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Die Tage des Jägers

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am19.03.2018
Victor ist der perfekte Jäger. Er taucht auf, um zu töten, und verschwindet wieder, ohne Spuren zu hinterlassen. Doch jetzt wird er selbst gejagt - von einem hochrangigen Mitarbeiter des amerikanischen Geheimdiensts: Antonio Alvarez ist entschlossen, den Mann zu fassen, den er für zahlreiche Morde an CIA-Agenten verantwortlich macht. Und der ihm immer entwischt ist. Als er Victor gefährlich nahe kommt, gibt es für diesen nur eine Chance: Eine brillante Auftragsmörderin, deren Leben er einst gerettet hat, soll nun seines retten. Doch dazu muss sie ihn töten ...

Tom Wood, der eigentlich Tom Hinshelwood heißt, ist freischaffender Bildeditor und Drehbuchautor. Er wurde in Staffordshire, England, geboren und lebt mittlerweile in London. Sein Debütroman »Codename Tesseract« sowie auch die nachfolgenden Thriller um den brillanten Profikiller Victor wurden von Kritik wie Lesern begeistert gefeiert.
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Produkt

KlappentextVictor ist der perfekte Jäger. Er taucht auf, um zu töten, und verschwindet wieder, ohne Spuren zu hinterlassen. Doch jetzt wird er selbst gejagt - von einem hochrangigen Mitarbeiter des amerikanischen Geheimdiensts: Antonio Alvarez ist entschlossen, den Mann zu fassen, den er für zahlreiche Morde an CIA-Agenten verantwortlich macht. Und der ihm immer entwischt ist. Als er Victor gefährlich nahe kommt, gibt es für diesen nur eine Chance: Eine brillante Auftragsmörderin, deren Leben er einst gerettet hat, soll nun seines retten. Doch dazu muss sie ihn töten ...

Tom Wood, der eigentlich Tom Hinshelwood heißt, ist freischaffender Bildeditor und Drehbuchautor. Er wurde in Staffordshire, England, geboren und lebt mittlerweile in London. Sein Debütroman »Codename Tesseract« sowie auch die nachfolgenden Thriller um den brillanten Profikiller Victor wurden von Kritik wie Lesern begeistert gefeiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641213077
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum19.03.2018
ReiheVictor
Reihen-Nr.7
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2414 Kbytes
Artikel-Nr.2363817
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 3

Der Kunde stand am Fenster. Er hatte die Vorhänge zugezogen, starrte jedoch durch den schmalen Spalt zwischen Vorhang und Wand hinaus in die Nacht. Er war in seinen grauen Anzug geschlüpft - jedes Mal war er unheimlich schnell wieder angezogen -, ohne sich zu duschen. Er duschte nie, und sie hatte mittlerweile aufgegeben, ihn auf die Möglichkeit hinzuweisen. Es kam ihr zwar ziemlich seltsam vor, weil er ansonsten so einen sauberen Eindruck machte, aber er wollte in ihrer Gegenwart nicht länger als unbedingt nötig unbekleidet sein. Wahrscheinlich schämt er sich, wenn er nackt ist, dachte sie, obwohl er dazu nicht den geringsten Anlass hatte. Sie hatte noch nie einen durchtrainierteren Mann gesehen. Seine Muskeln waren so hart, dass es schmerzte, wenn er sich zu fest an sie drückte, und seine Haut war so straff, dass sein Körper wie eingeschweißt wirkte. Wahrscheinlich sind ihm die Narben peinlich, dachte sie. Er hatte so viele davon - viel mehr, als sie je bei einem einzelnen Menschen wahrgenommen hatte. Manche sahen ziemlich grässlich aus, aber trotzdem fand sie sie nicht hässlich. Eigentlich sogar genau das Gegenteil. Für sie erzählte jede einzelne eine neue, spannende Geschichte, war jede Narbe die Seite eines Buches, das sie nur zu gerne gelesen hätte.

Er war ein Russe, groß und dunkel. Er hatte zwar nie gesagt, woher er stammte, aber sie hatte seinen Akzent sofort erkannt, weil sie viele seiner Landsleute kannte. Sie beobachtete ihn, wie er dort am Fenster stand, während sie sich einen Bademantel nahm und ihre Kleider, die am Fuß des Betts lagen, zusammenraffte. Sie brauchte immer ein wenig länger, bis sie sich erholt hatte.

»Sie steht nicht da draußen«, sagte sie.

Der dunkelhaarige Russe sah sie nicht an. »Wer steht nicht da draußen?«

»Deine Frau.«

Er hatte ihr zwar seinen Namen genannt, aber sie ging davon aus, dass es nicht sein richtiger war - sie hatte sich schon längst daran gewöhnt, dass ihre Kunden ihr nicht die Wahrheit sagten. Trotzdem ließ sie sich nichts anmerken. Sie spielte immer die Rolle, für die sie bezahlt wurde.

»Ich bin nicht verheiratet«, erwiderte er.

»Natürlich nicht«, meinte sie. »Deswegen musst du auch immer nachsehen, ob jemand draußen steht, vorher und nachher. Du glaubst vielleicht, dass mir das nicht auffällt, aber da täuschst du dich. Du hast Angst, dass deine Frau dich erwischen könnte. Darum kannst du es auch nie voll und ganz genießen.«

»Ich versichere dir, dass ich die Zeit mit dir sehr wohl genieße.«

»Das habe ich nicht gemeint, und das weißt du auch. Wenn du keine Angst haben müsstest, dass sie dich in flagranti ertappt, dann könntest du dich besser entspannen und hättest noch mehr von unserer gemeinsamen Zeit.«

»Ich habe keine Angst«, fühlte er sich verpflichtet zu sagen.

Das war eine eigenartige Bemerkung, oder besser: es wäre eine gewesen, wenn sie von jemand anderem gekommen wäre. Doch da er selbst mehr als nur ein bisschen eigenartig war, war dieser Satz fast schon normal. Sie hatte genügend Zeit mit Männern zugebracht, um zu wissen, wie sie tickten. Sie konnte ihre Handlungen interpretieren und zwischen den Zeilen lesen. Aber dieser hier war und blieb ihr ein Rätsel. Die Sache mit dem Fenster hatte sie entschlüsselt, ja, aber das war auch nicht weiter schwierig gewesen. Männer betrogen ihre Frauen, und ihre Frauen waren nicht dumm. Ein Mann, der den Verdacht hatte, dass seine Frau ihm womöglich bis zur Wohnung seiner Geliebten gefolgt war, brauchte noch lange nicht paranoid zu sein. Andererseits war da das Bett. Es hatte mehrere Besuche gedauert, bis sie gemerkt hatte, dass er es ein kleines Stückchen von der Wand abgerückt hatte. Aufgefallen war es ihr, weil sie die Schläge des Kopfbretts nicht mehr gehört hatte. Sie wohnte in einem zweistöckigen Haus und hatte das Bett extra an eine Außenwand gestellt, damit nicht irgendwann ein wütender Nachbar an ihre Tür klopfte. Genau deswegen. Denn Männer, das wusste sie in der Zwischenzeit, hörten diese Schläge gerne. Sie fühlten sich gerne stark und mächtig. Aber dieser hier nicht.

Sie gähnte. Es wurde langsam spät, und sie war ausgelaugt. »Morgen wieder um die gleiche Zeit?«

Sie ließ die Kleider in einen Wäschekorb fallen und warf einen Blick in den Spiegel auf dem Schminktisch. Das Zimmer war einfach, aber geschmackvoll eingerichtet. Es war ihr zweites Schlafzimmer. Dort, wo sie schlief, empfing sie keine Kunden. Sie war zwar mit der Art und Weise, wie sie ihren Lebensunterhalt verdiente, durchaus im Reinen, aber so im Reinen nun auch wieder nicht. Sie brauchte ihren eigenen, privaten Raum. Berufliches und Privates sollten voneinander getrennt sein, und wenn sie jemandem privat näherkommen wollte, dann sollte das nicht im selben Zimmer geschehen, wo sie beruflich Nähe praktizierte.

Sie hatte eine gute Ausbildung genossen, besaß zwei Universitätsabschlüsse, davon einen Master, war viel gereist und hatte ehrenamtliche Arbeit geleistet, aber mit ihrer jetzigen Tätigkeit verdiente sie weit mehr, als sie sich in der wirklichen Welt jemals erträumen könnte. Ihr Vater war ein Trunkenbold, und ihre Mutter war auf dem Kindsbett gestorben. Bis auf ihr Aussehen und ihren Charme hatte das Leben ihr nichts geschenkt. Die Universität hatte sie durch harte Arbeit und den inneren Drang, sich zu verbessern, bewältigt, doch die Welt beurteilte sie nach ihrem Aussehen und nicht nach ihren geistigen Fähigkeiten. Daher war es nur logisch gewesen, dass sie irgendwann mitgespielt hatte. Wenn sie nicht der Mensch sein konnte, der sie sein wollte, dann würde sie eben das Beste aus dem Menschen machen, den die anderen in ihr sahen.

Der dunkelhaarige Mann hatte ihr noch keine Antwort gegeben, aber er sprach sowieso nicht viel. Er antwortete immer nur, wenn er angesprochen wurde. Sie fragte sich, ob er am liebsten gar nicht reden würde. Ob er zufrieden gewesen wäre, wenn jenseits des Körperlichen gar keine Kommunikation stattgefunden hätte.

»Was soll ich anziehen? Wieder das weiße Kleid? Das hat dir gefallen, stimmt´s?«

Sie musste lächeln, als sie daran dachte, wie er reagiert hatte, als sie es das erste Mal getragen hatte.

Er erwiderte: »Ich verlasse Sofia, morgen in aller Frühe.«

»Dann hättest du dir aber wirklich ein bisschen mehr Schlaf gönnen müssen, nicht wahr?« Sie zwinkerte ihm zu. »Und wann kommst du wieder zu mir?«

»Gar nicht.«

Ihr Lächeln fiel in sich zusammen. »Was soll das heißen, gar nicht?«

Er sah sie an. »Ich reise ab. Ich komme nicht wieder zurück.«

»Das redest du dir bloß ein, nicht wahr? In dieser Woche warst du doch an jedem Abend hier.«

»Und das war ein Fehler«, sagte er ohne jede erkennbare Gefühlsregung. »Normalerweise mache ich so etwas nicht. Ich weiß es besser. Ich hätte es besser wissen müssen.«

»Aber ich bin etwas Besonderes, nicht wahr?«, sagte sie und kannte die Antwort bereits. »Ich bringe dich dazu, deine Regeln zu brechen. Ich weiß, dass du mich magst. Du kommst nicht dagegen an. Genau diese Wirkung habe ich auf Männer. Sie können mir nicht widerstehen. Sie kommen immer wieder zurück.«

»Ich nicht. Nie mehr.«

»Und wieso nicht?« Es war weniger eine Frage als eine gebieterische Aufforderung.

»Weil ich mich nie länger irgendwo aufhalte. Ein paar Tage, eine Woche allerhöchstens. Und das ist meine siebte Nacht in derselben Stadt. Ich habe den Bogen sowieso schon überspannt.«

Sie konnte ihre Verwirrung genauso wenig verbergen wie ihre Verletztheit angesichts dieser schroffen Zurückweisung.

Er fuhr fort: »Falls ich dich aus irgendeinem Grund zu falschen Schlüssen verleitet haben sollte, dann gebe ich dir gerne auch das Geld für morgen, aber ich komme bestimmt nicht noch einmal hierher.«

Sie wandte sich ab. »Nein, ich will kein Geld von dir. Ich könnte schon mit dem, was du mir bisher gegeben hast, einen ganzen Monat Urlaub machen.«

»Und wo ist dann das Problem?«

»Wer sagt, dass es ein Problem gibt, wenn du ohne jede Vorwarnung einen Schlussstrich ziehst?«

»Ich wusste nicht, dass ich dich hätte vorwarnen sollen. Ich dachte eigentlich, dass wir die geschäftlichen Bedingungen eindeutig geregelt hätten.«

»Ich weiß, das haben wir auch. Aber du hast doch selbst gesagt, dass du so etwas normalerweise nicht machst.«

»Und genau deshalb kann ich es nicht noch einmal machen.«

»Aber als ich gesagt habe, dass du mich magst, da hast du mir nicht widersprochen.«

»Ich verstehe nicht, was du meinst«, sagte er, und das war nun wirklich ausgesprochen empörend. Er war so naiv, so einfach gestrickt. Nein, er war dämlich. Seine Dämlichkeit war absolut lächerlich.

»Natürlich verstehst du das nicht. Wie solltest du auch?«

»Ich habe nie gesagt, dass das etwas Langfristiges werden würde. Vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt. Falls ich dir Unannehmlichkeiten bereitet habe oder du darauf angewiesen bist, dass ich dich regelmäßig besuche, dann kann ich mich nur entschuldigen.«

Sie lachte ein hohles, spöttisches Lachen. »Willst du jetzt etwa das Arschloch spielen? Sieh mich an. Glaubst du wirklich, dass ich nicht genügend Kunden bekommen kann? Ich entscheide ganz allein, wen ich nehme und wen nicht. Ich dachte, das hätte ich unmissverständlich deutlich gemacht. Und in zehn Jahren kann ich immer noch ganz alleine entscheiden. Aber du wagst es, zu behaupten, ich sei auf dich...


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Autor

Tom Wood, der eigentlich Tom Hinshelwood heißt, ist freischaffender Bildeditor und Drehbuchautor. Er wurde in Staffordshire, England, geboren und lebt mittlerweile in London. Sein Debütroman »Codename Tesseract« sowie auch die nachfolgenden Thriller um den brillanten Profikiller Victor wurden von Kritik wie Lesern begeistert gefeiert.