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Feuerzeit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am30.11.2016
Ein skrupelloser Brandstifter versetzt das New Yorker Viertel Hell's Kitchen in Angst und Schrecken. Bei Dreharbeiten in einem heruntergekommenen Mietshaus sieht sich der Dokumentarfilmer John Pellam plötzlich von einer Flammenwand eingeschlossen. Ihm gelingt es zu entkommen, doch ein kleiner Junge stirbt. Verdächtig schnell steht für die Polizei die Täterin fest: Ettie Washington ist schwarz, arm und kann sich keinen Anwalt leisten. Noch ahnt niemand, dass der wahnsinnige Feuerteufel eine ganz persönliche Rechnung mit John Pellam offen hat ...

Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat Jeffery Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht. Nach der weltweit erfolgreichen Kinoverfilmung begeisterte auch die TV-Serie um das faszinierende Ermittler- und Liebespaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs die Zuschauer. Neben Lincoln Rhyme hat Deaver mit Colter Shaw einen weiteren außergewöhnlichen Serienhelden geschaffen.
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Produkt

KlappentextEin skrupelloser Brandstifter versetzt das New Yorker Viertel Hell's Kitchen in Angst und Schrecken. Bei Dreharbeiten in einem heruntergekommenen Mietshaus sieht sich der Dokumentarfilmer John Pellam plötzlich von einer Flammenwand eingeschlossen. Ihm gelingt es zu entkommen, doch ein kleiner Junge stirbt. Verdächtig schnell steht für die Polizei die Täterin fest: Ettie Washington ist schwarz, arm und kann sich keinen Anwalt leisten. Noch ahnt niemand, dass der wahnsinnige Feuerteufel eine ganz persönliche Rechnung mit John Pellam offen hat ...

Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat Jeffery Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht. Nach der weltweit erfolgreichen Kinoverfilmung begeisterte auch die TV-Serie um das faszinierende Ermittler- und Liebespaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs die Zuschauer. Neben Lincoln Rhyme hat Deaver mit Colter Shaw einen weiteren außergewöhnlichen Serienhelden geschaffen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641196257
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum30.11.2016
Reihen-Nr.3
SpracheDeutsch
Dateigrösse1918 Kbytes
Artikel-Nr.2082073
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

... Zwei

Als er die Augen öffnete, blickte ein Wachmann auf ihn herab.

»Sir, sind Sie Patient hier?«

Er schnellte hoch und merkte, dass er sich bei der Flucht vor dem Feuer verletzt und Brandwunden zugezogen hatte. Aber erst die fünf Stunden, die er in der Notaufnahme auf dem orangefarbenen Fiberglasstuhl geschlafen hatte, hatten ihn so richtig fertig gemacht. Sein Nacken tat höllisch weh, als er sich bewegte.

»Ich bin eingeschlafen.«

»Sie können hier nicht schlafen.«

»Ich war Patient hier. Ich wurde gestern Abend hier behandelt, und dann bin ich eingeschlafen.«

»Ja, Sir. Sie wurden hier zwar behandelt, aber Sie können trotzdem nicht bleiben.«

Seine Jeans waren voller Brandlöcher, und er hatte den leisen Verdacht, dass er völlig verdreckt war. Die Wache muss ihn für einen Landstreicher gehalten haben.

»Gut«, sagte er, »noch eine Minute.«

Pellam drehte seinen Kopf langsam im Kreis. Tief in seinem Nacken knackte es, dann ein stechender Schmerz, als würde sich ein Eisgetränk in seinem Kopf ausbreiten. Er zuckte zusammen und blickte sich schließlich um. Er verstand, warum ihn die Wache rausschmeißen wollte. Das Zimmer war voller Patienten, die auf ihre Behandlung warteten. Aufgeregte Gespräche brandeten durch den Raum - englisch, spanisch, arabisch. Alle Anwesenden hatten Angst oder waren resigniert oder gereizt. Die Resignierten fand Pellam am schlimmsten. Neben ihm saß ein Mann, nach vorne gebeugt, die Unterarme auf die Knie gestützt. In seiner rechten Hand baumelte ein Kinderschuh.

Der Wachmann hatte seine Botschaft überbracht, aber keine Lust, für die Durchsetzung zu sorgen. Statt dessen ging er zu zwei Jugendlichen, die in einer Ecke einen Joint rauchten.

Pellam stand auf und reckte sich. Er kramte in der Tasche und fand den Zettel, den er am Abend zuvor erhalten hatte. Blinzelnd las er, was darauf stand. Dann schnappte er sich seine Videokamera und ging den langen Flur entlang, wo er den Schildern zum Flügel B folgte.

 


Die dünne grüne Linie bewegte sich kaum einen Millimeter.

Der stattliche indische Arzt neben dem Bett hob den Kopf, als würde er überlegen, ob der Hewlett-Packard-Bildschirm kaputt war. Er blickte hinunter auf seine Patientin, die regungslos unter der Bettdecke lag, und hängte das Klemmbrett an den Haken.

John Pellam stand in der Tür. Sein Blick glitt von der dämmrigen Landschaft vor den Fenstern des Manhattan Hospital zurück zu Ettie Washington.

»Liegt sie im Koma?«, fragte er.

»Nein«, antwortete der Arzt. »Sie schläft. Sediert.«

»Kommt sie wieder in Ordnung?«

»Sie hat sich einen Arm gebrochen und einen Knöchel verstaucht. Wir haben keine inneren Verletzungen gefunden. Wir werden noch ein paar Untersuchungen durchführen. Am Gehirn. Sie ist auf den Kopf geknallt, als sie aus dem Fenster gesprungen ist. Sie wissen aber, dass nur Familienmitglieder in die Intensivstation dürfen?«

»Oh«, seufzte Pellam erschöpft. »Ich bin ihr Sohn.«

Der Arzt starrte ihn einen Augenblick an, dann blinzelte er in Ettie Washingtons Richtung, deren Haut so dunkel wie ein Mahagonigeländer war.

»Sie ... ihr Sohn?« Die leeren Augen blickten wieder zu ihm auf.

Von einem Arzt, der auf der wilden West Side von Manhattan arbeitet, würde man mehr Sinn für Humor erwarten. »Ich sag Ihnen was«, meinte Pellam. »Lassen Sie mich fünf Minuten hier sitzen. Ich werde schon keine Bettpfannen klauen. Sie können sie ja nachzählen, bevor ich gehe.«

Immer noch kein Lächeln. »Fünf Minuten«, sagte er schließlich.

Pellam ließ sich auf den Stuhl fallen und stützte sein Kinn in die Hände. Sein Nacken brannte vor Schmerzen. Er setzte sich aufrecht hin und neigte den Kopf zur Seite.

Zwei Stunden später stürmte eine Krankenschwester ins Zimmer und weckte ihn. Sie interessierte sich mehr für Pellams Verband und seine zerrissenen Jeans als für seine Anwesenheit an sich.

»Was ist los, dass hier so viele Patienten sind?«, fragte sie in ihrem kehligen, langgezogenen Dallas-Tonfall. »Und wer ist hier zu Besuch?«

Pellam massierte seinen Nacken und nickte in Richtung des Bettes. »Wir wechseln uns ab. Wie geht´s ihr?«

»Oh, sie ist eine zähe, alte Dame.«

»Wieso wacht sie nicht auf?«

»Vollgedröhnt.«

»Der Arzt hat von weiteren Untersuchungen geredet.«

»Das tun sie immer. Bringen ihren Arsch in Sicherheit. Ich denke, sie kommt wieder in Ordnung. Ich habe vorher mit ihr geredet.«

»Tatsächlich? Was hat sie gesagt?«

»So was Ähnliches wie: Jemand hat meine Wohnung abgefackelt. Es ist doch unsäglich, so was tun, oder? Na ja, sie hat ein anderes Wort als unsäglich verwendet.«

»Ja, unsere Ettie.«

»Das gleiche Feuer?«, fragte die Schwester mit Blick auf seine verbrannte Kleidung.

Pellam nickte und erzählte ihr von Etties Sprung aus dem Fenster. Sie war nämlich nicht auf dem Kopfsteinpflaster gelandet, sondern die Müllsäcke der letzten zwei Tage hatten den Aufprall gedämpft. Pellam hatte sie zur Rettungsmannschaft gebracht und war zurück ins Haus gegangen, um den anderen Bewohnern zu helfen. Schließlich hatte auch ihm der Rauch so sehr zugesetzt, dass er in Ohnmacht gefallen war. Erst hier im Krankenhaus war er wieder aufgewacht.

»Sie wissen schon, dass Sie voller Ruß sind?«, fragte die Krankenschwester. »Sie sehen aus wie jemand aus den Kommandotruppen in den Schwarzenegger-Filmen.«

Pellam wischte über sein Gesicht und betrachtete seine fünf schwarzen Fingerspitzen.

»Moment.« Die Schwester verschwand im Flur und kam mit einem nassen Lappen zurück. Kurz überlegte sie, ob sie ihm das Gesicht abwischen sollte, gab dann aber Pellam den Lappen. Pellam putzte sich das Gesicht ab, bis der Lappen schwarz war.

»Äh, möchten Sie einen Kaffee?«, fragte sie.

In Pellams Magen rumorte es. Er vermutete, dass er mindestens ein Pfund Asche geschluckt hatte. »Nein, danke. Wie sieht mein Gesicht aus?«

»Jetzt nur noch dreckig. jedenfalls besser als vorher. Ich muss die Pfannen wechseln. Tschüss, erst mal.« Und weg war sie.

Pellam streckte seine langen Beine aus und untersuchte die Löcher in seiner Levi´s. Völlig hinüber. Für die Überprüfung seiner Betacam brauchte er länger; irgendeine nette Seele hatte sie den Sanitätern gegeben und dafür gesorgt, dass sie mit zur Notaufnahme genommen wurde. Er führte den Standardtest durch - schütteln. Nichts klapperte. Der Ampex-Rekorder hatte ein paar Dellen, doch die Mechanik lief einwandfrei, und das Band, das darin lag - mit dem letzten Interview, das je in der Sechsunddreißigsten Straße West Nummer 458 aufgenommen wurde -, war unversehrt.


Also, John, worüber wollen wir heute reden? Möchten Sie mehr über Billy Doyle hören, meinen ersten Mann? Der alte Hurensohn. Wissen Sie, dieser Kerl und Hell´s Kitchen waren eins. Hier war er groß, aber überall sonst ganz klein. Woanders war er ein Nichts. Hell´s Kitchen war wie dieses Haus, wie eine eigene Welt. Hmm, ich muss Ihnen eine gute Geschichte über ihn erzählen. Ich denke, sie wird Ihnen gefallen ...


An viel mehr von dem, was ihm Ettie beim letzten Interview vor einigen Tagen erzählt hatte, konnte er sich nicht mehr erinnern. Er hatte die Kamera in ihrer kleinen Wohnung aufgebaut, die angefüllt war mit den Momentaufnahmen eines sieben Jahrzehnte währenden Lebens - mit etwa hundert Bildern, mit Körben, Schnickschnack, billigen Möbeln von Goodwill und Essen, das zum Schutz vor Kakerlaken in Tupperdosen verwahrt wurde, die sie sich eigentlich gar nicht leisten konnte. Er hatte die Kamera aufgestellt und eingeschaltet und Ettie dann einfach reden lassen.


Also, Leute, die in Hell´s Kitchen wohnen, kommen auf solche Gedanken. Sie schmieden Pläne, wissen Sie. Billy wollte Land. Er hatte ein Auge auf ein paar Grundstücke geworfen, die in der Nähe vom heutigen Javits Center lagen. Ich sag Ihnen, wenn er das gemacht hätte, wäre er ein reicher Stinker geworden. Ich darf Stinker sagen, weil er das über sich selbst auch gesagt hat.


Eine Bewegung auf dem Bett riss ihn aus seinen Gedanken.

Die alte Frau tippte mit geschlossenen Augen auf den Rand der Bettdecke, als würde sie mit zwei Fingern unsichtbare Perlen suchen.

Pellam machte sich Sorgen. Er erinnerte sich an die letzten Lebenszeichen von Otis Balm, einem hundertzweijährigen Mann, der vor einem Monat gestorben war. Er hatte zu dem Fliederbusch vor dem Fenster im West-Side-Pflegeheim geschaut und angefangen, auf die Bettdecke zu tippen. Jahrelang hatte er im selben Haus wie Ettie gewohnt und sich, obwohl er im Heim untergebracht war, gefreut, über seine Zeit in Hell´s Kitchen reden zu können. Plötzlich hatte der Alte nichts mehr gesagt und auf die Bettdecke getippt - genau wie Ettie jetzt. Dann hatten sich auch seine Finger nicht mehr bewegt. Pellam hatte Hilfe gerufen. Der Arzt hatte den Tod bestätigt. Das täten sie immer, hatte er erklärt - am Ende würden sie immer auf die Bettdecke tippen.

Pellam beugte sich zu Ettie Washington hinüber. Sie stöhnte plötzlich, und aus dem Stöhnen wurden Worte. »Wer ist da?« Ihre Hände blieben ruhig, und sie öffnete die Augen, konnte aber offenbar nicht gut sehen. »Wer ist da? Wo bin ich?«

»Ettie«, sagte Pellam, ohne zu drängen. »Ich bin´s, John Pellam.«

Ettie blinzelte ihn an. »Ich kann kaum was sehen. Wo bin ich?«

»Im Krankenhaus.«

Sie hustete und bat um ein Glas Wasser. »Ich bin froh, dass Sie hier sind. Sind...

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Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat Jeffery Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht. Nach der weltweit erfolgreichen Kinoverfilmung begeisterte auch die TV-Serie um das faszinierende Ermittler- und Liebespaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs die Zuschauer. Neben Lincoln Rhyme hat Deaver mit Colter Shaw einen weiteren außergewöhnlichen Serienhelden geschaffen.