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Todesstille

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am30.11.2016
Wenn irgendwo in der amerikanischen Provinz ein großer Hollywoodfilm gedreht wird, kämpfen die Einheimischen normalerweise um eine winzige Rolle - um einen Augenblick des Ruhms. Als die Filmemacher John Pellam und Marty Jacobs im verschlafenen Städtchen Cleary eintreffen, wird ihnen jedoch ein ganz anderer Empfang zuteil: Nach einem offensichtlich gezielten Schuss stirbt Marty in seinem brennenden Auto! Erschüttert versucht John, die scheinbar sinnlose Tat aufzuklären. Dabei wird ihm aber bald klar: Im Gewehr des Mörders befindet sich auch noch eine Kugel für ihn ...

Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat Jeffery Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht. Nach der weltweit erfolgreichen Kinoverfilmung begeisterte auch die TV-Serie um das faszinierende Ermittler- und Liebespaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs die Zuschauer. Neben Lincoln Rhyme hat Deaver mit Colter Shaw einen weiteren außergewöhnlichen Serienhelden geschaffen.
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Produkt

KlappentextWenn irgendwo in der amerikanischen Provinz ein großer Hollywoodfilm gedreht wird, kämpfen die Einheimischen normalerweise um eine winzige Rolle - um einen Augenblick des Ruhms. Als die Filmemacher John Pellam und Marty Jacobs im verschlafenen Städtchen Cleary eintreffen, wird ihnen jedoch ein ganz anderer Empfang zuteil: Nach einem offensichtlich gezielten Schuss stirbt Marty in seinem brennenden Auto! Erschüttert versucht John, die scheinbar sinnlose Tat aufzuklären. Dabei wird ihm aber bald klar: Im Gewehr des Mörders befindet sich auch noch eine Kugel für ihn ...

Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat Jeffery Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht. Nach der weltweit erfolgreichen Kinoverfilmung begeisterte auch die TV-Serie um das faszinierende Ermittler- und Liebespaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs die Zuschauer. Neben Lincoln Rhyme hat Deaver mit Colter Shaw einen weiteren außergewöhnlichen Serienhelden geschaffen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641196240
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum30.11.2016
Reihen-Nr.1
SpracheDeutsch
Dateigrösse3645 Kbytes
Artikel-Nr.2082069
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

... Eins

»Irgendwann mal habe ich diese gruselige Geschichte über dich gehört«, sagte Marty. »Aber ich hatte keinen Schimmer, ob sie wahr ist oder nicht.«

Pellam sah nicht zu ihm hinüber. Er saß am Steuer des Winnebago Chieftain 43 und fuhr zurück in die Stadt. Sie hatten gerade zwei Kilometer die Straße hinauf ein altes Farmhaus gefunden und dem erstaunten Besitzer 1300 Dollar geboten, um zwei Szenen auf seiner vorderen Veranda drehen zu können, sofern er nichts dagegen hätte, dass statt seines rostigen orangefarbenen Nissans ein paar Tage lang ein Mähdrescher in der Einfahrt stehen würde. Für so viel Geld, hatte der Farmer gemeint, würde er, falls gewünscht, den Wagen sogar aufessen.

Pellam hatte ihm gesagt, das sei nicht nötig.

»Du hast mal als Stuntman gearbeitet?«, fragte Marty mit seiner hohen Stimme und dem leichten Mid-West-Akzent.

»Ein bisschen, ja. Nur für ein Jahr oder so.«

»Ah, ja. Der Film, den du gemacht hast?«

»M-hm.« Pellam nahm seine alte schwarze Hugh-Hefner-Sonnenbrille ab. Am frühen Morgen dieses Herbsttages hatte sich ein stahlblauer Himmel von Horizont zu Horizont gespannt. Vor einer halben Stunde hatte sich der Himmel bezogen, und jetzt, am frühen Nachmittag, sah er aus wie zur Abenddämmerung im Winter.

»Es war ein Spielberg-Film«, sagte Marty.

»Für Spielberg habe ich nie gearbeitet.«

Marty überlegte. »Nein? Also, ich habe aber gehört, dass es ein Spielberg-Film war. Egal, jedenfalls gibt´s eine Szene, in der der Hauptdarsteller mit dem Motorrad über eine Brücke fährt und hinter ihm Granaten hochgehen. Der Typ fährt wie der Henker, hinter ihm immer die Granaten. Dann wird er von einer getroffen und in dem Moment durch die Luft gewirbelt, in dem die Brücke unter ihm zusammenkracht. Okay? Man wollte aber eine Puppe nehmen, weil der Stunt Supervisor niemand von seinen Jungs ranlassen wollte. Dann kommst du und sagst dem zweiten Aufnahmeleiter, er soll die Kameras laufen lassen. Und du, na ja, hast es einfach gemacht.«

»Hm-hm.«

Marty sah zu Pellam hinüber und wartete. Dann lachte er. »Was meinst du mit hm-hm ? Hast du oder hast du nicht?«

»Ja, ich erinnere mich daran.«

Marty verdrehte die Augen und beobachtete in der Ferne einen Vogel. »Oh, er erinnert sich ...« Er wandte sein Gesicht wieder Pellam zu. »Dann habe ich noch gehört, dass du nicht richtig durch die Luft geflogen bist, sondern dich an einem Kabel festklammern musstest, während die Brücke unter dir zusammengekracht ist.«

»M-hm.«

Marty wartete immer noch. Es machte keinen Spaß, jemandem Kriegsgeschichten zu erzählen, von dem man sie eigentlich zu hören bekommen sollte. »Und?«

»Ziemlich genau so ist es passiert.«

»Hattest du keine Angst?«

»Klar hatte ich die.«

»Warum hast du´s dann gemacht?«

Pellam griff nach unten zu der Flasche Bier, die zwischen seinen ausgelatschten Cowboy-Stiefeln klemmte. Er blickte in die rotgelbe Herbstlandschaft auf der Suche nach New-York-State-Polizisten, dann hob er die Flasche an die Lippen und leerte sie. »O ja, damals habe ich lauter verrückte Sachen gemacht. War dumm von mir. Der Aufnahmeleiter hat mich rausgeschmissen.«

»Aber die Aufnahme haben sie verwendet?«

»Ging nicht anders. Sie hatten keine Brücke mehr.«

Pellam drückte das ausgeleierte Gaspedal durch, um eine Anhöhe zu nehmen. Der Motor reagierte nicht gerade prompt, ließ von irgendwo aus seinen Tiefen ein Klopfen hören, wie man es halt bei einem alten Wohnmobil gewohnt sein sollte, das ächzend bergauf fährt.

Marty war neunundzwanzig und dünn und trug in seinem linken Ohr einen goldenen Ring. Er hatte ein rundes, glattes Gesicht, und seine Augenlider waren direkt mit seinem Herz verbunden - sie öffneten sich ganz weit, sobald sein Puls einen Zahn zulegte. Pellam war älter. Auch er war dünn, aber eher sehnig, und hatte einen dunklen Teint; den schütteren, grau gesprenkelten Bart, den er sich seit einer Woche wachsen ließ, konnte er schon nicht mehr sehen. Die Lider über seinen graugrünen Augen öffneten sich niemals sehr weit. Beide Männer trugen Bluejeans und Jeansjacken, Marty ein schwarzes T-Shirt, Pellam ein blau kariertes Arbeiterhemd. Mit solchen Klamotten und seinen spitzen Stiefeln sah Pellam eher wie ein Cowboy aus, und wenn jemand - vor allem eine Frau - einen Kommentar darüber abgab, antwortete er stets, er sei mit Wild Bill Hickok verwandt. Das entsprach zwar der Wahrheit, aber in einer solch komplizierten Weise, dass er sich heute nicht mehr genau erinnerte, wo auf seiner Ahnentafel der Revolverheld angesiedelt war.

»Ich würde gerne als Stuntman arbeiten«, sagte Marty.

»Kann ich mir nicht vorstellen«, gab Pellam zurück.

»Doch, das würde mir Spaß machen.«

»Nein, das würde dir wehtun.«

Die beiden Männer schwiegen eine Weile.

»Dann haben wir also einen Friedhof, einen Marktplatz, zwei Scheunen und ein Farmhaus«, zählte Pellam schließlich auf. »Wir haben kilometerweise Straßen. Was brauchen wir noch?«

Marty blätterte durch ein großes Notizbuch. »Ein ganz, ganz großes Feld, ich meine echt tierisch groß, ein Beerdigungsinstitut, ein Haus im viktorianischen Stil mit einem Garten, in dem man eine Hochzeit feiern kann, einen Eisenwarenladen, so viele Innenräume, dass einem schlecht wird ... oh, Mist, das dauert bestimmt zwei Wochen, bis ich wieder nach Manhattan komme. Ich kann keine Kühe mehr sehen, Pellam. Ich habe diese Viecher so verdammt satt.«

»Bist du schon mal auf einer Kuh geritten?«, fragte Pellam.

»Ich bin aus dem mittleren Westen. Jeder reitet dort auf Kühen.«

»Das habe ich noch nie gemacht. Würde ich aber gerne mal.«

»Pellam, du bist noch nie auf einer Kuh geritten?«

»Nö.«

Mit scheinbar echter Bestürzung schüttelte Marty den Kopf. »O Mann ...«

Es war schon drei Tage her, seit sie von der Interstate abgebogen und hier nach Cleary im Staat New York gefahren waren. Der Winnebago hatte dreihundertfünfzig Kilometer zurückgelegt, sich über Hügel mit knorrigen Pinien gequält, vorbei an verschlafenen Farmen, kleinen, einfachen pastellfarbenen Häusern mit Pick-ups, aufgebockten Wagen ohne Räder und steifer, an langen Leinen aufgehängter Wäsche davor.

Drei Tage Nebel, Septemberstürme, umherwirbelnde gelbe Blätter und Regen, nichts als Regen.

Marty blickte aus dem Fenster, schwieg fünf Minuten lang. Pellam dachte: Schweigen ist Platin.

»Weißt du, woran mich das hier erinnert?«, fragte Marty schließlich.

Der Junge hatte eine Phantasie, die umherschweifte wie eine hungrige Krähe. Pellam hatte keine Ahnung, woran Marty dachte.

»Ich war beim Dreh von Echoes of War dabei«, erklärte Marty.

Das war ein Dreiundsechzig-Millionen-Dollar-Vietnamkriegsfilm, für den Pellam keine Lust gehabt hatte, als Location-Scout die Drehorte auszukundschaften. Jetzt hatte er keine Lust, sich den Film im Kino anzuschauen, und er würde auch keine Lust haben, ihn sich in seinem Videoladen in L. A. auszuleihen.

»Du weißt, dass sie ihn aus irgendwelchen Gründen nicht in Asien gedreht haben?«, meinte Marty.

»Ist das ´ne Frage?«

»Nein, ich erzähl´s dir nur.«

»Hört sich aber an, als würdest du mich das fragen.«

»Nein. Sie haben beschlossen, den Film nicht in Asien zu drehen.«

»Warum nicht?«

»Ist nicht wichtig. Sie haben es halt nicht getan.«

»Na gut«, gab sich Pellam zufrieden.

»Sie haben ihn in England gedreht, in Cornwall.« Martys dickes, ovales Gesicht wirbelte mit einem breiten Grinsen in Pellams Richtung. Pellam mochte es, wenn jemand begeistert war. Aber begeistert waren immer nur Menschen, die viel redeten. Na ja, man kann eben nicht alles haben. »He, wusstest du, dass es in England Palmen gibt? Ich dachte, ich sehe nicht richtig. Palmen ... Egal, der Setdesigner hat beim Truppenstützpunkt unglaubliche Arbeit geleistet mit Einschlaglöchern von Granaten und allem Drum und Dran. Wir sind um fünf Uhr aufgestanden, um zu drehen. Ich hatte echt immer ein komisches Gefühl. Ich meine, ich wusste, dass wir in England sind und dass es nur ein Film ist. Aber alle Schauspieler waren verkleidet, hatten Uniformen an, haben in Erdlöchern geschlafen und Armeeproviant gegessen. Der Regisseur wollte es so haben. Ich kann dir sagen, wenn ich da so rumstand, war mir ganz ... unwohl.« Er überlegte, ob dies der richtige Ausdruck war. Er entschied sich für ein Ja und wiederholte es. »Unwohl. Ja, genauso fühle ich mich auch jetzt.«

Er verfiel in Schweigen.

Pellam hatte bei mehreren Kriegsfilmen mitgearbeitet, aber im Moment fiel ihm keiner davon ein. Woran er dachte, war das Muster der gesprungenen Scheibe am Seitenfenster seines Wohnmobils. Winnebagos haben dicke Fenster, und man muss schon kräftig zuschlagen, um eine Flasche hindurchwerfen zu können. Auf dem Zettel darin hatte gestanden: »Lebt wohl«. Das Wohnmobil war im Lauf der Jahre schon mehrmals Opfer kreativer Zerstörungswut gewesen, aber nie auf eine so zweideutig beunruhigende Art. Die Vandalen hatten offensichtlich absichtlich die Windschutzscheibe verschont; Pellams Blick sollte wohl durch nichts getrübt werden, wenn er aus der Stadt hinausfahren würde.

Pellam hatte auch bemerkt, dass es eine Flasche gewesen war, kein Stein, und sie hätte genauso gut Benzin statt der sorgfältig geschriebenen Nachricht enthalten können.

Genau daran dachte John Pellam im Moment. Nicht an Stunts, Kriegsfilme oder unheilvolle Sonnenaufgänge über England.

»Es wird...

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Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat Jeffery Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht. Nach der weltweit erfolgreichen Kinoverfilmung begeisterte auch die TV-Serie um das faszinierende Ermittler- und Liebespaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs die Zuschauer. Neben Lincoln Rhyme hat Deaver mit Colter Shaw einen weiteren außergewöhnlichen Serienhelden geschaffen.