehemalige Befehlshaber der serbischen Armee entkam dem Kriegsverbrechertribunal und errichtete in Belgrad ein kriminelles Imperium. Nun soll Victor auf seine Art für Recht sorgen ...

Tom Wood, der eigentlich Tom Hinshelwood heißt, ist freischaffender Bildeditor und Drehbuchautor. Er wurde in Staffordshire, England, geboren und lebt mittlerweile in London. Sein Debütroman »Codename Tesseract« sowie auch die nachfolgenden Thriller um den brillanten Profikiller Victor wurden von Kritik wie Lesern begeistert gefeiert.
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Produkt

KlappentextVictor ist Profikiller. Sein wahrer Name und seine Herkunft: unbekannt. Sein Perfektionismus: unerreicht. Für seine Auftraggeber beim britischen Geheimdienst ist Victor unersetzlich. Doch obwohl er bei der Arbeit keine moralischen Skrupel kennt, geht es Victor nicht immer um Geld. Manchmal geht es darum, das Böse zu eliminieren - Menschen wie Milan Rados. Der ehemalige Befehlshaber der serbischen Armee entkam dem Kriegsverbrechertribunal und errichtete in Belgrad ein kriminelles Imperium. Nun soll Victor auf seine Art für Recht sorgen ...

Tom Wood, der eigentlich Tom Hinshelwood heißt, ist freischaffender Bildeditor und Drehbuchautor. Er wurde in Staffordshire, England, geboren und lebt mittlerweile in London. Sein Debütroman »Codename Tesseract« sowie auch die nachfolgenden Thriller um den brillanten Profikiller Victor wurden von Kritik wie Lesern begeistert gefeiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641176068
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum20.02.2017
ReiheVictor
Reihen-Nr.6
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2922 Kbytes
Artikel-Nr.1941874
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 1

Einen Mord zu begehen ist nicht weiter schwierig. Die wahre Kunst besteht darin, nicht erwischt zu werden. Und Victor praktizierte das eine wie das andere schon sein halbes Leben lang. Diese Tatsache wurde ihm in einem seltenen Moment der Selbstreflexion bewusst - und genauso schnell wieder verworfen. Den eigenen Gedanken nachzuhängen bedeutete, der Umgebung nicht die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Solange er sich mit der Vergangenheit beschäftigte, konnte er die Menschen in seiner Nähe nicht beobachten, konnte keine Schusswinkel und Sichtfelder abschätzen, sich nicht überlegen, wie er am wirkungsvollsten eventuelle Bedrohungen neutralisieren sollte oder welches die beste Möglichkeit für die anschließende Flucht wäre.

Um einen Mord zu begehen, braucht man kaum mehr zu können, als zu zielen und zu schießen. Das kann im Prinzip fast jeder. Aber um nicht erwischt zu werden, muss man es schaffen, von sich abzulenken und anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Victor war ein professioneller Killer, er tötete entweder für Geld oder um sich selbst zu schützen, wobei das Zweite immer in direktem Zusammenhang mit dem Ersten stand. Er tötete diejenigen, für deren Tötung er bezahlt wurde, und diejenigen, die er töten musste. Weil er aber zu seinen Opfern praktisch keine direkte Beziehung hatte, wurde er in der Regel nicht mit der Tat in Verbindung gebracht. Damit mussten seine Auftraggeber dann klarkommen. Sie waren schließlich diejenigen, die von Victors Talenten am meisten profitierten.

Während er sich in Gedanken noch mit der Frage nach Schuld und Schuldzuschreibung beschäftigte, musterte er die Männer und Frauen, die mit ihm zusammen im Waggon saßen. Es waren überwiegend Familien oder Paare, und die meisten Einzelreisenden waren entweder zu alt oder zu jung oder trugen die falsche Kleidung. Niemand löste auf seinem Gefahrenradar auch nur die kleinste Zuckung aus.

Es gab nur einen einzigen Mann in Victors Alter. Er saß Victor gegenüber und hielt sich an einem Becher mit kaltem Tee fest. Ohne sich besonders anstrengen zu müssen, sah Victor die braunen Ringe am Becherrand und die dünne Schaumschicht, die sich auf der Oberfläche des Tees gebildet hatte.

Er befand sich an Bord des berühmten Roten Pfeils auf seiner nächtlichen Fahrt von Moskau nach St. Petersburg - neun Stunden nach Norden, quer durch die russische Taiga. Der Rote Pfeil befuhr diese Strecke seit über einem halben Jahrhundert. Moderne Züge schafften sie in der Hälfte der Zeit, aber eben auch nur halb so stilvoll. Victors Einzelkabine in der ersten Klasse war zwar klein, aber üppig ausgestattet, sogar mit Dusche. Es war eine sehr extravagante Art zu reisen, aber aus Victors Sicht jeden einzelnen Penny wert. Seine Privatsphäre war ihm wichtig.

Der Mann, der ihm gegenübersaß, trug eine dunkle, leichte Baumwollhose und ein locker sitzendes, dickes weißes Baumwollhemd. Die Ärmel hatte er bis zu den Ellbogen hoch gerollt. Das Hemd war einen Tag getragen worden und sah entsprechend zerknittert aus. Der Mann wirkte wachsam, sah gleichzeitig aber auch müde aus. Es ging bereits auf Mitternacht zu, und seine Augen waren gerötet und von dunklen Ringen umgeben. Trotzdem war er hellwach und zappelig. Victor sah ihm in die Augen, was der Mann als Einladung zu einem Gespräch auffasste.

»Genau so sollte man reisen.« Er war Engländer, erkennbar an seinem markanten, gepflegten Akzent. »Fliegen? Nein danke. Das sollen die machen, die es nicht besser verstehen. Mit dem Auto? Das ist ja, als wäre man sein eigener Chauffeur.« Er runzelte die Stirn und zog die Mundwinkel nach unten. »Aber der zivilisierte Mann reist mit dem Zug.«

Er lächelte, um zu signalisieren, dass er das nicht wirklich ernst gemeint hatte, aber Victor wusste, dass das Lächeln ein Test war. Sein Gegenüber wollte die Grenzen seines Gesprächspartners ausloten, auf der Suche nach Gemeinsamkeiten, die womöglich die Basis für ein paar kurzweilige Stunden bilden konnten.

Victor blieb stumm. In Bezug auf Konversation - so lautete die Summe seiner Erfahrungen - war weniger mehr.

»Ich bin diese Strecke schon öfter gefahren«, sagte der Engländer. »Ich kann Ihnen genau sagen, wann Sie wo aus dem Fenster schauen müssen. Wenn es wieder hell ist, meine ich. Wie ein Reiseführer. Sie müssen mich natürlich nicht dafür bezahlen. Es sei denn, Sie haben das Bedürfnis.«

Dieses Mal war sein Lächeln echt.

»Ich mag die Eisenbahn, eigentlich schon immer«, sagte Victor. »Oder besser gesagt: Ich habe sie in meiner Kindheit gemocht.«

»Fahren Sie zum ersten Mal mit dem Roten Pfeil?«

Victor nickte.

»Dann genießen Sie´s.« Er streckte Victor die Hand entgegen. »Ich heiße Leonard Fletcher.«

Victor gab nur ungern anderen Menschen die Hand. Er hielt ganz generell nicht viel von Körperkontakt. Menschen, die ihn berühren wollten, wollten ihm in der Regel etwas antun. Er nahm die angebotene Hand trotzdem an, weil der Mann für ihn keine Gefahr darstellte und Victor solche zwischenmenschlichen Kontakte nutzen musste, um die Fassade der Normalität aufrechtzuerhalten.

»Ich heiße Jonathan.«

»Sehr erfreut, Jon. Ich hatte schon Angst, dass bloß Pärchen oder alte Leute mitfahren würden. Manchmal ist das so. Dann hat man niemanden zum Reden. Die Landschaft ist ja schön und gut, aber bei Nacht nützt einem das nichts, stimmt´s? Und früh schlafen zu gehen hat auch keinen Sinn, weil ich eine Nachteule bin. Ich störe Sie doch nicht, oder?«

»Keineswegs«, erwiderte Victor.

»Das habe ich mir gedacht. Sie sehen aus, als würden Sie sich auch langweilen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich mich einfach zu Ihnen gesetzt habe.«

»Keineswegs«, wiederholte Victor.

Jetzt ertönte eine Lautsprecherdurchsage. Der Speisewagen wurde in Kürze geschlossen.

»Haben Sie den kroatischen Rotwein schon probiert?«

Victor schüttelte den Kopf. »Ich bin kein großer Weintrinker. Es sei denn, es ist ein guter Dessertwein.«

Der Engländer machte unverzagt weiter. »Sollten Sie aber. Der Merlot ist ein Gedicht. Und billig noch dazu. Das kann ja nie schaden.«

»Ich werd´s mir merken.«

Danach saßen sie eine Zeit lang schweigend da. Je länger das Schweigen dauerte, desto nervöser wurde der Engländer. Er hätte gerne weitergeplaudert, aber es bereitete ihm Mühe, das Gespräch in Gang zu halten. Da Victor nur einsilbige Antworten gab, musste er die ganze Arbeit machen.

Der Mann ließ sich alles bisher Gesagte noch einmal durch den Kopf gehen und fand schließlich einen Anknüpfungspunkt: »Sie haben gesagt, dass Sie als Kind Züge gern gehabt haben. Waren Sie vielleicht einer von diesen Außenseiter-Typen, die endlose Listen anlegen und Fahrpläne auswendig lernen?«

Er grinste. Die kleine Spitze sollte eine Antwort provozieren, ganz egal was für eine.

Victor schüttelte den Kopf. »Damals hatte ich praktischere Hobbys. Ich habe zum Beispiel gerne irgendwelche Sachen gebastelt. Ich kann gar nicht genau sagen, wieso ich Züge gemocht habe. Ich habe sie immer von meinem Zimmerfenster aus gesehen, auf der Fahrt zum Bahnhof und wieder weg. Manchmal habe ich den ganzen Tag über nichts anderes gemacht, als ihnen zuzuschauen. Vielleicht war es ja das Geräusch. Das gleichmäßige Rumpeln kann sehr beruhigend sein, fast wie Musik.«

»Moment mal, haben Sie wirklich gerade gesagt, dass Sie den ganzen Tag lang Züge beobachtet haben? Ist das Ihr Ernst?«

Victor nickte.

»Hatten Sie keinen Fernseher zu Hause?«

Victor schüttelte den Kopf.

Der Mann sagte: »Donnerwetter, Sie müssen ja eine stinklangweilige Kindheit gehabt haben. Sie tun mir leid.«

»Was wir nie hatten, können wir auch nicht vermissen, nicht wahr?«

»Kann ich nicht beurteilen. Ich war ein verzogener Fratz. Wir hatten alles, jedes Spielzeug, jeden Mist. Mutter hing an der Flasche und hat uns dem Kindermädchen überlassen, und Vater hatte keine Ahnung, was er mit uns reden sollte. Darum hat er uns lauter Zeug gekauft, das wir nicht gebraucht haben. Komisch, dass Sie so eine Vorliebe für Züge gehabt haben. Er hatte nämlich eine Modelleisenbahn im Dachgeschoss. Ich schätze mal, das war sein Spielzeug. Eine prima Ausrede, um nichts mit den Blagen zu tun zu haben und sich zurückziehen zu können. Er hat oft viele Stunden da oben verbracht. Einmal hat er versucht, mich dafür zu begeistern, aber ich konnte damit nichts anfangen. Wenn der Zug einmal im Kreis gefahren ist, dann hat man alles gesehen. Dann passiert nichts Neues mehr. Ich habe keine Ahnung, was daran Spaß machen soll. Das ist Schwachsinn hoch drei, wenn Sie mich fragen.«

»Die Sache ist die«, sagte Victor und beugte sich vor. »Es geht gar nicht nur um den Zug, der immer im Kreis fährt. Es geht um die ganze, winzig kleine Welt. Die Einzelheiten. Die Perfektion. Es geht um die Grashalme und die sorgfältig aus kleinen Zweigen und gefärbten Flechten gebastelten Bäume. Es geht um die winzigen Menschen, die in einer zeitlosen, idyllischen Landschaft ihr winziges Leben leben. Darin liegt wirklich eine unglaubliche Schönheit, aber man muss bereit sein, sie zu sehen.«

Fletcher sog zwischen zusammengebissenen Zähnen die Luft ein. Er fühlte sich unwohl. »Oh, ach so. Tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Ich wusste nicht, dass Sie auch eine hatten. Hätte ich mir aber denken können, stimmt´s?...


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Tom Wood, der eigentlich Tom Hinshelwood heißt, ist freischaffender Bildeditor und Drehbuchautor. Er wurde in Staffordshire, England, geboren und lebt mittlerweile in London. Sein Debütroman »Codename Tesseract« sowie auch die nachfolgenden Thriller um den brillanten Profikiller Victor wurden von Kritik wie Lesern begeistert gefeiert.